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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.10.2019

Stumme Schreie

Der siebte Schrei
3

Jedes Frühjahr wird ein junger Bursch entführt, der dann eine Woche später tot aufgefunden wird. Das letzte Opfer jedoch kann dem Mörder entkommen und soll nun, ein Jahr danach, von Special Agent Deacon ...

Jedes Frühjahr wird ein junger Bursch entführt, der dann eine Woche später tot aufgefunden wird. Das letzte Opfer jedoch kann dem Mörder entkommen und soll nun, ein Jahr danach, von Special Agent Deacon Hamilton nochmals befragt werden, um die Ermittlungsdaten zu aktualisieren und bei einem neuerlichen Vermisstenfall zu helfen. Allerdings ist der neunjährige Steve auf Marinas Reittherapieranch schwer traumatisiert und noch dazu stumm. Ob er tatsächlich weiterhelfen kann?



Linda Budinger setzt ihren Thriller in der Jetztzeit an und schildert die Situation aus unterschiedlichen Sichtweisen: Deacon Hamilton und ein weiterer Ermittler, Brenner, stehen im Mittelpunkt der Betrachtung, aber auch das entkommene Opfer Steve und der Täter selbst kommen immer wieder zu Wort. Dadurch entsteht eine kontinuierliche Spannung, man kommt dem Mörder Schritt für Schritt auf die Spur, bis sich dieser schließlich dem Leser offenbart, noch bevor Hamilton Gewissheit hat. Die gesamte Handlung ist logisch und strukturiert aufgebaut, etliche Fakten und Phänomene sind ausgezeichnet recherchiert und fließen gut verknüpft ins Geschehen ein.



Die Anzahl der Hauptfiguren ist gut überschaubar, jede einzelne von ihnen genau und klar charakterisiert, sodass man schnell ein deutliches Bild von allen vor Augen hat. Auch die jeweiligen Örtlichkeiten beschreibt die Autorin so übersichtlich, dass der Leser sich selbst in die jeweilige Szene hineinversetzen kann. Schließlich passt auch der angenehm flüssige Schreibstil zu dem spannenden Thema, das hier verarbeitet wird.



Fazit: ein rundum gelungener Thriller mit charakterstarken Figuren und interessanten Details, den ich gerne weiter empfehle.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 27.11.2023

Was ist wahr?

Lügst Du? Wenn die Wahrheit alles zerstört
1

Mira geht kurz nach der Entbindung von Töchterchen Isabelle wieder halbtags arbeiten, bis ihr alles über den Kopf wächst und sie in einen Nervenzusammenbruch schlittert. Vier Wochen verbringt sie in einer ...

Mira geht kurz nach der Entbindung von Töchterchen Isabelle wieder halbtags arbeiten, bis ihr alles über den Kopf wächst und sie in einen Nervenzusammenbruch schlittert. Vier Wochen verbringt sie in einer Spezialklinik, dann entlässt sie sich selbst und freut sich, ihre Familie daheim zu überraschen. Diese Überraschung ist gelungen, allerdings ganz anders als geplant, denn im Schlafzimmer findet sie nicht ihren Mann Samuel und Isy, sondern die blutüberströmte Leiche ihrer Freundin und Geschäftspartnerin Josie. Ein Alptraum beginnt, denn bald weiß Mira nicht mehr, ob sie das alles tatsächlich erlebt oder ob ihr die Psychopharmaka Wahnvorstellungen bescheren.

Gisela B. Schmidt schreibt flott und flüssig. Vom Fleck weg bin ich gefesselt von den detaillierten Einzelheiten, welche die Szenen besser schildern als jeder Film. Kurze Sätze steigern das Tempo, die Handlung lässt einen nicht mehr los. Der stete Wechsel zwischen aktuellen Geschehnissen und früheren Episoden erzeugt eine packende Atmosphäre und unterstreicht Miras Verwirrung, die sich rasch auf den Leser überträgt. Phantasiert die junge Mutter oder führen sie andere Personen an der Nase herum? Die Puzzlestücke, welche einige Hintergründe darlegen und Miras Vorgeschichte erklären, fallen nur langsam an ihren jeweiligen Platz. Als Leser tappt man mit unterschiedlichen Vermutungen bis zum Ende im Dunklen, da nur Mira aus ihrer selektiven Sichtweise erzählt und man keine weiteren Blickwinkel kennenlernt. Genau das aber lässt das Buch so spannend werden und die Neugierde auf die Auflösung beständig wachsen.

Fazit: ein bewegendes Buch mit unerwarteten Überraschungen und einem stimmigen Ende, das ich keinesfalls so vorhergesehen habe. Eine Empfehlung für alle, die logisch durchdachte Psychothriller ohne brutale Szenen lieben. *****

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 16.11.2023

Aussichtslos

Monster (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 11)
1

Die 16jährige Larissa, von allen Lissy genannt, kommt nach dem Eislaufen am Freitagnachmittag nicht mehr nach Hause, auch hat sie nicht, wie geplant, bei ihrer Freundin Sara übernachtet. Als ihre Leiche ...

Die 16jährige Larissa, von allen Lissy genannt, kommt nach dem Eislaufen am Freitagnachmittag nicht mehr nach Hause, auch hat sie nicht, wie geplant, bei ihrer Freundin Sara übernachtet. Als ihre Leiche am Wochenende hinter einem Marienaltar unter der frischen Schneedecke gefunden wird, deuten DNA-Spuren auf einen afghanischen Asylwerber hin, der bereits im Gefängnis gesessen ist. Die Wut der ansässigen Bevölkerung ist groß, allerdings ist Farwad Mahmoudi wie vom Erdboden verschluckt. Bald darauf wird ein Barfüßiger von einem Auto erfasst, der Tote muss aber bereits vor dem Unfall schwer misshandelt worden sein. Zwei Fälle, die aussichtslos erscheinen, denn niemand kann sachdienliche Hinweise liefern, keine einzige Spur führt zu irgendeinem Ziel.

Ein packender Krimi sorgt auf 560 Seiten für großartige Lesestunden und kurzweilige Unterhaltung. Nele Neuhaus schreibt überaus lebendig und vermag die Spannung von Anfang bis zum Ende hoch zu halten und den Leser völlig an die Handlung zu fesseln. Keine einzige Szene ist langweilig, keine Zeile zu viel. Die Kapitel sind übersichtlich auf die Ermittlungstage aufgeteilt, Schauplätze und Blickwinkel wechseln immer wieder ab und enden mit offenen Fragen, sodass der Sog sehr groß ist, stets weiter zu lesen.

Egal, ob man bereits vertraut ist mit dem Team vom K11 oder nicht, die Figuren sind bestens charakterisiert und werden mit wenigen Informationen über deren Privatleben zu ganz realen Menschen mit Stärken und Schwächen. Ihr Handeln wird aus dem Zusammenhang heraus glaubwürdig und authentisch, besonders dann, wenn sie in Gewissenskonflikten gefangen sind. Der Taunus mit seinen kleinen Dörfern, wo jeder jeden kennt und keine sprichwörtliche Leiche im Keller versteckt werden kann, bietet die perfekte Kulisse zu diesem Krimi, denn einerseits herrschen hier Zusammenhalt und Nachbarschaftshilfe, andererseits finden Gerüchte aber auch extrem schnell Verbreitung und säen Misstrauen unter den Bewohnern. Dieses knifflige Mit- und Gegeneinander herauszuarbeiten, gelingt Neuhaus spielend und überzeugend. Werden Missgunst und Argwohn siegen, kann es Gerechtigkeit geben – und wenn ja, dann wie? – das spielt für Pia Sander und Oliver von Bodenstein eine große Rolle und zieht sich wie ein roter Faden durchs spannende Geschehen.

Mich hat dieser Kriminalroman sofort gefesselt mit den phantastischen Ermittlern, die auf der Stelle treten und den gut ineinander verflochtenen Handlungssträngen, die immer dann wechseln, wenn es besonders aufregend ist. Ich spreche sehr gerne eine Leseempfehlung aus und rate dazu, genug freie Zeit einzuplanen, um „Monster“ ohne viele Unterbrechungen genießen zu können.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.11.2023

Die Fortsetzung

Die Zuckerbaronin
1

Bayern, 1911: Die Eltern der Schmugglerfamilie Schindler sind tot, die drei Schwestern müssen nun herausfinden, wohin sie ihre Wege führen. Gwendolyn hat die Seiten gewechselt und Alexander von der Donau ...

Bayern, 1911: Die Eltern der Schmugglerfamilie Schindler sind tot, die drei Schwestern müssen nun herausfinden, wohin sie ihre Wege führen. Gwendolyn hat die Seiten gewechselt und Alexander von der Donau Zucker AG geheiratet, Martha ist immer noch begeistert am Saccharinschmuggel beteiligt und die jüngste, Helena, lernt bei einer Fahrt ins schweizerische Grenzgebiet den schwer einzuschätzenden Andrin kennen. Eine unterhaltsame Fortsetzung der Reihe beginnt.

Wie bereits im Vorgängerband verbinden auch hier Martina Sahler und Heiko Wolz historisch belegte Fakten mit unterhaltsamer Dichtung. Szenen an unterschiedlichen Orten sorgen für Abwechslung und wecken Neugierde, wie es in den einzelnen Handlungssträngen weitergeht. Dennoch schleicht sich im Mittelteil bisweilen eine gewisse Langatmigkeit ein, wohingegen im letzten Drittel einige Figuren einen recht raschen Gesinnungswandel durchleben. Trotz allem ist es interessant, die drei Schwestern in ihrer Entwicklung zu begleiten und auch die anderen Personen zu beobachten, wie sie mit verschiedenen Herausforderungen umgehen.

Nicht ganz so spannend wie Teil Eins, aber durchaus lesenswert – daher vier Sterne.

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Veröffentlicht am 03.08.2023

Im Internet

Wisting und die Tote am Wegesrand
1

Im Internet muss William Wisting diesmal mitlesen, denn Rucksacktouristin Ruby wurde in Spanien ermordet aufgefunden und Astri aus Norwegen beteiligt sich über ein Webforum an der Aufklärung des Falles. ...

Im Internet muss William Wisting diesmal mitlesen, denn Rucksacktouristin Ruby wurde in Spanien ermordet aufgefunden und Astri aus Norwegen beteiligt sich über ein Webforum an der Aufklärung des Falles. So recherchieren interessierte Laien und tragen Informationen zusammen, während die Polizei kaum vorankommt. Als plötzlich auch Astri nichts mehr von sich hören lässt, kommt Bewegung in die Sache.

Knackig kurze Kapitel führen durch die logisch aufgebaute Handlung, wie gewohnt versteht es der Autor, seine Leser von Anfang an zu fesseln und zu unterhalten. Auch wenn diesmal etliche Personen einen realen Namen und zusätzlich einen Nick fürs Internet haben, so sorgen übersichtliche Angaben zum Kapitelbeginn für ausreichende Übersicht. Ein spannender Fall, dazwischen ein wenig Privates, so lautet Jørn Lier Horsts bewährtes Rezept, auch diesmal hat er ins Schwarze getroffen.

Eine angenehme Schreibweise aus neutraler Erzählsicht begleitet den Leser durch das ganze Buch und beleuchtet die Ermittlungsarbeiten aus verschiedenen Perspektiven. Oft sieht man Wisting über die Schulter, dazwischen nimmt man aber auch die Sicht anderer Personen ein und weiß dadurch bisweilen mehr als der Kommissar. So bleibt die Suche nach einem Täter ohne eindeutiges Profil durchgehend spannend, völlig ungewiss, ob der Fall überhaupt aufgeklärt werden kann, aber Wisting ist keiner, der aufgibt.

In diesem Sinne: ein weiterer lesenswerter Band der vielfältigen Krimireihe. Ich warte bereits gespannt auf Fortsetzung.


Titel Wisting und die Tote am Wegesrand
Autor Jørn Lier Horst
ASIN B0C1P8TWCZ
Sprache Deutsch
Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Taschenbuch (432 Seiten) und Hörbuch
Erscheinungsdatum 27. Juli 2023
Verlag Piper
Originaltitel Grenseløs
Übersetzer Andreas Brunstermann
Reihe Wistings schwierigste Fälle

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