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Veröffentlicht am 22.03.2024

bewegende Geschichte einer coabhängigen Schwester

You'd be Home Now
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Eine sehr bewegende, emotionale Familiengeschichte über die Suchterkrankung des Sohnes und vor allem über die Co-Abhängigkeit der Familie. Insbesondere die jüngere Schwester fühlt sich in die Verantwortungsrolle ...

Eine sehr bewegende, emotionale Familiengeschichte über die Suchterkrankung des Sohnes und vor allem über die Co-Abhängigkeit der Familie. Insbesondere die jüngere Schwester fühlt sich in die Verantwortungsrolle gedrängt, die ihr selbst über den Kopf wächst und ihr kaum die Möglichkeit gibt, ihre eigene Jugendzeit auszuleben. Emmy erzählt emotional über die vielen Hoffnungsmomente und Abstürze, die die Suchterkrankung mit ihrem Bruder mit sich bringt. Sie sieht in ihm aber nicht nur die kranke Person, sondern auch ihren liebevollen Bruder, der in ihrer Kindheit mit ihr herumgealbert hat, sie in der Schule beschützt hat und ihr Verbündeter gegen die strengen, bevormundenden und häufig abwesenden Eltern war. Kein Mensch ist nur gut oder schlecht, sondern alle Menschen haben von allen Elementen etwas in sich, das bei gewissen Gelegenheiten mehr oder weniger zum Vorschein kommt. Emmy klammert sich voller Hoffnung auf die Aussicht auf Heilung, da ihr Bruder einen Entzug in einer angesehen Klinik macht und auch danach ist sie positiv eingestellt und hilft ihm, den strengen Plan mit Regeln, den ihre Mutter aufgestellt hat, einzuhalten und ihn bei Verstößen zu decken. Leider kommt sie selbst zu kurz und wird ausgenutzt und in der Schule gemobbt, aber da sie immer die vernünftige und selbstständige Tochter war, muss sie fast alle Kämpfe mit sich selbst austragen. Man spürt die tiefe Traurigkeit und Aussichtslosigkeit sehr und auch, dass sie nach Enttäuschungen nur noch schwer bereit ist, sich auf neue Freund*innen einzulassen und zu erkennen, dass es auch noch Menschen gibt, denen sie am Herzen liegt.
Am besten gefällt mir das Ende, das einen kleinen Lichtblick offenbart, aber nicht zu unrealistisch gehalten ist, mehr möchte ich an dieser Stelle auch nicht verraten. Die Familie ist mit den Problemen und Sorgen am Ende dennoch gewachsen, hat zu einer neuen Konstellation und Stärke gefunden und widmet sich Zukunftsperspektiven mit Sinn.

Veröffentlicht am 20.03.2024

weihnachtlicher historischer Krimi

Mit dem Schnee kommt der Tod
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Der Krimi beschreibt nicht nur die aktuellen Geschehnisse, sondern bezieht auch die Weltsituation im Jahre 1938 während der Weihnachtsfeiertage mit ein. Der Schauplatz ist von der Außenwelt abgeschieden, ...

Der Krimi beschreibt nicht nur die aktuellen Geschehnisse, sondern bezieht auch die Weltsituation im Jahre 1938 während der Weihnachtsfeiertage mit ein. Der Schauplatz ist von der Außenwelt abgeschieden, eine kleine Insel und die Wetterverhältnisse sind miserabel, sodass die wenigen Personen, die sich auf der Insel befinden, dort auch bleiben müssen. Somit schränkt sich nach dem Todesfall der Kreis der möglichen Verdächtigen drastisch ein und eine Suche nach der oder dem Täterin beginnt. Der Ermittler Archie Penrose ist zufälligerweise Teil der Weihnachtsgesellschaft und Krimiautorin Josephine Tey ist auch eingeladen, sowie ein paar wenige berühmte Persönlichkeiten, Personal und ein paar Anwohner. Die Autorin lenkt die Leserinnen von einer verdächtigen Person zur nächsten, sodass mir zwischenzeitlich schon Jede*r verdächtig vorkommt.
Die Autorin Josephine Tey, die mir zu Beginn schon sehr positiv aufgefallen ist, kommt im Laufe der Geschichte für meinen Geschmack zu wenig zur Geltung, sie ist zwar eine Unterstützung für Penrose, aber er dominiert ganz klar. Hier hätte ich mir eine gleichberechtigte Beziehung gewünscht, auch wenn dies in den 1930er Jahren nicht üblich gewesen ist. Ihre Gedankengänge und Schlussfolgerungen finde ich als Bereicherung.

Veröffentlicht am 20.03.2024

Schattenseite und Chance zugleich

Die Influencerin
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Der Thriller hat einen sehr angenehmen Erzählstil aus Sicht von Sarah und zwischendurch kurze Eindrücke in Form von Kommentaren, die die Influencerin erhält, sowie kurze Kapitel aus Sicht einer weiteren ...

Der Thriller hat einen sehr angenehmen Erzählstil aus Sicht von Sarah und zwischendurch kurze Eindrücke in Form von Kommentaren, die die Influencerin erhält, sowie kurze Kapitel aus Sicht einer weiteren Person, von der lange Zeit unklar ist, um wen es sich handelt.
Sehr gut gefallen haben mir die familiären Eindrücke, wie sich die Arbeit von Sarah auf die gesamte Familie auswirkt, aber auch, wie es sich auswirkt, wenn Sarah ihren Account stilllegt und gestalkt wird. Jede*r aus der Familie geht anders mit der Situation um, die Tochter im Teenageralter ist hin- und hergerissen und gerät zwischen die Fronten, Sarah möchte nach dem Selbstmord einer Followerin nicht mehr so oberflächlich weiterarbeiten und ihr Mann und gleichzeitig Manager sieht sie als Einnahmequelle und drängt auf Profit. Zusätzlich kommen noch Unstimmigkeiten mit ihrer Assistentin und Adoptivschwester hinzu sowie Probleme mit einer demenzkranken Mutter und deren Pflegerin. Mehr Personen sind nicht involviert, der Radius ist relativ eingeschränkt, es spielt sich alles in einem kleinen Kreis der Verdächtigen ab. Sarah ist sich sicher, dass von ihr privat verwendete Fotos, die für einen Fake-Account verwendet werden, aus ihrem unmittelbaren Umfeld stammen müssen, denn nur gewisse Personen haben uneingeschränkten Zugang. Wem traut Sarah es am ehesten zu, sie so verletzen und zerstören zu wollen? Dieser Frage muss sie sich stellen und die Antwort darauf wird unschön werden.
Gelungen finde ich, dass Sarah durch die Aktion aufgerüttelt wird, aus ihrem Alltagstrott herausfindet und für sich selbst weiß, dass sie so nicht mehr weiter arbeiten möchte, sondern in Zukunft eine sinnvollere Arbeit bevorzugt. Somit hat diese beängstigende und negative Aktion auch einen kleinen Vorteil. Aber für wen entwickelt sie sich zum Nachteil? Gut finde ich auch, dass Sarah als Influencerin nicht im typischen Teenageralter ist, sondern schon eine reifere Frau und Mutter.
An gewissen Stellen hätte ich mir für einen Thriller noch mehr „thrill“ gewünscht, aber ansonsten habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt und die verpackte Botschaft, mehr auf seine Mitmenschen zu achten und weniger oberflächlich zu sein, ist angekommen.

Veröffentlicht am 18.03.2024

irreführender Klappentext und zu abruptes Ende

Die Verletzlichen
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Der Roman hinterlässt mich zwiegespalten. Ich hatte mir aufgrund des Klappentextes mehr erwartet und auch eine intensivere Auseinandersetzung mit gewissen Themen. Die Probleme der Coronapandemie verbunden ...

Der Roman hinterlässt mich zwiegespalten. Ich hatte mir aufgrund des Klappentextes mehr erwartet und auch eine intensivere Auseinandersetzung mit gewissen Themen. Die Probleme der Coronapandemie verbunden mit der Einsamkeit der Menschen und dem Gefühl der Einschränkungen sind sehr gut gelungen. Die Geschichte rund um die Fürsorge für den Papagei, der sehr pflegeintensiv ist, aber auch etwas bewirkt und zurückgibt, ist spannend dargestellt. Das Zusammenleben von zwei zuvor fremden Menschen finde ich interessant, auch aufgrund des Altersunterschiedes und der anfänglichen Ablehnung der Ich-Erzählerin. Die Gespräche waren zuerst oberflächlich, antastend, werden aber mit der Zeit intensiver und persönlicher, vor allem unter dem Einfluss von berauschenden Mitteln. Dass man sich in diesem Zusammenhang dann noch immer siezt, finde ich unnatürlich und nicht stimmig.
Nicht gefallen haben mir die Gedanken über das Schreiben und die Schriftstellerinnen sowie möglicher Themenbereiche. Dies war zeitweise sehr ausufernd und hat den Lesefluss unterbrochen, ob bewusst oder unbewusst kann ich nicht beurteilen, aber trotzdem für mich keinen Mehrwert gehabt, im Gegenteil.
Ich hätte mich über mehr Gespräche oder emotionalere Diskussionen der Bewohner
innen gefreut. Der Roman war dann für mich auch überraschenderweise abrupt, ohne Höhepunkt, zu Ende.

Veröffentlicht am 14.03.2024

spannender Countdown bis zur Tat

Die Auszeit
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Der Thriller ist aufgrund des Schreibstils erfrischend lebendig zu lesen. Durch die detaillierten Beschreibungen der Charaktere und auch der örtlichen Gegebenheiten, hat man als Leserin das Gefühl auch ...

Der Thriller ist aufgrund des Schreibstils erfrischend lebendig zu lesen. Durch die detaillierten Beschreibungen der Charaktere und auch der örtlichen Gegebenheiten, hat man als Leserin das Gefühl auch selbst mit dabei vor Ort zu sein. Die Situationen werden aus Sicht der Influencer-Gruppe rund um Viktoria sowie dem Team des Retreats geschildert. Zusätzliche Spannung baut auch die Form des Countdowns bis zur Tat auf, indem die Stunden bis zur Tragödie heruntergezählt werden. Ich finde die Stimmung spannend, vor allem der Stimmungswechsel. Zu Beginn des Aufenthaltes sind alle gut gelaunt, zwar im Arbeitsmodus, aber trotzdem verbinden sie die Arbeit mit der angenehmen Auszeit und freuen sich auf ein paar nette Tage miteinander. Schon bald kommen die ersten Unstimmigkeiten auf und als Leserin spürt man deutlich, dass nun hervorkommt, was alles unter der Oberfläche brodelt. Von Stunde zu Stunde werden weitere Geheimnisse aufgedeckt, Affären vermutet und bestätigt und man bekommt einen Blick hinter die Kulissen. Gleichzeitig verändert sich auch die Wetterlage, ein aufkommendes Unwetter zusammen mit einer Menge Cocktails bringt Wahrheiten ans Tageslicht. Wut, Enttäuschungen und Zurückweisungen, Eifersucht bringen zusätzlich die Situation zur Eskalation und einige Personen in Lebensgefahr.
Die beteiligten Personen hatten im Nachhinein betrachtet, keine schöne Auszeit im abgelegenen, idyllischen Retreat, aber mir hat der Thriller eine schöne Auszeit vom Alltagsstress bereitet. Ich würde sehr gerne noch weitere Thriller dieser Art von der Autorin lesen.