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Veröffentlicht am 28.09.2018

gesellschaftskritische Lektüre

Geschenkt
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Kurze Inhaltszusammenfassung:
Gerold Plassek arbeitet als schlecht bezahlter Journalist bei einer Gratiszeitung und betreut dort mit möglichst geringem Aufwand die Klatschkolumne. Er versucht die Tage ...

Kurze Inhaltszusammenfassung:
Gerold Plassek arbeitet als schlecht bezahlter Journalist bei einer Gratiszeitung und betreut dort mit möglichst geringem Aufwand die Klatschkolumne. Er versucht die Tage so gut wie möglich herunterzubiegen um sich am Abend mit seinen Freunden in der Stammkneipe zu treffen und dort bis zur Sperrstunde zu philosophieren und das eine oder andere alkoholische Getränk zu konsumieren. Eines Tages bekommt er plötzlich seinen 14jährigen Sohn Manuel, von dessen Existenz er bis dato nichts wusste, für ein paar Monate zur Nachmittagsbetreuung, da seine Mutter beruflich ins Ausland muss. Fast zeitgleich passiert auch ein großes Wunder: Ein unbekannter Spender reagiert auf seine Klatschkolumne und spendet anonym Geld an die Organisation, die Gerold zuvor in seiner Kolumne erwähnt hat. Somit gerät sein Alltagsleben, wie er es bis dahin gewohnt war, in komplett andere Bahnen und die Veränderungen machen sich auch bei Gerold selbst bemerkbar.

Meine Meinung zum Buch:
Daniel Glattauer schreibt über ein ernstes, problembehaftetes Thema, aber trotzdem mit viel Witz und Satire, sodass das Lesen ein wahrer Genuss ist. Mit der Zeit wird auch der zu Beginn unsympathische Hauptcharakter Gerold immer sympathischer und insgesamt werden die Menschen im Buch mit all ihren positiven wie negativen Seiten beschrieben, was es sehr authentisch macht. Interessant beschrieben ist auch die Annäherung von Gerold und Manuel, die sich zu Beginn überhaupt nicht ausstehen können und mit der Zeit ein eingespieltes Team werden. Auch bei der Auflösung am Ende des Buches, wer oder was sich hinter der mysteriösen Spendenaktion verbirgt, ist es nicht vorhersehbar und der Schluss ist sehr stimmig mit dem restlichen Buch.

Titel und Cover:
Der Titel „Geschenkt“ ist kurz und knackig formuliert und trifft den Inhalt des Buches sehr gut. Am Cover gefällt mir die auffällige Farbgestaltung in türkis, allerdings hat der Hardcovereinband einen anderen Farbton als der sehr dünne und empfindliche Softeinband, was mir nicht so gut gefallen hat und was ich auch nicht als besonders praktisch empfinde.

Mein Fazit:
„Geschenkt“ ist ein gesellschaftskritisches Buch über den Umgang mit Alkohol, das einerseits zum Nachdenken anregt und auf der anderen Seite trotzdem nicht anklagend ist, sondern den Inhalt mit Witz und satirischen Pointen vermittelt.

Veröffentlicht am 28.09.2018

Das Leben in Briefen

Was fehlt, wenn ich verschwunden bin
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Kurze Inhaltszusammenfassung:
Phoebe vermisst ihre ältere Schwester April sehr, die schon seit längerer Zeit stationär in einer Klinik zur Behandlung ihrer Magersucht untergebracht ist. Die kleine Schwester ...

Kurze Inhaltszusammenfassung:
Phoebe vermisst ihre ältere Schwester April sehr, die schon seit längerer Zeit stationär in einer Klinik zur Behandlung ihrer Magersucht untergebracht ist. Die kleine Schwester macht sich große Sorgen, das kann man auch in den rührenden Briefen, die sie täglich an ihre Schwester schreibt, spüren. Die Eltern können mit Phoebe nicht über die Krankheit von April sprechen, da sie es selbst kaum damit zurechtkommen und auch in der Klinik darf Phoebe ihre Schwester nicht besuchen. So ist sie mit ihren Gedanken über die Krankheit ziemlich alleine gelassen und schreibt all ihre Gedanken und Erlebnisse in Briefen nieder, die sie an ihre Schwester schickt. Obwohl sie keine Antwort bekommt, schreibt sie unaufhörlich weiter. Phoebes einziger Trostspender ist der Familienhund, der jetzt auch vermehr ihre Nähe sucht.

Meine Meinung zum Buch:
Lilly Lindner schreibt sehr klar und in einfacher Sprache aus der Sicht eines Kindes, was in einer Familie vorgeht, wenn ein Familienmitglied schwer krank ist und sie beschreibt auch wie unterschiedlich die beiden Elternteile bzw. Phoebe mit der Erkrankung ihrer Schwester umgehen und wie die Familie langsam daran zerbricht. Ebenso ist die Krankheit Magersucht für viele immer noch ein Tabuthema, das totgeschwiegen wird und die Angst der Eltern macht sich auch darin bemerkbar, dass nun auch das Essverhalten der jüngeren Tochter kritisch beobachtet wird. Durch die miteinbeziehende Schreibweise der Autorin, kann man sich sehr gut in die Situation der Familie und insbesondere in die kleine Schwester Phoebe hineinversetzen.
Sehr gut gefallen hat mir dann auch etwa in der Mitte des Buches der Wechsel zu April, die Briefe an ihre Schwester Phoebe beantwortet, aber ihr nicht schickt, da sie Angst hat, dass die Briefe nicht bei ihrer Schwester ankommen oder ihre Mutter die Briefe verstecken könnte. April beschreibt die Krankheit aus ihrer Sicht und geht auch komplett anders damit um. Ebenfalls ist deutlich zu erkennen, dass sie hin- und hergerissen ist, denn einerseits möchte sie sehr gerne wieder bei ihrer kleinen Schwester sein, aber auf der anderen Seite spürt sie auch, dass sie schon zu tief in die Magersucht hineingerutscht ist, sodass es für sie keinen Ausweg mehr gibt.
Ebenfalls sehr gelungen finde ich die poetische Auseinandersetzung mit Wörtern und die Wortspielereien und das Erfinden von neuen Wörtern bzw. das neu interpretieren von Wörtern durch die beiden Schwestern, dies hat dem Buch eine zusätzliche positive literarische Wende gegeben. Und auch das Thema, dass Eltern durch ihren anstrengenden Arbeitsalltag immer weniger Zeit und Geduld für ihre Kinder aufbringen können oder Zeit haben, sich mit ihnen auseinanderzusetzen und richtig zuzuhören oder gemeinsam Zeit zu verbringen, hat das Buch sehr deutlich angesprochen. Auch Phoebe und April werden eher als störend empfunden, wenn sie Fragen stellen, werden diese ignoriert und wenn sie sich austoben, werden sie nach draußen geschickt, damit sie nicht so viel Unordnung und Chaos ins Leben der Erwachsenen bringen. Dadurch haben sich die beiden von ihren Eltern immer weiter entfernt, aber die Schwestern sind dadurch noch enger zusammengewachsen.

Titel und Cover:
Der Titel klingt poetisch und weist schon sehr gut auf den Inhalt des Buches hin und das Cover ist optisch sehr ansprechend gestaltet, sodass man das Buch gerne in sein Bücherregal stellt.

Mein Fazit:
Das Buch ist keine leichte Kost, im Gegenteil, es ist auch sehr traurig und teilweise aussichtslos, trotzdem habe ich es auch sehr schön gefunden, vor allem die starke Bindung der beiden Schwestern, die in einer wenig herzlichen Familie aufwachsen, habe ich sehr rührend gefunden. Das Buch eignet sich auch sehr gut zum Lesen für Mädchen im Teenageralter mit ihren Eltern, damit man dann eine gemeinsame Grundlage hat um über das Thema Magersucht zu sprechen.

Veröffentlicht am 28.09.2018

Bauchgefühl?

Nun ruhet sanft
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Kurze Inhaltszusammenfassung:
Kommissar Dühnfort wird zu einem grausamen Tatort gerufen bei dem vermutlich der Familienvater seine Frau und seine beiden Kinder ermordet hat. Doch etwas findet er irritieren, ...

Kurze Inhaltszusammenfassung:
Kommissar Dühnfort wird zu einem grausamen Tatort gerufen bei dem vermutlich der Familienvater seine Frau und seine beiden Kinder ermordet hat. Doch etwas findet er irritieren, denn der Familienvater steht plötzlich mit roten Rosen vor der Haustür und steht scheinbar unter Schock oder schauspielert er so überzeugend? Kommissar Dühnforts Aufgabe ist es, dies herauszufinden. Falls nicht der Familienvater der Täter ist, wer hätte ein Motiv dazu, zwei kleine Kinder zu töten? Da Kommissar Dühnfort selbst bald Vater wird, ist er gerade von diesem Fall auch persönlich stark betroffen und weiß nicht, ob er seinem Bauchgefühl diesmal trauen kann.

Meine Meinung zum Buch:
Nachdem ich bis jetzt alle Krimis mit Kommissar Dühnfort und Gina von Inge Löhnig gelesen und als sehr spannend befunden habe, muss ich sagen, dass dieser Fall noch um eine Spur spannender und dramatischer ist als die Vorgänger-Krimis. Einerseits liegt dies vermutlich daran, dass das Thema sehr emotional und berührend ist, denn es wird eine Mutter mit ihren zwei kleinen Kindern auf grausame Weise getötet. Auch Kommissar Dühnfort, der bald selbst Vater wird, hat in diesem Fall mit den Emotionen zu kämpfen und wirkt dadurch noch sympathischer und einfach menschlich. Somit hat die Autorin es geschafft, den zu ermittelnden Fall und das Privatleben von Kommissar Dühnfort und Gina aufeinander abzustimmen, sodass das Lesen sehr großen Spaß gemacht hat. Etwas schade finde ich, dass Gina, seitdem sie nicht mehr direkt mit Kommissar Dühnfort zusammenarbeitet, etwas in den Hinterhalt gerückt ist. Ich würde auch empfehlen, die Vorgänger-Krimis zuerst zu lesen und nicht mit „Nun ruhet sanft“ in die Serie einzusteigen, da man ansonsten zu viel zwischenmenschliche Beziehungsgeflechte versäumt hat und eventuell nicht so gut nachvollziehen kann.

Titel und Cover:
Das Cover ist optisch ansprechend gestaltet und passt auch aufgrund des Stils zur gesamten Krimireihe mit Kommissar Dühnfort. Der Titel sowie die dunklen Gewitterwolken wirken düster, bedrückend, aber vielversprechend für einen guten Krimi.

Mein Fazit:
Der aktuelle Krimi mit Kommissar Dühnfort übertrifft die vorangegangen Fälle, die auch schon sehr spannend waren, nochmals um Längen – also unbedingt lesenswert!

Veröffentlicht am 28.09.2018

Outing mit Folgen

Mann ohne Herz
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Kurze Inhaltszusammenfassung:
Siri Bergmann hatte bis vor kurzem noch eine Gemeinschaftspraxis als Psychologin mit ihrer besten Freundin, doch die Freundschaft ist in die Brüche gegangen und die Praxis ...

Kurze Inhaltszusammenfassung:
Siri Bergmann hatte bis vor kurzem noch eine Gemeinschaftspraxis als Psychologin mit ihrer besten Freundin, doch die Freundschaft ist in die Brüche gegangen und die Praxis wurde aufgelöst. Nach einem langen Tief hat sich Siri wieder gefangen und startet als Polizeipsychologin, wo sie gemeinsam mit ihrem langjährigen, schwulen Freund arbeiten darf. Dies ist das Schöne an der Sache, weniger schön ist der erste Fall, in dem sie arbeiten darf. Es werden schwule Männer auf brutalste Weise ermordet und verstümmelt, wie beispielsweise das Herz herausgeschnitten oder der Penis abgetrennt. Die Polizei tappt lange Zeit im Dunkeln und weiß nicht so recht, ob es die Tat eines Schwulenhassers ist oder ob persönliche Motive dahinterstecken.

Meine Meinung zum Buch:
Dem Autorenduo ist es sehr gut gelungen, den Psychothriller spannend und auch durchgehend klar zu strukturieren, sodass man als LeserIn nicht den Eindruck hat, dass mehrere Personen geschrieben haben. Es hat mich positiv überrascht, dass es so eine runde Geschichte geworden ist. Das Thema Homosexualität wird in diesem Buch auch aufgegriffen und die Autorinnen machen deutlich, dass man es vor 20 oder 30 Jahren mit dem Vorhaben sich zu outen noch nicht so leicht hatte, wie es heute schon der Fall ist. Vor allem Sven konnte mit der Ablehnung durch seine Familie und den Enttäuschungen durch Freunde nicht gut umgehen. Besonders sympathisch finde ich auch den Charakter von Sigi, die in ihrem Leben bereits Höhen und Tiefen erlebt hat, und vielleicht gerade dadurch menschlich und liebenswert erscheint. Ich finde sie sehr unterhaltsam und würde in Folge auch gerne wissen, wie es in ihrem Privatleben weitergeht. Bleibt sie in ihrer intakten Familie mit Freund und Sohn oder lässt sie sich auf das Ungewisse ein.

Titel und Cover:
Das Cover und der Titel passen meiner Meinung nach sehr gut zum Inhalt des Buches und vor allem der Titel spricht auch das eigentliche Anliegen von Sven an.

Mein Fazit:
Das Schwesternduo Camilla Grebe und Asa Träff haben mich mit diesem Buch neugierig gemacht, noch weitere Bücher von ihnen zu lesen.

Veröffentlicht am 19.09.2018

noch nicht angekommen

Straße nach Nirgendwo
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Kurze Inhaltszusammenfassung:
Der zweite Roman „Straße nach Nirgendwo“ über Sheridan Grant setzt dort fort, wo „Sommer der Wahrheit“ geendet hat. Sheridan ist nach einem heftigen Streit von ihrem Zuhause ...

Kurze Inhaltszusammenfassung:
Der zweite Roman „Straße nach Nirgendwo“ über Sheridan Grant setzt dort fort, wo „Sommer der Wahrheit“ geendet hat. Sheridan ist nach einem heftigen Streit von ihrem Zuhause geflüchtet und möchte in New York als Musikerin einen Neuanfang starten. Dazu kommt es leider nicht, denn ihr Bruder Esra läuft Amok und verursacht den Tot von mehreren Menschen und zugleich wirft dies ein schlechtes Bild auf Sheridan, die daraufhin von der Polizei schlecht behandelt und von der Presse zerrissen wird. Wieder befindet sich Sheridan in einem Ausnahmezustand und flüchtet nach Amerika, wo sie sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält und auch hier wieder negative Erfahrungen sammeln muss bis sie schließlich in Massachusetts Dr. Paul Sutton kennenlernt und sich in ihn verliebt.

Meine Meinung zum Buch:
Der zweite Roman von Nele Löwenberg ist ebenso spannend wie der erste Teil mit Sheridan Grant. Als Leser hofft man mit Sheridan mit, dass sie nun endlich ihren Frieden gefunden hat und glückliches Leben beginnen kann, doch für Sheridan wechseln sich die glücklichen Zeiten mit sehr schlimmen Zeiten ab, sodass sie auch am Ende des zweiten Teiles noch nicht zur Ruhe gekommen ist. Mir hat die Fortsetzung, wie auch schon der erste Roman, sehr gut gefallen, obwohl die traurige Lebensgeschichte von Sheridan auch hier turbulent und gefährlich weitergeht. Schade finde ich, dass sie den Kontakt zu den Familienmitgliedern, die sie doch in ihr Herz geschlossen hat, auch abbricht und weiterhin, trotz ihrer neuen Liebe, sehr einsam scheint. Der Schluss bringt einige Überraschungen mit sich und das offene Ende lässt darauf hoffen, dass Nele Löwenberg bald einen Fortsetzungsroman für uns haben wird.

Titel und Cover:
Der Titel „Straße nach Nirgendwo“ passt sehr gut zum Inhalt des Buches, denn er spiegelt sehr gut die Hoffnungslosigkeit und die fehlende Zugehörigkeit von Sheridan wieder. Das Cover ist optisch sehr dezent und in harmonischen Farben gestaltet und passt auch gut zum ersten Teil.

Mein Fazit:
Nachdem der offene Schluss nahelegt, dass bald ein dritter Teil über Sheridans Leben folgen wird, freue ich mich schon jetzt darauf, welche Wende Sheridans Leben noch nehmen wird und ob sie dann endlich an ihrem persönlichen Ziel angekommen ist.