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Veröffentlicht am 14.10.2019

Coming of Age Klassiker

Die Mitte der Welt
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Liebe Daisy,
erinnerst du dich noch daran, wie wirr der Kopf als Teenager war, als man versucht hat seinen Platz in der Welt zu finden? Wir lesen ja beide allerlei Coming of Age Bücher, aber heute möchte ...

Liebe Daisy,
erinnerst du dich noch daran, wie wirr der Kopf als Teenager war, als man versucht hat seinen Platz in der Welt zu finden? Wir lesen ja beide allerlei Coming of Age Bücher, aber heute möchte ich dir einen Klassiker des Genres vorstellen: Die Mitte der Welt von Andreas Steinhöfel. Vielleicht sagt es dir ja sogar schon was, das Buch ist schließlich schon 1998 bei Carlsen erschienen; ich hab die überarbeitete Ausgabe von 2004 gelesen.

Das Buch erzählt die Geschichte des siebzehnjährigen Phil. Dieser lebt zusammen mit seiner aus Amerika stammenden, exzentrischen Mutter und seiner verschlossenen Zwillingsschwester in einer deutschen Kleinstadt. Wie du dir sicher schon denken kannst, passt die Familie nicht so gut in die Umgebung: eine Frau mit zwei Kindern, ohne Mann? Und dann wohnen sie auch noch auf einem alten Anwesen auf einem Hügel, das von der ganzen Stadt aus sichtbar ist (passender Weise trägt dieses den Namen Visible.) So ungewöhnlich wie ihr Zuhause, ist auch die Familie: nichts läuft so, wie man es erwartet. Und an jeder Ecke schlummern Geheimnisse und Erinnerungen. Gut, dass Phil seine beste Freundin Kat hat, die seit ihrer gemeinsamen Kindheit mit ihm durch Dick und Dünn geht. Doch dann kommt ein Neuer in die Klasse. Nicholas. Der bringt Phils Welt ziemlich aus dem Gleichgewicht – als gäbe es nicht genug, über das er sich den Kopf zerbrechen müsste...

All seine Erlebnisse, Erkenntnisse und Entwicklungen bekommt man als Leserin oder Leser durch eine erste Personen Erzählung hautnah mit. Phil macht selten einen Schritt zurück, um zu reflektieren – umso mehr Chance hatte ich beim Lesen, eben das zu tun. Ich habe oft schmunzelnd den Kopf geschüttelt und mich daran erinnern, wie es war, selbst ein Teenager zu sein; bevor ich wusste, wer ich bin und was ich wollte. Die Momente, in denen ich eben in der Situation von Phil war. Sein Charakter ist für seine Mitmenschen wohl manchmal undurchschaubar, als Figur funktioniert er dafür umso klarer. Hierfür verwendet Andreas Steinhöfel eine Vielzahl von Rückblicken, die dem Roman ein episodisches Gefühl geben. Diese zeigen, wie Phil sich zu seiner jetzigen Person entwickelt hat und erschaffen einen runden Charakter. Wobei ich zugeben muss, dass es mir beim Lesen stellenweise zu episodisch wurde und ich mich stark konzentrieren musste, um die einzelnen Bögen zusammenzufügen. Als Fernsehserie könnte ich mir das sehr spannend vorstellen.

Apropos, vielleicht hast du gelesen, dass es auch einen Film zu dem Buch gibt; der kann aber leider nicht mit der Atmosphäre des Buches mithalten. Durch den konstanten inneren Monolog des Buches ist man viel dichter an Phil, seinem Staunen, Zweifeln und Erkennen dran als im Film. Dasselbe gilt für die anderen Figuren: Im Buch sind sie wunderbar mehrdimensional geglückt, im Film dagegen gar nicht. Wenn du dich also fragst, was davon du eher zur Hand nehmen solltest: definitiv das Buch! Die Atmosphäre, die geschaffen wird, ist einmalig; man fühlt sich direkt selbst wieder wie siebzehn:

„Ende der Fahnenstange. Mein Gehirn setzt einfach aus – beide Hälften. Ich fühle mich wie betäubt. Es ist keine große Beruhigung, dass ich nicht der Einzige bin, auf den Nicholas eine solche Wirkung hat.“ (S. 144)

Denn ja, unser Protagonist ist verliebt. In Nicholas. Erwähnenswert finde ich, dass der Fokus des Buches nicht darauf liegt, dass es sich um zwei Jungs handelt. Andere Romane schwingen dafür ja den neonfarbenen Holzhammer. Die Verliebtheit stellte hier vielmehr eine der vielen Sachen, die Phil bedenkt, um sich und seinen Platz in der Welt zu finden, dar. Wobei der Autor eine ausgesprochen große Bandbreite an relevanten Themen, die einem beim Erwachsen werden durch den Kopf schwirren, behandelt: Familie, Freundschaft, Loyalität, Zugehörigkeit und ja, eben auch Liebe. Und vielleicht bringt die Reise, die Phil durchmacht, ihn ja dazu, die Mitte seiner Welt zu überdenken?

Empfehlen würde ich das Buch für alle ab fünfzehn. Es hat gedauert, bis ich mich in die episodische Struktur eingelesen hatte, aber dann war ich ganz begeistert: Zum Schluss konnte ich es gar nicht mehr aus der Hand legen und als ich die letzte Seite gelesen hatte, war ich ehrlich enttäuscht. An dem Punkt waren mir die Figuren so an’s Herz gewachsen, dass ich es sehr schade fand, ihre Geschichte nicht weiter verfolgen zu können. Falls du also Lust auf ein rundes Jugendbuch mit interessanten Figuren hast, kann ich dir dieses empfehlen.
Deine Daffy

Veröffentlicht am 14.10.2019

WUNDERbare Sommerlektüre!

Wunder & so - Falls ich dich küsse
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Ahoi Daisy,
ich weiß, ich weiß, ich hab gesagt, ich kaufe erst mal keine neuen Bücher, aber als ich letztens auf Reisen war, hat mich das Buch, das ich eigentlich lesen wollte, dann doch nicht so gepackt, ...

Ahoi Daisy,
ich weiß, ich weiß, ich hab gesagt, ich kaufe erst mal keine neuen Bücher, aber als ich letztens auf Reisen war, hat mich das Buch, das ich eigentlich lesen wollte, dann doch nicht so gepackt, wie ich es mir gewünscht habe. Dafür habe ich dieses hier im Laden entdeckt: Wunder & so. Falls ich dich küsse von Mara Andeck. Das Buch ist gerade erst (also Ende Juli 2019) bei Boje erschienen.

Ich muss ja gestehen, eines der ersten Dinge, die mich angesprochen haben, war das wunderschöne Cover. Das Buch bezaubert mit einem Cover, das in einem ähnlichen Stil wie die Edelsteintrilogie von Kerstin Gier gestaltet ist – und du weißt ja, wie hübsch ich die finde (und toll, aber ich möchte hier nicht ablenken)!
Wunder & So spielt auf einem Schiff: Lous Großvater hat bei dem Bau von diesem mitgeholfen und somit eine Einladung für sich und drei Begleitpersonen bekommen. So kommt es, dass nicht nur Lous Großeltern, sondern auch sie selbst und ihre beste Freundin Amy auf die Reise gehen. Es handelt sich hierbei aber keineswegs um ein normales Schiff, sondern vielmehr um einen luxuriösen Dampfer, der der Titanic nachempfunden worden ist. Inklusive Etikette und Kostümierung. Doch der Schein trügt, denn auf dem Schiff passieren allerlei merkwürdige Dinge. Insbesondere im Bezug auf Sam, einen anderen Gast, der unserer Protagonistin seltsam vertraut vorkommt, obwohl sie schwören könnte, ihn nie zuvor gesehen zu haben.

Ich muss ja gestehen, dass ich Geschichten rund um die Titanic immer schon sehr spannend fand, weshalb ich dieses Buch gleich mitnehmen musste. Und lass mich dir sagen: ich habe es keine Sekunde lang bereut. Obwohl ich deutlich älter als die Zielgruppe, die ich auf 12-15 schätzen würde, bin, hatte ich einen ungeheuren Spaß mit dem Buch (und hatte es auf der Heimreise schneller fertig gelesen, als ich wieder zuhause war).
Wie du weißt, mag ich Geschichten, die aus dem Leben gegriffen sind und diese erfüllt dies komplett; es erinnerte mich (wie auch schon optisch) an die Bücher von Kerstin Gier und Dagmar Bach. Die Protagonistin ist zudem wunderbar authentisch geschrieben. Sie ist in keinster Weise aufgesetzt und ich konnte ihre Gedanken zu jedem Zeitpunkt nachvollziehen; hier hat die Erste Person Erzählperspektive sicherlich auch viel beigetragen: ich konnte mit Lou rätseln, mich wundern, mitfiebern und war durchgehend sehr dicht an ihr dran.

Der Schreibstil war locker flockig. Nicht zu ausschweifend, aber auch nicht rein deskriptiv. Dinge wurden (zum Glück) nicht bloß behauptet, sondern gezeigt, so dass die Handlung sehr stimmig rüber kam. Ich mochte auch die Mischung aus alltäglichen Momenten und Mystery mit einem Hauch von Fantasy; wobei ich positiv hervorheben möchte, dass letztere Elemente nicht überhand genommen haben. Sie kamen vor und waren wesentliche Facetten, wurden aber nicht als Ausreden verwendet, um unerklärliche Dinge zu erklären.
Einzig die Untertitel der Kapitel konnten mich nicht überzeugen: es handelte sich um kurze Aussprüche, die das jeweilige Kapitel bereits zusammenfassten. Die hätte es für mich nicht gebraucht, weil ich fand, dass diese wunderbar selbsterklärend gewesen sind. Dafür hat mir umso besser gefallen, dass die Handlung dieses ersten Bandes einer Trilogie in sich geschlossen war; klar, es bleiben noch Fragen offen, die in den Folgebänden bestimmt behandelt werden, aber die wesentlichen Aspekte der Handlung dieses Teiles werden geklärt. Folglich kann dieses Buch auch als alleinstehendes gelesen werden. (Und es zerreißt einen nicht vor Spannung, den Folgeband kaufen zu wollen; sehr praktisch, da der leider erst nächstes Jahr herauskommt.)

Alles in allem ein wunderbar charmantes Jugendbuch, das einen guten Rhythmus, sympathische Charaktere und eine spannende Mischung aus Genres bietet. Definitiv eine große Empfehlung und ich freue mich jetzt schon, mehr von Lous Welt zu lesen.

Deine Daffy

Veröffentlicht am 14.10.2019

Gripping Sequel of The Handmaid's Tale

Die Zeuginnen
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Dear Daisy,
here it finally comes: my review for my most anticipated book of 2019: The Testaments by Margaret Atwood, which was released by Chatto & Windows just this September. It is the long awaited ...

Dear Daisy,
here it finally comes: my review for my most anticipated book of 2019: The Testaments by Margaret Atwood, which was released by Chatto & Windows just this September. It is the long awaited sequel to The Handmaid’s Tale. And I mean “long awaited” in the sense of 34 years. But now we’ve done our waiting and can finally indulge in more intriguing stories about the dreary world of Gilead.

The book is written from the alternating perspectives of three women connected to Gilead in some way or another. We quickly get to know these ladies through first-person narratives. The form of a diary and court reports allows us to learn about their innermost thoughts – exactly those ones silenced by the all-controlling power of the regime. A regime that’s still going strong 15 years after the first novel is set.

To be honest, however, I found some of the motives used in this book a bit unoriginal. Obviously, The Handmaid’s Tale is considered the mother of dystopian novels and it actually incorporates a great deal of novel ideas. With this book however, I wasn’t quite as impressed. I still admire that Ms. Atwood chooses to only include things that have actually happened like this somewhere in the world before. However, I have read to many dystopian novels in my time (that 2013 hype? I was all in for it. My bookshelf is perfect proof of it) and felt like I’d read much of it before; by no means all, there were some amazing scenes in this; it just wasn’t quite as originally as I’d wanted it to be. There was however one aspect that made this novel into an excellent reading experience and superior to most other dystopian novels out there: Ms. Atwood’s writing style and consequently her compelling character construction.

As I’ve already mentioned in my review of The Handmaid’s Tale, Ms. Atwood has an exceptional way of moulding language into a piece of art. Every sentence, every clause, every word seems to be there for a reason. It’s blatant. It’s ruthless. There isn’t any pointless description of the landscape or the purple mug with polka dots. Her words seem to speak a certain truth. They don’t try to hide anything behind useless descriptions. It’s just you, the reader, and the characters – it almost feels unmediated. If you can’t make any sense of this description, please just do yourself a favour and have a look into one of her books. You won’t live to regret it, I promise.
Something Ms. Atwood accomplishes through this is exceptional character construction and development. I found it extremely intriguing to read about these starkly different women, who are in completely different points in life and therefore equipped with completely different views on the world. They were extremely well-written: each had their completely unique voice and I felt like I could understand their life choices at any given time in the book. They were wonderful well-rounded characters and I felt rather sad to let them go at the end of the novel.

Something I feel like I should mention as well is the television series. As many of you probably know, there is an HBO series based on the first book, which currently features three seasons. Now the question remains where in the continuum The Testaments is based. Definitely after those first three seasons. I felt like it picked up many strands from it. As I know the series rather well, I knew immediately, which connections to make and what certain names meant in the Gilead universe. I feel like the reading experience might be completely different for those of you who don’t know it – please let me know if you’re one of those lovely folks. I’d love to know what you made of the book!
For those of us who have seen the series: I felt like the novel spoilt quite a lot of future seasons to come. As it is set 15 years later, it talks about the fate of quite a few of our beloved characters. Just as a casual warning, should you mind about spoilers.

This obviously doesn’t mean, I wouldn’t recommend The Testaments. It is an exceptionally well-written book and I admire the character work done by Ms. Atwood. I’m inclined to read Hag-Seed next to find out if her writing style is always as intriguing – I’ll definitely tell you all about it!

Love,
Daffy

Veröffentlicht am 12.10.2019

Anders als erwartet

Blackwood
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Liebe Daisy,
du weißt ja, dass ich vergangenen Sommer in Irland war. Es hat mir dort einfach so gut gefallen, dass ich es nicht lassen konnte, gleich noch einmal hinzufahren. Dieses Mal an der Seite von ...


Liebe Daisy,
du weißt ja, dass ich vergangenen Sommer in Irland war. Es hat mir dort einfach so gut gefallen, dass ich es nicht lassen konnte, gleich noch einmal hinzufahren. Dieses Mal an der Seite von Gesine, die nach einem tragischen Schicksalsschlag fort von zuhause, in das Land der Mythen und Legenden ziehen muss. Woher ich sie kenne? Durch Blackwood. Briefe an Mich von Britta Sabbag, das 2019 bei FJB erschienen ist. Allem anderen vorweg, lass mich erwähnen, wie wunderschön das Cover gestaltet ist. Das Design und die Farben sind zauberhaft und ich hatte das Buch wieder und wieder in der Hand, bevor es schließlich (trotz des Vorsatzes aktuell keine neuen Bücher zu kaufen) irgendwann in meinen Warenkorb gewandert ist.

Aber worum geht es überhaupt? Wie schon erwähnt, ist die Protagonistin gezwungen, alleine nach Irland umzuziehen und ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Aber mit all den Mythen, an die die Einwohner des kleinen Dorfes Blackwood glauben, nicht genug: sie entdeckt eine Möglichkeit, Briefe mit ihrem zukünftigen Ich auszutauschen. Verrückte Vorstellung, oder? Wobei ich ja gestehen muss, dass ich gar nicht so genau wissen wollen würde, was in meinem Leben noch so alles passiert (mal abgesehen davon, dass sich der Lauf der Dinge durch das Wissen ja auch verändern und die Briefe unmöglich machen würde, oder nicht? – Ach, Zeitreisen. Eine ewige Verwirrung.) Gesine ist jedenfalls sehr dankbar über diese Möglichkeit, hat sie doch einige Schwierigkeiten damit, in der neuen Lebenssituation Fuß zu fassen: sie stolpert von einem Fettnäpfchen in’s nächste und muss erst lernen, sich in der Schulhierarchie zurecht zu finden.

Dieses Buch hat mir einige wunderbare Lesestunden beschert, was maßgeblich am Schreibstil lag. Der war locker, flockig und hat flüssiges Lesen sehr einfach gemacht. Ab und an waren einige Absätze unnachvollziehbar gesetzt, so dass mir im ersten Moment nicht klar war, welche der Figuren gerade spricht, aber das hat dem Gesamterlebnis keinen Abbruch getan.
Obwohl es sich um eine Ich-Erzählung handelt, war ich jedoch nicht so dicht an der Protagonistin dran, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich bin mit ihrer Figur einfach nicht warm geworden. Was nicht heißen soll, dass sie nicht gut von der Autorin gebaut war: sie war mehrheitlich konsequent geschrieben, hatte verschiedene Facetten und hat eine interessante Entwicklung durchgemacht. Diese hat mich nur leider nicht angesprochen.
Aber Eines nach dem Anderen. Ich schreibe von einer „mehrheitlich“ konsequenten Figur. Diese Einschränkung liegt daran, dass behauptet wurde, dass Gesine Wienerin ist. Soweit so gut: die Idee fand ich eigentlich sehr ansprechend und ungewöhnlich für ein Jugendbuch. Leider habe ich es Gesine nicht abgekauft, Wienerin zu sein; sie hat Worte wie „Panade“ (S. 306) verwendet, die dort einfach nicht verwendet werden. Umgekehrt hat ihr irisches Umfeld einige (wie ich annehme) bewusst österreichische Ausdrücke verwendet, was mich zusätzlich verwirrt hat: Die Landessprache ist Englisch/Gälisch (das auch immer wieder vorkam; was mir sehr gut gefallen hat). Mir ist schon bewusst, dass das eingedeutscht wurde, aber selbst dann werden die Einheimischen keine dialektischen Worte verwenden.

Ein anderer Aspekt, der mich nicht begeistert hat war Gesines Entwicklung. Ohne kleinlich sein zu wollen, fängt das schon im Kleinkindalter an. Sie hat „von Anfang an geredet wie eine Erwachsene“ (S. 62) – ich dachte, Herr Kurz wäre der Einzige, der mit einem Jahr schon in ganzen Sätzen sprechen konnte... Was mich aber noch viel mehr gestört hat, war der Umgang mit ihrem Verlust. Ich habe schon erwähnt, dass Gesine einen Schicksalsschlag erlitten hat. Ich hätte mir gewünscht, dass der Fokus darauf liegen würde, diesen zu verarbeiten und darauf, wie sie zu ihren Mitmenschen finden würde. Am Anfang des Buches sah es auch danach aus, doch dann verliebt Gesine sich von einem Augenblick auf den nächsten und kann fortan an nichts anderes mehr denken. Ich übertreibe nicht. Es folgen rund 150 Seiten, die sich ausschließlich um den von ihr erwählten Jungen drehen. Wie du weißt, mag ich Romanzen – solange sie gut in die Handlung integriert und nicht das Einzige sind, was passiert. Ich war der Tatsache, dass sie sich nicht helfen konnte, ausschließlich daran zu denken und alles andere hintenanzustellen, also schnell überdrüssig. Das fand ich sehr schade, weil mir das Buch bis zu diesem Punkt doch ganz gut gefallen hat.

Natürlich spielt auch die Magie der Briefe eine maßgebliche Rolle. Ich bin mir jedoch noch immer nicht sicher, ob es die gebraucht hätte. Die Autorin schafft, es eine wunderbar authentische Situation zu kreieren – ganz ohne Magie. Die kommt überhaupt erst nach einem Drittel des Buches ins Spiel. Und selbst dann hatte ich nicht unbedingt das Gefühl, dass sie die Handlung wesentlich vorangetrieben hat. Viel mehr war sie eine Möglichkeit, hoch philosophische Gedanken in den Raum zu werfen. Ratschläge also, die Gesine auch von anderen Menschen hätte bekommen können.
Einzig für das große Finale brauchte es die Magie wirklich. Ich muss jedoch sagen, dass sich das sehr gemacht angefühlt hat. Und ja, zugegebener Maßen, dass ich es auch nicht ganz verstanden habe. Ich glaube, es sollte hoch dramatisch sein; für mich wirkte es jedoch leider einfach nur gewollt. Sehr schade.

Wie du siehst, konnte mich das Buch nicht wirklich von sich überzeugen. Der Schreibstil und die Exposition fand ich toll, doch leider hat sich die Geschichte in eine andere Richtung entwickelt als ich es mir erhofft hatte. Obwohl der Roman als „All Age“ beschrieben wird, könnte ich mir eher vorstellen, dass sich jüngere Leserinnen ab 12 für diesen begeistern könnten.

Deine
Daffy