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Veröffentlicht am 02.01.2024

Wunder werden aus Fantasie gemacht

Der Weihnachtszwölf
1

Diese Adventszeit ist für die Geschwister Alfie, Bobby und Pippa Briggs die traurigste ihres Lebens! Ihre Eltern sind auf einer Grabung, hoch im Norden auf der Suche nach Dinosaurierknochen und ihre einzige ...

Diese Adventszeit ist für die Geschwister Alfie, Bobby und Pippa Briggs die traurigste ihres Lebens! Ihre Eltern sind auf einer Grabung, hoch im Norden auf der Suche nach Dinosaurierknochen und ihre einzige Tante Gunilla (wohl eher ihre Großtante des Schreckens!) soll mal wieder auf sie aufpassen! Doch Gunilla mag keine Kinder und Weihnachten hasst sie regelrecht! Nur ihr garstiger Schoßhund Daisy, ihre stinkigen Zigarren und ihre kitschigen Fernsehshows und Wiederholungen mag sie. Sie verkündet sogar, dass dieses Jahr Weihnachten ausfallen wird! Als die Laune des fantasievollen Mittleren Alfie gerade auf dem Tiefpunkt ist, entdeckt er im Kinderzimmer neben seinem Stapel Büchern und hinter der stinkigen Hockeytasche von Bobby eine kleine rote Tür mit Tigerfellstiefeln davor. Bei ihnen ist Wilson Wilbur Winterbottom ein Weihnachtszwölf eingezogen, der sich vorgenommen hat, diese 12 Tage vor Weihnachten zu den spaßigsten in Alfies Leben zu machen. Zuerst ist Alfie nur begeistert von dieser einmaligen Abwechslung, denn Wilson stellt sein Leben mit seinen Einfällen und seinen Eichhörnchenhelfern auf den Kopf, doch dann fängt er langsam an, an Magie zu glauben...

Jetzt so kurz vor Weihnachten vermisst der fantasievolle Alfie seine Eltern ganz besonders, vor allem weil seine Geschwister viel zu beschäftigt sind, um mit ihm zu backen oder spielen... Bobby hält ihr sogar für durchgeknallt, als er ihm von Wilson erzählt und obwohl Pippa geradezu begeistert an seinen Lippen hängt, scheint Wilson sich vor ihr zu verstecken... So kommt es, dass Alfie ganz alleine diese abgedrehten Abenteuer mit dem quirligen Zwölf mit dem großen Wursthunger erlebt, die manchmal auch ein bisschen peinlich für ihn zu werden drohen, z.B. als Wilson mit ihm in die Schule möchte... Aber Wilson ist sehr engagiert, einfallsreich und würde es doch niemals wagen seinen Freund Alfie bis auf die Knochen zu blamieren....

Ein bisschen schade finde ich, dass es wohl auf den internationalen Markt abzielt und daher viele angelsächsischen Bräuche vorkommen, wie die Geschenke in Weihnachtsstrümpfe zu packen, oder ein Weihnachtstruthahn... Aber natürlich gibt es auch die Krippe, den Baum und die Plätzchen... weil dies zu einem wumsala-wunderbaren Weihnachtsfest dazu gehört, auch wenn der Tantendrache ihnen Hausverbot erteilt hat! Lucy Astner zündet mal wieder ein Feuerwerk der Fantasie, das nicht nur witzig und kurzweilig ist, sondern auch Kinder hoffen lässt, denn wer weiß, ob Wünsche nicht doch wahr werden?

Die farbigen Illustrationen von Caroline Ophys sind ebenso zahlreich wie wunderbar. Besonders ihre Eichhörnchenhelfer haben es uns angetan, aber von denen wollen wir nicht allzu viel verraten, ihr sollt sie ja noch selbst kennen lernen...

Sehr schön finden wir wieder den Mitmachteil mit einer Bauanleitung für eine eigene kleine Wichtel- pardon – Zwölftür! Denn Wilson pflegt zu sagen „Ein Wunder wird aus Fantasie gemacht“ Papperlapups!

Ein herrlich vergnüglich-chaotischer Weihnachtsspaß ab 8 Jahren voller geheimnisvoll, fantastischer Magie!

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Veröffentlicht am 03.07.2023

Interessanter Plot und tolle Aufmachung!

Missing in Paris - Wo ist Nina?
1

Lotte ist 15 und ein aufstrebendes Softballtalent! Ihre 18 jährige Schwester Nina mit den unterschiedlichen Augenfarben und der atemberaubenden Schönheit, hat es nach Paris verschlagen, um Model zu werden. ...

Lotte ist 15 und ein aufstrebendes Softballtalent! Ihre 18 jährige Schwester Nina mit den unterschiedlichen Augenfarben und der atemberaubenden Schönheit, hat es nach Paris verschlagen, um Model zu werden. Lotte und ihr Vater vermissen sie sehr, aber Nina fühlt sich im väterlichen Haushalt erdrückt, nachdem die Mutter sie unerwartet vor Jahren verließ, um mit dem neuen Lover zurück in ihre Heimat Australien zu gehen. Das andere Ende der Welt und auch Nina, scheint unendlich weit weg zu sein! Jede Woche soll sie eine Postkarte mit einem Lebenszeichen schicken, damit Lotte weiß, dass es ihr gut geht. Kommt sie nicht, oder mehr als eine, wollte Lotte sich auf den Weg nach Paris machen. Nun ist es passiert, schon die 2. Karte innerhalb einer Woche und mit was für einem gruseligen PS: Grüß Mama von mir. Lotte ist sich sicher, dass ihr etwas passiert ist und will sofort dorthin, um sie zu suchen. Sie fühlt die Gefahr für ihre geliebte Schwester nahezu körperlich! Doch ihr Vater hat den Verlust der Mutter noch nicht verkraftet, dabei ist er Therapeut. Er bringt Lotte dennoch nach Paris, unter der Voraussetzung, dass sie ihm nicht von ihrer Suche nach der Schwester verrät, dafür hat er eine Unterkunft bei seiner alten Studienfreundin Joséphine und deren Sohn Jean-Paul, einer Künstlerin im 4. Arr. besorgt.

Es scheint erst mal sehr seltsam, dass Nina den Kontakt so radikal abgebrochen hat und selbst für ihre geliebte Schwester nicht erreichbar sein will, weil sie zu Beginn der Modelkarriere zu überängstlich war. Aber als Model lebt man gefährlich. All diese komischen Typen, die ihre Fantasien und Begierden auf einen übertragen! Paris ist eine berauschende Stadt und Jean-Paul scheint echt ein netter Kerl zu sein, auch wenn Lotte seiner Mutter auf Anhieb misstraut. Ob sie etwas zu verbergen hat? Irgendwie scheinen die Leute in Paris oft sehr merkwürdig zu sein. Sie lernt einen Maori-Nachbarn kennen, dessen Bruder das 2. Gesicht hat und in den Katakomben seine Ruhe sucht. Ausgerechnet an dem gefährlichsten Ort der Stadt! Josephines Kunstschüler der junge Bildhauer Abe, ebenfalls ein halb-Niederländer, ist sympathisch aber gesichtsblind... jeder scheint hier sein Päckchen zu tragen zu haben, selbst der Streuner Vatan, ein verrenteter Polizeispürhund. Außerdem scheint jeder Lotte vor den Gefahren alleine als Mädchen in der Stadt zu warnen. Langsam wird es unheimlich und sie fühlt sich verfolgt. Bildet sie sich das alles nur ein? Soll sie sich Jean-Paul anvertrauen? Durch die Ich-Perspektive lässt uns Lotte ganz tief in ihren Kopf und ihre Seele blicken, dahin wo Angst, Furcht, Hoffnung, Verzweiflung und Liebe miteinander ringen. Sie gewährt uns nicht nur Einblick in die Modelwelt, sondern lässt uns auch an ihrer Verunsicherung und ihren Selbstzweifeln teilhaben, nimmt uns mit auf ihre ebenso atemlose wie gefährliche Suche, denn ihr Vater will von all dem ja nichts wissen...

Ich war mir nicht so sicher, ob ich diesen sturen Kontaktabbruch, diese Unerreichbarkeit von Nina so wirklich plausibel und nachvollziehbar fand. An vielen Stellen hatte ich das Gefühl, dass einige Details der Spannung wegen konstruiert wurden. Spannend ist diese verzweifelte Suche auf jeden Fall und noch dazu voll Pariser Flair. Wobei ich sagen muss, dass ich echt ein Hasenfuss bin und dennoch in keinerlei derart gefährliche Situation in meinen Monaten in Paris geriet, obwohl ich abends im Dunkeln über den Friedhof lief, um den Weg abzukürzen... allerdings nicht der Père Lachaise, dieser Kultfriedhof, der hier ebenfalls eine Rolle spielt. Jung und spritzig und mit einer Prise Romantik habe ich mich spannend unterhalten gefühlt und bin durch die Seiten geflogen!

Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Lesejury für mein Leserundenexemplar!

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  • Spannung
Veröffentlicht am 12.11.2022

Weihnachtlicher Abschied von den Wunderfrauen

Die Wunderfrauen
1

Weihnachten 1991: Das erste Fest nach der Wiedervereinigung, wollen auch die Wunderfrauen gemeinsam feiern, obwohl es Annabel von Thaler seit einigen Jahren nach Münster verschlagen hat. Doch nach einem ...

Weihnachten 1991: Das erste Fest nach der Wiedervereinigung, wollen auch die Wunderfrauen gemeinsam feiern, obwohl es Annabel von Thaler seit einigen Jahren nach Münster verschlagen hat. Doch nach einem unerwarteten Schicksalsschlag vor Kurzem, wollen die Freundinnen sie aufbauen und das Fest gemeinsam verbringen. Viel ist seit ihrem letzten Treffen passiert. Helga und Luise sind bereits Großmütter. Luises Söhne sind zu einem abenteuerlichen Roadtrip aufgebrochen, Josi und David mit ihren Kindern auf dem Weg nach Berlin zu Jack und seiner neuen Familie. Gerade weil sie sich zuvor so heftig mit Josi gestritten hat, tut es Luise besonders leid, dass sie Weihnachten ohne die Kinder feiern. Dass Annabel endlich wieder zu ihnen an den Starnberger See kommt ist allerdings ein Grund zu feiern! Zu dumm nur, dass ausgerechnet der anstrengende Professor seinen Aufenthalt in der Reiterpension verlängern will und dann auch noch Annabel vollkommen in Beschlag nimmt. Doch Annabel wird misstrauisch und so keimt in ihr ein Verdacht auf, der ihrer Spürnase eine so gar nicht weihnachtliche Aufgabe zukommen lässt. Während die Freundinnen auf die Rückkehr von Annabel warten, die eigentlich nur einen Weihnachtsbaum besorgen wollte, schwelgen die Freundinnen in Erinnerungen und Helga hat ihnen gleich einige Ankündigungen zu machen.

Wieder ein unerwarteter Einstieg, aus einer fremden, männlichen Perspektive, die mich sehr lange grübeln ließ, um wen es denn da eigentlich geht, der solch seltsame Einstellungen offenbart. Zum Glück ist es keines der Kinder, die Freundinnen haben also nicht völlig in der Erziehung versagt!

Vier Freundinnen, die unterschiedlicher eigentlich nicht sein können, aber die einander bei allem was das Leben ihnen in den letzten vierzig Jahren so beschert hat, zusammengehalten haben, was sie nur mehr zusammen schweißte. Na ja, Annabell konnte, die unkonventionelle, lebenslustige Helga ja anfangs gar nicht leiden und auch die anderen hat sie eher misstrauisch beäugt.... Doch die erzkatholische, brave Annabell ist eigentlich eine ganz patente und immer wieder bereit, die Herausforderungen des Lebens anzunehmen. So passt sie dann doch zu ihren emanzipierten Freundinnen. Diese haben stets beschlossen, sich um Leben nicht unterbuttern zu lassen. Das ist ihnen bisher absolut gelungen. So ist nun zum Jahresende die beste Gelegenheit zurück zu blicken, als auch die Zukunft in Angriff zu nehmen und vielleicht noch mal ganz neue Wege zu gehen, oder Abschied zu nehmen, wenn dann aber bitte mit einem Fest! Oder zwei... Als Mutter konnte ich diese Gedanken zu Weihnachten ohne Kinder, oder die Sorgen nach einem Streit, oder die Zukunft der Sprößlinge sehr gut verstehen. Ebenso wie Annabell liebe ich Krimis, aber bislang habe ich Fälle nur nach Aktenlage gelöst und bin noch nie durch den Schnee geschlichen, um.... Eine sehr abwechslungsreiche Mischung mit Rückblicken und auch Erinnerungen, denn auch 1991 liegt ja schon etwas zurück. So musste ich beim Spulen von Benjamin Blümchenkassetten mit Stiften grinsen, bin mir allerdings relativ sicher, dass 1991 niemand CDs selbst gebrannt hat, sondern damals noch liebevoll Kassetten zusammengestellt wurden. Ansonsten fand ich aber alles sehr zeitgetreu und auch die Lieder, die mit ihren Erinnerungen in all den Jahrzehnten verknüpft werden, schwirrten mit immer wieder ihm Ohr herum. Gibt es eine bessere Zeit um nostalgisch zu werden, als die Weihnachtszeit? Stephanie Schuster wählt hierfür immer wieder Perspektivwechsel in der Erzählung, wobei einige Geschehnisse sogar von mehrern Freundinnen, aber aus ganz eigenen Blickwinkeln geschildert werden. Hierbei passt sie sich auch sprachlich an ihre Protagonistinnen an, so erzählt Helga salopper als Annabell, die dafür aber stets hinterfragt und doch auf Gott vertraut. Sprachlich ist die Kreation der „Schrobbe“ für „Sch... Robbe“ mein Highlight... das verschollene Lieblingskuscheltier, ohne dass die Fahrt erst gar nicht angetreten werden kann. Ich musste immer grinsen, wenn das Wort wieder fiel. Welches Elternteil kennt solche Tiere nicht?

Abwechslungsreich und lebendig nimmt Elisabeth Günther die Zuhörerinnen mit ins weihnachtliche Oberbayern und immer wieder reist sie mit uns in die Vergangenheit. Sie lässt uns an bisher unbekannten Anekdoten, wie z.B. Helgas 1. Weihnachtsfest in der Seeklinik teilhaben, aber auch geheimnisvoll Annabel auf Verbrecherjagd begleiten. Während sie uns mit David und Josi auf die Reise nimmt, spürt man das Gequengel der Kinder im Auto und leidet mit der hochschwangeren Josi unter dem Gurt und dem unpassenden Sitz und überhaupt! - mit. Sie wechselt ihre Stimmfarbe und ihren Ausdruck stets an die jeweilige Person und Situation an.

Das Pappklappcover ist unheimlich liebevoll gestaltet und enthält nicht nur kurze Steckbriefe der wichtigsten Personen, sondern auch 2 von Luises beliebten Rezepten zum Nachkochen, so wie Zitate aus dem Text.

Nun ist die wunderbare Geschichte dieser Wunderfrauen tatsächlich auserzählt, auch wenn wir erst in den 90er Jahren angekommen sind. Beglückt und ein wenig traurig nehme ich von ihnen Abschied... aber ich kann sie ja noch mal von vorne hören.

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Veröffentlicht am 07.05.2022

Fantastische Liebeserklärung an Worte und Geschichten

Fabula - Das Portal der dreizehn Reiche
1

Will und Charlotte sind ungleiche Zwillinge, nicht nur vom Aussehen her. Die strahlende Charlotte kann alles und macht alles richtig, während ihr Zwillingsbruder immer wieder Ärger bekommt und versucht, ...

Will und Charlotte sind ungleiche Zwillinge, nicht nur vom Aussehen her. Die strahlende Charlotte kann alles und macht alles richtig, während ihr Zwillingsbruder immer wieder Ärger bekommt und versucht, sich aus brenzligen Situationen herauszuschwindeln. Irgendeine abenteuerliche Geschichte fällt ihm immer als Ausrede ein! Doch auch wenn sie nicht immer einer Meinung sind und auch ganz schön sticheln, verstehen sie sich bisweilen blind. Als Will aber nach einem Ausflug in den Central Park von einer silbrigen Elfe unter einem seltsamen Baum erzählt, tut Charlotte es als Spinnerei ab. Bis sie nach Hause kommen und ihre Mutter verschwunden ist. Stattdessen erwartet sie dort eine Furie und durchwühlt alles! Nur knapp können sie entkommen und in den Central Park fliehen, geretten von einer Elfe. Der riesige Baum mit seinem silbrigen Schatten dort, erweist sich als Portal in eine Welt voller Fabelwesen. Obwohl sie völlig überfordert sind, wird ihnen schnell klar, dass sie hier nach ihrer Mutter suchen müssen und sie sicherlich nicht zufällig dort gelandet sind. Sie sind dazu bestimmt sowohl ihre Welt, als auch diese, die der Fabelwesen und Erzählungen zu retten!

Die magische Zahl 13 hat schon seit Ewigkeiten die Menschheit fasziniert. Kein Wunder also, dass dieses Abenteuer mit dem dreizehnten Geburtstag der Zwillinge erst so richtig Fahrt aufnimmt. Natürlich gab es bereits vorher das Portal durch den mächtigen Weltenbaum im Park, aber sie hatten nichts davon geahnt, ebenso wenig wie von der Bestimmung ihres seit Jahren verschollenen Vaters. Nachdem Schreck der Furie nur knapp entkommen zu sein, haben sie in der neuen Welt kaum Zeit durchzuatmen. Noch während sie versuchen zu begreifen, was um sie herum geschieht, rettet sie der Jäger Orion vor dem Misstrauen des Zentaur Kenta und macht sie zu seinen Lehrlingen. Als solche werden sie eingekleidet und ausgestattet. Dabei finden sich in den Geheimtaschen ihres sie unsichtbar machenden Jägermantels Gimmicks, die James Bond vor Neid erblassen lassen würden. Sie wollen herausfinden, was die Furie in ihrer Wohnung suchte und wohin ihre Mutter wohl gebracht worden sein könnte. Freiwillig hätte sie ihre Kindern nicht verlassen, nicht nach dem Verschwinden ihres geliebten Mannes. Sehr geheimnisvoll wird diese fremde Welt erschaffen, die doch ganz eng mit der unsrigen verknüpft scheint. Sehr bildhaft und detailreich wird die Leserschaft in die 13 Teile von Fabula mitgenommen. Jeder Teil wird von einer anderen Fee angeführt, wobei dreizehn Reiche waren es mal, jetzt sind es nur noch zwölf, an das verlorene dreizehnte Reich vermag sich niemand mehr zu erinnern.
Der Detailreichtum hat bisweilen das Tempo etwas gedrosselt, da hätte ich mir im Mittelteil manchmal etwas weniger, dafür aber eben eine etwas höhere Spannung gewünscht. Doch geht es um die Liebe zu Worten und ihrer Fähigkeit neue Welten zu erschaffen. Nicht nur in den Köpfen wie bei uns, sondern in Fabula ganz real, dafür benötigt es nur einen begnadeten Erzähler. Eine sehr schöne Idee, wie unser Leben durch Worte und Geschichten bereichert wird, aber diese Geschichten auch nur davon leben, dass wir sie lieben. Eine Symbiose, die beiden Seiten nur Vorteile bringt, solange sie besteht. Doch hier ist zunächst unbemerkt ein Ungleichgewicht entstanden und Fabula schrumpft, der Platz für seine Bewohner schwindet. Eine ganz schön gruselige Vorstellung, die etwas an die der Antike erinnert, als man glaubte, dass die Erde eine Scheibe sei, von der man hinunter fallen könnte. Ähnlich gefährlich ist es auch, denn die Welt Fabulas schrumpft und zwar immer schneller. Die Zeit drängt und die Geschwister müssen sich ganz dringend etwas einfallen lassen, auch weil sie langsam entdecken, dass es kein Zufall ist, dass ausgerechnet sie in Fabula gelandet sind. Sowohl Charlotte als auch Will entwickeln sich fort, nicht nur weil sie es müssen, sondern weil sie ihre wahre Natur entdecken. Damit stehen ihnen ungeahnte Fähigkeiten zur Verfügung, was aber auch eine große Veranwortung mit sich zieht.

Dieses fantastische Abenteuer ist wunderschön gestaltet und damit meine ich nicht nur das Lesebändchen. In der Umschlagklappe findet man eine Übersicht über den fraglichen Teil des Central Parks in New York, eine Abbildung der 13 Feenkreiszeichen Fabulas und eine Darstellung eines Zwergs und einer Sirenenelfe. Immerhin trifft man diese nicht alle Tage, da ist es ganz hilfreich, sie mal zu sehen. Im Anhang findet man dann noch eine Beschreibung der 13 Feenkreiszeichen durch den Vater der Zwillinge und einen Charaktertest, mit dessen Hilfe man ermitteln kann, welchem Charakter dieses Buches man sich zuordnen lassen kann.

Ein Fantasy-Abenteuer über die Macht der Worte und die Bedeutung von Geschichten für unser Leben. Sehr gut durchdacht, allerdings hätte es für mich bisweilen etwas temporeicher sein können. Es hat mir aber trotz der kleinen Schwäche gut gefallen.

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Veröffentlicht am 20.07.2021

Mystische Spannung im Land der wilden Pferde!

Nordstern - Die Nacht der freien Pferde
1

Nur noch dieser Schaftabtrieb und dann wollte Erla mit ihrer Stute Drifa und den Lämmern Boogie und Woogie zu ihrer Mutter und deren neuen Freund auf dessen Farm ziehen. Doch während des Abtriebs kommt ...

Nur noch dieser Schaftabtrieb und dann wollte Erla mit ihrer Stute Drifa und den Lämmern Boogie und Woogie zu ihrer Mutter und deren neuen Freund auf dessen Farm ziehen. Doch während des Abtriebs kommt es zu einem verfrühten Wintereinbruch und Erla und Drifa werden von einem Untier angefallen. Sie stürzen lebensgefährlich in eine Schlucht und werden so schwer verletzt, dass die Huldu Floki und Kadlin für sie Zeit und Raum beugen, um sie in Sicherheit zu bringen. Beide sind sehr schwer verletzt, doch Floki und Kadlin kümmern sich hingebungsvoll um sie. Dennoch kann Erla das unsichtbare Volk noch nicht als ihr neues zu Hause akzeptieren. Bei den Huldu vergeht die Zeit langsamer und ihr wird bewusst, dass sie sie Hochzeit ihrer Mutter und die Geburt ihres Geschwisterchens verpasst hat. Sie möchte noch zu einem Besuch zurück, stellt dann aber fest, dass sie nicht mehr in die Menschenwelt gehört und diese wohl auch keine Heilung für ihre Stute zu bieten hat. Drifas Zustand wird immer bedrohlicher und auch Erlas Rückenverletzungen heilen nur sehr langsam. Doch für ihre geliebte Stute sind ihr keine Schmerzen zu groß und keine Gefahr schreckt sie ab, denn das was sie unerwartet als einzige Rettungsmöglichkeit entdeckt, ist lebensgefährlich.

Zu Island gehören Fabelwesen, die Huldu, das geheime Volk, Trolle und unerklärliche Phänomene ebenso wie die raue, unbezähmbare Landschaft, Vulkane und Islandpferde. Die Insel umweht immer ein Hauch des Mystischen. Die Fortsetzung der Prequelreihe zu „Nordlicht“ ist gespickt mit allem, was Island ausmacht, plus einer wehmütigen Romanze und einer Familiengeschichte voller Missverständnisse. Erla sehnt sich nach ihrer Mutter und weiß doch gleichzeitig, dass diese für ihre übernatürliche Begabung kein Verständnis hat und sich sogar für diese schämt. Sie möchte sich unbedingt anpassen und dazu gehören. Nachdem sie ihrer Ansicht nach in Deutschland gescheitert ist, möchte sie in Island erfolgreich all das wiederaufbauen, was der Krieg ihr nahm. Erla, die alles andere als durchschnittlich ist und voll innerer Leidenschaft glüht, passt da nicht hinein. So trauert sie, um ihre verschwundene Tochter, in der Annahme, dass diese tödlich verunglückt ist. Dass das junge Mädchen von den Huldu gerettet und gepflegt wird, ist für sie unvorstellbar. Aber auch Erla ist getrieben, in ihrem Bestreben ihre kleine Stute gesund zu machen und stellt für dieses Ziel alles andere hinten an, sogar ihre Liebe zu Floki und die Sehnsucht nach ihrer Familie. Die unbekannte Welt der Huldu wirft für sie noch viele Fragen auf, doch sie spürt die unglaublichen Kräfte, die Floki und Kadlin in sich tragen. Auch sie scheint eine besondere Begabung zu haben und sucht in den ihr anvertrauten Runen nach Antworten. Erlas Verletzungen waren verheerend, doch für Drifa nimmt sie enorme Schmerzen auf sich, da sie spürt, dass die Zeit der kleinen Stute abläuft, wenn sie ihr nicht hilft. Doch sie ahnt auch, dass sich fremde, böse Kräfte zusammentun, ein vages Gefühl, dessen Herkunft sie nicht kennt, ihr aber Sorge bereitet.
Dieser zweite Band bereitet das große Finale vor, es ist geprägt davon die Welt der Huldu und ihre eigenen Gesetze gemeinsam mit Erla zu ergründen, diese Welt jenseits des für uns Sichtbaren und der Rationalität. Eine Welt die geprägt ist von nordischen Gottheiten und ihren Schicksalsfäden, aus denen man sich nicht befreien kann.

Island ist mehr als nur raue Schönheit, viel Schnee und wilde Pferde. Die Mystik und Magie gehören ebenso ganz untrennbar dazu. Wer einmal auf Island war, kennt sie, kleine Gaben und Steinhaufen, um die Huldu zu besänftigen, wenn die Menschen zu sehr in die Natur eingreifen. Auf dieses Unerklärliche muss man sich einlassen können, um diese Reihe für junge Pferdemädchen ab 12 Jahren richtig lieben zu können. Eine Reihe die von tiefem Verständnis für Islandpferde, die Wechselhaftigkeit der Natur und zarten, erwachenden Gefühlen geprägt ist. Island ist rau und daher geht die Natur nicht immer zimperlich mit seinen Bewohnern um. Das ist ein wichtiger Punkt, den man beim Alter der Leserinnen bedenken sollte. Die Geschichte ist magisch und spannend, voller Gefahren und Leidenschaft. Allerdings sind die Gefahren nicht einfach abstrakt, wie die schweren Rückenverletzungen zu Beginn zeigen, geht nicht immer alles gut aus. Es ist kein Märchen, bei dem gewiss ist, dass sie bis an ihr Lebensende glücklich sein werden, sondern die Lebensgeschichte einer Frau, der wir in „Nordlicht“ ebenso begegnen wie Jorunn, der begabten und gefürchteten weisen Frau und Heilerin im Volk der Huldu. Wir wissen also, dass Erla überleben wird, aber nicht alle, die sie liebt. Wie es mit ihr weitergeht, deutet sich bereits an, wir sind aber auf die Fortsetzung dieser bildreichen und emotionalen Geschichten gespannt.

Für Fans des Mystischen, der Islandmagie und windumtoster Freiheit auf dem Rücken eines Islandpferds ein Muss.

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