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Veröffentlicht am 23.04.2018

So là là in Ellas Welt

Ellas Welt - Das verflixte neue Schuljahr
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Das neue Schuljahr steht an, wie aufregend nach den Sommerferien alle Klassenkameraden wieder zusehen und auf die neue Klassenlehrerin ist Ella auch schon ganz gespannt! Sie kommt extra früh in die Klasse, ...

Das neue Schuljahr steht an, wie aufregend nach den Sommerferien alle Klassenkameraden wieder zusehen und auf die neue Klassenlehrerin ist Ella auch schon ganz gespannt! Sie kommt extra früh in die Klasse, denn der Platz, an dem man am ersten Tag nach den Ferien sitzt, behält man für das ganze Jahr. Klar, daß Ella unbedingt für sich und ihre beste Freundin Zoe einen guten Platz ergattern will. Doch wo bleibt Zoe nur? Die Klasse ist fast vollständig, nur der Platz neben Ella ist noch frei, als die Tür sich öffnet und ausgerechnet Ellas Erzfeindin Penny, die doch eigentlich in die Parallelklasse wechseln sollte, hereinkommt. Zu dumm, daß nun Penny es ist, die von nunan täglich neben ihr sitzen wird. Immerhin die neue Klassenlehrerin ist total nett und super chic. Doch auch in diesem Schuljahr ist es schnell klar, daß Penny alles daran setzt Ella das Leben schwer zu machen. So einfach lässt Ella sich aber nicht unter kriegen!

Das Buch ist als Tagebuch der Vierklässlerin Ella konzipiert. Wunderschön 3-farbig gestaltet, gedruckt, als hätte es ein Kind geschrieben, mit allerlei Kritzeleien und Skizzen. Dennoch hat das Buch meiner ältesten Tochter (10) nicht gefallen, sie hat es nach 30 Seiten abgebrochen, weil ihr das Gezicke mit Penny zu doof war. Meinen Kindern ist es aber auch völlig fremd, daß man das ganze Jahr den gleichen Platz in der Klasse behält. In der Grundschule werden sie ständig umgesetzt und im 5. Schuljahr auch öfters, damit man auch alle Mitschüler kennen lernt. Meine Tochter hätte gerne mehr positive Dinge gelesen, auch mal was nettes über Ellas Familie. Dieses Buch spielt fast ausschließlich an der Schule. Ich habe das Buch zu Ende gelesen und muß zugeben, daß auch ich fand, daß die Zankerei einen viel zu großen Raum einnahm. Irgendwie war Ella immer die Gute und Penny immer die Böse, das war mir zu einfach. Okay, es ist das Tagebuch eines Kindes, da wird wirklich schwarz-weiß-Style geschrieben, aber es ist doch spannender, wenn auch wirklich ein breiteres Spektrum des Schullebens geschildert wird.

Ellas Freundin Zoe taucht dann doch noch auf und obwohl zu Beginn geschildert wird, daß Zoe schon immer ihre beste Freundin war, erfährt man später, daß es früher mal Penny war. Irgendwie für uns nicht so ganz passend. Eine versöhnlichere Note wäre nach unserem Geschmack gewesen. Schön fand ich allerdings, wie Ella der introvertierten Cordelia beisteht. Ich hätte mir gerne mehr positive Situationen gewünscht. Wir hatten uns die Geschichte lustiger und abwechslungsreicher vorgestellt.

Die Gestaltung des Buches ist wirklich sehr gelungen, auch die Herzchen statt der Punkte auf den Umlauten ist sehr jungmädchenhaft. Allerdings sind die vielen englischen Namen für Grundschüler relativ schwierig zu lesen und schon recht anspruchsvoll, im Gegensatz zu Sprachstil, der sich am Alter der fiktiven Erzählerin orientiert. Als Tagebuch ist die Geschichte natürlich in der Ich-Form aus Ellas Sicht abgefasst und man bekommt natürlich auch nur ihre Sicht der Dinge mit, die eben sehr eingeschränkt ist.

Ein nettes, kurzweiliges Buch, daß mich aber nicht wirklich begeistern konnte. Anders als meine Tochter habe ich es nicht abgebrochen, aber ich habe schon bessere kurze Romane für junge Leser gelesen, dieses hier hat es nicht geschafft den Funken überspringen zu lassen, daher vergebe ich drei von 5 Sternen.
https://www.lovelybooks.de/autor/Meredith-Costain/Ellas-Welt-Das-verflixte-neue-Schuljahr-1358248954-w/rezension/1552098259/
https://buchverzueckt.blogspot.de/2018/04/ellas-welt-das-verflixte-neue-schuljahr.html
https://www.amazon.de/review/R2LOPXOJHTJG1Z/ref=pe160485166412761cmrvemlrv0_rv

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Veröffentlicht am 20.11.2017

Zum Teil irre witzig, z.T. aber nur fürs Saalpublikum

Wie soll ich sagen …
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Der studierte Deutschlehrer Jürgen von der Lippe ist mit seinem Live-Programm auf Tournee. Er spricht so über dies und das, redet sich von der Seele, was ihm so in den Sinn kommt, so scheint es zumindest. ...

Der studierte Deutschlehrer Jürgen von der Lippe ist mit seinem Live-Programm auf Tournee. Er spricht so über dies und das, redet sich von der Seele, was ihm so in den Sinn kommt, so scheint es zumindest. Das Ganze wird dann noch aufgelockert durch ein paar Partyspiele mit Mitspielern aus dem Publikum und einige Lieder die zum Teil auch Parodien auf bekannte deutsche Schlagergrößen oder Liedermacher sind. Ich schätze ihn eigentlich für intelligenten Spaß und besonders seine Deutschlehrer-Scherze wie z.B. über Heidi Klums rheinische Grammatik, haben mir großen Spaß gemacht, auch als selbst Betroffene (rein grammatikalisch natürlich). Auch wenn er andere Promiente durch die Kakao zieht, so macht er das meist nicht, um sie bloß zu stellen. In einem Fall, der zugegebener Weise ausgesprochen lustig war, überdehnte er den Bogen jedoch, so dass mir eine kürze Nummer über das Liebesleben dieses Boxers durchaus mehr Spaß bereitet hätte. Die Spitzen gegen die Kirche gefallen mir allerdings weniger.
Ich habe einige Male wirklich ganz laut im Auto gelacht und auf in der Wiederholung fand ich es noch lustig. Aber, ein paar Mal waren mir die Witze zu flach und einfach nicht familientauglich. Sobald die Kinder ins Auto stiegen, habe ich auf das Radio umgeschaltet. Einige Fäkalspäße entsprachen nicht meiner Erwartung an ihn, das kenne ich gerade auch von ihm anders.
Die Partyspiele sind zwar witzig, und bieten sich sicherlich auch für Sylvester oder ähnliche Anlässe an, aber das ist für mich keine wirklich eigenständige Comedyleistung.
Gut gefiel mir wiederum die Mischung. Die humorvollen Gedanken über Sprache oder das Leben, Männer und Frauen, unterbrochen durch Lieder oder die Bühnenspiele. Am Showaufbau merkt man bereits, daß man es mit einem Profi zu tun hat!
Sehr gut gefiel mir der Ton. Obwohl es eine Live-Übertragung ist, hatte ich keinerlei Verständnisprobleme. Jede Silbe kam an, alles war gut verständlich und prima ausbalanciert. Das Problem war ein anderes: Einige Witze zünden einfach nur live. Gerade wenn Jürgen von der Lippe sich über unnötige Gesten mockiert, die begleitend zum gesprochenen Wort nicht erforderlich sind oder über Gebärdensprache, so war dies für das Saalpublikum offensichtlich erheiternd, aber für den reinen Zuhörer, etwas frustrierend. Dies kommt leider so häufig vor, daß es echt eines dicken Punktabzuges bedarf, für diejenigen, die ihn nicht live gesehen haben. Für die Besucher der Show ist es sicher dennoch urkomisch, aber ich hatte leider nicht das Vergnügen ihn live zu sehen.
Ich habe wie gesagt mehrmals richtig laut und spontan losgelacht, aber es zünden natürlich nicht alle Gags bei jedem gleich. Ich bereue es auch auf keinen Fall diese Doppel-CD gehört zu haben, denn ich hatte meinen Spaß. Dennoch komme ich wegen der vielen Gags die nicht zünden, wenn man Gestik und Mimik nicht sieht, nicht über mittelmäßige 3 Sterne hinaus. Er ist immer noch einer meiner Lieblingskomiker, aber ich würde mich künftig nicht für einen Live-Mitschnitt entscheiden, oder ihn mir stattdessen lieber selbst live ansehen.

Veröffentlicht am 03.07.2023

Interessanter Plot und tolle Aufmachung!

Missing in Paris - Wo ist Nina?
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Lotte ist 15 und ein aufstrebendes Softballtalent! Ihre 18 jährige Schwester Nina mit den unterschiedlichen Augenfarben und der atemberaubenden Schönheit, hat es nach Paris verschlagen, um Model zu werden. ...

Lotte ist 15 und ein aufstrebendes Softballtalent! Ihre 18 jährige Schwester Nina mit den unterschiedlichen Augenfarben und der atemberaubenden Schönheit, hat es nach Paris verschlagen, um Model zu werden. Lotte und ihr Vater vermissen sie sehr, aber Nina fühlt sich im väterlichen Haushalt erdrückt, nachdem die Mutter sie unerwartet vor Jahren verließ, um mit dem neuen Lover zurück in ihre Heimat Australien zu gehen. Das andere Ende der Welt und auch Nina, scheint unendlich weit weg zu sein! Jede Woche soll sie eine Postkarte mit einem Lebenszeichen schicken, damit Lotte weiß, dass es ihr gut geht. Kommt sie nicht, oder mehr als eine, wollte Lotte sich auf den Weg nach Paris machen. Nun ist es passiert, schon die 2. Karte innerhalb einer Woche und mit was für einem gruseligen PS: Grüß Mama von mir. Lotte ist sich sicher, dass ihr etwas passiert ist und will sofort dorthin, um sie zu suchen. Sie fühlt die Gefahr für ihre geliebte Schwester nahezu körperlich! Doch ihr Vater hat den Verlust der Mutter noch nicht verkraftet, dabei ist er Therapeut. Er bringt Lotte dennoch nach Paris, unter der Voraussetzung, dass sie ihm nicht von ihrer Suche nach der Schwester verrät, dafür hat er eine Unterkunft bei seiner alten Studienfreundin Joséphine und deren Sohn Jean-Paul, einer Künstlerin im 4. Arr. besorgt.

Es scheint erst mal sehr seltsam, dass Nina den Kontakt so radikal abgebrochen hat und selbst für ihre geliebte Schwester nicht erreichbar sein will, weil sie zu Beginn der Modelkarriere zu überängstlich war. Aber als Model lebt man gefährlich. All diese komischen Typen, die ihre Fantasien und Begierden auf einen übertragen! Paris ist eine berauschende Stadt und Jean-Paul scheint echt ein netter Kerl zu sein, auch wenn Lotte seiner Mutter auf Anhieb misstraut. Ob sie etwas zu verbergen hat? Irgendwie scheinen die Leute in Paris oft sehr merkwürdig zu sein. Sie lernt einen Maori-Nachbarn kennen, dessen Bruder das 2. Gesicht hat und in den Katakomben seine Ruhe sucht. Ausgerechnet an dem gefährlichsten Ort der Stadt! Josephines Kunstschüler der junge Bildhauer Abe, ebenfalls ein halb-Niederländer, ist sympathisch aber gesichtsblind... jeder scheint hier sein Päckchen zu tragen zu haben, selbst der Streuner Vatan, ein verrenteter Polizeispürhund. Außerdem scheint jeder Lotte vor den Gefahren alleine als Mädchen in der Stadt zu warnen. Langsam wird es unheimlich und sie fühlt sich verfolgt. Bildet sie sich das alles nur ein? Soll sie sich Jean-Paul anvertrauen? Durch die Ich-Perspektive lässt uns Lotte ganz tief in ihren Kopf und ihre Seele blicken, dahin wo Angst, Furcht, Hoffnung, Verzweiflung und Liebe miteinander ringen. Sie gewährt uns nicht nur Einblick in die Modelwelt, sondern lässt uns auch an ihrer Verunsicherung und ihren Selbstzweifeln teilhaben, nimmt uns mit auf ihre ebenso atemlose wie gefährliche Suche, denn ihr Vater will von all dem ja nichts wissen...

Ich war mir nicht so sicher, ob ich diesen sturen Kontaktabbruch, diese Unerreichbarkeit von Nina so wirklich plausibel und nachvollziehbar fand. An vielen Stellen hatte ich das Gefühl, dass einige Details der Spannung wegen konstruiert wurden. Spannend ist diese verzweifelte Suche auf jeden Fall und noch dazu voll Pariser Flair. Wobei ich sagen muss, dass ich echt ein Hasenfuss bin und dennoch in keinerlei derart gefährliche Situation in meinen Monaten in Paris geriet, obwohl ich abends im Dunkeln über den Friedhof lief, um den Weg abzukürzen... allerdings nicht der Père Lachaise, dieser Kultfriedhof, der hier ebenfalls eine Rolle spielt. Jung und spritzig und mit einer Prise Romantik habe ich mich spannend unterhalten gefühlt und bin durch die Seiten geflogen!

Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Lesejury für mein Leserundenexemplar!

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  • Spannung
Veröffentlicht am 29.04.2019

Sympathisches Team, aber leider zu vorhersehbar

Perfekte Rache
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Dies ist Lukas Zieringers zweiter Fall nach „Tiefe Stille“. KHK Zieringer war der Shootingstar der Münchner Mordkommission, ehe ihn ein traumatisches Erlebnis völlig aus der Bahn warf und er ein Jahr komplett ...

Dies ist Lukas Zieringers zweiter Fall nach „Tiefe Stille“. KHK Zieringer war der Shootingstar der Münchner Mordkommission, ehe ihn ein traumatisches Erlebnis völlig aus der Bahn warf und er ein Jahr komplett dienstunfähig war. Anschließend ließ er sich in die oberbayrische Provinz versetzen, in der Annahme, dort vor Kapitalverbrechen sicher zu sein. Dies stellt sich auch dieses Mal als Irrtum da. Ein Bergwanderer wird abgestürzt, eingenässt und mit auf dem Rücken gefesselten Händen an einem schwer zugänglichen Abhang gefunden. Seine fröhliche Witwe hat zumindest keine offensichtlich finanziellen Motive, da sie durch ihre bewegte Vergangenheit selbst wohlhabend ist. Doch dann stirbt ein Versicherungsagent, der ebenfalls ein leidenschaftlicher Golfer ist, wie die Witwe des ersten Opfers. Lukas setzt seine wohlhabende Tante Maria als Geheimwaffe ein und lässt sie einen Golfkurs buchen, um Kontakt zur lustigen Witwe aufzunehmen. Er hofft so an verborgene Hintergründe zu gelangen. Eigentlich scheinen die Opfer nichts gemeinsam zu haben, aber der Modus Operandi ist schon auffallend ähnlich und Lukas Zieringer wird von seinem Bauchgefühl getrieben.

Ich bin eigentlich ein großer Fan von zweiten Bänden, da einem die mühselige Einführung erspart bleibt. In diesem Falle leider nicht, aus verschiedenen Gründen: 1. war mir eigentlich schon nach 40 % des Buches klar, wer der Täter war und warum 2. hat mich immer wieder gestört, daß der Psychologe als Arzt bezeichnet wurde. Ein Psychologe mit Approbation ist ein Psychotherapeut, aber kein Arzt. Der entsprechende Arzt ist der Psychiater. Beide fallen unter die Schweigepflicht, wie auch Anwälte und Pastöre in ihrer seelsorgerischen Funktion. Das zieht sich so stark durch den Fall, daß es kein einmaliges Versehen ist, sondern schlecht recherchiert. 3. Strafprozessual kräuseln sich meine Fußnägel vor Beweisverwertungsverboten. 4. Ja, es ist ein Amazonprodukt, damit habe ich kein Problem, aber die Schleichwerbung im Krimi, wenn Tante Maria als Primekundin kostenlose exklusive Prime-Serien schaut, hat mich schon genervt. Es hätte völlig gereicht zu sagen, welche Serie sie schaut, immerhin kommt in anderen Büchern auch Netflix vor, aber nicht dessen Preis ;)

Sprachlich gefällt mir der Stil von Susanne Rößner, von der ich bereits mehrere Krimis mit Begeisterung gelesen habe, aber der Fall war mir diesmal nicht spannend genug und zu vorhersehbar und nicht immer schlüssig. Warum, mag ich wegen einer Spoilergefahr nicht offenlegen. Es gibt zwar manchmal spannende Szenen, aber ich mag es lieber, wenn die Spannung aus dem Fall als solches erwächst und nicht aufgrund einer riskanten Autofahrt durch unwegsames Gelände. So autoafin bin ich einfach nicht. Leider ist mir die Auflösung, auch wenn ich sie erahnt habe, in einem Punkt nicht plausibel, aber dass hieße spoilern.

Auch die Charaktere gefielen mir im ersten Band besser. Es konzentriert sich für meinen Geschmack zu viel auf Super-Lukas. Das kurze Aufblitzen von guten Reaktionen von Tante Maria und der jungen Uniformierten Kira ist mir da einfach zu wenig. Chef-Fiedler lässt seinem neuen Star-Ermittler zu sehr freie Hand. Sehr gut gefiel mir jedoch Tante Marias Einstellung Menschen nach Charakter und nicht nach ihrem Status zu beurteilen. Mir ist Lukas Zieringer nicht plötzlich unsympathisch geworden, aber die Verschiebung des Fokus hat mir nicht so gefallen. Dafür habe ich mich gefreut, viele bekannte Personen aus dem Vorgängerband wieder zu lesen, auch wenn z.B. die Pathologin diesmal etwas kurz kam und der dritte Hobbyermittler aus dem Auftaktband ganz fehlte. Tante Maria erinnert mich immer ein wenig an „Mord ist ihr Hobby“ und gibt den ansonsten nicht auf gemütlich gemachten Fällen einen cosy-touch.

Auch wenn mich dieser Band nicht überzeugen konnte, mag ich die Personen und die bisherigen Bücher der Autorin doch so gerne, daß ich einem 3. Fall noch eine Chance geben würde.

Veröffentlicht am 22.01.2019

Klingt für mich authentisch, aber auch hausgemacht

Der Schatzsucher
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Fabian Kahl ist seit 2013 regelmäßig in der ZDF Sendung „Bares für Rares“ zu sehen und fällt dort augenscheinlich aus dem Rahmen. Er ist dort der mit Abstand jüngste Antiquitätenhändler und mit seinen ...

Fabian Kahl ist seit 2013 regelmäßig in der ZDF Sendung „Bares für Rares“ zu sehen und fällt dort augenscheinlich aus dem Rahmen. Er ist dort der mit Abstand jüngste Antiquitätenhändler und mit seinen Piercings und seinem einseitig rasiert, einseitig langhaarigen Schädel entspricht er auch optisch nicht dem Klischee eines Antiquitätenhändler. Auf diesem Hörbuch erzählt er auf 6 CDs und fast 6 ¼ Stunden lang über seinen Werdegang, von besonderen Erlebnissen und gibt Tipps für die Bewertung bei An- und Verkauf von Raritäten und Einzelstücken.

Der Autor liest hier selbst, das mag ich bisweilen sehr gerne, denn wer versteht seine eigenen Sätze besser als der Autor und kann sie besser betonen? Nun, in diesem Falle sicher nicht der Autor. Seine Stimme ist nicht unangenehm, er klingt absolut authentisch, aber eben auch wie ein Mensch mitten aus dem Leben und absolut nicht, wie ein professioneller Sprecher. Er liest sein eigenes Buch, statt den Eindruck zu vermitteln locker aus dem Nähkästchen zu plaudern. Dabei klingt er erstaunlich blechern. Das stört mich regelmäßig auch bei Wissens-CDs für Kinder, wenn die Experten ihr Wissen vermitteln. Man hört einfach, daß sie keine geschulten Sprecher sind, das ist jetzt keine Besonderheit von Fabian Kahl. Leider ist das nicht mein einziger Kritikpunkt. So hätte ich mir ein konsequenteres Lektorat gewünscht. Ein Lektorat, daß bei der sprachlichen Abrundung deutlicher durchgreift und dem Gesamtwerk einen runden Schliff gibt. So klingt es leider teilweise gestelzt und unnötige Details, bauschen die Erzählung künstlich auf. Während der Schilderung seines Werdeganges erzählt Fabian Kahl, wie er nach dem Realschulabschluß sein Fachabi machen wollte um danach ein Designstudium oder ähnliches anzustreben, es im Internat aber nicht aushielt und abbrach. So kamen mir einige sprachlichen Wendungen vor, als wolle er unter Beweis stellen, daß er zwar nicht studiert habe, aber dennoch nicht ungebildet sei. Auch bei der Schilderung einiger Begebenheiten habe ich den Eindruck, als versuche er sich für die von ihm eingeschlagene Laufbahn zu rechtfertigen und klar zumachen, daß er dennoch Ahnung von der Materie habe. Dies würde ich normalerweise als selbstverständlich voraussetzen, wenn er dann nicht immer wieder betonen würde, wie ausführlich er schon in jungen Jahren Auktionskataloge studiert habe (niemals Lehrbücher, immer Kataloge) und mit seinem Vater durch Museen streifte. Seine Familie wird sehr liebevoll und unterstützend dargestellt, die ihm nicht nur die Liebe für Antiquitäten mit auf den Weg gab. Dennoch konnte auch sie ihn nicht vor diversen Misserfolgen bewahren, die für mich durchaus mit dem mangelnden Alter und Lebenserfahrung zu erklären sind. So wollte ich bei zwei Episoden, die er erzählt ihm schon zurufen: Mensch, ruf doch die Feuerwehr bzw. ruf die Polizei!, was er leider unterließ. Wahrscheinlich rechne ich als Krimileserin und Juristin halt einfach mit dem Schlimmsten, im Gegensatz zu ihm.

Einige seiner Tipps bedürfen keines Experten, die sind für mich einfach ganz klar eine Frage des gesunden Menschenverstandes, gerade bei den Ratschlägen zum Uhrenkauf. Auch, daß man Wertgegenstände immer bei Tageslicht und nie im Dunkeln betrachten sollte. Vielleicht bin ich an einigen Stellen auch schon zu abgebrüht oder durch meine Familie, die selbst einen großen Faible für Antiquitäten und Uhren hat, zu stark vorgeprägt. Sehr schön fand ich aber als Fan alter Möbel seine Begründung, warum er Antikes so sehr schätzt: z.B. sind bereits alle belastenden Giftstoffe bereits ausgedünstet und ökologisches und individuell ist es auch.

Einige Episoden sind sehr unterhaltsam. An einigen Stellen hätte ich mir dann schon Fotos zu den gefundenen „Schätzchen“ gewünscht, z.B. dem außergewöhnlichen Deckenleuchter, den er in Südafrika entdeckte und den er dann schnell im Internet recherchierte. So etwas hätte ich nie so direkt zugegeben. Es klingt so, als könne jeder mal schnell mit seinem Smartphone zum Experten werden, wobei es hier wohl eher um das Gespür für das Besondere ging. Bekannt war ihm der Schöpfer der hochpreisigen Leuchter aber auch nicht. Sehr ehrlich, sehr schonungslos, erzählt er, wie er wurde was er derzeit ist und wie das Angebot des ZDF eigentlich zu keinem besseren Zeitpunkt hätte kommen können. Absolut offen, ehrlich und sympathisch, kein PR-Fuchs, für den Image alles ist. So ist die große Schwäche des Buches auch gleichzeitig eine Stärke. Viele Mitglieder der Hörrunde, fanden gerade das besonders gut. Insofern ist dieses Hörbuch erfrischend anders und auf jeden Fall wunderbar als Gesprächsauftakt für eine neue Runde im Restaurant/Kneipe/Party/Arbeit geeignet. Jeder kann gleich mitreden und hört zu ;)