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Veröffentlicht am 27.03.2024

Gemeinsam vereint, trotz aller Vorurteile!

Andor Junior (5)
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Die junge Zauberschülerin Eara ist ganz aufgeregt: Eine Delegation von der Insel Hadria hat sich angekündigt. Sie hofft sie mit ihren Zauberkünsten beeindrucken zu können, um dort auf die Zauberakademie ...

Die junge Zauberschülerin Eara ist ganz aufgeregt: Eine Delegation von der Insel Hadria hat sich angekündigt. Sie hofft sie mit ihren Zauberkünsten beeindrucken zu können, um dort auf die Zauberakademie aufgenommen zu werden. Doch tatsächlich, bringt die Delegation schlechte Nachrichten. Der finstere Magier Varkur hat den Speer der Mächte des Wassers gestohlen und kann nun mit dessen Hilfe das Wasser kontrollieren. Die Mächte des Meeres verstehen da keinen Spaß, sind sie nun doch stark geschwächt. Sie geben den Menschen 3 Tage und 3 Nächte Zeit ihnen den Speer zurück zu bringen, sonst würden sie alle Wasser untrinkbar machen, wie das im Brunnen des Burghofes. Während Prinz Thorald stolz, hoch zu Ross mit der Novizin Tenaya in den Wald reitet, um Varkur das Speer abzujagen, machen die vier Nachwuchshelden im Burg Keller eine finstere Entdeckung. Varkur lässt ihnen noch weniger Zeit, denn er unterspült den Burgfried mit Wasser. Entschlossen wollen Eada, Kram, Chada und Thorn gemeinsam mit ihren magischen Wolfsjungen sowie Forn und dessen Wardrak die Gunst der Stunde nutzen. Der Einsatz der Macht des Speeres schwächt Varkur und erhöht somit die Chance der Kinder.

In dieser Folge kehren der arrogante Fiesling Prinz Thorald und der schwarze Magier Varkur zurück, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Andor zu besiegen und sich die Macht über die Rietburg zu sichern. Thorald hingegen ist lediglich ein aufgeblasener Depp, der selbst berauscht von der Wichtigkeit als Thronfolger ist, allerdings leider völlig talentfrei, lediglich darauf bedacht die vier Nachwuchshelden schlecht da stehen zu lassen. In der hochnäsigen Novizin Tenaya hat Thorald eine würdige Begleiterin gefunden, die ihn in Sachen Arroganz in nichts nachsteht.

Klangvolle und ausdrucksstarke Geräusche prägen die Spannungskurve dieses neuen Fantasyabenteuers für Kinder. Diese Geräuschkulisse entführt uns beim Hören in das magische Land Andor voller Zauberei, böser Magie und mächtiger Fabelwesen. Der Herr der Stürme klingt natürlich entsprechend mächtig und urgewaltig und so wird seine Stimme natürlich auch noch klangvoll untermalt durch Brausen und Rauschen. Der Cast bleibt der Reihe treu und so kann man wunderbar die jungen Stimmen von Eada, Chade, Kram, Thorn und Forn zu ordnen, wobei sie dieses Mal ergänzt werden durch die frische Stimme für Tenaya (Julia Lenska).

Das Abenteuer hat es dieses Mal in sich und der Ausgang ist äußerst knapp! Die Herausforderungen sind aber auch wirklich ganz beachtlich und eigentlich scheint die Aufgabe dieses Mal unlösbar. Da diese Reihe jedoch fortgesetzt wird, ist sie natürlich nur scheinbar unlösbar. Dabei reicht die Kraft der fünf jungen Freunde nicht aus. Gemeinsam sind sie nicht stark genug, aber mit den vereinten Kräften aller auf der Rietburg, unabhänging diversen Animositäten gelingt es ihnen doch. Gemeinsam vereint für ein höheres Ziel. Das finde ich eine sehr schöne Botschaft inmitten einer Geschichte voller Urkräfte, böser Zauber und gefährlicher Fabelwesen. Ich bin ja mal gespannt, wie sich diese gemeinsame Zusammenarbeit künftig entwickeln wird, war es ein einmaliges Erlebnis oder doch ein bleibendes Bündnis.

Das Cover und der Tonträger sowie das Innenteil zeigen die Illustrationen von Falk Holzapfel (Künstlername ZAPF) und lassen die Figuren damit noch plastischer werden. Für alle die schon mal gerne durcheinander kommen, werden die einzelnen Charaktere und ihre Sprecher in der Innenhülle aufgelistet.

Auch dieses Mal gilt: das Abenteuer ist in sich abgeschlossen, aber man sollte dennoch unbedingt mit Teil 1 beginnen, um die Charaktere besser kennen zu lernen und zu verstehen.

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Veröffentlicht am 20.03.2024

Wenn Papa flach liegt...

Ich mache das!
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Mama muss heute lange arbeiten und Papa soll auf Leon aufpassen, eigentlich... Denn als Papa aufwacht, ist er krank und kommt nicht aus dem Bett. So ein Mist, schließlich hat Leon sich schon auf ganz viele ...

Mama muss heute lange arbeiten und Papa soll auf Leon aufpassen, eigentlich... Denn als Papa aufwacht, ist er krank und kommt nicht aus dem Bett. So ein Mist, schließlich hat Leon sich schon auf ganz viele gemeinsame Papa-Leon-Aktivitäten im Zoo und im Garten und im Haus gefreut. Doch wer passt nun auf Leon auf? Egal wen Papa mit letzter Kraft anruft, niemand kann oder will für ihn einspringen. Da hat Leon eine großartige Idee: wenn keiner auf ihn aufpasst, passt er halt auf Papa auf und kümmert sich um ihn, so wie seine Eltern es sonst machen, wenn er krank ist.

Eine witzige Idee: ein kleiner Junge muss auf seinen Vater aufpassen, aber so ein Männerschnupfen hat es natürlich in sich, da muss ein tüchtiger Pfleger ran. Kinder lieben es ja auch, die Erwachsenen nachzuahmen und ihre Aufgaben kurzfristig nach zuspielen. Natürlich läuft das nicht ohne Pannen ab. Ich bin aber fest davon überzeugt, dann nicht nur Papa erstaunt ist, was Leon schon alles alleine kann, sondern Leon selbst auch und entsprechend stolz ist er auch.

Sehr witzig sind auch die Ausreden, besonders der Großeltern, warum sie gerade nicht einspringen können. Diese werden zwar nur verklausuliert erwähnt, aber die Illustrationen von Mele Brink offenbaren sie mit einem humorvollen Augenzwinkern. Da wird der erwachsene Subtext von Melanie Gerber ganz offensichtlich. Die Emotionen und Gedanken zeichnet Mele Brink ihren Protagonisten herrlich erkennbar in ihre Gesichter, da gibt es kein Vertun. Das Gewusel das Leon sich beim Vorstellen seines bevorstehenden Papa-Leon-Tages vor sich sieht, stellt sie durch eine Vielzahl schwer beschäftigter, aber ebenso gutgelaunter Papas umringt von strahlenden Sohnemännern auf einer Doppelseite vor. Da sieht man richtig, wie seine Fantasie und Erwartungen Purzelbäume schlagen.

Die Texte sind schön kindgerecht und gut verständlich, insbesondere in Verbindung mit den Illustrationen, wenn es z.B. um Opas Sitzung geht. Die Textmenge ist für Kita-Kids ab 4 Jahren absolut perfekt und lässt sich gut als Gute-Nacht-Geschichte oder für kranke Kinder in einem Rutsch vorlesen.
Ein wenig schade finde ich es, dass man nicht erfährt, warum Leon eigentlich zu Hause und nicht in der Kita ist. Ist sie geschlossen? Denn anscheinend ist Leon ja nicht immer zu Hause und groß genug, um Papa mit einigen Pannen zu versorgen ist er ja auch schon. Es ist immer wieder erstaunlich, was Kinder so alles können, wenn sie müssen und es auch wollen.

Klar bleibt das die Ausnahme (sollte es natürlich) aber es war richtig aufregend und ganz schön anstrengend. So kann Mama sich auf einen ruhigen Abend mit zwei müden „Männern“ freuen.

Ein witzig, quirliges Alltagsabenteuer ab 4 Jahren.

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Veröffentlicht am 20.03.2024

Verblüffende Fakten zum Miträtseln

Stimmt das?
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Kinder fragen Erwachsenen gerne mal Löcher in den Bauch. Momentmal stimmt das überhaupt? Geht das? Dieser und anderen Fragen des Alltags geht dieses witzige und erstaunliche Wissensbilderbuch ab 5 Jahren ...

Kinder fragen Erwachsenen gerne mal Löcher in den Bauch. Momentmal stimmt das überhaupt? Geht das? Dieser und anderen Fragen des Alltags geht dieses witzige und erstaunliche Wissensbilderbuch ab 5 Jahren nach. Dabei können Leser und Nichtleser gemeinsam rätseln was stimmt und was nicht, da es hinten im Buch die Antworten mit Erklärungen zu sämtlichen Fragen gibt und manchmal lautet die Antwort ja, manchmal nein, aber bisweilen auch Jein oder Vielleicht. Natürlich können Kinder noch so viel fragen, der Bauch bleibt zum Glück unversehrt, aber man sagt das halt so und deswegen lautet die Antwort in diesem Fall: Jein!

Die Fakten um die es geht, sind ziemlich kurios und lassen stauen. Dabei sind sie stets humorvoll von Katrin Dageför illustriert. Auch wenn sich die Illustrationen auf die Kernaussagen der jeweiligen Spaßfragen konzentriert, gibt es so einiges zu entdecken, z.B. die Zunge des Chamäleons, die ausgerollt über die Seite, fast in die Nasenlöcher der Giraffe reicht, aber die hat ja selbst schon ihre Zunge in eines ihrer Nasenlöcher gesteckt ;) Das ist gerade bei Kindern ein Hit und absolut zu bestaunen und doch stellt sich wieder die Frage: Stimmt das? Die Texte sind sehr kurz, so dass auch Leseanfänger versuchen können diese Text versuchen selbst zu lesen. Einiges können Kinder ab 5 vielleicht schon wissen, vielleicht aus eigenen Beobachtungen, z.B. dass Schnecken einen Kopf und einen Fuß haben, aber wie ist es mit der Behauptung sie hätten 4 Nasen. Stimmt das? Da können auch die Vorleser noch staunen und mitraten. Eine fortlaufende Handlung gibt es natürlich nicht, aber das ist ja auch gar nicht das Ziel dieses Buches, sondern viel mehr die Neugierde für all die Wunder und Rätsel der Natur zu wecken und zu hinterfragen.

Sprachlich sind die Texte von Anna Schindler kurz und prägnant und vor allem leicht verständlich. Sie laden zum Wundern und Schmunzeln ein.

Ein kurzweilig vergnügliches Wissensbilderbuch zum Miträtseln, dass man auch gerne mehrmals lesen kann. Man vergisst ja doch einiges und außerdem sind die Bilder z.T. richtig witzig wie die hämisch grinsende Stechmücke mit ihren 47 Zähnen. Moment, stimmt das? Da sind Spaß und Staunen ab 5 Jahren garantiert!

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Veröffentlicht am 18.03.2024

Ein fantastisches Orakel-Spektakel!

Philine und das Orakeldesaster (Teil 1)
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Philine Catweazle ist ganz aufgeregt: Ihr 11 Geburtstag steht unmittelbar bevor, der Tag an dem sich entscheiden wird, ob sie ein Blumenorakel werden wird, wie ihre Mutter oder ein Fischorakel wie ihre ...

Philine Catweazle ist ganz aufgeregt: Ihr 11 Geburtstag steht unmittelbar bevor, der Tag an dem sich entscheiden wird, ob sie ein Blumenorakel werden wird, wie ihre Mutter oder ein Fischorakel wie ihre Oma, oder wie Papa, ein Banker gar kein Orakel. Das wäre für sie ganz furchtbar! Wobei sie Fische und ihren Geruch ja auch nicht immer so toll findet. Doch beim großen Orakel-Spektakel kommt alles anders: schon das Gummibärchen-Orakel bringt Mama und Oma in Erklärungsnot, doch das große Fischspektakel macht alles nur noch schlimmer. Mama und Oma wollen Philine nicht erklären was los ist! Seither geht Oma ihr sogar aus dem Weg und ihre bisher absolut treffsicheren Vorhersagen gehen absolut schief – ausgerechnet beim großen Bruder von Philines besten Freunden Charlotte und George und Papas Kollegen. Außerdem spielen sämtliche Tiere rund um Philine verrückt und es tauchen ständig Krähen rund um ihr Haus auf. Selbst Omas Pralinen, die sie von dankbaren Kunden erhält und die sie den Kindern nun überlässt, weil sie eh lieber Saures ist, kann Philine trösten und das nicht nur, weil sie eh lieber saure Gurken isst...Sie beschließt gemeinsam mit Charlotte und George den Dingen auf den Grund zu gehen. Ihre Nachforschungen bringen sie an einen ganz schön unheimlichen Ort, an dem sie unerwartete Hilfe erhalten.... Ob Philine je erfahren wird, was das Schicksal für sie vorherbestimmt hat?

Kinder lieben Abenteuer, Fantasy und Humor! Hier bekommen sie alles drei auf einmal und werden dabei nach Cornwall entführt, jenseits der Rosamunde Pilcher Romantik einfach in ziemlich abgelegene Ecken mit viel Natur. Dort können Philine und ihre Freunde sich auch frei bewegen ohne ständig unter elterlicher Überwachung zu stehen. Zum Glück sind ja jetzt endlich Sommerferien und Philines Mutter und Oma von dem merkwürdigen Orakel-Spektakel viel zu sehr abgelenkt, um zu merken, was die Kinder da im Schilde führen! Sehr gut gefällt mir, dass nicht alle Philines Gabe bestaunen, sondern sich auch einige über ihre Familie lustig machen. Da geht es ihr nicht anders als anderen Kindern! Aber was macht das schon wenn man gute Freunde hat, allen voran Charlotte und George, die auch noch gleich nebenan wohnen. Auch wenn sie aus einer „normalen“ Familie stammen, sind die zwei über ihren Bruder Oliver nicht glücklich und der Aufräumwahn ihrer Mutter nervt auch gewaltig! Bei ihren Ermittlungen lernen die drei Freunde einen neuen Jungen kennen, den sie eigentlich auf Anhieb mögen und jeder hat ja eine Chance verdient, aber seine Mutter ist ihnen unheimlich. Dafür kann er ja nichts. Locker flockig erzählt Autorin Lilly Silver also eigentlich von ganz normalen Kindern, die einem sofort sympathisch sind, weil sie so viel mit den Zuhörern gemeinsam haben – nur dass es bei ihnen viel aufregender ist!

Dieses turbulent, vergnügliche Abenteuer wird frisch und lebendig von Mayke Dähn erzählt, deren junge und facettenreiche Stimme mir ausgesprochen gut gefallen hat. Ihr nimmt man die Aufregung rund um die Orakel-Vorsehung absolut authentisch ab. Dabei verbindet sie gekonnt die humorvollen mit den spannenden ebenso wie mit den magischen Momenten und schafft Tempo und ein angenehmes Kribbeln der Erwartung und bisweilen des leichten Grusels. Abgerundet wird die Geschichte dabei von Ann Vielhaben, die mit ruhiger und geheimnisvoller Stimme die Auszüge aus dem Buch der Sybillen, der Almanach der echten Orakel vorliest.
 
Ein absolut gelungener Reihenauftakt für Fans des Unerklärlichen und Magischen ab 8 Jahren. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

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Veröffentlicht am 08.03.2024

Mut zu Leben und zu Lieben

Fräulein Liebe und das Glück der Bücher
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Berlin 1944: Die junge Eva Liebe lebt trotz des seit Jahren tobenden Krieges ein glückliches Leben, da die Berliner Außenbezirke bisher von Bombeneinschlägen weitgehend verschont blieben. In einem Anflug ...

Berlin 1944: Die junge Eva Liebe lebt trotz des seit Jahren tobenden Krieges ein glückliches Leben, da die Berliner Außenbezirke bisher von Bombeneinschlägen weitgehend verschont blieben. In einem Anflug jugendlichen Unsterblichkeitshybris meldet sich ihr Verlobter Alfred freiwillig für den Einsatz im Volkssturm an der Front. Kurz darauf fällt eine Bombe auf das Wohnhaus ihrer Eltern, während sie auf dem Weg vom Bäcker nach Hause ist. Als auch noch Alfred kurz darauf fällt, ist sie minderjährig und alleine. Sie macht sich auf den langen und gefährlichen Weg ins Rheinland, wo in Andernach ihre einzigen ihr bekannten Verwandten die Rheinbuchhandlung betreiben. Doch auch dort wird sie nicht mit offenen Armen empfangen. Ihr Onkel ist schon seit einiger Zeit verschollen und ihre Tante Maria schlägt sich mit den kleinen Töchtern Inge und Gisela beschwerlich durch. Sie rechnet jedoch nicht mit Evas Entschlossenheit dazuzugehören. Schnell arbeitet sie sich ein, nimmt Maria Arbeiten ab und beginnt sogar zu lesen. Als sie den beiden gleichaltrigen Verkäuferinnen im Gemischtwarenladen die Meinung sagt, weil sie über Margot ihrer Mutter wegen herziehen, gewinnt sie nicht nur eine Freundin, sondern auch den Respekt ihrer Tante. Denn diese leitet einen streng geheimen Lesekreis, in dem nicht nur über verbotene Literatur gesprochen wird, sondern an dem auch ein untergetauchtes jüdisches Paar teilnimmt. Doch auch Evas Herz beginnt langsam wieder Salti zu schlagen...

Die letzten Tage des Krieges, der im Rheinland fast 2 Monate früher endete als in Berlin sind selten Thema in Büchern, noch seltener die Reglementierungen des Buchhandels im 3. Reich. Ja, die Bücherverbrennung und dass es nicht nur entartete Kunst, sondern auch verbotene Bücher gab ist bekannt, aber wer bitte weiß denn schon, dass die Liste aller auf dem Index stehenden Werke und Autoren nicht öffentlich zugänglich waren, noch nicht einmal für die Buchhändler? Dass diese nicht einfach Waren bestellen konnten, sondern Lieferungen zugeteilt bekamen? Dies und andere Details fand ich als Buchliebhaberin unglaublich interessant. Allerdings ist da ja nur die Rahmenhandlung und der der Schwerpunkt, der auf der erstaunlichen Entwicklung des ursprünglich so behüteten und scheinbar so hilflosen Fräulein Liebes zu einer selbstbewussten und selbstständigen jungen Frau liegt. Diese hat mittlerweile begriffen, wie kurz und wertvoll das Leben ist, zu kurz für Halbherzigkeiten.

Susanne Esser beschreibt anschaulich die Schwierigkeiten in den alltäglichsten Dingen, mit denen die Bevölkerung in den letzten Tagen des Krieges klar kommen musste. Nicht nur die Lebensmittel wurden rationiert und nur altbackenes Brot wurde verkauft, es herrschte auch ein allgemeines Misstrauen, da es unter den Nazis keine Meinungsfreiheit gab. Ein falschen Wort gegenüber den falschen Ohren, konnte den sicheren Tod bedeuten. Trotz der Widrigkeiten ist aber auch immer Zeit für Hoffnung, durch Menschlichkeit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Das menschliche Herz gibt auch nicht so leicht auf und so ist es auch kein Wunder, dass Eva, als sie völlig entkräftet in Andernach strandet, eine Schwäche für den Mann entwickelt der ihr als erstes die Hand reicht. Auch wenn sie so völlig verdreckt und zerlumpt eigentlich gar nicht als junges Mädchen zu erkennen ist, reicht ihr der kriegsversehrte Georg aus Freundlichkeit ein Stück Brot...

Neben dem diskreten Widerstand gegen ein Regime, dass die Gedanken reglementieren will und die Kunst einengt, haben mir besonders gut die zwischenmenschlichen Beziehungen in Zeiten des Misstrauens, aber auch die Einblicke in die Geschichte meiner Heimat fasziniert. Wie schnell man damals Brücken bauen konnte?! (nein, das war damals so, unabhängig von den Nazis, denn auch direkt nach dem Krieg ging es viel schneller als heute!). Ganz besonders gut, gefällt mir aber auch die Darstellung der rheinischen Lebensfreude, die das Beste aus dem macht, was gerade da ist. Selbst in den letzten Kriegstagen wurde Rosenmontag gefeiert, als Zeichen der Hoffnung und zum Trotz gegen die Trostlosigkeit. Emotional und interessant. Ich freue mich auf die Fortsetzung!

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