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Veröffentlicht am 14.03.2022

Untypisch überraschend für einen Krimi

Drei
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Drei Frauen, ein Mann – alle drei Frauen suchen etwas und finden alle drei denselben Mann. Finden sie bei ihm das, was sie suchen oder etwas ganz anderes? Die Wahrheit über sich erzählt er ihnen nicht, ...

Drei Frauen, ein Mann – alle drei Frauen suchen etwas und finden alle drei denselben Mann. Finden sie bei ihm das, was sie suchen oder etwas ganz anderes? Die Wahrheit über sich erzählt er ihnen nicht, allerdings weiß er auch nicht alles über sie.

„Drei“ ist ein ganz ungewöhnliches Buch. Es wird von Anfang an ganz subtil eine Spannung aufgebaut, etwas fühlt sich nicht gut, nicht richtig an. Gil erzählt nicht alles über sich und es ist immer etwas offen, es gibt Zwischentöne, die nicht stimmig sind. Es wird ganz langsam etwas entwickelt, so dass es nicht sofort klar ist, dass es ein Krimi ist.

Und es fällt mir jetzt auch schwer darüber zu schreiben, denn dann würde ich viel zu viel verraten. Es ist sprachlich passend, es gibt Beschreibungen, die sowohl die Situation, die Personen und die jeweiligen Gefühle beschreiben und den Spannungsaufbau unterstützen. Dror Mishani schafft es, genaue Bilder der Charaktere entstehen zu lassen, wie sie leben und was sie denken, wann sie sich unwohl fühlen und wann nicht. Und dies schafft er bei allen drei Frauen und auch bei dem Mann, Gil, der jedes Mal derselbe bleibt.

Es ist ein ganz überraschendes Buch mit überraschenden Wendungen, an mehreren Stellen. Kriminalromane lese ich recht selten, aber bei diesem gefiel mir die Beschreibung und die Rezensionen, die ich darüber gelesen habe. Und ich wurde nicht enttäuscht, es ist ein leiser, aber trotzdem sehr spannender Krimi. Die Geschichte entwickelt sich ganz langsam und wird zum Ende hin immer spannender.

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Veröffentlicht am 08.02.2022

Eine Geschichte von Freundschaft und vom Akzeptieren des Unabänderlichen

Auerhaus
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Frieder hat versucht sich umzubringen und um ihm eine Chance auf ein anderes Leben zu geben, ziehen Anfang / Mitte der Achtziger sechs Freunde zusammen ins Auerhaus. Diese Wohngemeinschaft gibt den Jugendlichen ...

Frieder hat versucht sich umzubringen und um ihm eine Chance auf ein anderes Leben zu geben, ziehen Anfang / Mitte der Achtziger sechs Freunde zusammen ins Auerhaus. Diese Wohngemeinschaft gibt den Jugendlichen die Möglichkeit aus ihrem gewohnten Umfeld herauszukommen und die Möglichkeit, auf ihren Freund Frieder aufzupassen.

Das Buch hat mich beeindruckt, berührt, zum Lachen und zum Weinen gebracht. Es ist von Anfang an klar, wie es enden wird. Bov Bjerg schafft es, den leichten Ton der Jugend in diese sehr ernste Geschichte hineinzubringen. Die Jugend schafft es auf der einen Seite ganz ernst und verzweifelt zu sein und dann wieder völlig albern zu sein. Und das ist auch gut zu, denn erst dadurch wird dieses Buch so echt.

Die Wohngemeinschaft im Auerhaus sorgt füreinander, sie kümmern sich um Frieder, sie übernehmen Verantwortung und bauen auch gleichzeitig ganz viel Mist. Sie klauen Lebensmittel im Supermarkt, sie kiffen und trinken und dann sind sie wieder ganz erwachsen und sorgen dafür, dass Frieder einen geregelten Tagesablauf hat. Freundschaft ist eines der zentralen Themen dieses Buchs.

Gleichzeitig gibt es die erste Liebe mit Liebeskummer und Streitigkeiten und den Problemen der einzelnen WG-Bewohner:innen. Die Sprache ist eines der Mittel, die dieses Buch tragen und auch die Tatsache, dass schon am Anfang bekannt ist, wie die Geschichte enden wird. Trotzdem ist es kein völlig trauriges oder negatives Buch, es gibt trotz allem eine positive Grundstimmung durch die Fürsorge, die die jungen Menschen leben.

Auch wenn am Ende noch Fragen offen blieben, es gehört gerade zu der Sicht, aus der „Auerhaus“ geschrieben wurde, das nicht alles erzählt wurde. Es wurde das erzählt, was für Höppner nicht wichtig ist und nicht das, was wir als Leser:innen noch wissen möchten. Es ist eine Leseempfehlung, auch wenn es nicht immer leicht ist beim Lesen.

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Veröffentlicht am 17.01.2022

Wie übersteht man den persönlichen Winter?

Überwintern. Wenn das Leben innehält
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Diese dunklen Phasen im Leben, die nach einer schweren Zeit, mitten in einer Krise, einem Verlust oder auch nach einem schönen Ereignis wie der Geburt eines Kindes kommen können, sind Thema des Buchs „Überwintern ...

Diese dunklen Phasen im Leben, die nach einer schweren Zeit, mitten in einer Krise, einem Verlust oder auch nach einem schönen Ereignis wie der Geburt eines Kindes kommen können, sind Thema des Buchs „Überwintern Wenn das Leben innehält“. Aber nicht nur die Phasen selbst, sondern auch wie der Umgang leichter damit werden kann. Es ist ein persönlicher Bericht von Katherine May.

Katherine May hat mit „Überwintern wenn das Leben innehält“ wirklich ein literarisches Sachbuch geschrieben, sie lässt die Grenzen zwischen den Genres zerfließen und schreibt über ein sehr persönliches Thema, was gleichzeitig auch so viele Menschen betrifft. Sie lässt uns an ihrem Innenleben, an ihren Reflektionen, warum was passiert, teilhaben und beschreibt es gleichzeitig auch einer Außensicht. Es wirkt manchmal sehr distanziert, als ob sie sich selbst von außen beschreibt und analysiert. Sie erklärt vieles und geht auf bestimmte Dinge wie das Eisbaden oder die nordischen Winterbräuche sehr genau ein, was das Buch teilweise zu einem Sachbuch macht.

Die Autorin gibt einem mit ihren Gedanken über ihre dunklen Phasen gute Anreize, selbst anders mit den Phasen, in denen es nicht gut läuft, anders umzugehen und anders darüber nachzudenken. Es ist in Ordnung, sich nicht andauernd glücklich zu fühlen, wir haben nur verlernt, es für völlig normal zu akzeptieren, dass es so ist und zum Leben dazu gehört. Dies ist sehr optimistisch, denn es nimmt den Zwang, immer diese glückliche Rolle zu erfüllen und ermöglicht es, die dunklen Tage mit den dunklen Stimmungen anzunehmen.

Nicht alles gefiel mir, was sie ausprobiert hat, aber das zeigt auch, dass jeder und jedem etwas anderes hilft, über den inneren Winter zu kommen. Manche igeln sich ein, manche brauchen das tägliche Bad im Eiswasser. Das Buch ist eine Ansammlung von Anregungen und vieler Erklärungen zu bestimmten Themen. Mir hat es gut getan, es zu lesen und es ist ein Buch, dass ich gerne zur Hand nehme und einfach noch einmal ein bestimmtes Kapitel durchlese, um mich damit auseinanderzusetzen. In diesem Buch sind so viele gute Sätze, die sich dazu eignen, immer wieder darüber nachzudenken.

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Veröffentlicht am 03.01.2022

Eine ungewöhnliche Geschichte

Four Dead Queens
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Keralie Corrington ist Taschendiebin und sie ist eine besonders gute und besonders schnelle Taschendiebin in Quadara, dem Land der vier Königinnen. Eines Tages erhält sie den Auftrag, dem Boten Varin Erinnerungschips ...

Keralie Corrington ist Taschendiebin und sie ist eine besonders gute und besonders schnelle Taschendiebin in Quadara, dem Land der vier Königinnen. Eines Tages erhält sie den Auftrag, dem Boten Varin Erinnerungschips zu stehlen, was eigentlich kein Problem für sie ist. Die Betonung liegt auf eigentlich, denn dieses Mal ist es ein Problem. Sie wird Zeugin des Mordes an den vier Königinnen des Landes und gerät in mehr als große Schwierigkeiten.
Mit „Four Dead Queens“ ist Astrid Scholte auf jeden Fall ein richtig gutes Debüt gelungen. Eine ungewöhnliche Geschichte in einem ungewöhnlichen Land und ein überraschendes Ende sorgen für Spannung und gute Unterhaltung. Die Kombination aus so unterschiedlichen Landesteilen und so unterschiedlichen Charakteren sorgen dafür, dass es ungewöhnliche Wendungen gibt.

Es ist eine schnelle Erzählweise mit Sprüngen in die Zukunft und die Vergangenheit und in die komplizierten Familienverhältnisse der Königinnen, aber auch der anderen Hauptpersonen im Buch. Zwischendurch habe ich immer wieder gedacht, dass ich jetzt endlich weiß, wie die Morde an den Königinnen passiert sind, aber dann war es doch wieder anders. Das hat mir eindeutig gut gefallen und mich dazu gebracht, das Buch so schnell wie möglich zu Ende zu lesen.

Jede der Hauptpersonen hat eine besondere, eigene Geschichte, die von der Autorin zusätzlich erzählt wird. So bleiben die Personen nicht eindimensional, sondern werden einem vertrauter und es wird am Ende verständlich, warum wer wie gehandelt hat.

Es ist eindeutig nicht nur für ein ganz junges Lesepublikum geschrieben, sondern macht auch Leser:innen wie mir Freude. Auch hat es moderne Ansätze und verfolgt nicht nur den klassischen Ansatz, Mann – Frau, sondern lässt auch auch andere Möglichkeiten zu. Wenn ihr also Fantasy für einen gemütlichen Nachmittag auf der Couch sucht, seid ihr bei diesem doch ungewöhnlichen Buch richtig.

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Veröffentlicht am 12.12.2021

Darf der Algorithmus dein Leben bestimmen?

Every (deutsche Ausgabe)
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„Sobald sie drin war, wollte Delaney die Maschinerie genau unter die Lupe nehmen, nach Schwachstellen suchen und den ganzen Laden in die Luft jagen. Sie würde den Konzern snowden, sie würde ihn manningen. ...

„Sobald sie drin war, wollte Delaney die Maschinerie genau unter die Lupe nehmen, nach Schwachstellen suchen und den ganzen Laden in die Luft jagen. Sie würde den Konzern snowden, sie würde ihn manningen. Sie würde ihn ausspionieren und dann deep-throaten.“ Das ist das erklärte Ziel von Delaney Wells, die sich den Kampf gegen den Internetgiganten Every zum Lebensziel gemacht hat.

„Every“ beginnt ähnlich wie „Der Circle“: eine junge Frau fängt bei dem Internetmonopolisten an. Doch ist es bei Delaney Wells nicht das große Glücksgefühl, das sie leitet wie bei Mae Holland, sondern ihr Kampf gegen diesen Konzern, der in ihren Augen das Leben so vieler Menschen und vor allem Kinder zerstört hat. Um dies zu beenden, wird sie eine Everyone, eine Mitarbeiterin des Unternehmens, dass sie hasst.

Every ist das Nachfolgeunternehmen vom Circle und wurde so unbenannt, nachdem es den dschungel, das erfolgreichste Internetversandhaus der Welt, gekauft hatte. Dadurch wurde das Unternehmen noch mächtiger und konnte über noch mehr Menschen die Kontrolle übernehmen. Hiergegen kämpft Delaney, da ihr selbst so viel genommen wurde durch die stetige Kontrolle durch diesen Konzern.

Das Motiv, das Dave Eggers seiner Protagonisten gegeben hat, ist gut nachvollziehbar und es ist auch schlüssig, dass sie diesen Feldzug gegen die Maschinerie Every von sehr langer Hand geplant hat. Ihr nerdiger Programmiererfreund Wes passt auch gut ins Bild und auch die anderen Figuren in dieser Geschichte sind gut angelegt. Die Everyones leben so sehr in ihrem kleinen Paradies, dass sie für die Wirklichkeit teilweise gar nicht mehr empfänglich sind und es gibt Szenen in diesem Buch, die das sehr klar machen und auch wieder uns, als Leser:innen einen Spiegel vorhalten.

Gleichzeitig ist es auch wieder gute Unterhaltung, es ist ein bisschen abgedrehter als in „Der Circle“, überspitzter, was mir allerdings besser gefallen hat. Der Begriff „Everyone“ sagt schon soviel aus und dann dieses Verlangen der Everyones ganz besonders en vogue zu sein. Die Szenen mit den eng anliegenden Lycraanzügen auf dem Firmengelände haben schon etwas von Slapstick oder dieses Verlangen danach, alles ganz politisch korrekt zu machen. Es ist teilweise eine Persiflage auf uns und was passiert, wenn man nur in einer einzigen Filterblase lebt – übrigens egal, ob on- oder offline. Denn die Menschen, die in diesem Buch offline leben, tun das natürlich auch ganz extrem. Ein Abbild der Gesellschaft, in der wir leben, es gibt mehr Extreme und weniger gesundes Mittelmaß.

Das Ende hält noch eine kleine Überraschung parat oder eigentlich nicht, aber lies selbst und bilde dir selbst eine Meinung dazu. Mir hat „Every“ noch ein bisschen besser als „Der Circle“ gefallen, auch wenn es teilweise sehr albern wirkte, aber genau das passt zu diesem Buch, zu diesem Konzern und es hält so besser den Spiegel vor. Für mich war es hauptsächlich ein Buch zur Unterhaltung und nicht komplett als Kritik an unserer Gesellschaft. Wenn es darum ginge, wäre es mir zu einseitig, wir lassen uns alle zu sehr leben und hinterfragen zu wenig und nehmen vieles einfach hin.

Das Buch hat mich durch eine gute erzählte Geschichte, Wortwitz und wirklich überzogene Darstellungen völlig bekloppter Ideen, die erschreckenderweise vermutlich wirklich funktionieren würden, überzeugt.

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