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Veröffentlicht am 25.08.2021

Eine Reise zum inneren Wachstum

Der Panzer des Hummers
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Drei erwachsene Geschwister, die sich nach dem Tod der Mutter mit sich und ihrer Vergangenheit auseinandersetzen. Die Autorin begleitet Ea, Niels und Sidsel und das Medium Beatrice an fünf Tagen in ihrem ...

Drei erwachsene Geschwister, die sich nach dem Tod der Mutter mit sich und ihrer Vergangenheit auseinandersetzen. Die Autorin begleitet Ea, Niels und Sidsel und das Medium Beatrice an fünf Tagen in ihrem Leben und viel wichtiger in ihren Gedanken.

Als ich die Inhaltsangabe des Buches gelesen habe, hat es mich gleich angesprochen, denn ich mag solche Familiengeschichten, die sich sehr mit dem Inneren und den Auswirkungen der Familiengeschichte auf die eigene Lebensgeschichte beschäftigen. Und doch viel es mir am Anfang schwer, in die Geschichte hinein zu kommen.

Caroline Albertine Minor beschreibt jeweils eine Person in einem Kapitel und springt dann zum nächsten Kapitel und zur nächsten Person und hat zusätzlich noch Kapitel eingebaut, in denen sich die Eltern, Charlotte und Troels, in einer Art Zwischenwelt miteinander auseinandersetzen. Doch nachdem ich mich daran gewöhnt hatte, begann die Geschichte bzw. begannen die Geschichten der einzelnen Protagonisten mich doch zu bannen, denn ich hatte immer mehr Lust, dieses Buch weiterzulesen, was ja an sich ein sehr gutes Zeichen ist.

Es ist ein leises Buch, wie ich sie mag, das sich sehr mit dem beschäftigt, was im Inneren der Personen und hier auch im Inneren der Familie Gabel passiert. Welches Ereignis und welches Verhalten hat wen von den Geschwistern auf seine ganz besondere Art geprägt und hat Auswirkungen auf die Geschwister als Erwachsene? Inwieweit hat der Vater durch seine häufige Abwesenheit, die da war, auch wenn er real vor Ort war, die Familie beeinflusst? Wie hat die Mutter gewirkt und wie war die Beziehung der beiden untereinander?

Diese Fragen beantwortet das Buch auf ganz subtile Art und es beschreibt auch viel, wie viel Zuneigung es trotz vieler Verletzungen in dieser Familie gibt. Es beschreibt, wie schwer es ist, den eigenen Weg zu finden und bestimmte Dinge loszulassen, um darum zu wachsen. Und dies ist etwas, mit dem sich nicht nur die Personen im Buch beschäftigen. Dies kennen höchstwahrscheinlich die meisten von uns.
Dies alles gelingt der Autorin und sie hat eine ganz besondere Art sich auszudrücken, so dass es bei mir auch mal wieder dies ist, was den Ausschlag gibt, sich näher mit dem Buch zu beschäftigen. Es ist eines dieser Bücher, das einen erst langsam in die Geschichte bringt und es eher etwas für diejenigen, die ruhige Bücher mögen.

Es ist keine Actiongeschichte, eher eine leise Reise zum inneren Wachstum.

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Veröffentlicht am 15.08.2021

Verlust, Trauer, Zugehörigkeit, Liebe - Eine bewegende Familiengeschichte

Ein erhabenes Königreich
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Mit der Ankunft ihrer Mutter in Kalifornien wird alles hochgespült, was Gifty seit Jahren unterdrückt hatte. Ihre Mutter hat Depressionen und kommt zu ihr, um zu wieder gesund zu werden, in diesem Fall ...

Mit der Ankunft ihrer Mutter in Kalifornien wird alles hochgespült, was Gifty seit Jahren unterdrückt hatte. Ihre Mutter hat Depressionen und kommt zu ihr, um zu wieder gesund zu werden, in diesem Fall heißt es, dass sie sich bei ihrer Tochter wortlos ins Bett legt, einschläft und eine ganze Zeit einfach im Bett bleibt. Bleierne Erschöpfung, Müdigkeit und ein 69jähriges Leben, das auf den Schultern dieser Frau lastet und auch auf den Schultern Giftys, der 29jährigen Gifty und der 11jährigen Gifty.

Ihre Mutter war immer sehr religiös und so ist Gifty aufgewachsen, bis sie sich als Erwachsene den Neurowissenschaften verschreibt und der Forschung widmet. Sie hat sich eingerichtet in diesem Forscherinnenleben.

Und dann kommt ihre Mutter und ist ein zweites Mal in einer schweren Depression gefangen. Dies lässt bei Gifty die Familienvergangenheit, all den Schmerz und Kampf der Kindheit hochkommen und sie muss sich damit auseinandersetzen.

„Ein erhabenes Königreich“ ist mehr als eine simple Familiengeschichte. Das Buch ist tiefsinnig und spricht die Probleme einer Einwandererfamilie aus Afrika in Amerika an, es spricht den Zwiespalt zwischen einer ganz starken Religiosität und der Wissenschaft an und es geht das Thema Depression in diesem Kontext an. Drogenkonsum und der Wunsch, nach außen eine glückliche Familie zu sein, Sehnsucht nach den Wurzeln und eine neue Heimat im neue Land zu finden, es werden viele Facetten gezeigt.

Besonders dieser Kampf dieses kleinen Mädchens, das all dies durchmacht, ohne es groß nach außen zu tragen und nicht daran zu zerbrechen, ist gut beschrieben. Der Verlust erst des Vaters, dann des Bruders und dann der Stärke der Mutter zu kompensieren, ist brillant beschrieben und zwischen den Zeilen spürt man, wie schwer vieles war und über welch inneren Reichtum Gifty zu verfügen scheint.

Als Leser:in bekommt man einen Einblick in die sehr religiöse Welt, in der Gifty als Kind lebte und wie sich angepasst hat und wie sie mit der Wissenschaft einen Weg für sich gesucht hat, da herauszukommen. Zwischen den einzelnen Kapiteln gibt es Tagebucheinträge aus dem Tagebuch, das Gifty als Kind geführt hat. Gespräche, Fragen an Gott und Geschehnisse aus ihrer Kindheit leiten die einzelnen Kapitel ein.

Yaa Gyasi erzählt eine mitreißende Familiengeschichte, die ganz intensiv mit den Themen Verlust, Zugehörigkeit und Liebe umgeht. Gleichzeitig ist das Buch wunderschön geschrieben, so dass ich es innerhalb von zwei Tagen durchgelesen hatte – eine klare Leseempfehlung meinerseits.

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Veröffentlicht am 13.08.2021

Antworten auf Fragen, die man immer schon mal haben wollte

Was wäre, wenn ...
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Die brand eins lese ich gerne und auch die Kolumne von Christoph Koch ist ein Highlight, also war ich neugierig auf dieses Buch, das eine Zusammenstellung von 33 Entwürfen zu einer alternativen Welt liefert.

Christoph ...

Die brand eins lese ich gerne und auch die Kolumne von Christoph Koch ist ein Highlight, also war ich neugierig auf dieses Buch, das eine Zusammenstellung von 33 Entwürfen zu einer alternativen Welt liefert.

Christoph Koch widmet sich Fragestellungen wie „Was wäre, wenn es nur noch Elektroautos gäbe?“, „Was wäre, wenn Bayern sich von Deutschland abspaltete“, „Was wäre, wenn sich die Erde nicht mehr drehte?“ und noch viele weitere aktuelle Fragen wie z. B. „Was wäre, wenn sich die Erdtemperatur um zwei Grad Celsius erhöhte?“.

Antworten darauf findet Koch durch Recherche und Interviews mit Expert:innen zu den jeweiligen Themen.

Viele der Fragen stellt man sich ja so im Laufe der Zeit einmal, ohne das Thema im Nachhinein noch intensiv zu verfolgen und so ist es wirklich gut, dass der Autor dies für uns tut. Gerade die Antworten auf ganz aktuelle und unter den Nägel brennenden Themen fand ich besonders interessant. So ist die Frage, „Was wäre, wenn in Deutschland einen Monat lang der Strom ausfiele?“ durch die aktuellen Flutkatastrophen direkt vor der Haustür (ich wohne z. B. in Hagen) nicht mehr nur Fiktion wie in „Blackout“ von Marc Elsberg, sondern real.

„Was wäre, wenn auf deutschen Autobahnen ein generelles Tempolimit von 120 km/h gälte?“ ist auch ein aktuelle Frage und die Antwort ist so logisch, dass ich mich frage, warum wir es nicht haben wie die meisten anderen Staaten.

Antworten auf Fragen wie „Was wäre, wenn Nord- und Südkorea wieder ein Land wären?“ finde ich überaus spannend, denn dieses Land ist schon so lange getrennt und wie wäre es überhaupt möglich, hier eine Zusammenführung durchzuführen, um beide Länder anzugleichen. Ebenso die Frage „Was wäre, wenn ganz Afrika nur noch eine Währung hätte?“ ist eine zu diskutierende Frage. was bringt es für die einzelnen Länder und was ist zu beachten, können die Erfahrungen anderer Währungsunionen übertragen werden?

Eine Frage, die immer mal wieder auftaucht, da der Freistaat Bayern eine Sonderrolle genießt ist natürlich „Was wäre, wenn Bayern sich von Deutschland abspaltete?“. Oft gestellt, aber dann nie weiterverfolgt, hier gibt es einen Ausblick auf dieses Szenario.

Alles in allem ein interessantes und gut geschriebenes Buch zu Fragen, die man sich mal zwischendurch stellt, aber oft nicht weiter verfolgt, hier wird es gemacht und gerade die Szenarien in puncto Klimawandel sollte man sich durchlesen.

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Veröffentlicht am 29.07.2021

Die Liebe im Alter und die kleinen Geschichten in der großen Geschichte

Die langen Abende
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,Elizabeth Strout lässt die Geschichte gleich beginnen und nimmt einen sofort mit in die Köpfe und das Leben ihrer Figuren. Und es sind keine einfachen, glatten Figuren. Jack und Olive haben Ecken und ...

,Elizabeth Strout lässt die Geschichte gleich beginnen und nimmt einen sofort mit in die Köpfe und das Leben ihrer Figuren. Und es sind keine einfachen, glatten Figuren. Jack und Olive haben Ecken und Kanten, sie sind auf der Beliebtheitsskala nicht gerade oben angesiedelt und haben doch einen gewissen Charme, vielleicht weil sie so herrlich normal sind. Olive zeichnet sich durch schlechte Laune aus und eine barsche Herzlichkeit und Jack weiß sie so zu nehmen, wie sie ist.

Ihre Liebesgeschichte ist nicht kitschig, sondern einfach aus dem Leben gegriffen. Zwei ältere Menschen, einsam und traurig über die nicht besonders innige Beziehung zu ihren Kindern, beide verwitwet, aber auch noch mitten im Leben und noch jung genug, um noch einmal neu zu beginnen. Es ergibt sich mit einer Selbstverständlichkeit, dass die beiden sich verlieben und trotzdem ihre Vergangenheit nicht hinter sich lassen, sondern mit in diese neue Beziehung nehmen.

Es wird erzählt, wie die zwei sich ändern, wie sich ihre Liebe ändert und auch wie sich die Beziehung zu den Kindern ändert bzw. wie besonders Olive hier ihre Vergangenheit reflektiert. Gleichzeitig wird ein Portrait der Küstenstadt und ihrer Bewohner gezeichnet. Die Schwierigkeiten und Risse im Leben der Menschen, die in Cosby leben und in irgendeiner Weise auch mal das Leben von Olive berührt haben.

Das Ganze geschieht ganz unaufdringlich und nebenbei. Die Erzählweise Elizabeth Strouts wird nicht umsonst gelobt. Sie schafft es, viele kleine Geschichten innerhalb einer großen Geschichte zu erzählen und die Charaktere „echt“ darzustellen. Es ist kein Roman mit einer „Knallergeschichte“, sondern ein schöner ruhiger Roman, der aus dem Leben erzählt und auf wunderbare Art und Weise über die Liebe im Alter berichtet. Die Geschichte ist gespickt mit kleinen Spitzen, Ironie und diesen Szenen, bei denen man einfach mal laut loslachen muss.

Natürlich ist der Charakter der Olive Kitteridge der Dreh- und Angelpunkt dieser Geschichte und das ist auch gut so. Sie ist auf die eine Art so unwirsch und geradezu unfreundlich und gleichzeitig herzlich, einfühlsam und findet auf ihre direkte Art dann oft doch die richtigen Worte, auch wenn sie nicht alles richtig macht. Sie ist echt.

ch mag Bücher wie dieses, in denen auch die Nebenhandlung gut erzählt wird und in denen auch den Nebendarstellern ihr Moment und ihre Bühne gegeben wird und das macht „Die langen Abende“. Als Leserin werde ich mit in die Welt der Olive Kitteridge genommen, aber nicht nur dorthin, sondern auch in den Ort und in das Gefühl, dort zu leben und die Bewohner mit ihren Freuden und Sorgen im Alltag zu begleiten. Das ist der Autorin gelungen und ich empfehle es gerne an diejenigen, die auch die leisen Romane mögen.

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Veröffentlicht am 19.06.2021

Solide Fantasy-Kost

Die Stadt der Seher
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Mich hat die Mischung aus italienischem Stadtstaat, einem geheimnisvollen Orden und der Bedrohung durch einen stark und ein bisschen geheimnisvoll wirkenden Herzog Solare Biocca und sein Heer angesprochen. ...

Mich hat die Mischung aus italienischem Stadtstaat, einem geheimnisvollen Orden und der Bedrohung durch einen stark und ein bisschen geheimnisvoll wirkenden Herzog Solare Biocca und sein Heer angesprochen. Es hörte sich nach solider Fantasy-Kost an und das wurde auch geliefert.

Die Geschichte fing spannend an und ich war mir am Anfang gar nicht sicher, worum es geht und was bzw. wer die eigentliche Bedrohung ist. Besonders gut hat mir die rasante Vorstellung Marcos gefallen, es erinnerte an eine Achterbahnfahrt. So wurde ein feines Netz gesponnen, dessen Fäden ganz langsam im Laufe der Geschichte zusammenfinden.

Der Charakter Marcos entwickelt sich im Laufe der Geschichte und Elena ist eine perfekte Ergänzung zu dieser Figur. Zalvado und Caronix sorgen für Unterhaltung und nehmen der Geschichte das manchmal sehr Tragende, wobei das Erscheinen eines Elfs schon vieles klarer werden ließ und mich das Ende dann nicht mehr so ganz überrascht hat. Aber ich möchte hier an dieser Stelle jetzt nicht zu viel verraten.

Es gab noch einen weiteren Charakter, Ombro, dessen Geschichte und Rolle leider nicht ganz klar wurde (vielleicht auch nur mir nicht, wer weiß). Zu dieser Figur hätte ich mir gerne ein wenig Informationen gewünscht, sowie am Ende nicht ganz so viel Geschwindigkeit in der Geschichte. Sehr gut hat mir gefallen, dass der Autor den Frauen im Buch nicht nur eine schmückende Rolle zugeteilt hat. Es gab genauso Soldatinnen wie Soldaten und auch Elena wurde von Zalvado als vollwertige Ansprechpartnerin behandelt, was oft in Geschichten in einer solchen Welt nicht der Fall ist.

Christoph Hardenbusch ist es gelungen, eine ganz interessante Mittelalterwelt aufzubauen und eine spannende Geschichte zu erzählen. Es ist ein Buch, das gut an einem Wochenende oder im Urlaub gelesen werden kann und führt einen in eine andere Welt.

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