Profilbild von daydreamin

daydreamin

aktives Lesejury-Mitglied
offline

daydreamin ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit daydreamin über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.10.2017

Kann man sich auch sparen

Magic Cleaning
0

"Magic Cleaning" ist aktuell in aller Munde und da ich Ordnung, Sauberkeit und Strukturen liebe, habe ich mir das Hörbuch selbstverständlich angehört.

Leider hätte ich mir das Anhören auch sparen können. ...

"Magic Cleaning" ist aktuell in aller Munde und da ich Ordnung, Sauberkeit und Strukturen liebe, habe ich mir das Hörbuch selbstverständlich angehört.

Leider hätte ich mir das Anhören auch sparen können. In den ersten Kapiteln kommt die Autorin nicht wirklich zur Sache und danach habe ich gefühlt eine Stunde lang nur die zwei grundlegendsten Dinge gehört, die man sich vorstellen kann: Erst ausmisten, dann einen festen Platz für jedes Teil suchen. Diesen Grundsatz verbuche ich eigentlich als Allgemeinwissen und ich hatte mir eher Tipps erhofft, wie man sich besser von Sachen trennen kann oder wie man den perfekten Aufbewahrungsort für Kleinkrams findet.

Darüberhinaus empfand ich die Aufräummethode von Marie Kondo auch ein wenig zu langwierig und spirituell. Häufig geht es darum, Objekte komplett auszuräumen (z.B. Bücher aus dem Regal) und dann einzeln zu prüfen, ob das Betrachten und Befühlen des Objektes noch Spaß und Glück bringt. Würde ich nach der vorgeschlagenen Methode alle Teile der Wohnung ausmisten, dann säße ich in 50 Jahren noch dran. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie groß der zeitliche Aufwand für Leute sein soll, die eben alles horten und nichts wegschmeißen können.

Was mich auch noch unglaublich(!) gestört hat, ist die ständige Empfehlung alles aussortierte wegzuwerfen. Ich weiß nicht, ob ich wirklich chaotische und unordentliche Menschen damit überfordere, aber wie wäre es denn, wenn man nicht mehr glücklich machende Kleidung, Bücher, Möbel, etc. spendet und nicht einfach in den Müll befördert? Macht übrigens auch glücklicher als wegzuwerfen.

Fazit:
Ich kann mir vorstellen, dass dieses Buch für Leute, die sich wirklich sehr schwer mit dem Aufräumen tun, oder für "Messis" ganz gute Denkanstöße liefert, aber auch nicht mehr. Marie Kondos Methoden sind viel zu schwammig beschrieben und außerdem fördert sie in meinen Augen eine Wegwerfgesellschaft. Für alle, die sowieso schon relativ ordentlich sind, ist dieses (Hör-)Buch absolut überflüssig. Hätte ich es nicht auf Spotify angehört, sondern analog konsumiert, würde ich es direkt ausmisten.

Veröffentlicht am 17.10.2017

Be who you are

George
0

George ist ein transgender Mädchen, d.h. sie ist ein Mädchen, ihr genotypisches Geschlecht ist allerdings männlich. Sie ist 10 Jahre alt und hat sich ihrer Umwelt noch nicht anvertraut. Ein Schultheater ...

George ist ein transgender Mädchen, d.h. sie ist ein Mädchen, ihr genotypisches Geschlecht ist allerdings männlich. Sie ist 10 Jahre alt und hat sich ihrer Umwelt noch nicht anvertraut. Ein Schultheater soll dies ändern, denn George glaubt, dass eine weibliche Rolle im Stück ihr helfen kann zu zeigen, wer sie wirklich ist.

"George" ist ein Kinderbuch und dementsprechend relativ kurz und in simplem Englisch geschrieben. Wir lernen nicht nur George kennen, sondern auch ihre Mutter, ihren Bruder, ihre beste Freundin Kelly und zwei Lehrerinnen, die sehr unterschiedlich mit George umgehen. Alex Gino hat mit diesen Charakteren in meinen Augen wunderbar zusammengefasst, wie unterschiedlich die Reaktionen auf George und ihre Gefühle auch im realen Leben sein können. Während die Klassenlehrerin George für ihr Vorsprechen der weiblichen Rolle sogar auslacht, unterstützt Kelly sie ohne wenn und aber. Kelly war sowieso meine Lieblingsfigur im gesamten Buch, denn sie ist offen, ehrlich und lebensfroh.

Dieses Buch soll nicht nur all jenen Mut machen, die eine ähnliche Situation wie George durchleben. Es soll auch aufzeigen, wie sehr unsere Gesellschaft noch durch Vorurteile und Stereotypen geleitet wird, wie schwer wir es Menschen machen, die auch nur im geringsten von diesen Stereotypen abweichen, und wie wir es besser machen können. Das hat mir sehr gut gefallen und es gibt ein ausführliches Nachwort mit erklärenden Worten zu den Begriffen wie transgender, nonbinary und genderqueer. In diesem knapp 200 Seiten umfassenden Kinderbuch können natürlich nicht alle Fragen abgedeckt werden, ich empfand es aber als guten und herzergreifenden Einstieg und möchte mich in Zukunft noch mehr mit dem Thema (und dem respektvollen Umgang damit) beschäftigen.

Einen Stern habe ich abgezogen, weil ich mit der Genrezuordnung Kinderbuch nicht so ganz zufrieden bin. Vom Schreibstil her stimme ich zu, George und die anderen Kinder haben sich aber in meinen Augen nicht unbedingt wie Zehnjährige verhalten, sondern schon ein bisschen älter. Damit beziehe ich mich vor allem auf ein paar Sprüche, die ich bis zur sechsten oder siebten Klasse bestimmt nicht verstanden hätte. Es ist auch kein richtiges Jugendbuch, sondern eher zwischen den beiden Genres. Ich tue mich selbst schwer mit einer Altersempfehlung, sofern ein Kind aber nicht selbst zu dem Buch greift und Eltern es schenken möchten, sollten sie es vielleicht vorher selbst überfliegen und darüber nachdenken, ob ihr Kind dafür reif genug ist. Zwischen zwei Zehnjährigen können schließlich Welten liegen.

Fazit:
Bei "George" handelt es sich um ein Kinderbuch, welches in meinen Augen sehr gut zum Einstieg in die transgender Thematik und einen respektvollen Umgang damit geeignet ist. Die Geschichte ist herzergreifend und ermutigend geschrieben und ich wünsche mir, dass jeder eine Kelly zur besten Freundin hat.

Veröffentlicht am 17.10.2017

Black Lives Matter

The Hate U Give
0

Wir alle haben mit Sicherheit schon von der willkürlichen Polizeigewalt in den USA gehört, der bereits so viele schwarze Menschen zum Opfer gefallen sind. Angie Thomas ist dieser Thematik auf den Grund ...

Wir alle haben mit Sicherheit schon von der willkürlichen Polizeigewalt in den USA gehört, der bereits so viele schwarze Menschen zum Opfer gefallen sind. Angie Thomas ist dieser Thematik auf den Grund gegangen und hat ein packendes Jugendbuch geschrieben.

Starr ist 16 und wohnt im Garden Heights, einer Gegend, die wir wohl als Ghetto bezeichnen würden. Bandenkriege, Drogen und Schießereien gehören zu ihrem Alltag. Eines Nachts werden sie und ihr bester Freundin Khalil im Auto von einem Polizisten angehalten und kontrolliert. Khalil tut nichts weiter, als Starr nach ihrem Befinden zu fragen, als er erschossen wird. Proteste und Gerichtstermine folgen und wirbeln Starrs Leben gehörig durcheinander.

"It's like a 'Fragile' sticker's on my forehead, and instead of taking a chance and saying something that might break me, they'd rather say nothing at all." (S. 33)

Zunächst möchte ich die Dynamik loben, die zwischen Starr und ihrer Familie herrscht, aber auch zwischen den einzelnen Familienmitgliedern und anderen Bewohnern von Garden Heights. Im Englischen kam der Slang total gut rüber und der gesamte Stadtteil wirkte lebendig und authentisch (als wenn ich das beurteilen könnte, aber es kommt zumindest authentisch rüber). Ich hatte keinerlei Probleme mir Charaktere oder Schauplätze vorzustellen und habe mich sehr gut in die Geschichte fallen lassen können.

"People like us in situations like this become hashtags, but they rarely get justice." (S. 59)

Auch positiv aufgefallen ist mir, dass Starr selbst darüber nachdenkt, was Rassismus eigentlich bedeutet. Das Buch stützt sich natürlich hauptsächlich auf das Motto "Black Lives Matter", doch auch Angriffe auf Starrs asiatische Schulfreundin werden thematisiert. Starr bemerkt selbst, wie einfach es ist, einen Angriff zu überhören oder einfach hinzunehmen. Dass sich die Kritik also nicht nur auf rassistische Handlungen und Kommentare gegenüber schwarzen Menschen beschränkte, fand ich super.

"I feel like shit right now. I can't believe I let Hailey say that. Or has she always joked like that? Did I always laugh because I thought I had to? That's the problem. We let people say stuff, and they say it so much that it becomes okay to them and normal for us. What's the point of having a voice if you're gonna be silent in those moments you shouldn't be?" (S. 251f)

Angie Thomas beschreibt das Leben in einer Gegend wie Garden Heights mit allem, was dazu gehört. Es geht um die Hilfsbereitschaft und den Zusammenhalt der Nachbarschaft, aber auch um die Angst und die Wut auf Gangs und Banden. Es geht um Drogenprobleme, wie und warum Menschen so leicht abrutschen können und was für ein Teufelskreis die Leute gefangen hält. Es geht um die zwei Identitäten, die Starr zum einen in Garden Heights, zum anderen bei ihren weißen Freunden aus der Schule besitzt. Und natürlich geht es um das grundlegende Problem des Rassismus, dem Generalverdacht und der Herablassung gegenüber schwarzer Menschen in genau solchen Gegenden wie Garden Heights, welche nicht nur friedfertige Proteste nach sich ziehen. All diese Themen hat die Autorin meiner Meinung nach sehr authentisch und spannend verarbeitet.

"'It's okay. Like I was saying, I did everything right. I remember being in that delivery room, and when they pulled you out, I waited for you to cry. But you didn't. Everybody ran around, and your father and I kept asking what was wrong. Finally the nurse said you weren't breathing. I freaked out. Your daddy couldn't calm me down. He was barely calm himself. After the longest minute of my life, you cried. I think I cried harder than you though. I kew I did something wrong. But one of the nurses took my hand [...] looked me in the eye, and said, 'Sometimes you can do everything right and things will still go wrong. The key is to never stop doing right.'" (S. 154)

Bei "The Hate U Give" handelt es sich aber keineswegs um einen durchweg traurigen, schockierenden oder belehrenden Roman. Dieses Buch macht tatsächlich oft wütend, genauso oft enthält es aber auch humorvolle, ermutigende und hoffnungsvolle Stellen.

Fazit:
Der Hype um dieses Buch ist auf jeden Fall gerechtfertigt. Aussagen wie "Jetzt schon ein Klassiker" kann ich absolut nachvollziehen und ich wünsche mir, dass dieses Buch seinen Weg in den Englischunterricht findet (oder die Übersetzung in den Deutschunterricht). Starrs Geschichte hat mich gepackt, mitgerissen und sensibilisiert und dafür gibt es volle 5 Sterne.

Veröffentlicht am 17.10.2017

Leider VIEL zu einseitig!

54 Minuten
1

Aus vier verschiedenen Perspektiven erzählt Marieke Nijkamp einen Amoklauf an der amerikanischen Opportunity Highschool. Das scheinbar wahllose Töten des ehemaligen Schülers Tyler verfolgen seine Schwester ...

Aus vier verschiedenen Perspektiven erzählt Marieke Nijkamp einen Amoklauf an der amerikanischen Opportunity Highschool. Das scheinbar wahllose Töten des ehemaligen Schülers Tyler verfolgen seine Schwester Autumn, ihre Freundin Sylv und deren Bruder Thomás, außerdem noch Tylers Ex-Freundin Claire. Insgesamt 54 Minuten dauert der Horror, bei welchem man als LeserIn hautnah dabei zu sein scheint.

Ich bin stark dafür, dass ein so wichtiges Thema wie ein Amoklauf in Jugendbüchern thematisiert wird. Leider ist die Autorin der Komplexität des Themas in meinen Augen nicht gerecht geworden und hat mich ziemlich enttäuscht.

Das fing schon mit dem Schreibstil an, der mir gar nicht gefallen hat. Er wirkt sehr melodramatisch und aufgesetzt, was mir selbst für ein Jugendbuch zu viel war. Ein Beispiel ist der Satz "Nur das Tanzen hält mich am Leben. Es wird mich befreien, und ich darf nichts dazwischenkommen lassen." (S. 35). Generell erinnern manche Aussagen der Charaktere eher an diese "tiefgründigen" Sprüche, die auf einem im Regen geschossenen Foto auf Facebook die Runde machen.
Dieser Schreibstil ist auch der Grund, warum ich mit keiner der vier Protagonisten so richtig mitfühlen und mitfiebern konnte, obwohl jeder sein eigenes schweres Schicksal hat.

Nachdem ich mich einmal mit dem Stil abgefunden hatte, konnte ich das Buch relativ flüssig und schnell lesen. Der Spannungsaufbau ist der Autorin auf jeden Fall gelungen. Gut gefallen hat mir außerdem das Einbringen gewisser Diversity-Aspekte, z.B. Homosexualität, und die Diskussion von sozialen Medien im Zusammenhang mit Amokläufen. Die Rolle von Twitter und Co in diesem Buch deckt sich leider sehr gut mit den Erfahrungen, die ich mit sozialen Medien in den letzten Monaten bei Terroranschlägen gemacht habe.

Diese drei kleinen Punkte bleiben leider für mich das einzig Positive an diesem Buch. Nachdem ich mit den erzählenden Charakteren nicht warm geworden bin, hatte ich wenigstens eine zufriedenstellende Auseinandersetzung mit Tyler und seinen Gründen für den Amoklauf erwartet. Die kam aber leider bis zur letzten Seite nicht. Natürlich gibt es kein Schicksal, welches einen Amoklauf rechtfertigt, aber in einem Buch zu diesem Thema erwarte ich einen Einblick in die Psyche des Täters. Handelt es sich sogar noch um einen (ehemaligen) Schüler der Schule, ist es für mich noch wichtiger zu erfahren, was genau ihn überhaupt zum Täter hat werden lassen und warum er die Schule für den Kugelhagel wählt und nicht ein Einkaufszentrum in der Innenstadt. Tyler wird ausschließlich als Bösewicht im Buch dargestellt und dadurch, dass seine Geschichte fehlt, weiß ich nach dem Buch nicht einmal, was die Katastrophe eventuell hätte verhindern können. Ein Jugendbuch mit dieser Message ist für mich schlicht unbefriedigend und viel zu einseitig.

SPOILER ANFANG!
Hinzu kommt auch noch, dass Tyler ein Vergewaltiger ist. In einer Szene überlegt das Vergewaltigungsopfer, ob sie den Amoklauf mit einer rechtzeitigen Anzeige hätte verhindern können. Ich bin grundsätzlich dafür, dass Opfer ihre Peiniger anzeigen, aber anzudeuten, dass das Vergewaltigungsopfer eine Mitschuld am Amoklauf trägt, fand ich unverantwortlich und hat mich richtig wütend gemacht. Tyler ist im Buch letztlich nur ein Vergewaltiger und Mörder, aber wie er dazu geworden ist, wird mit keinem Wort auch nur angedeutet. Da es sich hier aber um einen Schüler handelt, der bewusst seine Mitschüler und Lehrer umbringt, konnte ich über diese fehlende Erklärung nur den Kopf schütteln.
SPOILER ENDE!

Fazit:
"54 Minuten" hat mich auf ganzer Linie enttäuscht, weswegen ich es keinesfalls empfehlen kann. Der Schreibstil ist mir selbst für Jugendliche zu dramatisch und aufgesetzt, repräsentiert aber die ganze Geschichte ganz gut, denn sie ist nur auf Dramatik, Tragik und Spannung ausgelegt. Eine tiefgehende Auseinandersetzung mit dem Thema des Amoklaufs, wie Schüler zur Tätern werden und wie man dies verhindern könnte, gibt es gar(!) nicht. Das Buch ist einseitig und wird diesem sensiblen und wichtigen Thema nicht einmal ansatzweise gerecht. Wer sich grundsätzlich dafür interessiert, dem kann ich "Die Hassliste" von Jennifer Brown oder "19 Minuten" von Jodi Picoult empfehlen.

Veröffentlicht am 17.10.2017

Anders als erwartet

Die Melodie meines Lebens
0

Vor 33 Jahren schickten Alain und die New-Wave-Band Hologrammes ihr Demo-Tape an eine französische Plattenfirma. Die Antwort, eine begeisterte Zusage für einen Plattenvertrag, erhält der Gitarrist Alain, ...

Vor 33 Jahren schickten Alain und die New-Wave-Band Hologrammes ihr Demo-Tape an eine französische Plattenfirma. Die Antwort, eine begeisterte Zusage für einen Plattenvertrag, erhält der Gitarrist Alain, der heute als Arzt tätig ist, drei Jahrzehnte später. Verblüfft fragt er sich, was überhaupt aus den anderen Bandmitgliedern geworden ist und begibt sich auf die Suche.

So ungefähr lautet der Klappentext und erwartet habe ich eine fröhliche Wiedervereinigung der Hologrammes mit französischem Flair. Bekommen habe ich etwas ganz anderes. In Antoine Laurains neustem Roman geht es viel mehr um die Schicksale und Geschichten der Bandmitglieder im Kontext des aktuellen Zeitgeschehens, nicht um ein erneutes Aufleben der Band oder der Musikleidenschaft. Mir hat diese Gesellschaftskritik insgesamt zwar gut gefallen, dank des Klappentextes fiel es mir jedoch nicht unbedingt leicht, mich sofort komplett auf diese Kritik und ihren Hintergrund einzulassen. Vielen in der gemeinsamen Leserunde zu diesem Buch ging es ähnlich und das ist auch der schwerwiegendste Grund für meine eher mittelmäßige Bewertung von 3,5 Sternen..

Mit Protagonist Alain bin ich auch nicht richtig warm geworden und bis zum Schluss blieb er für mich etwas blass. Allerdings habe ich andere Bandmitglieder richtig lieb gewonnen, besonders der Selfmade-Millionär und Informatiker Jean-Bernard hat mich überzeugt. Nicht richtig rund erschien mir, dass den Musikern unterschiedlich viel Zeit gewidmet wurde. Während der eine gefühlt die Hälfte des Buches einnimmt, wird ein anderer in wenigen Zeilen abgehandelt.

Wie oben bereits erwähnt, sind die Musiker für Laurain nur Mittel zum Zweck. Er greift aktuelle politische Themen auf und kritisiert, wie vor allem das Internet Rechtspopulismus eine Bühne gibt. Auch der technische Fortschritt und die Folgen für die Menschen spielt eine große Rolle, ebenso wie die klassischen Probleme der Kommunikation, die vor allem in Liebesbeziehungen existieren. Sobald ich mich darauf eingestellt und von meinen eigentlichen Erwartungen gelöst hatte, haben mir die gesammelten Anspielungen richtig gut gefallen.

Fazit:
Der neuste Roman von Antoine Laurain verzaubert wieder einmal dadurch, dass die Charaktere nicht zu ernst genommen werden und die Sprache klar und ohne viele Schnörkel auskommt. Der Klappentext ist leider sehr irreführend, denn anstatt einer lockeren oder gar romantischen Wiedervereinigung einer Band taucht der/die LeserIn immer weiter in eine brandaktuelle Gesellschaftskritik ab, die mir durchaus gut gefallen hat. Für mich gab es jedoch ein paar Ecken und Kanten im Aufbau des Buches und in den einzelnen Schicksalen der Personen zu viel, sodass ich insgesamt gute 3,5 Sterne vergebe.