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dear_fearn

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.10.2019

Schmackhaftes im Schnee

Ernte mich im Winter
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Optik und Haptik dieses Buchs haben mich gleich von Anfang an gefangen genommen. Tolles Naturpapier, hochwertige Prägungen, großflächige Fotografien von fröhlichen Menschen im Winterwunderland mit buntem ...

Optik und Haptik dieses Buchs haben mich gleich von Anfang an gefangen genommen. Tolles Naturpapier, hochwertige Prägungen, großflächige Fotografien von fröhlichen Menschen im Winterwunderland mit buntem Gemüse, das aus dem Schnee herausguckt, dazu verspielte Typo und niedliche Illustrationen - einfach schön anzusehen und zu fühlen!

Nach dem Prolog hatte ich große Hoffnungen an das Buch, war schon richtig kribbelig vor Vorfreude, weil ich den im Sommer erworbenen Garten über den Winter nicht brach liegen lassen, sondern üppig bepflanzen wollte, also habe ich einfach alles gekauft, was ab Mitte September noch ausgesät werden kann. Vieles davon kann man im Buch wiederfinden, also erstmal alles richtig gemacht, puh! Meine Erwartungen ans Buch waren nun nützliche Tipps, sinnvolle Übersichten, was man wann auf welchen Boden und mit welchen Voraussetzungen pflanzen / stecken / säen kann, Pflegehinweise, Erntezeiten, Bodenvor- / -nachbereitung und mehr.

Hier wurde ich enttäuscht. Zwar gibt es viel zu lernen, z.B. dass gefrorenes Gemüse besser nicht angefasst werden sollte, sondern erst nach dem Auftauen durch die Sonne, damit die Eiskristalle nicht die Zellen beschädigen, aber wirklich praktische Tipps gab es wenige bzw. wenn, dann nur im Text versteckt.

Eine Auswahl an Wintergemüse stellt sich im Buch in Steckbriefform quasi selbst vor, das ist ein bisschen albern, aber insgesamt ganz niedlich und aufschlussreich, leider aber unübersichtlich. Rezepte gibt es auch noch zu entdecken, wirklich lecker, werde ich ausprobieren.

Gesamtfazit ist, dass das Buch wirklich inspiriert und Lust auf eine Nachsaison macht. Eigener Mangold zu Weihnachten? Das klingt ja auch wirklich toll. Die Bilder führen allerdings in die Irre, denn schon jetzt im Oktober sehe ich meinen Garten nach der Arbeit nur noch im Dunklen mit Stirnlampe, auch haben wir weniger Schnee als Regenmatsch. Aber gut, wird ausprobiert.

Der Schreibstil des Buchs ist bisschen für Dummies, sehr kindlich, aber immerhin ausgesprochen gut verständlich. Schade, dass nun doch so viele Fragen offen bleiben und mein Wunsch nach einer Übersicht, wann welche Gemüse gesät werden müssen, um sie im Winter ernten zu können, nicht erfüllt wurde. Die werde ich mir wohl selbst mal erstellen. Schön anzuschauen ist es aber allemal - eben mehr ein Inspirations- / Einführungs- und weniger Praxisbuch.

Veröffentlicht am 16.10.2019

Düster-fantastischer Krimi

Die Ewigkeit in einem Glas
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Bridie Devine ist im viktorianischen London aufgewachsen und hatte schon mit einigen zwielichtigen Typen zu tun. Sie wurde in ihrer Kindheit von einem Vormund zum nächsten gereicht und arbeitet nun, inzwischen ...

Bridie Devine ist im viktorianischen London aufgewachsen und hatte schon mit einigen zwielichtigen Typen zu tun. Sie wurde in ihrer Kindheit von einem Vormund zum nächsten gereicht und arbeitet nun, inzwischen erwachsen, als unabhängige Privatermittlerin, zusammen mit ihrem zwei Meter großen Hausmädchen Cora und dem Geist des Boxers Ruby, der ihr seit einem Besuch auf dem Friedhof auf Schritt und Tritt folgt. Im Buch wird ein ganz spezieller Kriminalfall behandelt: Das Verschwinden der Tochter des Baronets. Bei Bridies Ermittlungen stößt sie auf Hinweise, dass die kleine Christabel kein gewöhnliches Mädchen ist und man wohl weniger von Verschwinden als von Raub sprechen muss. Als dann noch ihr totgeglaubter Feind aus Kindheitstagen wieder auftaucht, wird die Sache ernst.

Der Erzählstil im Buch ist sehr wechselhaft. Zwar zieht sich als Erzählform Präsens durch, jedoch gibt es mehrere Zeitsprünge zwischen Bridies Kindheit und dem Jetzt und zusätzlich auch noch Perspektivwechsel. Jess Kidds Schreibstil lebt von Beschreibungen, Vergleichen und noch mehr Beschreibungen. Meiner Meinung nach macht es das Lesen insgesamt zäh und auch verwirrend.

Die Story an sich ist durchaus interessant, sehr düster, herrlich fantasievoll und spannend, auch der Bezug zum Titel ist toll, allerdings finde ich, dass hier das Potential nicht in Gänze ausgeschöpft wurde. Der Erzählstil hat oftmals spannende Passagen einfach verpuffen lassen und die Charaktere sind mir auch seltsam unnahbar vorgekommen, vielleicht fehlten mir da tiefere Betrachtungen der Gefühlswelt. Insgesamt sind mir für einen runden Abschluss zu viele Fragen offen geblieben, u.a. warum Ruby nun eigentlich da war und woher die beiden sich kannten.

Veröffentlicht am 29.09.2019

Mir fehlt Historie

Jane Austen
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Die Idee der Buchreihe finde ich richtig toll - Kindern die Leben der ganz großen Persönlichkeiten näher bringen. Mir gefällt auch die Gestaltung und die generelle Aufmachung des Ganzen. Über Jane Austen ...

Die Idee der Buchreihe finde ich richtig toll - Kindern die Leben der ganz großen Persönlichkeiten näher bringen. Mir gefällt auch die Gestaltung und die generelle Aufmachung des Ganzen. Über Jane Austen wusste ich vorher nichts, fand es daher erhellend über ihr Leben zu lesen und sogar herauszufinden, dass Stolz und Vorurteil ein Stück weit ihre eigene Geschichte zugrunde liegt. Das wissenswertere ist aber auf der letzten Seite in einem Textblock verfasst. Teilweise finde ich es für Kinder auch schwierig zu verstehen, hier muss man als Elternteil noch einige Erklärungsarbeit leisten und über unterschiedliche Stände und Verheiratungen sprechen, denn die Kinder kennen ihre Romane sicher nicht und auch nicht den geschichtlichen Hintergrund. Natürlich geht es um das Leben von Jane, aber etwas mehr historischer Hintergrund wäre nicht verkehrt gewesen.

Veröffentlicht am 29.09.2019

Fünf Begegnungen

Wer im Himmel auf dich wartet
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Als Annie ihre Jugendliebe Paulo an diesem Tag heiratet, ahnt sie nicht, dass ihnen bald ein Unglück widerfahren wird. Auf dem Weg in ihre Flitterwochen halten sie am Straßenrand, um dem Ballonfahrer Tolbert ...

Als Annie ihre Jugendliebe Paulo an diesem Tag heiratet, ahnt sie nicht, dass ihnen bald ein Unglück widerfahren wird. Auf dem Weg in ihre Flitterwochen halten sie am Straßenrand, um dem Ballonfahrer Tolbert mit seinem geplatzten Reifen zu helfen. Er steckt Paulo seine Visitenkarte zu und damit nehmen einige unheilvolle Entscheidungen ihren Lauf. Voll Überschwang arrangieren sie mit Tolberts jungem, unerfahrenen Kollegen bei aufziehendem Wind eine Ballonfahrt, die in einem Absturz endet, der die Leben der drei Insassen für immer verändert. Annie will im Krankenhaus Gutes tun, erwacht aber nun selbst im Himmel.

Ich wusste vorher nicht, dass es eine Vorgeschichte zu diesem Buch gibt und kann allen künftigen Lesern versichern, dass es diese nicht braucht, um das Buch zu genießen.

Als Annie im Himmel erwacht, stehen ihr fünf Begegnungen bevor, die sie bestimmte Dinge lehren und ihre Ankunft im Himmel verstehen lassen sollen. Sie begegnet Personen, an die sie sich teilweise nicht erinnert oder nur schwer erkennt. Sie alle halten Lektionen für sie bereit.

Annies Geschichte im Himmel wechselt sich mit Abschnitten zu ihren "Fehlern", Rückblicken in ihr bisheriges, recht trauriges Leben und Tolberts Geschichte in der Gegenwart ab, in der er erfährt, was geschehen ist und der Leser auf dem aktuellen Stand in der realen Zeit gehalten wird. Alles endet in einer herzbrechenden Wendungen, die man als Leser nicht kommen sieht.

Mitch Albom bedient sich einer leichten Sprache, mit vielen Dialogen, der Ausschmückung der Gefühlswelt der Charaktere und zahlreichen, sehr schönen Beschreibungen, die die Bilder vor dem inneren Auge nur so vorbei rauschen lassen. Selbst die abstrakten Passagen im Himmel werden von ihm bildhaft beschrieben, sodass sich der Leser zu keiner Zeit orientierungslos fühlt.

Die grafische Gestaltung lässt alles ein wenig kitschig wirken, Sternchen unterteilen die Kapitel, immer wieder taucht das tanzende Paar auf. Das wird der Tiefgründigkeit der Story m.E. nicht ganz gerecht. Aber was im Nachhinein von der Geschichte bleibt, ist die Gewissheit, dass alles seinen Grund hat und wir alle miteinander verbunden sind und aufeinander aufbauen.

Veröffentlicht am 29.09.2019

Das hohle Land

Bell und Harry
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Wer beschließt, dieses Buch zu lesen, sollte keinen Abenteuerroman zweier Freunde wie Tom Sawyer und Huckleberry Finn erwarten. Was dieser Roman von Jane Gardam verspricht und hält, ist pure Entschleunigung, ...

Wer beschließt, dieses Buch zu lesen, sollte keinen Abenteuerroman zweier Freunde wie Tom Sawyer und Huckleberry Finn erwarten. Was dieser Roman von Jane Gardam verspricht und hält, ist pure Entschleunigung, aber mehr als nur eine Sommergeschichte.

Die Familie Bateman pachtet das Haus Light Trees während der Ferienmonate von der Familie Teesdale, die im benachbarten Haus wohnen. Benachbart im weitesten Sinne, da es im ländlichen Gebiet von Feldern, Wiesen und Moor umgeben ist. Die Häuser stehen auf dem sogenannten "hohlen Land", da es im Untergrund vom Bergbau zerfurcht ist, der jedoch eingestellt wurde. Harry Bateman und Bell Teesdale trennen ein paar Jahre Altersunterschied, aber das hält sie nicht davon ab, Freunde zu werden und gemeinsam die Umgebung unsicher zu machen. Dabei stellen sie einige abenteuerliche Dinge an und die gewonnene Freundschaft begleitet sie ein Leben lang. Die Familie Bateman, eigentlich Londoner und den Dorfbewohnern anfangs suspekt, bringen sich nach anfänglichen Schwierigkeiten und Missgeschicken gut in die Gemeinde ein und sind bald immer herzlich willkommen, gehören dazu.

Anders als erwartet beschreibt Jane Gardam nicht nur einen Sommer, sondern viele Sommer, auch Winter, mit großen Zeitsprüngen dazwischen. Dabei lernt der Leser in der Kürze des Buchs nicht nur die beiden Jungen, sondern auch Familienmitglieder, Nachbarn und verschrobene Gestalten aus der Umgebung kennen. Als Leser fliegt man nur so durch die Jahre.

Was dem Leser aber in Erinnerungen bleibt, ist die anhaltende Freundschaft der beiden Jungen, ihre Ausflüge in die Natur, ihr jugendlicher Leichtsinn und die dörflich-ländlichen Charaktere, die liebenswürdiger nicht sein könnten.

Im Nachhinein bin ich an Astrid-Lindgren-Idylle und den Löwenzahnwein von Ray Bradbury erinnert.