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Veröffentlicht am 11.06.2023

Sei gnadenlos ehrlich zu dir selbst!

Und was, wenn es gut wird?
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Und was, wenn es gut wird? Ein Coaching-Ratgeber von Chris Bloom (mvgverlag)

Bist du ein Mängelexemplar? Cool, ich auch! Das sind wir alle. Wir haben Macken, Ecken und Kanten, sind keine makellosen Designerstücke, ...

Und was, wenn es gut wird? Ein Coaching-Ratgeber von Chris Bloom (mvgverlag)

Bist du ein Mängelexemplar? Cool, ich auch! Das sind wir alle. Wir haben Macken, Ecken und Kanten, sind keine makellosen Designerstücke, sondern lebendige Kunstwerke. Und das ist okay. Du bist okay. Genauso, wie du gerade bist. S.137

Es gibt immer und für jeden Situationen im Leben, in denen es nicht so läuft, wie man es sich vorstellt. Oder man ist unzufrieden, wartet auf zukünftige Vorteile und mögliche Dinge, die eventuell eintreten könnten. Man funktioniert, statt zu leben und zu genießen.
Der Autor stellt sich genau diesen Empfindungen und hinterfragt die Gründe der daraus resultierenden Unsicherheit und latenten Unzufriedenheit.
Die Frage: „Und was, wenn es am Ende gut wird?“ erfordert Mut und Selbstreflektion. Chris Bloom hilft dabei, Verhaltensmuster und Denkweisen aufzubrechen. Er fordert zur aktiven Teilnahme am Beschäftigen mit dem eigenen Ich auf. Dabei ist die Lektüre passend auf jede Lebensbereiche anwendbar.
Auf sympathische, motivierende Art macht er Mut. Inspiriert durch eigene Erfahrungen des Autors, praktische Übungen und zahlreiche Tipps liest sich dieses Buch flott weg. Dieser kleine Ratgeber ist ein hilfreicher Begleiter und aktive Hilfe beim Erreichen der eigenen Ziele auf dem Weg in ein selbst kreierte Leben.

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Veröffentlicht am 11.06.2023

Wunsch und Wirklichkeit

Das Pensionat am Holstentor: Frühlingstöchter
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Das Pensionat am Holstentor – Frühlingstöchter von Anna Perbandt (Rowohlt Verlag)

„Moment mal“, unterbrach Henry sie. „Soll das heißen, Sie wissen nicht, wo Nora ist?“
Die Vorsteherin zuckte mit den Schultern. ...

Das Pensionat am Holstentor – Frühlingstöchter von Anna Perbandt (Rowohlt Verlag)

„Moment mal“, unterbrach Henry sie. „Soll das heißen, Sie wissen nicht, wo Nora ist?“
Die Vorsteherin zuckte mit den Schultern. „Es ist mir entsetzlich unangenehm, Herr Graf, aber ich fürchte, Ihre Schwester ist verschwunden.“ S.69

1899: Das Korsett an Zwängen und Konventionen soll an die freiheitsliebende Grafentochter Nora angepasst und enger geschnürt werden. Dafür schickt sie ihre Bruder auf das Lübecker Mädchenpensionat. Doch auch hier steht man vor einer schwierigen Aufgabe, das energiegeladene Temperament des jungen Mädchens einzufangen. Trotz aller Regeln verbringt Nora an diesem Ort eine unbeschwerte Zeit, denn sie trifft auf drei weitere junge Frauen, die ihren freundschaftlichen Bund als Frühlingstöchter beschließen. Agnes und Lotte, höhere Töchter aus gutem Haus und die Stipendiatin Fanny freunden sich mit Nora an. Hilfe und Unterstützung erlangen die Vier durch die junge Lehrerin Gesche Petersen. Es entfaltet sich ein Band, welches von den unterschiedlichen Charakteren gezeichnet ist und deren Wünschen sowie Sehnsüchten geprägt wird.
Anna Perbandt erzählt die Geschichte in unbeschwerter und flüssiger Art. Sie schreibt vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Gegebenheiten und der einzigartigen historischen Kulisse Lübecks.

Die jungen Frauen sind höchst unterschiedlich in ihren Charakterzügen und Sehnsüchten. Dies beschreibt die Autorin hervorragend. Somit entspinnt sich eine leicht zu lesende und spannende Erzählung auf der Suche nach Verwirklichung und den persönlichen Glück.
Weitere Fragen und Konflikte ergeben sich, als junge Männer ins Spiel kommen und das Herz der jungen Damen empfindlich berühren.

Fazit: Eine gelungene historische, leichte Erzählung, die für unterhaltsame Stunden sorgt. auf den kommenden 2. Band im Herbst bin ich sehr gespannt.

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Veröffentlicht am 10.06.2023

Pierre Durand, Chef de Police mit Leib und Seele

Provenzalische Täuschung
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Provenzalische Täuschung Ein Fall für Pierre Durand von Sophie Bonnet (Blanvalet)

Er steckte das Mobiltelefon in die Jackentasche und schlug den Weg zur Wache ein. Sainte-Valerie lag still im Morgendunst. ...

Provenzalische Täuschung Ein Fall für Pierre Durand von Sophie Bonnet (Blanvalet)

Er steckte das Mobiltelefon in die Jackentasche und schlug den Weg zur Wache ein. Sainte-Valerie lag still im Morgendunst. Eine erwachende Schönheit, die sich dem Tag entgegenreckte.
Wie friedlich es hier ist, dachte Pierre, als er in die Rue des Oiseaux bog. Noch immer angefasst angesichts der Bilder, die bei dem Gespräch mit Penelope in ihm aufgestiegen waren.
Frieden, so erkannte er, war ein Zustand, den zu viele als selbstverständlich annahmen. Dabei war er ein Geschenk, für das ein jeder seinen Teil beizutragen hatte. S.233

Der Chef de Police, Pierre und die begabte Köchin und Besitzerin eines Feinkostladens, Charlotte stecken mitten in ihren Hochzeitsvorbereitungen, deren Verzögerung einigen Kompromissen geschuldet ist. In diese wiederkehrende Diskussion fällt der Mord eines Polizisten und Widersachers von Pierre Durand. Die Ermittlungen beginnen und bald fällt der Verdacht selbst auf Pierre. Auf eigene Faust gräbt er in der trüffelträchtigen Gegend am Fuße des Mont Ventoux und legt ungeahnte Verbindungen frei. Hierbei spielen der Bürgermeister von Sainte-Valerie und Pierres Ziege Cosima eine Rolle.

Auch im neuen Fall rund um den schlauen, französischen Ermittler Pierre Durand beweist Sophie Bonnet wieder ein grandioses Erzähltalent. Der Fall selbst ist spektakulär und verbindet die Vergangenheit und die Gegenwart. Die Einflüsse an historischen Details zur französischen Geschichte und Kolonialzeit sind sehr gut recherchiert. Neben den Fakten bleibt der unterschwellige und passende Humor nicht auf der Strecke. Die Figuren sind treffend beschrieben und agieren entsprechend ihrer Charaktereigenschaften.
Besonders gut gefallen haben mir die Landschaftsbeschreibungen der Provence, das französische Flair und die Einblicke in die landestypische Kulinarik sowie Trüffelkunde.

Fazit: Die Geschichten und Fälle rund um den kleinen französischen Ort im Herzen der Provence einschließlich seiner illustren Bewohner und Ermittler ist immer wieder eine Reise wert! Auch dieser Krimi, „Provenzalische Täuschung“ steht für ausgezeichnete und vergnügliche Unterhaltung!

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Veröffentlicht am 21.05.2023

Bilder schreiben Geschichte

Das Licht im Rücken
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Das Licht im Rücken ein Roman von Sandra Lüpkes

„Abrakadabra, Simsalabim!“
Dana kniet sich auf den Hocker und reißt erstaunt die Augen auf. Meister Barnack kann ja zaubern! Er taucht schneeweiße Blätter ...

Das Licht im Rücken ein Roman von Sandra Lüpkes

„Abrakadabra, Simsalabim!“
Dana kniet sich auf den Hocker und reißt erstaunt die Augen auf. Meister Barnack kann ja zaubern! Er taucht schneeweiße Blätter in eine Flüssigkeit. Sie schwimmen vor Danas Nase in der Schüssel, und plötzlich erscheinen darauf Menschen. Milan und sie selbst. Ohne dass irgendjemand irgendetwas berührt. Aus dem Nichts tauchen hellgraue Umrisse auf, die wie die Landkarte in der Schule aussehen. Aus Südamerika wird in einer Sekunde Milans Hüfte oder seine Stirn, auf die ein Schatten fällt. Aus der Antarktis geht sein rechtes Auge hervor oder die Falte seiner Hose.
„Das ist wirklich faszinierend!“, findet auch Milan, der dafür zuständig ist, die fertigen Bilder zum Trocknen an die Leine zu hängen. S.127

Geschichte erzählen und die Bilder fest in Erinnerung behalten, das gelingt der Autorin anhand ihrer Erzählung rund um die Familie Leitz und der Entstehungsgeschichte der Leica. Schwarz-weiße Dokumente der Geschichte erzählen das Schicksal zweier Familien in der Zeit von 1914 bis 1945. Die schwierigen Umstände und politischen Gegebenheiten durchdringen private und geschäftliche Belange der Protagonisten. Fiktion und Wahrheit, Erdachtes und Realität greifen wie Zahnräder eng ineinander. Das vorliegende Werk ist nicht rein schwarz und weiß, sondern besticht durch die vielen Grauschattierungen zwischen den Zeilen.

Sandra Lüpkes schreibt in flüssiger und ergreifender Form, sodass man sich sehr gut in die jeweilige Situation und an den Handlungsort hineinversetzt fühlt. Die grundlegenden Beschreibungen zur Kameratechnik und Fotografie wechseln sich zwischen fachlichen Kenntnissen und poetischen Beschreibungen beim Entstehen der Fotos ab. Dazwischen finden sich die einzelnen Figuren mit ihren charakterlichen Unterschieden und dem differenzierten Umgang mit den zeitlichen Gegebenheiten und Schwierigkeiten auf Basis historischer Tatsachen.

Elise hat mich hier besonders beindruckt. Das Bild 1 auf der inneren Umschlagseite zeigt sie so, wie ich sie mir vorstelle, fest und forsch. Die geschriebenen Zeilen zeigen an gewissen Stellen eine andere Seite von ihr. Die Autorin versteht es ausgezeichnet diese beiden Seiten zu verknüpfen. Daher ist es wohl eine Frage der Perspektive und die Antworten finden sich oftmals dazwischen.

Die hochwertige und liebevolle Aufmachung des Buches hat mir sehr gut gefallen. Die Fotografien der Umschlagsseiten und zum Anfang der einzelnen Abschnitte erweitern den Blickwinkel, sind eine hilfreiche Abwechslung und machen das Gelesene greifbar.

Fazit: Mir hat der Ausflug in die Anfänge des 20. Jahrhunderts mit dem Erfindergeist und Wissensdurst sehr gut gefallen. Sandra Lüpkes schreibt großartige, historische Romane, wobei man immer etwas dazulernen kann!

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Veröffentlicht am 12.05.2023

Grandios gut!

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie
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Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie ein Roman von Anne Stern (Rowohlt Verlag)

Dorothea saß am Flügel, der in der Mitte des Salons stand. Sie hob im Spiegel den Kopf und lächelte ihrer Mutter zu. Elise ...

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie ein Roman von Anne Stern (Rowohlt Verlag)

Dorothea saß am Flügel, der in der Mitte des Salons stand. Sie hob im Spiegel den Kopf und lächelte ihrer Mutter zu. Elise dagegen war ganz in die Musik vertieft. Sie schritt mit der Geige am Kinn durchs Zimmer, lehnte sich an den Flügel, jedoch ohne ihrer Schwester über die Schulter auf die Noten zu sehen. Stattdessen wiegte sie sich zu den Klängen der Sonate und fuhr mit dem Bogen auf und ab, unbeirrt und sicher wie im Traum. Dann nahm sie wieder ihre Wanderung auf, und die Finger flogen über den Hals der Violine, griffen entschieden und firm in die Saiten und drückten sie auf das schwarze Griffbrett. Die Geige sang und jauchzte in ihren Händen. S.116

Die junge Elise Spielmann lebt diese Leidenschaft, sie liebt die Musik und träumt davon Violinistin zu werden. Doch in einer Zeit, die diesen Wünschen einer Frau nach Selbstbestimmung, geleitet von ihrem Talent, noch kritisch gegenüber steht, rückt dieses Ziel in weite Ferne. Auch in Dresden um 1841 prägen Männer und deren Meinungen das Bild der gehobenen Gesellschaft und des Bürgertums rund um Konventionen, Standesdünkel und Moral. Nach wie vor hält der männliche Teil der Gesellschaft die Zügel fest in der Hand. Daher dürfen neben Elises starken Willen, ihre aufkeimenden Gefühle zu dem jungen Malergehilfen Christian Hildebrand, der sich an der Semperoper verdingt, nicht weiter befeuert werden. Zu groß ist die Gefahr, dass sie alles verliert, was ihr lieb und teuer ist, einschließlich ihrer Familie. Es ist eine schwere Etappe für Frauen, eine Zeit der Kompromisse und des Zurücksteckens sowie des Arrangierens und der Etikette.

Ob es Elise gelingt, ihrem Gefühl folgen zu können, beschreibt Anne Stern in gekonnt flüssiger Erzählweise. Dabei achtet sie auf zeitliche Floskeln und historische Gegebenheiten.
Des Weiteren erzählt sie vom Schauspiel, den großen Akteuren und Komponisten mit ihren fantastischen musikalischen Werken dieser Zeitepoche. Es gelingt die fesselnde Erzählung und die kleinen Geschichten mit vielen historisch hervorragend recherchierten Details zu verknüpfen.
Die Figuren sind lebhaft und greifbar. Man hofft und bangt mit ihnen, möchte sie schütteln und verliert sich beim Lesen in ihrer Geschichte. Und immer wieder steht die Semperoper als Handlungsort in der Hauptrolle. Die Autorin gibt Einblicke in die verschiedensten Aufgaben und Arbeiten rund um diesen Schauplatz.

Der Tittel ist passend und rundet das Cover ab. Der Blick der Titelfigur hat mich in ihren Bann gezogen und ich habe jede Zeile dieses wundervollen Romans genossen. Lehrreich, lesenswert, spannend und abwechslungsreich. Eine Hommage an die Musik, die Liebe und an Dresden und die Semperoper!

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