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Veröffentlicht am 21.09.2018

Tolles Buch, apruptes Ende mit Fragen

Das Mädchen im schwarzen Nebel
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Das Mädchen im schwarzen Nebel von Ivonne Hübner

Die Geschichte beginnt im Oktober 1816 und spielt im Königreich Sachsen/Markgrafentum Oberlausitz. Der Jungköhler Lorenz findet zusammen mit seinen beiden ...

Das Mädchen im schwarzen Nebel von Ivonne Hübner

Die Geschichte beginnt im Oktober 1816 und spielt im Königreich Sachsen/Markgrafentum Oberlausitz. Der Jungköhler Lorenz findet zusammen mit seinen beiden Gehilfen eines morgens nach einer durchzechten Nacht eine verkohlte Leiche in seinem angebrannten Kohlenmeiler.
In zwei Zeitebenen und Erzählsträngen schildert die Autorin die Geschehnisse. So findet sich der Leser auf den nächsten Seiten im Herbst 1813 wieder. Tiefe Einblicke in das Leben der Zigeuner, des fahrenden Volkes werden in wortgewandter und bildhafter Sprache dargestellt. Fr. Hübner lässt die Farben und Zigeuner tanzen, beschreibt das tägliche, bechwerliche und undankbare Leben rund um das Zigeunermädchen Rosana, deren Familie, Freunde und des ganzen Clans.
Nachhaltig beeindruckend sind die Schilderungen rund um die Kunst des Handlesens. An manchen Stellen, war ich versucht eine solch bewanderte Person aufzusuchen, um aus meinen Händen lesen zu lassen.
Fasziniert vom fahrenden Volk ist auch der sehr sympatische Dr. Cornelius Waldeck. Er versucht mit ausgeklügelten Ermittlungsmethoden und seinem scharfsinnigen Verstand, Licht in die Verbrechen zu bringen, denn auch Rosanas Vater ist Unrecht geschehen und er kam unter mysteriösen Umständen ums Leben. Die Ermittlungsmethoden sind nachvollziehbar, speziell die Rekonstruktion des Tatherganges, Nachbau eines Minimeilers, zusammen mit Lorenz und den daraus erlangten Erkenntnissenen waren detalliert geschildert.
Anhand der Gall`schen Gehirnlehre, versucht Cornelius in den Gesichtern seiner Patieten, der Bewohner und potenziellen Täter zu lesen, um den schwarzen Nebel zu lüften.
Neue Erkenntnisse bezüglich der Beziehungen der einzelnen Stände und Berufsgruppen zur damaligen Zeit untereinander liesen mich aufhorchen. Die Hierarchien waren genau festgelegt. Die "Schwarzen Gesellen" waren nicht sehr beliebt und wurden als Schuldige gern vorschnell benannt. Allesamt wollten in einer "warmen Stube" sitzen, doch gewürdigt und gedankt wurde den Köhlern ihre Arbeit nur selten. Wunderbar anschaulich beschrieben und sehr interessant zu lesen sind die Schilderungen zur täglichen und entbehrungsreichen Arbeit der Köhler.
Die Einbindung der geschichtlichen Hindergründe rund um Blücher und Bonaparte zeigt Fr. Hübner in Dialogen auf, die gekonnt in die Erzählungen einfließen. Die Idee, Köhler Lorenz u.a. als Deserteur auftreten zu lassen, erscheinen im Zeitrahmen passend.
Auch die Gefühle kommen nicht zu kurz und geben dem Krimi den nötigen Esprit. Einfühlsame und zarte Schilderungen lockern die Szenerie auf, ohne kitschig zu wirken.
Das Ende des Buches war etwas abrupt und lies einige Fragen aufkommen. Es bezieht sich auf den gelungenen Vorgängerband "Lausitzer Musen" und macht Lust auf den hoffentlich bald folgenden 3. Band um Dr. C. Waldeck.
Fazit: Ein passendes Cover zu einem historischen, spannungsgeladenen und unterhaltsamen Krimi aus dem GMEINER Verlag, bei dem der Leser ziemlich lange im Dunkeln tappt. Der ungemein bildhafte Schreibstil der Autorin lassen die Zeilen nur so dahinfliegen. Sympatische Figuren und ein Doktor, der so manches Schmunzeln aus mir heraus gelockt hat, machen diese Geschichte absolut lesenswert!

Veröffentlicht am 21.09.2018

Kinderbuch mit Ecken

Der Zauberkaugummi
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Der Zauberkaugummi von Kristina Dunker aus dem Coppenrath Verlag mit fabelhaften, hinreißenden Illustrationen von Pascal Nöldner besticht durch das wunderbar farbenfrohe Cover, welches auf mich, als Leser ...

Der Zauberkaugummi von Kristina Dunker aus dem Coppenrath Verlag mit fabelhaften, hinreißenden Illustrationen von Pascal Nöldner besticht durch das wunderbar farbenfrohe Cover, welches auf mich, als Leser ungemein lustig wirkt und neugierig auf die Geschichte hinter dem Kaugummi macht.
Die Idee ist toll, die Sprache rasant und anspruchsvoll. Anfangs waren meine Kinder und ich auch begeistert und es gab viele Lacher. Der Rollentausch zwischen Mia und ihrer Lehrerin Frau Strerup ist mit viel Fantasie und Humor beschrieben. Missverständnisse und kuriose Situationen sind vorprogrammiert, wenn man in der Haut von jemand anderen steckt. Mia ist besonders sympatisch, authentisch und liebenswert. Frau Strerup, lustig, chaotisch, quirlig und manchmal ängstlich und verträumt. Die Lehrer und Kinder sind aus dem täglichen Leben gegriffen. Der Hund Humbug lockert die Situationen auf und bekommt am Ende noch eine tragende Rolle.
Leider konnten sich meine beiden Kinder mit den Geschwisterkindern Mia und Nora nicht identifizieren. Für uns zu viele Negativansätze der Protagonistin Nele, die man in einer Geschichte für Kinder charakterlich und verbal positiver hätte gestalten können. Die Reaktionen der Erwachsenen sind teilweise recht barsch.
Fazit: Freundschaft ist wichtig unter Kindern, wie auch unter Erwachsenen. Zusammen ist man besser und cooler als jeder für sich allein.
Für uns leider nur 3 Punkte, da die Geschichte einige Schwächen aufweist und uns nach einem lebendigen amüsanten Start nicht gänzlich mitreißen und fesseln konnte.
Die Bilder sind gekonnt und passend, ein lustiger Augenschmaus.

Veröffentlicht am 21.09.2018

historisches Koblenz

Die Festung am Rhein
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Die Festung am Rhein ein historischer Roman von Maria W. Peter, erschienen 2017 im Verlag Bastei Lübbe.
Im Rahmen einer Verlosung durfte ich die wundervoll konstruierte Geschichte um die Halbfranzösin ...

Die Festung am Rhein ein historischer Roman von Maria W. Peter, erschienen 2017 im Verlag Bastei Lübbe.
Im Rahmen einer Verlosung durfte ich die wundervoll konstruierte Geschichte um die Halbfranzösin Franziska und den preußischen Leutnant Rudolph lesen.
Der flüssige anspruchsvolle Schreibstil der Autorin lassen mich eintauchen in die Zeit um 1822, Coblenz eingebettet in Rhein und Mosel, in eine Mischung aus preußischer Disziplin, französischem Herzblut und rheinischer Fröhlichkeit.
Geschickt wird ein unglaubliches historisches Wissen um die Zeiten Napoleon Bonaparte und deren damit verbundenen Folgen und Gegebenheiten in einen sehr gut konstruierten Kriminalfall und ein zarte Liebesgeschichte verwoben. Durch Rückblicke baut sich die Spannung auf und die Geschehnisse fügen sich gekonnt zusammen.
Mit wortgewandtem und bildhaftem Schreibstil erweckt Maria W. Peters die Vergangenheit zum Leben, schildert die Zusammenhänge der sich im Umbruch befindenden Gesellschaft und einer vom Schicksal erschütterten Familie. Der Roman lebt durch eine unglaublich mutige und tapfere Hauptprotagonistin und die zahlreichen facettenreichen Charaktere. Vor der grandiose Kulisse der Rheinmetropole Coblenz, Rhein und Mosel zu Füssen der sich im Bau befindenden und wachsenden Festung Ehrenbreitstein lesen sich die packenden 600 Seiten locker und leicht.
Lange traute ich mich nicht mehr an so viele Seiten, doch dieser schillernde Roman mit so viel historischer und bildhafter Finesse ist außergewöhnlich gut. Wirklich grandios! Suchtgefahr! Unbedingt lesen! Ich hoffe auf weitere Romane der Autorin um in deren fantasiereiche Welt eintauchen zu können...

Veröffentlicht am 21.09.2018

Luzern ermittelt

Luzerner Totentanz
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Luzerner Totentanz von Monika Mansour aus dem Emons Verlag, ein Kriminalroman der Extraklasse mit interessanten Einblicken in die Sagenwelt der Zentralschweiz, auf den Spuren von Mythen und Legenden. Dank ...

Luzerner Totentanz von Monika Mansour aus dem Emons Verlag, ein Kriminalroman der Extraklasse mit interessanten Einblicken in die Sagenwelt der Zentralschweiz, auf den Spuren von Mythen und Legenden. Dank des Lokalkolorits authentisch und stark.

Es ist Heiligabend, Sinnbild für Frieden Freude, Wärme und Barmherzigkeit. Doch in Luzern treibt eine Sträggele, eine Hexe ihr Unwesen und sinnt nach Rache, Genugtuung und Vergeltung. Ein unschuldiges Kind, hergerichtet wie ein Engel, goldbepudert mit Flügeln, seelig schlafend im kalten Männliturm. Die Szenerie mysteriös, okkult beladen, mystische Zeichen mit Blut gemalt. Ein Geisterreiter mit langen roten Haaren, ein Hund, Feuer, ein Traum, ein Alptraum!
Zeit für den sympatischen Cem Cengiz, die charismatische Eva, die taffe Barbara und die restlichen umtriebigen Ermittler der Luzerner Polizei der Sträggele auf die Schliche zu kommen. Doch nichts scheint gewiss, die Ermittler tappen lange im Dunkeln, so auch der Leser. Der Verdacht fällt auf unterschiedliche Personen, die näher ins Visier genommen werden. Zu Hilfe kommt ihnen Marius, ein Okkultismus-Experte und Gegenspieler von Cem. Freund oder Feind, anfangs schwer einzuordnen. Und auch Leila, Cems Freundin mischt mit. Privates wird aufgearbeitet, kommt nicht zu kurz und sponsert das nötige Flair.
Alle Protagonisten sind charakterlich klar gezeichnet und ihnen wird genug Raum in der Geschichte gegeben. Temporeiche, teils gewitzte Dialoge halten den Leser bei Laune und sorgen für Spannung und einige Lacher. Kontra dazu bietet der Einblick in die traurige und ausweglose Gedankenwelt der gesuchten rothaarigen Hexe. Einfühlsam schildert die Autorin die Not und das Leid, die ertragenen Demütigungen der Vergangenheit der gesuchten Person. Mitleid empfindet man bei diesen Zeilen und die Beweggründe werden klarer. Realistisch und voll überraschender Wendungen nähert sich die Autorin dem temporeichen Showdown. Gebannt, ohne mehr das Buch aus der Hand legen zu können folgt man den wechselnden Erzählsträngen. Das Ende überraschend, erschreckend und wachrüttelnd.

Fazit: Monika Mansour entwirft ein raffiniertes Szenario, das durch seine vielen Parallelen zur Gegenwart frösteln lässt. Ihr grandios konstruierter Krimi ist ein Aufruf zur Wachsamkeit. Aufrüttelnd gut! Sie schreibt spannend, temporeich und packt ein brisantes aktuelles Thema an. Sie zeigt die Spielarten der seelischen Grausamkeit. Ihr 4. Fall um Cem und das Luzerner Ermittlerteam erzählt aus der Perspektive einer zutiefst verletzten Person, was Ohnmacht und Zweifel, Misstrauen und Schweigen, aber auch Medienhetze und Sensationsgier anrichten können. Eine mörderische Stimmung in einer grandiosen Kulisse, ungewöhnlich und außerordentlich gewieft. Ein Albtraum mit Sogwirkung.
Ein in sich schlüssiger Krimi, sehr gut recherchiert, der Neugier auf die drei Vorgänger-Bände macht! Die Handlungsorte sind detailliert, atmosphärisch dicht beschrieben und machen Lust auf einen Besuch in Luzern. Ein heißer Lesetip mit voller Punktzahl!

Veröffentlicht am 21.09.2018

Krimi in turbulenten zeiten

Tausend Teufel
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Dresden 1947.
Ein klirrend kalter Nachkriegswinter.
Grausame Morde in einer besetzten Stadt. ...
Der zweite Fall für Kriminaloberkommissar Max Heller von Frank Goldammer "Tausend Teufel" dtv Verlag 2017.
Frank ...

Dresden 1947.
Ein klirrend kalter Nachkriegswinter.
Grausame Morde in einer besetzten Stadt. ...
Der zweite Fall für Kriminaloberkommissar Max Heller von Frank Goldammer "Tausend Teufel" dtv Verlag 2017.
Frank Goldammer nimmt den Leser mit auf eine Zeitreise in die eiskalte Nachkriegszeit im Februar 1947 in das von den Sowjets besetzte Dresden. Die deutsche Bevölkerung und auch Max kämpfen mit den täglichen Herausforderungen und Widrigkeiten der damaligen Zeit. Immer noch steht Überleben und Durchhalten an erster Stelle, Armut, Trümmer, Hunger und derweil auch Mord. Die Leute arrangieren sich mit der neuen Macht und Stalin. Unter diesen Gegebenheiten werden wir Zeuge eines ausgeklügelten glaubwürdig konstruierten Kriminalfalls. Kriminaloberkommissar Heller, zugehörig zur neu gegründeten Volkspolizei, und sein Assistent Werner Oldenbusch werden zu einem Leichenfund eines Rotarmisten gerufen. "Nicht Ihre Arbeit, Genosse. Unsere Arbeit. Do swidanja!" wird er von den Sowjetsoldaten zurechtgewiesen. Ein dunkler Fleck und ein rücksichtslos von den Sowjets zurückgelassener Tatort bleibt übrig. Doch das ist nicht alles, ein deutscher Rucksack mit erschreckendem Inhalt fällt in Hellers Hände. Er gerät zwischen die einflussreichen Mächte und Drahtzieher des sowjetischen Regimes. Steine, die ihm in den Weg gelegt werden, weiß er im Rahmen seiner Möglichkeiten zu umgehen, trifft den richtigen Ton und spielt das perfide Machtspiel gekonnt mit. Ein sympatischer geradliniger Charakter, der seinen Prinzipien treu bleibt und sein Herz am rechten Fleck trägt. Mich faszinierte seine Standhaftigkeit und sein Glaube an sich selbst. Weder durch eine Zugehörigkeit zur damaligen NSDAP noch zur jetzigen SED verschafft sich Heller Vorteile oder glaubte dadurch bevorteilt zu werden.
Neben den eigentlichen Ermittlungen bangt man gemeinsam mit Max und Ehefrau Karin und hofft auf die unversehrte Rückkehr des in Kriegsgefangenschaft geratenen Sohnes. Emotionale Szenen, wie das Zusammentreffen von Vater und Sohn geben dem Roman Tiefe und Raum zum Nachdenken und Luft anhalten. Mit leisen Tönen blickt der Autor in die Seele der Menschen, lockt uns auf falsche Fährten, und kitzelt dabei die Fantasie bis zur Hochspannung. Mit Werner Oldenbusch an Hellers Seite dringen die Ermittlungen immer tiefer in die Geschehnisse ein und so fällt es ab einem gewissen Punkt schwer das Buch aus der Hand zu legen. Gefangen im Strudel der Ereignisse möchte man endlich hinter die mysteriösen Morde kommen. Und ehrlich gesagt, hatte ich mit diesem Täter nicht gerechnet!
Fazit:
Durch eine Buchlesung aufmerksam geworden auf Frank Goldammer und seinen "Angstmann", der 1945 in Dresden spielt und mich absolut in seinen Bann zog und flashte, habe ich den Nachfolgeroman herbeigesehnt und bin nicht enttäuscht worden und bin nach wie vor begeistert.
Ein ganz tolles Buch! Grandios geschrieben und sachlich fundiert recherchiert, dialekt- und sprachgewandt, leicht zu lesen, sehr anschaulich geschrieben, nachdenklich und fesselnd zugleich. Ein historischer Kriminalroman, der die damalige Zeit authentisch beleuchtet und historische Details sehr gut beschreibt. Mein Lesehighlight in diesem Jahr und verdiente 5 von 5 Sternen! Man merkt, Frank schreibt sehr gern!
Ich freue mich auf "Die Vergessenen" Band 3, der im Juni 2018 erscheint.