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Veröffentlicht am 29.10.2023

Abwechslung im Kochtopf

Pasta von Alfabeto bis Ziti
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Pasta von Alfabeto bis Ziti von Rachel Roddy (Kunstmann Verlag)

„Eine Pasta-Teigplatte steckt voller Möglichkeiten.“ S.60

Genau wie dieses Buch! Pasta in allen Variationen und hinter jeder Nudelsorte ...

Pasta von Alfabeto bis Ziti von Rachel Roddy (Kunstmann Verlag)

„Eine Pasta-Teigplatte steckt voller Möglichkeiten.“ S.60

Genau wie dieses Buch! Pasta in allen Variationen und hinter jeder Nudelsorte steckt eine Geschichte. Rachel Roddy vereint liebevolle Anekdoten mit interessanten Fakten, anschaulicher Geographie und Sprachkunde, Geschichte, Wissen sowie einzigartige Kochkunst.
Ich bin es gewohnt, eine handelsübliche Tüte aufzureißen und die italienische Teigware fertig zu kochen. Mein einziger Anspruch ist es, dabei die vorgegebene Kochzeit im Auge zu behalten. Dies ändert sich mit diesem Buch. Denn Pasta und Co. sind eine Kunst! Doch ab und an darf ich, laut Rezept, auch zu einer industriell gefertigten Pasta-Sorte greifen. Zum Beispiel bei Ditali mit Linsen. Doch wo gibt es Ditali zu kaufen? Daher begleiten anschauliche Bilder die Rezepte und ich habe eine Vorstellung, was gemeint ist. Und diese Bilder lassen mir das Wasser im Munde zusammen laufen. Beim Lesen und Anschauen habe ich sofort Lust loszulegen und etwas Leckeres zu kochen.

Fazit: Eine informative Lektüre nicht nur für den Pasta-Liebhaber und Italien-Fans. Halten wir es wie die Autorin und kochen wir uns durch das Nudel-Universum. Sind wir bei Ziti angekommen, geht es bei Alfabeto wieder von vorn los!
Lesen und genießen Sie dieses Buch mit dem Kopf und dem Bauch. Ein gelungenes Rundum-Wohlfühl-Rezepte-Buch. Total praktisch, zum Verschenken oder für das eigene Küchenregal!

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Veröffentlicht am 29.10.2023

Rasant und informativ!

Die Mission des Goldwäschers
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Die Mission des Goldwäschers ein Roman von Ralf H. Dorweiler

„Es handelt sich bei diesem Buch um meinen rechtmäßigen Besitz. Aber ich kann die Randbemerkungen nicht entziffern. Wir sollten gemeinsam vorgehen. ...

Die Mission des Goldwäschers ein Roman von Ralf H. Dorweiler

„Es handelt sich bei diesem Buch um meinen rechtmäßigen Besitz. Aber ich kann die Randbemerkungen nicht entziffern. Wir sollten gemeinsam vorgehen. Hochwürdiger Vater Abt, wie bieten Euch die Hälfte dessen, was wir finden. Finden wir nichts, sind wir Euch nichts schuldig.“ S.45

Der Autor präsentiert einen spannenden Abenteuerroman. Auf der Suche nach dem legendären Schatz der Nibelungen gilt es für alle Beteiligten einige Hindernisse zu überwinden. Die Zahl der Schatzsucher nimmt stetig zu und so findet man gegen Ende eine bunt zusammengewürfelte Truppe unterschiedlichster Charaktere, die sich so manchem Gegner stellen muss. Das Zeit-Fenster ist knapp bemessen, denn laut Voraussage muss der Fund an einem bestimmten Tag gehoben werden. Das greift der Autor auf und überspannt die jeweiligen Kapitel mit einer Orts-und Zeitangabe. Dies ist hilfreich bei der Orientierung und erhöht die Spannung. Dergleichen nützlich ist das vorangestellte Personenverzeichnis mit historisch belegten und fiktiven Figuren.

Der Weg entlang des Rheins ist gepflastert mit Rätseln. Eleonore, Frieder und Co. begeben sich dazu an historisch relevante Örtlichkeiten, die im Roman eindrucksvoll und detailliert beschrieben werden. Jede Figur trägt etwas zur Lösung der Rätsel bei. Ebenso Johann Wolfgang Goethe, der neben weiteren historischen Figuren mit seinen Versen und Ideenreichtum glänzt.

Allabendlich lauschen alle den Worten Bruder Melchiors gern und schlummern ihren eigenen Gedanken nachsinnend ein. Durch die Erzählung des mitreisenden Bruders vom Kloster St. Gallen wird dem Leser die Sage der Nibelungen ins Gedächtnis gerufen. Ich finde es erfrischend, wenn eine Geschichte zum Nachrecherchieren anregt. Ein nochmaliges Lesen der Sage um Siegfried, Brünhild, Gunther, Kriemhild und Co. habe ich mir fest vorgenommen.

Neben den körperlichen Strapazen wirbelt diese Reise auch die Gefühlswelt der Figuren durcheinander. Es ist nicht nur eine Suche nach dem materiellen Schatz, sondern die Erkenntnis der wahren Werte im Leben.

Fazit: Dieser wendungsreiche Roman hat mir sehr gut gefallen. Besonders die Erläuterungen rund um den historischen Beruf des Goldwäschers sind sehr interessant. Danke für das erläuternde Nachwort, das noch einmal Licht in die Hintergründe und die Beweggründe des Autors zu dieser Geschichte liefern.
Die sehr gut recherchierten Einzelheiten und die Zusammenhänge der damaligen Gesellschaft mit ihren Standesunterschieden kommen gut zur Geltung.

Ralf H. Dorweiler schreibt bildhaft, so dass sich jede Seite spannungsreich liest und man hautnah dabei sein kann.
Eine erfrischende Geschichte!

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Veröffentlicht am 22.10.2023

Vom Schatten ins Licht

Ich bin Frida
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Ich bin Frida ein Roman von Caroline Bernard (atb)

Sie holte tief Luft. Der Abend fing gut an. Jetzt würde sie da hineingehen und ihn noch besser machen. Frida stieg aus, wobei sie erst beide Füße auf ...

Ich bin Frida ein Roman von Caroline Bernard (atb)

Sie holte tief Luft. Der Abend fing gut an. Jetzt würde sie da hineingehen und ihn noch besser machen. Frida stieg aus, wobei sie erst beide Füße auf den Fußweg setzte, bevor sie eine entgegengestreckte Hand nahm und sich mit einem strahlenden Lächeln hochziehen ließ.
„Da ist sie“, hörte sie die Leute murmeln. „Da ist Frida Kahlo.“ S.94

Wir begleiten Frida in einer ihrer intensiven Lebensphasen von August 1938 bis März 1939. Frida kämpft für sich als Individuum, für ihren Erfolg und ihre Selbstverwirklichung. Doch der Weg bis dorthin ist nicht einfach und mit zahlreichen Hindernissen, Selbstzweifeln und Konflikten gepflastert. Doch gerade diese Steine lassen sie zu dem werden wer sie ist, eine Kämpferin mit Mut, Liebe zum Leben, eine Künstlerin mit all ihren bunten Farben. In dieser Zeit erleben wir eine authentische Frida mit verschiedenen Charakterzügen, Ecken und Kanten.

Caroline Bernard schreibt bildhaft, sensibel und mit größer Erzählkraft. Die farbenfrohen Bilder entstehen beim Lesen vor dem inneren Auge. Man erfährt einiges über die Entstehung der Kunstwerke dieser einzigartigen Malerin. Das Zusammentreffen mit Ikonen dieser Zeit in einem inspirierenden Milieu prägen Frida Kahlo für ihren weiteren Lebensweg.

Fazit: Die Autorin erzählt diese kurze Zeitspanne so intensiv, dass ich den Roman nicht aus der Hand legen konnte. Man ist hautnah dabei und kann tief in Fridas Gedanken- und Gefühlwelt eintauchen. Wie schon in ihrem Vorgängerroman haucht Carolin Bernard den Figuren und vor allem der mexikanischen Künstlerin Leben ein. Sehr gut geschrieben! Tolle Aufmachung mit ansprechenden, angehängten Informationen. Mir hat das Lesen großes Vergnügen bereitet!

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Veröffentlicht am 10.09.2023

Ein wirklich schöner Roman!

Fräulein Schopenhauer und die Magie der Worte
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Fräulein Schopenhauer und die Magie der Worte von Lucca Müller ( Lübbe Verlag)

Diese offenen, klaren Augen musterten sie nun freundlich. „Wie heißt du?“ „Adele, und du?“ Das schöne Mädchen streckte die ...

Fräulein Schopenhauer und die Magie der Worte von Lucca Müller ( Lübbe Verlag)

Diese offenen, klaren Augen musterten sie nun freundlich. „Wie heißt du?“ „Adele, und du?“ Das schöne Mädchen streckte die Hand aus. „Ottilie, sehr erfreut.“ Ihre Hand war eiskalt und zitterte. „Wollen wir etwas spielen?“, fragte Adele. „Gerne.“ S.47/48

Der Roman beginnt 1805 als Adeles Vater stirbt in Hamburg. Das Mädchen ist knapp 10 Jahre alt, als Johanna, ihre Mutter mit ihr nach Weimar zieht. Johanna weiß, wie man sich einen Namen macht und läd zu exklusiven Teegesellschaften und intellektuellen Zusammenkünften ein. Auch Goethe ist mit von der Partie sowie andere Geistesgrößen. Adele tun die kreativen Zusammenkünfte gut und sie entwickelt ein Talent für filigrane Scherenschnitte und kleinere Dichtungen. Trotzdem fehlt ihr die Gesellschaft von Gleichaltrigen. So ist es mehr als wundervoll, als Ottilie eines Tages in ihr Leben tritt. Es entwickelt sich eine Freundschaft, die prägend für Adeles Gefühlswelt ist.

Als Unbeteiligte verlieren Johanna und Adele fast ihr gesamtes Vermögen und ihr Leben ändert sich. Die Mutter beginnt mit Erfolg zu schreiben und Adele versucht das knapp erwirtschaftete Geld beisammenzuhalten. Adeles Träume scheinen unerreichbar. Erschwerend legt sich das Band der Verpflichtung um die Mutter-Tochter-Beziehung.

Doch die Autorin erstarkt ihre Protagonistin und lässt sie mit jeder weiteren Herausforderung und jedem Rückschlag reifen. Die schwierige familiäre Beziehung zu ihrem Bruder und dessen Sichtweise auf das Frauenbild in der Gesellschaft erschweren die Entfaltung zusätzlich. Lucca Müller zeichnet mit Adele eine höchst sympathische Figur. Ihre Entfaltung vom begabten Kind zu einer gerechtigkeitsliebenden, empfindsamen Frau habe ich sehr gern mitverfolgt.

Im Roman mit autobiographischer Struktur begegnen dem Leser historische Persönlichkeiten, denen die Autorin auf spannende Weise Leben einhaucht. Ihr Schreibstil ist unaufgeregt und begeistert zugleich. Die konventionellen Gepflogenheiten und die Stellung der Frau um 1800 sind glänzend recherchiert und passen sich fließend in die Rahmenhandlung ein. Adele nimmt eine gewisse Sonderstellung ein. Dies beschreibt die Autorin im anschließenden interessanten Nachwort.

Fazit: Eine richtig gut geschriebener historischer Roman, der dem Leser das Leben der Familie Schopenhauer näher bringt. Adele, eine ungewöhnlich vorausdenkende Frau ihrer Zeit! Es war mir eine Ehre, ich freu mich auf weitere Lektüre von Lucca Müller.

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Veröffentlicht am 10.09.2023

Faszinierendes spiel mit Worten

Eigentum
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Eigentum von Wolf Haas (Hanser Verlag)

Das Altenheim war damals noch eine Gebärklinik gewesen. Man hatte irgendwann die Zeichen der Zeit erkannt und die Gebärklinik auf Altenheim umgemodelt. Jetzt starb ...

Eigentum von Wolf Haas (Hanser Verlag)

Das Altenheim war damals noch eine Gebärklinik gewesen. Man hatte irgendwann die Zeichen der Zeit erkannt und die Gebärklinik auf Altenheim umgemodelt. Jetzt starb meine Mutter dort, wo sie uns zur Welt gebracht hat. S.39

Wolf Haas schreibt von seiner Mutter und spannt ein breites Tuch über die Geschehnisse des 20. Jahrhunderts. Erlebnisse, die man kennt oder die durch Erzählungen, Aussagen und typische Floskeln auf die nachkommenden Generationen projiziert worden sind. So ist man irgendwie unmittelbar beteiligt, berührt und fühlt sich selbst angesprochen. Wolf Haas ist ein grandioser Erzähler! Bei dieser Lektüre darf man sich nicht einfach zurücklehnen, hier ist Aktionismus gefragt.

Daher musste ich mich erst in den Erzählstil und die Gedanken des Autors einlesen. Doch nach einiger Zeit war es das reinste Vergnügen der Erzählung und den Geschichten von früher und heute zu folgen. Ein Einlassen und Akzeptieren lohnt sich!

Der schwarzhumorige Aspekt versteckt sich souverän hinter den Sätzen und schießt plötzlich und unerwartet hervor. Manch Gesagtes scheint beiläufig. Ganz zufällig. Nebenbei erkennt man Details, die gleichzeitig zum Nachdenken, Losweinen und Lachen animieren. Hier taucht man in einen höchst unterhaltsamen intellektuellen Schreibstil ein, der seinesgleichen sucht.

Fazit: Ein interessanter Autor und eine wunderbare Neuentdeckung für mich! Eigentum war mein erstes Buch von Wolf Haas. Es hat mich sehr angesprochen. Eine Hommage an die Mama und ein kurzweiliges Vergnügen, welches man öfter zur Hand nehmen kann. Gern dürfen es das nächste Mal ein wenig mehr Seiten sein!

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