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Veröffentlicht am 21.05.2023

Bilder schreiben Geschichte

Das Licht im Rücken
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Das Licht im Rücken ein Roman von Sandra Lüpkes

„Abrakadabra, Simsalabim!“
Dana kniet sich auf den Hocker und reißt erstaunt die Augen auf. Meister Barnack kann ja zaubern! Er taucht schneeweiße Blätter ...

Das Licht im Rücken ein Roman von Sandra Lüpkes

„Abrakadabra, Simsalabim!“
Dana kniet sich auf den Hocker und reißt erstaunt die Augen auf. Meister Barnack kann ja zaubern! Er taucht schneeweiße Blätter in eine Flüssigkeit. Sie schwimmen vor Danas Nase in der Schüssel, und plötzlich erscheinen darauf Menschen. Milan und sie selbst. Ohne dass irgendjemand irgendetwas berührt. Aus dem Nichts tauchen hellgraue Umrisse auf, die wie die Landkarte in der Schule aussehen. Aus Südamerika wird in einer Sekunde Milans Hüfte oder seine Stirn, auf die ein Schatten fällt. Aus der Antarktis geht sein rechtes Auge hervor oder die Falte seiner Hose.
„Das ist wirklich faszinierend!“, findet auch Milan, der dafür zuständig ist, die fertigen Bilder zum Trocknen an die Leine zu hängen. S.127

Geschichte erzählen und die Bilder fest in Erinnerung behalten, das gelingt der Autorin anhand ihrer Erzählung rund um die Familie Leitz und der Entstehungsgeschichte der Leica. Schwarz-weiße Dokumente der Geschichte erzählen das Schicksal zweier Familien in der Zeit von 1914 bis 1945. Die schwierigen Umstände und politischen Gegebenheiten durchdringen private und geschäftliche Belange der Protagonisten. Fiktion und Wahrheit, Erdachtes und Realität greifen wie Zahnräder eng ineinander. Das vorliegende Werk ist nicht rein schwarz und weiß, sondern besticht durch die vielen Grauschattierungen zwischen den Zeilen.

Sandra Lüpkes schreibt in flüssiger und ergreifender Form, sodass man sich sehr gut in die jeweilige Situation und an den Handlungsort hineinversetzt fühlt. Die grundlegenden Beschreibungen zur Kameratechnik und Fotografie wechseln sich zwischen fachlichen Kenntnissen und poetischen Beschreibungen beim Entstehen der Fotos ab. Dazwischen finden sich die einzelnen Figuren mit ihren charakterlichen Unterschieden und dem differenzierten Umgang mit den zeitlichen Gegebenheiten und Schwierigkeiten auf Basis historischer Tatsachen.

Elise hat mich hier besonders beindruckt. Das Bild 1 auf der inneren Umschlagseite zeigt sie so, wie ich sie mir vorstelle, fest und forsch. Die geschriebenen Zeilen zeigen an gewissen Stellen eine andere Seite von ihr. Die Autorin versteht es ausgezeichnet diese beiden Seiten zu verknüpfen. Daher ist es wohl eine Frage der Perspektive und die Antworten finden sich oftmals dazwischen.

Die hochwertige und liebevolle Aufmachung des Buches hat mir sehr gut gefallen. Die Fotografien der Umschlagsseiten und zum Anfang der einzelnen Abschnitte erweitern den Blickwinkel, sind eine hilfreiche Abwechslung und machen das Gelesene greifbar.

Fazit: Mir hat der Ausflug in die Anfänge des 20. Jahrhunderts mit dem Erfindergeist und Wissensdurst sehr gut gefallen. Sandra Lüpkes schreibt großartige, historische Romane, wobei man immer etwas dazulernen kann!

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Veröffentlicht am 12.05.2023

Grandios gut!

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie
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Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie ein Roman von Anne Stern (Rowohlt Verlag)

Dorothea saß am Flügel, der in der Mitte des Salons stand. Sie hob im Spiegel den Kopf und lächelte ihrer Mutter zu. Elise ...

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie ein Roman von Anne Stern (Rowohlt Verlag)

Dorothea saß am Flügel, der in der Mitte des Salons stand. Sie hob im Spiegel den Kopf und lächelte ihrer Mutter zu. Elise dagegen war ganz in die Musik vertieft. Sie schritt mit der Geige am Kinn durchs Zimmer, lehnte sich an den Flügel, jedoch ohne ihrer Schwester über die Schulter auf die Noten zu sehen. Stattdessen wiegte sie sich zu den Klängen der Sonate und fuhr mit dem Bogen auf und ab, unbeirrt und sicher wie im Traum. Dann nahm sie wieder ihre Wanderung auf, und die Finger flogen über den Hals der Violine, griffen entschieden und firm in die Saiten und drückten sie auf das schwarze Griffbrett. Die Geige sang und jauchzte in ihren Händen. S.116

Die junge Elise Spielmann lebt diese Leidenschaft, sie liebt die Musik und träumt davon Violinistin zu werden. Doch in einer Zeit, die diesen Wünschen einer Frau nach Selbstbestimmung, geleitet von ihrem Talent, noch kritisch gegenüber steht, rückt dieses Ziel in weite Ferne. Auch in Dresden um 1841 prägen Männer und deren Meinungen das Bild der gehobenen Gesellschaft und des Bürgertums rund um Konventionen, Standesdünkel und Moral. Nach wie vor hält der männliche Teil der Gesellschaft die Zügel fest in der Hand. Daher dürfen neben Elises starken Willen, ihre aufkeimenden Gefühle zu dem jungen Malergehilfen Christian Hildebrand, der sich an der Semperoper verdingt, nicht weiter befeuert werden. Zu groß ist die Gefahr, dass sie alles verliert, was ihr lieb und teuer ist, einschließlich ihrer Familie. Es ist eine schwere Etappe für Frauen, eine Zeit der Kompromisse und des Zurücksteckens sowie des Arrangierens und der Etikette.

Ob es Elise gelingt, ihrem Gefühl folgen zu können, beschreibt Anne Stern in gekonnt flüssiger Erzählweise. Dabei achtet sie auf zeitliche Floskeln und historische Gegebenheiten.
Des Weiteren erzählt sie vom Schauspiel, den großen Akteuren und Komponisten mit ihren fantastischen musikalischen Werken dieser Zeitepoche. Es gelingt die fesselnde Erzählung und die kleinen Geschichten mit vielen historisch hervorragend recherchierten Details zu verknüpfen.
Die Figuren sind lebhaft und greifbar. Man hofft und bangt mit ihnen, möchte sie schütteln und verliert sich beim Lesen in ihrer Geschichte. Und immer wieder steht die Semperoper als Handlungsort in der Hauptrolle. Die Autorin gibt Einblicke in die verschiedensten Aufgaben und Arbeiten rund um diesen Schauplatz.

Der Tittel ist passend und rundet das Cover ab. Der Blick der Titelfigur hat mich in ihren Bann gezogen und ich habe jede Zeile dieses wundervollen Romans genossen. Lehrreich, lesenswert, spannend und abwechslungsreich. Eine Hommage an die Musik, die Liebe und an Dresden und die Semperoper!

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Veröffentlicht am 07.05.2023

Tief sitzt die Erinnerung

Wodka mit Grasgeschmack
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Wodka mit Grasgeschmack von Markus Mittmann (Kiener-Verlag)

„Es riecht hier wie früher“, sagte er und zeigte auf die Scheune. „Hier haben ich die Kühe gemolken, aus dem Stroh haben wir Burgen gebaut, ...

Wodka mit Grasgeschmack von Markus Mittmann (Kiener-Verlag)

„Es riecht hier wie früher“, sagte er und zeigte auf die Scheune. „Hier haben ich die Kühe gemolken, aus dem Stroh haben wir Burgen gebaut, als ob das Stroh nur für uns Kinder da gewesen wäre. Dort an den Ringen waren die Pferde angebunden, die beiden Rappen und zwei Füchse.“ Er freut sich. Heute ist er Rückkehrer, Heimkehrer. Oder Gast? S.106

Eine Reise nach Schlesien, zurück in schöne Kindheitserinnerungen, die schmerzliche Wunden aufreißt. Flucht und Vertreibung, Angst und Hunger, all das wird aufgeweckt aus einem tiefen Schlaf der Erinnerung, eingesperrt in zwei alternde Körper, die die Vergangenheit verdrängt haben und einfach nur vergessen wollten. Doch so einfach funktioniert das nicht, denn die nachfolgenden Generationen stellen Fragen und möchten die nicht greifbare Lücke in ihrem eigenen Lebenslauf schließen, die dieses Schweigen und Verdrängen mit sich bringt. Diese Erfahrung und das Neuentdecken der alten Heimat sowie die Suche nach den Wurzeln ist aufwühlend und heilsam zugleich. Der einfühlsame Schreibstil hilft dabei. Die Beschreibungen der Orte sind anschaulich beschrieben und erzählen von früher und heute.

Diese Familie steht für unendlich viele Schicksale, egal ob aus Schlesien, Ostpreußen oder anderen Teilen dieser Erde. Bestimmt kann man durch dieses einfühlsame Buch von Markus Mittmann ein Stück mitfahren in dem gelben Beetle und zwängt sich zu der Familie auf den Rücksitz, zieht Parallelen und verarbeitet so sein eigenes Päckchen, welches man schon ewig mit sich rumzutragen scheint.

Auf seiner Spurensuche verbindet er die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Jedes für sich, kann nicht allein existieren und alles gehört zusammen. Den Einfluss, den die Geschichte, unsere eigenen Lieben und deren Erfahrungen sowie selbst gewonnenen Episoden unseres Lebens auf uns nehmen, ergeben, neben unserer Persönlichkeit, das was wir sind, wie wir denken und agieren. Dieses Werk hat mich zutiefst berührt. Vor dem Hintergrund meiner eigenen Familiengeschichte wogen beim Lesen die Emotionen schwer.
Markus Mittmann bedient sich eines einzigartigen Schreibstils auf den man sich einlassen sollte. Die Intensität des Erzählten wird durch die Nähe und Enge, in der die Familienmitglieder unterwegs sind, noch verdeutlicht. Ein wertvoller Roman, Reisebericht und Lebensbegleiter, den man unbedingt lesen sollte!

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Veröffentlicht am 16.04.2023

Jedenr Tag ein Lieblingstag

Das Leben schwer nehmen ist einfach zu anstrengend - Vorwort von Lars Amend
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Das Leben schwer nehmen ist einfach zu anstrengend ein positiver Ratgeber von Susan Sideropoulos (Gräfe und Unzer)

„Wir verpassen so viele Möglichkeiten, weil wir im richtigen Moment mit den falschen ...

Das Leben schwer nehmen ist einfach zu anstrengend ein positiver Ratgeber von Susan Sideropoulos (Gräfe und Unzer)

„Wir verpassen so viele Möglichkeiten, weil wir im richtigen Moment mit den falschen Gedanken beschäftigt sind.“ S.71

Das Leben ist viel zu kurz, um miesepetrich durch die Welt zu laufen! Und wie blickst du am Ende deines Lebens selbst auf dich? Bist du zufrieden und im Einklang mit dir? Oder hättest du manches einfach leichter genommen und damit die Unwegsamkeiten leichter umschiffen können? Welche Menschen und Wegbegleiter tun mir gut und was bremst mich aus?
Susan Sideropoulos nimmt mich schon auf dem Cover mit ihrer Fröhlichkeit gefangen. Diese positive Leichtigkeit zieht sich durch die gesamte Lektüre. In 4 großen Abschnitten betrachtet sie die Menschen mit ihrer Sicht auf die Dinge, gibt Tipps und streut philosophische Anregungen in den Text ein. Der durchweg unbeschwerte, klare Schreibstil gibt Raum zum Nachdenken und zur Selbstreflektion.

Die liebevolle Gestaltung umrahmt den Text und animiert mich, das Büchlein immer wieder zur Hand zu nehmen. Dabei lese ich keinesfalls in der chronologischen Reihenfolge, sondern blättere zu den Passagen, die gerade zu meiner Stimmung passen. Wenn ich Lust habe, beantworte ich die Fragen, die mir die Autorin in ihren Lieblingstag-Checklisten oder bei der Gedanken-Challenge stellt. Ich finde dort Platz, um meine Gedanken zu vermerken.

Susan Sideropoulos hat sich sehr viel Mühe gemacht, um mich als Leserin mit auf diese und irgendwie auch auf ihre Reise mitzunehmen.

Fazit: Ich finde es schwierig, für dieses Buch im allgemeinen und herkömmlichen Sinne, eine Bewertung abzugeben. Es ist Geschmackssache, doch ist für jeden etwas dabei, um die Stimmung anzuheben. Für mich ist dieses Buch ein positiver Begleiter, der weniger zur Selbsthilfe oder als Ratgeber fungiert, sondern zum Nachdenken und Glücklichsein stimmt. Leben wir einfach mehr im Hier und Jetzt und genießen es!

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Veröffentlicht am 26.03.2023

Ich liebe es!

Einfach Urlaub
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Einfach Urlaub-Rezepte, die den Sommer feiern eine kulinarische Reise von Stevan Paul (Brandstätter Verlag)

Schnelle Ajvar-Pasta mit Creme Fraiche
Nach einer langen Fahrt und dem Bezug der Ferienwohnung ...

Einfach Urlaub-Rezepte, die den Sommer feiern eine kulinarische Reise von Stevan Paul (Brandstätter Verlag)

Schnelle Ajvar-Pasta mit Creme Fraiche
Nach einer langen Fahrt und dem Bezug der Ferienwohnung hat niemand Lust, lang am Herd zu stehen. Gefragt sind aber neue Energie und ein warmes Essen. Die Paprika-Pasta ist ungefähr so schnell fertig, wie die Nudeln zum Garen brauchen. So fängt guter Urlaub an! S.29

Am liebsten wäre ich gleich losgezogen, mit dem Wohnmobil, in eine gemütliche Ferienwohnung oder mit dem Zelt, egal wie und egal wohin, nur dieses Buch nehme ich garantiert mit! Diese liebevolle, bebilderte Lektüre macht einfach Lust auf auf den Sommer. Nur leider spielt im Moment das Wetter nicht so mit. Egal, ich lese mich ein und möchte den Text zwischen den hellblauen Buchdeckeln mit dem witzigen Cover gar nicht mehr aus der Hand legen.
Stevan Paul nimmt uns mit in die Ferien. Das dazugehörige Equipment liefert er uns in lockeren Texten, praktischen Tipps und unheimlich lecker klingenden Rezepten. Diese werden mit einer Zutatenliste und der Anleitung zur Zubereitung, den Angaben, wie lange dieses Gericht benötigt um soundsoviel Personen satt zu bekommen sowie den abrundenden Ratschlägen, wie die Speise beim hungrigen Gast noch besser rüber kommt, gespickt. Besonders gut gefallen mir die „Gut zu wissen Tipps“ und „Upgrates“ zu den schnell angerichteten Köstlichkeiten.
Die Zeiten sind übersichtlich gestaltet und der fröhliche Urlaubsberater gliedert sich in Vorabinformationen, einen großen Rezeptteil und ein Rezeptregister. Die Rezepte reichen vom „Ankommen am ersten Abend“ über „Rezepte ohne Kochen“ und „die ganz schnelle Nummer“ bis hin zum „Grillen“ und „Durstlöscher“ für den „süßen Sommer“. Dabei setzt der Autor auf Leichtigkeit und Einfachheit ohne zusätzlichen Schnickschnack.
Die lebendigen Fotografien von Vivi D`Angelo runden diesen lebensfrohen Reisebegleiter perfekt ab.

Fazit: Vielen Dank für dieses wunderbare Buch! Es wird in keinem Urlaub mehr fehlen und geht zukünftig mit auf Reisen. In der alljährlichen Ferienroutine macht Stevan Paul Lust zum Ausprobieren. Dieses hochwertige Buch ist mehr als eine Abhandlung von Zubereitungsmöglichkeiten, denn es macht einfach Gute Laune!

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