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Veröffentlicht am 21.09.2018

Luzern ermittelt

Luzerner Totentanz
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Luzerner Totentanz von Monika Mansour aus dem Emons Verlag, ein Kriminalroman der Extraklasse mit interessanten Einblicken in die Sagenwelt der Zentralschweiz, auf den Spuren von Mythen und Legenden. Dank ...

Luzerner Totentanz von Monika Mansour aus dem Emons Verlag, ein Kriminalroman der Extraklasse mit interessanten Einblicken in die Sagenwelt der Zentralschweiz, auf den Spuren von Mythen und Legenden. Dank des Lokalkolorits authentisch und stark.

Es ist Heiligabend, Sinnbild für Frieden Freude, Wärme und Barmherzigkeit. Doch in Luzern treibt eine Sträggele, eine Hexe ihr Unwesen und sinnt nach Rache, Genugtuung und Vergeltung. Ein unschuldiges Kind, hergerichtet wie ein Engel, goldbepudert mit Flügeln, seelig schlafend im kalten Männliturm. Die Szenerie mysteriös, okkult beladen, mystische Zeichen mit Blut gemalt. Ein Geisterreiter mit langen roten Haaren, ein Hund, Feuer, ein Traum, ein Alptraum!
Zeit für den sympatischen Cem Cengiz, die charismatische Eva, die taffe Barbara und die restlichen umtriebigen Ermittler der Luzerner Polizei der Sträggele auf die Schliche zu kommen. Doch nichts scheint gewiss, die Ermittler tappen lange im Dunkeln, so auch der Leser. Der Verdacht fällt auf unterschiedliche Personen, die näher ins Visier genommen werden. Zu Hilfe kommt ihnen Marius, ein Okkultismus-Experte und Gegenspieler von Cem. Freund oder Feind, anfangs schwer einzuordnen. Und auch Leila, Cems Freundin mischt mit. Privates wird aufgearbeitet, kommt nicht zu kurz und sponsert das nötige Flair.
Alle Protagonisten sind charakterlich klar gezeichnet und ihnen wird genug Raum in der Geschichte gegeben. Temporeiche, teils gewitzte Dialoge halten den Leser bei Laune und sorgen für Spannung und einige Lacher. Kontra dazu bietet der Einblick in die traurige und ausweglose Gedankenwelt der gesuchten rothaarigen Hexe. Einfühlsam schildert die Autorin die Not und das Leid, die ertragenen Demütigungen der Vergangenheit der gesuchten Person. Mitleid empfindet man bei diesen Zeilen und die Beweggründe werden klarer. Realistisch und voll überraschender Wendungen nähert sich die Autorin dem temporeichen Showdown. Gebannt, ohne mehr das Buch aus der Hand legen zu können folgt man den wechselnden Erzählsträngen. Das Ende überraschend, erschreckend und wachrüttelnd.

Fazit: Monika Mansour entwirft ein raffiniertes Szenario, das durch seine vielen Parallelen zur Gegenwart frösteln lässt. Ihr grandios konstruierter Krimi ist ein Aufruf zur Wachsamkeit. Aufrüttelnd gut! Sie schreibt spannend, temporeich und packt ein brisantes aktuelles Thema an. Sie zeigt die Spielarten der seelischen Grausamkeit. Ihr 4. Fall um Cem und das Luzerner Ermittlerteam erzählt aus der Perspektive einer zutiefst verletzten Person, was Ohnmacht und Zweifel, Misstrauen und Schweigen, aber auch Medienhetze und Sensationsgier anrichten können. Eine mörderische Stimmung in einer grandiosen Kulisse, ungewöhnlich und außerordentlich gewieft. Ein Albtraum mit Sogwirkung.
Ein in sich schlüssiger Krimi, sehr gut recherchiert, der Neugier auf die drei Vorgänger-Bände macht! Die Handlungsorte sind detailliert, atmosphärisch dicht beschrieben und machen Lust auf einen Besuch in Luzern. Ein heißer Lesetip mit voller Punktzahl!

Veröffentlicht am 21.09.2018

Krimi in turbulenten zeiten

Tausend Teufel
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Dresden 1947.
Ein klirrend kalter Nachkriegswinter.
Grausame Morde in einer besetzten Stadt. ...
Der zweite Fall für Kriminaloberkommissar Max Heller von Frank Goldammer "Tausend Teufel" dtv Verlag 2017.
Frank ...

Dresden 1947.
Ein klirrend kalter Nachkriegswinter.
Grausame Morde in einer besetzten Stadt. ...
Der zweite Fall für Kriminaloberkommissar Max Heller von Frank Goldammer "Tausend Teufel" dtv Verlag 2017.
Frank Goldammer nimmt den Leser mit auf eine Zeitreise in die eiskalte Nachkriegszeit im Februar 1947 in das von den Sowjets besetzte Dresden. Die deutsche Bevölkerung und auch Max kämpfen mit den täglichen Herausforderungen und Widrigkeiten der damaligen Zeit. Immer noch steht Überleben und Durchhalten an erster Stelle, Armut, Trümmer, Hunger und derweil auch Mord. Die Leute arrangieren sich mit der neuen Macht und Stalin. Unter diesen Gegebenheiten werden wir Zeuge eines ausgeklügelten glaubwürdig konstruierten Kriminalfalls. Kriminaloberkommissar Heller, zugehörig zur neu gegründeten Volkspolizei, und sein Assistent Werner Oldenbusch werden zu einem Leichenfund eines Rotarmisten gerufen. "Nicht Ihre Arbeit, Genosse. Unsere Arbeit. Do swidanja!" wird er von den Sowjetsoldaten zurechtgewiesen. Ein dunkler Fleck und ein rücksichtslos von den Sowjets zurückgelassener Tatort bleibt übrig. Doch das ist nicht alles, ein deutscher Rucksack mit erschreckendem Inhalt fällt in Hellers Hände. Er gerät zwischen die einflussreichen Mächte und Drahtzieher des sowjetischen Regimes. Steine, die ihm in den Weg gelegt werden, weiß er im Rahmen seiner Möglichkeiten zu umgehen, trifft den richtigen Ton und spielt das perfide Machtspiel gekonnt mit. Ein sympatischer geradliniger Charakter, der seinen Prinzipien treu bleibt und sein Herz am rechten Fleck trägt. Mich faszinierte seine Standhaftigkeit und sein Glaube an sich selbst. Weder durch eine Zugehörigkeit zur damaligen NSDAP noch zur jetzigen SED verschafft sich Heller Vorteile oder glaubte dadurch bevorteilt zu werden.
Neben den eigentlichen Ermittlungen bangt man gemeinsam mit Max und Ehefrau Karin und hofft auf die unversehrte Rückkehr des in Kriegsgefangenschaft geratenen Sohnes. Emotionale Szenen, wie das Zusammentreffen von Vater und Sohn geben dem Roman Tiefe und Raum zum Nachdenken und Luft anhalten. Mit leisen Tönen blickt der Autor in die Seele der Menschen, lockt uns auf falsche Fährten, und kitzelt dabei die Fantasie bis zur Hochspannung. Mit Werner Oldenbusch an Hellers Seite dringen die Ermittlungen immer tiefer in die Geschehnisse ein und so fällt es ab einem gewissen Punkt schwer das Buch aus der Hand zu legen. Gefangen im Strudel der Ereignisse möchte man endlich hinter die mysteriösen Morde kommen. Und ehrlich gesagt, hatte ich mit diesem Täter nicht gerechnet!
Fazit:
Durch eine Buchlesung aufmerksam geworden auf Frank Goldammer und seinen "Angstmann", der 1945 in Dresden spielt und mich absolut in seinen Bann zog und flashte, habe ich den Nachfolgeroman herbeigesehnt und bin nicht enttäuscht worden und bin nach wie vor begeistert.
Ein ganz tolles Buch! Grandios geschrieben und sachlich fundiert recherchiert, dialekt- und sprachgewandt, leicht zu lesen, sehr anschaulich geschrieben, nachdenklich und fesselnd zugleich. Ein historischer Kriminalroman, der die damalige Zeit authentisch beleuchtet und historische Details sehr gut beschreibt. Mein Lesehighlight in diesem Jahr und verdiente 5 von 5 Sternen! Man merkt, Frank schreibt sehr gern!
Ich freue mich auf "Die Vergessenen" Band 3, der im Juni 2018 erscheint.

Veröffentlicht am 04.09.2018

Krimi trifft Familiengeheimnis

Fischland-Angst
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Fischland-Angst ein Küsten-Krimi von Corinna Kastner aus dem Emons Verlag
In ihrem neuesten Regionalkrimi entführt uns Corinna Kastner auf das malerische Fischland in die Boddenregion rund um Barnsdorf ...

Fischland-Angst ein Küsten-Krimi von Corinna Kastner aus dem Emons Verlag
In ihrem neuesten Regionalkrimi entführt uns Corinna Kastner auf das malerische Fischland in die Boddenregion rund um Barnsdorf und Wustrow. Doch die Idylle wird jä durchbrochen, als Greta, die Frau des fast blinden Fischländer Künstlers Matthias Röwer spurlos verschwindet. Auch nach der Lösegeldforderung, der Matthias ohne Beteiligung der Polizei nachkommt, wird Greta nicht freigelassen. Weitere Forderungen folgen und Matthias zieht seine Nachbarn und Freunde, Kassandra Voß, Paul Freese und Heinz ins Vertrauen. Diese ermitteln mit Unterstützung des Polizisten Kay hinter vorgehaltener Hand. Wer hat Interesse an den Röwers und im Speziellen an Greta? Ist sie ernsthaft in Gefahr? Für Matthias wird das Warten und Bangen zur Zerreißprobe und den Ermittlern läuft langsam die Zeit davon... .
Geschickt konstruiert Corinna Kastner einen spannenden Fall und verbindet ihre vorangegangenen Romane aus der Fischland-Reihe rund um Kassandra, Paul und Heinz mit dem Vorgänger-Band um Greta und Matthias Geschichte aus Bodden-Tod. Ein Geniestreich, der es ihr ermöglicht neben der Entführung weitere Familiengeheimnisse hinter tragischen Konflikten um die Röwers aufzudecken. Geschickt spinnt sie das Netz weiter und taucht tief in die Vergangenheit der Fischländer-Familie ein. Eingebettet in einem klaren naturnahen Schreibstil und intelligente Dialoge mit der richtigen Fragestellung gelingt es ihr, die Protagonisten mit glaughaften Emotionen auszustatten. Gefangen im Geschehen verfolgt man den Fortgang der Geschichte. Die 411 Seiten fliegen dahin und man kommt zusammen mit den sympathischen und neugierigen Figuren der Wahrheit auf die Spur. Gerade Greta hat es mir besonders angetan. In Bodden-Tod hat sie viele Facetten ihres liebenswerten Charakters gezeigt und beweist auch hier, ihre Fähigkeit Brücken zu bauen sowie schlichtend, beruhigend einzugreifen. Dennoch bleiben Fragen offen und längst nicht alle familiären Ungereimtheiten und emotionalen Verzwickungen sind geklärt. Dies spart sich die Autorin für neuen Lesestoff auf, wenn sich Greta und Co. erneut ihrer Vergangenheit stellen.
Fazit: In jeder Zeile spürt man die Liebe der Autorin zur einzigartigen Fischland-Region. Hierbei kann man verborgene Schönheiten, faszinierende Stille und liebenswerte Menschen entdecken und kennenlernen. Unkompliziert und leicht und doch tiefgründig und emotional, mit allen Sinnen dabei, eine Hommage an den Norden. Gepaart mit Wirrungen, Charme und kriminellen Verwicklungen überzeugt dieser lesenswerte Roman, gern im Anschluß an Bodden-Tod und Kassandras Vorgängerfälle.

Veröffentlicht am 28.08.2018

Ein Weg in die Ferne, ein Weg nach Hause

Der Blumensammler
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Der Blumensammler, geschrieben von David Whitehouse, aus dem Englischen von Dorothee Merkel, erschienen im Tropen Verlag mit einem faszinierenden Cover
Dieser Roman ist so ganz anders, als alles, was ich ...

Der Blumensammler, geschrieben von David Whitehouse, aus dem Englischen von Dorothee Merkel, erschienen im Tropen Verlag mit einem faszinierenden Cover
Dieser Roman ist so ganz anders, als alles, was ich bisher gelesen habe. Poetisch, surreal, lebhaft und tiefgründig, ein Abenteuer, eine Suche, ein Finden, stimmig und einfach unbeschreiblich schön!
"Egal, wo du hingest, überall haben die Leute eine andere Interpretation dafür. Das machen Menschen immer mit Dingen, die wir nicht ansatzweise begreifen können. Wir verleihen ihnen einen Zauber, und dadurch werden sie dann selbst zur Magie."
Genau diese Sätze beschreiben die Geschichte um Peter Manyweathers, der bei einer Säuberungsaktion in einem Gebäude in der Upper East Side von Manhattan hinter einem Spülkasten der Toilette eine leuchtende Blume findet. Durch seine Neugier getrieben, betritt er die Brooklyn Libery und greift nach der Enzyklopädie über Blumen. In dieser findet Peter einen sein Leben verändernden Liebesbrief mit einer Auflistung von sechs seltenen Blumen. Drei Jahrzehnte später, weitere Erzählstränge um Professor Jeremiah Cole, der in seinem Tauchboot nur knapp dem Tod entkommt und Dove, der beim Londoner Rettungsdienst die eingehenden Notrufe entgegennimmt und unter zunehmenden Kopfschmerzen leidet... .
Auf 345 Seiten und 18 Kapiteln laufen diese Geschichten parallel nebeneinander, haben scheinbar nichts miteinander zu tun und verbinden am Ende die Mosaiksteine zu einem schlüssigen Kontext. David Whitehouse versteht sich im fabelhaften Erzählen und bedient sich einer so bildhaften sowie tiefgehenden Sprache, in der man sich verliert, die unter die Haut geht, in Metaphern und Lebensweisheiten schwelgt, dass es fast melancholisch anmutet. Er lotet in ergreifenden Einzelschicksalen die Grundbedürfnisse des menschlichen Seins aus, Erkenntnisse des Lebens um Liebe, Verlust, innere Werte, Erinnerung. Durch lyrische Fluchten und ausformulierte Lebensweisheiten reisen die Protagonisten durch unwegsames Gelände, gehen an ihre Grenzen, schließen Freundschaften und sind dabei dem eigenen Inneren auf der Spur. Beim Lesen der Lektüre schließt man immer wieder unwillkürlich die Augen und sieht die klar gezeichneten starken Charaktere mit ihren Gedanken und Gefühlen, die fremden Landschaften und bis ins Detail beschriebenen Pflanzen genau vor sich. Dies ist ein kluger, fesselnder, zutiefst menschlicher Abenteuer- und Liebesroman, indem sich Fantasie und Realität vermischen. Dieses Buch mit dem Duft nach exotischen Blüten ist eine Hommage an das Leben und eine Quelle der Inspiration. Eine intelligente Geschichte, richtig gut erzählt! Ein Buch, welches man immer wieder lesen kann!

Veröffentlicht am 20.08.2018

Beglückendes Inselleben

Nordlicht, Band 02
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Nordlicht Band 2 Im Bann der wilden Pferde von Karin Müller 2018 Schneiderbuch EGMONT
Es muss nicht das Ende der Welt sein, aber Island, nur Island! Für Elin ist Island ein wahrgewordenener Traum, seit ...

Nordlicht Band 2 Im Bann der wilden Pferde von Karin Müller 2018 Schneiderbuch EGMONT
Es muss nicht das Ende der Welt sein, aber Island, nur Island! Für Elin ist Island ein wahrgewordenener Traum, seit sie in den letzten Ferien zusammen mit ihrer Mum die Insel besucht hat. Ihre Sehnsucht wächst von Tag zu Tag nach Ljosadis, der zaghaften Stute, der einmaligen Landschaft und den zarten, flüchtigen Wesen, die in den Mythen und Legenden Inslands tief verwurzelt sind. Und nach Kari, dem geheimnisvollen isändischen Jungen, den sie ohne Worte zu verstehen scheint. Dann endlich ist sie zurück! Doch ernüchternd stellt Elin fest, das Kari nicht wie gehofft auf sie wartet, sondern verschwunden ist. Sie begibt sich auf die Suche und kommt der Magie Islands ein kleines Stück näher...
Die Fortsetztung des Pferdeabenteuers im Land der Trolle und Feen liest sich flott weg. Karin Müller wechselt zwischen Realität-,Traum-und Sagenwelt. Durch diese mitreisenden Wechsel gelingt der Autorin der Aufbau eines emotionalen Spannungsbogens. Auf den Schwingen der Phantasie entspinnt sich eine geheimnisvolle Geschichte mit liebenswerten Protagonisten. Detailreiche Naturbeschreibungen erwecken die Landschaft Islands vor dem inneren Auge des Lesers. Ein Loblied der Autorin auf die Einfachheit und Muße der Insel vor dem Hintergrund alltäglicher Sorgen eines Teenagers. Elin liebt diesen Inselrhythmus, das Abenteuer und Glück. Dies ist mit jeder gelesenen Zeile spürbar.
Am Ende vielleicht ein mögliches Erkennen und Innehalten vor den machtvollen Abläufen der mystischen Welt und grandiosen Kulisse eines faszinierenden Landes.
Fazit: Als empfehlenswerte, weiterführende Lektüre zu Band 1 für Jugendliche und jung gebliebene Erwachsene, Pferde, Romantik, Fantasy, eine Mischung die es in sich hat! Ein Buch zum Träumen und Mitfiebern und Davongaloppieren, dem ein ganz besonderer Zauber inne wohnt. Mit Spannung erwarte ich Band 3 und hoffe zusammen mit Elin und Kari den Geheimnissen auf die Spur zu kommen und herauzufinden wie und ob sich die Schicksale verknüpfen.