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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unspektakulärer Krimi mit langem Mittelteil

Opfer
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2003 in einem Küstenstädtchen Nordenglands. Der junge Privatdetektiv Sean Ward ermittelt in einem Fall, der 20 Jahre zurückliegt: Die junge Corinne Woodrow soll einen Ritualmord begangen haben und sitzt ...

2003 in einem Küstenstädtchen Nordenglands. Der junge Privatdetektiv Sean Ward ermittelt in einem Fall, der 20 Jahre zurückliegt: Die junge Corinne Woodrow soll einen Ritualmord begangen haben und sitzt seitdem in einer psychiatrischen Anstalt, doch nun sind neue Beweise aufgetaucht, dass sie vermutlich nicht alleine gehandelt habe. Sean beginnt mit Hilfe von Francesca, Redakteurin der hiesigen Zeitung, sich nach und nach ein Bild von der Stadt und ihren Bewohnern zu machen, um Corinnes Leben und den Mord zu rekonstruieren. Doch nicht jeder ist das, was er vorgibt zu sein…
Im gesamten Roman wird von Corinnes Jugendzeit (vor dem Mord) immer wieder ins Jahr 2003 gesprungen. Dadurch wird zwar Spannung aufgebaut, aber eigentlich möchte man nur wissen, wie es denn jetzt zu dem Mord kam und wer wirklich Schuld war. Es gibt zwar immer wieder einige Hinweise, und man kann sich in Corinnes Leben einfühlen, doch so richtig aufgeklärt wird man als Leser nicht. Da das gesamt Buch bis auf den Schluss ziemlich langatmig ist, hält sich die Spannung also insgesamt in Grenzen, obwohl man natürlich rätselt, wer auf wessen Seite steht.
Durch die vielen Charaktere werden die Zeitsprünge auf Dauer auch ein wenig undurchsichtig. Sean als Ermittler ist eine sympathische Hauptfigur. Obwohl er einige Hürden zu überwinden hat, lässt er sich nicht beirren und versucht weiterhin, den wahren Täter- und das wahre Opfer- zu ermitteln.
Den angepriesenen, grausamen Ritualmord habe ich mir anders vorgestellt, als er letztlich war-grausam, ja, ein Akt der Boshaftigkeit angetrieben von Hass, aber weniger ritualistisch und blutig als angenommen. Der Titel ist in mehrerer Hinsicht passend und vielschichtig. Das Cover spielt mit Kontrasten und ist dementsprechend zwar auffällig, aber unspektakulär.
Ein insgesamt zwar in sich geschlossener und aufwendiger Krimi, für den man aber über den langen Mittelteil Durchhaltevermögen braucht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Traust du dich, einzuschlafen?

Der Sandmann
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Nach 13 Jahren Gefangenschaft des Sandmanns ist Mikael Frost die Flucht gelungen – jedoch ohne seine Schwester. Joona Linna und sein Team setzen alles daran, sie zu finden. Weiß der psychopathische Serienmörder ...

Nach 13 Jahren Gefangenschaft des Sandmanns ist Mikael Frost die Flucht gelungen – jedoch ohne seine Schwester. Joona Linna und sein Team setzen alles daran, sie zu finden. Weiß der psychopathische Serienmörder Jurek Walter, der seit Jahren in der Psychiatrie sitzt, mehr als er zugibt? Doch wer könnte es schaffen, dem intelligenten und manipulativen Mann sein Geheimnis zu entlocken? Für die Ermittlungen ist das Team sogar bereit, über Leichen zu gehen.

Dass es sich bei Lars Kepler um ein Autorenduo handelt, habe ich anhand dieses Romans nicht feststellen können. Es gab keine Brüche im Schreibstil o.ä. Bis sich die Zusammenhänge der Handlungsstränge offenbaren dauert es ein wenig, allerdings ist die Zusammenführung durchaus gelungen und nicht überkonstruiert.

Die Protagonistin Saga empfand ich als sehr interessant und mutig. Jureks Persönlichkeit war sehr ausgefeilt und er erschien mir sehr gerissen und gefährlich. Jedoch passte seine körperliche Stärke nicht so recht ins Bild.

Es war nicht nötig, die vorhergehenden Bücher zu lesen; vielleicht wäre die Familiengeschichte um Joona klarer geworden, trotzdem konnte ich auch so allem folgen. Gewöhnungsbedürftig fand ich die sehr kurzen Kapitel, hier hätte man ruhig das eine oder andere zusammenfügen können.

Der Thriller (der per Definition ein Krimi ist - für mich klingt die Bezeichnung treffender) ist unglaublich spannend geschrieben. Er lässt mich nicht nur einmal den Atem anhalten und schafft es, mich ganz in seinen Bann zu ziehen. Grausame Taten werden fast schon sachlich und nebensächlich beschrieben, sodass sie nur noch realer wirken und mich schaudern lassen. Doch leider musste an einigen Stellen die Logik unter der Spannung leiden. Teils handelt es sich um kleinere Ungereimtheiten, die erst bei genauerem oder zweiten Nachlesen auffallen, anderes ist schlichtweg einfach unlogisch. Zudem kommen noch Szenen, die für mich einfach unnötig waren. Deswegen bekommt „Der Sandmann“ nur 4 Sterne.

Insgesamt war es ein absolut spannendes Lesevergnügen, was für jeden Leser empfehlenswert ist, der nicht allzu zart besaitet ist und über Logikfehler auch mal hinweg sieht.