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Veröffentlicht am 14.01.2022

Versunkene Königreiche, Neid, Intrigen und ein Mord ...

Sturm über dem Meer
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So, nun habe ich auch den dritten Band der Wales Trilogie der bekannten Autorin Constanze Wilken ausgelesen. Auch hier liest man wieder auf zwei Zeitebenen und lernt für die Gegenwartsschiene gleich zu ...

So, nun habe ich auch den dritten Band der Wales Trilogie der bekannten Autorin Constanze Wilken ausgelesen. Auch hier liest man wieder auf zwei Zeitebenen und lernt für die Gegenwartsschiene gleich zu Anfang die Archäologin Sam Goodwin kennen, die – enttäuscht von ihrem Arbeitgeber – ohne zu Zögern zusagt, sich in Borth auf Spurensuche in der Vergangenheit zu begeben. Kaum angekommen lernt sie auch schon den attraktiven Luke Sherman und seinen 10jährigen Sohn Max kennen. Als ich dann jedoch erfuhr, dass Luke vor nicht allzu langer Zeit seine Frau durch einen Unfall verloren hatte, schrillten in mir gleich die Alarmglocken und ein mögliches Ende des Romans formte sich in meinem Hinterkopf. Sam kommt bei ihrer Großmutter Gwen in deren kleinem Cottage unter und genau diese Gwen stellt sich als Hauptprotagonistin des Strangs heraus, der in der Vergangenheit spielt. Mehr möchte ich an dieser Stelle zum Inhalt eigentlich gar nicht verraten.

Bildgewaltig, wie schon in den Vorgängerbänden, beschreibt Constanze Wilken wieder die wunderschöne, wenn auch oft raue walisische Landschaft. Man meint das Meer rauschen zu hören und muss sich fast die Augen reiben, um die Bilder der freigespülten Baumstammlandschaft zu vertreiben, um weiter lesen zu können. Sehr gelungen fand ich diesmal die Geschichte, die sich um Gwen und Arthur in den Fünfziger Jahren rankt und das Geheimnis, das sich dahinter verbirgt. Weniger gut gefallen hat mir die Gegenwart. Hier reihte sich wirklich ein Klischee an das nächste, was mir oft die Lust am Weiterlesen nahm. Schade, ich kann für den Roman mit drei Sternen leider nur eine Note im mittleren Bereich vergeben, wobei ich gestehen muss, dass die Landschaftsbeschreibungen meine Lust auf einen Urlaub in Wales geweckt haben.

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Veröffentlicht am 11.01.2022

Wenn Hass und Rachegelüste die Oberhand gewinnen ...

Die Ungerächten
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Auf diesen weiteren Band rund um das Leben der jungen Hannah Bloch hatte ich mich schon sehr gefreut, war ich doch beim ersten Band regelrecht gefangen in der Geschichte, die während und kurz nach dem ...

Auf diesen weiteren Band rund um das Leben der jungen Hannah Bloch hatte ich mich schon sehr gefreut, war ich doch beim ersten Band regelrecht gefangen in der Geschichte, die während und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Frankfurt ihren Lauf nahm. Der zweite Band schließt ziemlich zeitnah an den ersten an, in Hannahs Leben hat sich jedoch einiges getan. Sie arbeitet zwischenzeitlich für das Counter Intelligence Corps der Amerikaner, dessen Aufgabe nach dem Zweiten Weltkrieg darin bestand, nach Kriegsverbrechern zu fahnden und diese entsprechend zu bestrafen. Das ist natürlich genau in Hannahs Sinn, denn nach wie vor wird sie aufgefressen von dem Hass auf die Mörder ihrer Mutter und ihres geliebten Hans, der auf brutale Weise von den Nazis regelrecht abgeschlachtet wurde. Bald macht sich jedoch Frust in ihr breit, denn die Mühlen mahlen langsam und oft wenig effizient, und so scheinen die braunen Schergen schon bald wieder Oberwasser zu haben, um entweder in Deutschland neue Posten zu bekleiden oder sich straffrei ins Ausland abzusetzen. Als die Amerikaner schließlich ihre CIC Zelte in Frankfurt wieder abbrechen, ergibt sich für sie eine wunderbare Möglichkeit nicht nur ihre Energie in positive Kanäle fließen zu lassen, sondern so ganz nebenbei auch noch Geld dabei zu verdienen … Hannah steigt in die Lüfte auf! Im zweiten Erzählstrang treffen wir auf Pawel, der ähnliche Rachegedanken zu hegen scheint wie Hannah. Doch in Pawels Innerem rumort es, es herrscht ein Rachedurst, der seinesgleichen sucht … eine explosive Mischung, die auf Dauer nicht gesund sein kann …

Wie schon im ersten Teil der spannenden Story ziehe ich auch diesmal wieder den Hut vor der großartigen Recherche, die der Autor Volker Dützer betrieben hat. Ich hatte das Glück beim Lesen in einer Runde direkt vom Autor begleitet zu werden, in der er zur wirklichen Geschichte immer wieder Anregungen und interessante Links beisteuerte.

Sehr gut gefallen hat mir diesmal die Ausarbeitung der beiden Hauptcharaktere Hannah und Pawel. Hier wurde anschaulich verdeutlicht, wie unterschiedlich Menschen mit ihren Rachefühlen umgehen und wie ungebremster Hass in einer Katastrophe enden kann. Die atmosphärisch dicht gewobene Geschichte hat mich fasziniert und mich zu einer kleinen Eigenrecherche inspiriert. Ich vergebe gerne die wohlverdiente volle Punktzahl und würde mich natürlich riesig über eine Fortsetzung freuen.

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Veröffentlicht am 10.01.2022

If you're going to San Francisco ...

Stadt der Träume
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Mit „Stadt der Träume“ begann für mich der Auftakt zu einer neuen Trilogie, die ausnahmsweise nicht das Thema Erster oder Zweiter Weltkrieg behandelt … wie erfrischend anders ;)

Tatsächlich durfte ich ...

Mit „Stadt der Träume“ begann für mich der Auftakt zu einer neuen Trilogie, die ausnahmsweise nicht das Thema Erster oder Zweiter Weltkrieg behandelt … wie erfrischend anders ;)

Tatsächlich durfte ich mich mal wieder auf eine Reise in die USA begeben, in eine meiner Lieblingsstädte dort: San Franzisco. Allerdings musste ich das Rad der Zeit um über hundert Jahre zurückdrehen in das beginnende zwanzigste Jahrhundert. Dort treffe ich schließlich auf die junge Harriet, die ein recht behütetes Leben als Tochter in einer reichen Reederfamilie führt. Der einzige schwarze Punkt in ihrem sonst so reinen Leben scheint die Gefühlskälte der Mutter, die ihr oft zu schaffen macht. Doch dann bringt ein unerwarteter Schlafanfall des Vaters die Ruhe ins Wanken. Wie soll es weitergehen?

Sorgen – wenn auch gänzlich anderer Art – kennt auch der junge Frank Maynard. Aus der Not heraus schliddert er direkt auf die schiefe Bahn zu, als er mit seinem Freund Lennie der Polizei entkommen zu versucht. Aber das Schicksal, in Form eines 13jährigen Mädchens, hat ein Einsehen …

Schnell hatte ich mich eingelesen in diese spannende Geschichte mit ihren sympathischen Protagonisten. Die junge Harriet ist eine Kämpfernatur, die weit über sich hinauswächst, um dem Vater seine Lebenslust wiederzugeben. Auch in Frank steckt weit mehr als man zu Anfang vermutet. Er stürzt sich mit Leib und Seele in die Cinemagrafie und gehört bald zu den ersten unabhängigen Betreibern eines Nickelodeons in seinem Viertel. Es hat Spaß gemacht über die Reederei und die Anfänge der Filmindustrie zu lesen. Nagelbeißend spannend wurde es im letzten Drittel als San Francisco von einem schweren Erdbeben heimgesucht wird. Da konnte ich das Buch wirklich nicht mehr aus der Hand legen! Selten habe ich eine so gut ausgearbeitete Katastrophenszene gelesen. Alles in allem hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich freue mich heute schon auf Teil zwei der Trilogie. Ich vergebe hier sehr gerne 4,5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 07.01.2022

Die Cholera hat Hamburg im Würgegriff ...

Arzt der Hoffnung
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Es kommt zu einem Hauen und Stechen als der erfahrene Arzt, Dr. Robert Koch, auf kaiserlichen Befehl 1892 in Hamburg eintrifft, um die aktuelle Situation in den Griff zu bekommen. Obwohl er von höchster ...

Es kommt zu einem Hauen und Stechen als der erfahrene Arzt, Dr. Robert Koch, auf kaiserlichen Befehl 1892 in Hamburg eintrifft, um die aktuelle Situation in den Griff zu bekommen. Obwohl er von höchster Stelle empfohlen wurde, stößt er vor Ort auf herbe Kritik seitens der lokalen Obrigkeiten. Es werden Vermutungen, dass es sich bei der sich ausbreitenden Seuche um die gefährliche Cholera handelt, zerstreut. Die einfache Bevölkerung wird bewusst dumm gehalten, denn die Wirtschaft soll und muss weiterlaufen. Als niemand mehr umhinkommt, den Tatsachen in die Augen zu blicken, nimmt Koch den Kampf gegen die Epidemie auf und findet sich mittendrin im Wettlauf mit der Zeit. Auch Hedwig, damals noch „nur“ seine Geliebte, möchte nicht tatenlos zusehen, wie die Menschen um sie herum sterben, wie die Fliegen. Beherzt packt sie mit an und stößt dabei nicht nur auf Gegenliebe …

Die auf wahren Tatsachen basierende Geschichte um den berühmten Dr. Robert Koch ist sehr anschaulich und realitätsnah geschildert. Die Charaktere sind hervorragend ausgearbeitet und so kann man als Leser wunderbar in die Welt vor über hundert Jahren eintauchen und mitfühlen. Ein kleines halbes Sternchen ziehe ich ab, da mir die Schreibweise manchmal ein wenig zu pathetisch daherkam aber alles in allem ist der Roman äußert gelungen und zeichnet ein realistisches Bild der damaligen Zeit.

Man kommt natürlich nicht umhin, beim Lesen Vergleiche zu der Corona Pandemie zu ziehen, die sich derzeit auf der Welt immer weiter ausbreitet. Wir scheinen ein wenig dazu gelernt zu haben aber auch heutzutage kommen Wirtschaft, Politik und Gesundheitswesen auf keinen gemeinsamen Nenner. Traurig und für den Laien schwer nachvollziehbar.

Ich vergebe für „Arzt der Hoffnung“ gerne 4,5 von 5 Sternen und spreche eine uneingeschränkte Leseempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 04.01.2022

Eine bittere Reise ohne Wiederkehr ...

Der Reisende
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Ich glaube nicht, dass dieses (Hör)buch jedermann ansprechen wird. Tatsächlich umfasst es inhaltlich nur eine Zeitspanne weniger Tage, während derer man den jüdischen Kaufmann Otto Silbermann begleiten ...

Ich glaube nicht, dass dieses (Hör)buch jedermann ansprechen wird. Tatsächlich umfasst es inhaltlich nur eine Zeitspanne weniger Tage, während derer man den jüdischen Kaufmann Otto Silbermann begleiten und ihm zuhören darf, wie sein Leben immer mehr aus dem Ruder gerät. Wie kann es angehen, dass man gestern noch vermögender und erfolgreicher Kaufmann war und heute ein Mann auf der Flucht?
Das Hörbuch löst Beklemmung aus in seiner Ehrlichkeit und den realistisch gezeichneten Charakteren, die Silbermanns Wege auf seiner Reise ins Ungewisse kreuzen. Man spürt die bedrückende Stimmung, die in der jüdischen Bevölkerung in den 30er Jahren geherrscht haben muss. Gleichzeitig erlebt man die Hochstimmung, die unter der sogenannten „Herrenrasse“ auflebt. Sie werden zu Gejagten, die armen Juden, die doch nichts verbrochen haben, und all das wird eingefangen von dem nur 23jährigen Autor Alexander Boschwitz, der leider die Befreiung der wenigen noch verbliebenen Juden im April 1945 nicht er miterleben durfte. Phänomenal, dass er diesen Stimmungswechsel zwischen Hass und Verzweiflung bereits im Jahr 1939 zu Papier brachte. Ich persönlich bin absolut fasziniert von diesem Werk und vergebe mit fünf Punkten eine begeisterte Hörempfehlung.

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