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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.11.2019

Was ist das Richtige?

Das Erbe
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Ich habe dieses Buch unterteilt in drei Abschnitte im Zuge einer Leserunde gelesen. Der erste Abschnitt hat mich auch wirklich gefesselt. Hier lernen wir Mona und Bernd kennen, die seit vielen Jahren in ...

Ich habe dieses Buch unterteilt in drei Abschnitte im Zuge einer Leserunde gelesen. Der erste Abschnitt hat mich auch wirklich gefesselt. Hier lernen wir Mona und Bernd kennen, die seit vielen Jahren in einer Beziehung leben, doch Glück hört sich anders an. Da erhält Mona die Nachricht, dass sie geerbt hat und Bernd eröffnet ihr ein Geheimnis … zur gleichen Zeit verschlägt es uns als Leser in die Zeit knapp vor dem ersten Weltkrieg zurück. Auch hier gibt es Geheimnisse und Entwicklungen, die sich – wie uns ja leider allen hinlänglich bekannt ist – für die Juden sehr zum Nachteil entwickeln. Doch was genau geschah wirklich zwischen Monas Großeltern und der Familie Roth?
Soweit so gut, diese beiden Erzählstränge ziehen sich weiter wie ein roter Faden auch durch die beiden nächsten Abschnitte. Hier möchte ich anmerken, dass ich den Anfang und auch das Ende wirklich spannend fand. Flüssig und anschaulich geschrieben blätterten sich die Seiten fast wie von selbst um. Leider wird die Geschichte in der Mitte ein wenig zäh. Die Protagonisten wurden immer unsympathischer und fast fragte ich mich, ob dieser Teil wirklich von Ellen Sandberg geschrieben wurde. So kenne ich sie gar nicht als Autorin. Weitgehend versöhnt hat mich das Ende, das mit einigen Überraschungen aufwartete um den Roman schließlich ohne Kitsch zu beschließen. Nicht schlecht, aber von Frau Sandberg bin ich besseres gewöhnt.

Veröffentlicht am 21.11.2019

Eine Frau geht ihren Weg ... und wenn es über Leichen ist ...

Das Nachtfräuleinspiel
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Die von mir sehr geschätzte Autorin Anja Jonuleit hat sich mit dem „Nachtfräuleinspiel“ ein heikles Thema rausgesucht, das höchst kontrovers zu betrachten ist. Wo sind die Grenzen von Übermutter zu Misshandlung ...

Die von mir sehr geschätzte Autorin Anja Jonuleit hat sich mit dem „Nachtfräuleinspiel“ ein heikles Thema rausgesucht, das höchst kontrovers zu betrachten ist. Wo sind die Grenzen von Übermutter zu Misshandlung angesiedelt? Wie viel Manipulation, Strafe und fehlende Empathie einer Mutter kann ein Kind ertragen?

Wir bewegen uns im Roman auf drei Ebenen, angefangen mit den 60er Jahren, in denen die junge Liane anfängt ihre Ränkespiele zu spielen. Sie hat es sich in den Kopf gesetzt Carl zu erobern, der aber scheinbar gar nicht erobert werden will, sondern ganz zufrieden ist in seiner Kommune jenseits des Spießerlebens seiner Mutter. Doch Liane spinnt Intrigen und ersinnt immer neue perfide Ideen, um ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. Als wir schließlich Anna-Maria in den 80er Jahren kennenlernen, hat sie es geschafft und lebt bereits in ihrer „perfekten“ Familie mit Arzt zum Mann und Vorzeigekindern. Auch Anna-Maria sehnt sich nach einer solchen Bilderbuchgemeinschaft und wird schließlich überglücklich trotz Babybauch von Liane aufgenommen. Was anfangs als scheinbares Familienidyll beginnt, entpuppt sich bald zum Albtraum … schließlich in der Gegenwart angelangt treffen wir wieder auf Liane – inzwischen TV Karrierefrau, deren perfektes Leben zu zerbrechen scheint, denn die Vergangenheit hat sie eingeholt. Hier ist jemand, der auf Rache sinnt …

Ich habe mich für die Hörbuchversion dieses Romans entschieden und muss zugeben, dass ich anfangs Schwierigkeiten hatte, mich in der Geschichte zurecht zu finden. Die Zeitsprünge, immer wieder untermalt vom schwäbisch-allemannischen „Nachtfräuleinspiel“, machten den Einstieg nicht einfach. Doch einmal drin, ließ mich die Story nicht mehr los. Ich war schockiert über die „Erziehungsmaßnahmen“, die Liane ihrer Umwelt gegenüber ergriff und hiermit meine ich nicht nur gegenüber Kindern. Mit einer unglaublichen Gefühlskälte manipuliert sie ihr Umfeld, die einen erschaudern lässt. In ihre Fänge möchte man nicht geraten, weder damals noch heute.

Mit den „Rabenfrauen“ können die Nachtfräulein nicht ganz mithalten, dennoch wieder ein sehr lesens- bzw. hörenswertes Buch einer großartigen Autorin.

Veröffentlicht am 20.11.2019

Ich bin begeistert ...

Das Vermächtnis der Montignacs
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Ich gebe zu, dieses Buch hat mich zunächst ein wenig eingeschüchtert, denn es ist ziemlich groß und schwer und scheint aus einer unendlichen Flut von Charakteren mit nicht immer leichten Namen zu bestehen. ...

Ich gebe zu, dieses Buch hat mich zunächst ein wenig eingeschüchtert, denn es ist ziemlich groß und schwer und scheint aus einer unendlichen Flut von Charakteren mit nicht immer leichten Namen zu bestehen. Doch „wer nicht, der nicht gewinnt“ dachte ich, und hatte mich dann überraschenderweise recht rasch eingelesen. Schnell wurde ich mit der Familie der Montignacs vertraut, die in der Tat ein recht eigenartiges Verhältnis zueinander zu haben schienen. Nach dem Tod des Erblassers bestand sie lediglich noch aus Owen, dem Cousin, der Tochter Stella, sowie einer ältlichen Haushälterin, die um ihre Stelle bangte. Noch nie wurde bisher in dieser Familie ein Testament zugunsten einer weiblichen Person ausgestellt, Stella sollte hier die Ausnahme bilden.

Parallel zu diesem Erzählstrang lernen wir Richter und Anwalt seiner Majestät Roderick Bentley, seine Frau Jane und ihren Sohn Gareth kennen, der etwa in Owens Alter ist und dessen einziges Laster darin besteht, ein wenig arbeitsscheu zu sein. Hier kommt Owen „to the rescue“ und schafft mit einer äußerst eigennützigen Täuschung Abhilfe. Wird Gareth das zum Verhängnis werden?

Spannend, spannend, spannend verknüpft der irische Autor John Boyne die einzelnen Erzählstränge so geschickt miteinander, dass man als Leser der Geschichte mit stetem Herzklopfen folgt. Der Roman erinnerte mich an eines meiner Lieblingsbücher „Der talentierte Mr. Ripley“, das übrigens 1999 auch ganz wundervoll mit Jude Law und Matt Damon in den Hauptrollen neu verfilmt wurde. Ich konnte nur staunen, mit welcher Kaltblütigkeit Owen Montignac seinen perfiden Plan verfolgt und wurde von dem wunderbaren Autor mal wieder restlos überzeugt.

Veröffentlicht am 20.11.2019

Starke Frauen ... schwere Zeiten ... eine gelungene Kombination ...

Die Charité: Aufbruch und Entscheidung
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Und wieder hatte ich Glück an einer wunderbar spannenden Hörrunde teilnehmen zu dürfen und im Zuge dieser, den Folgeband zu dem Buch „Die Charité: Hoffnung und Schicksal“ zu hören. Sie beginnt diesmal ...

Und wieder hatte ich Glück an einer wunderbar spannenden Hörrunde teilnehmen zu dürfen und im Zuge dieser, den Folgeband zu dem Buch „Die Charité: Hoffnung und Schicksal“ zu hören. Sie beginnt diesmal mit zwei mir noch unbekannten Protagonistinnen, Rahel Hirsch und Barbara. Auf ihre jeweils ganz individuelle Art handelt es sich um zwei starke junge Frauen, die das Schicksal „waschen, kochen, putzen, Kinder kriegen“, das die Mehrheit der weiblichen Gesellschaft damals traf, nicht einfach so hinnehmen wollen und können. Durch Rahel, der ersten Ärztin in Deutschland zu Anfang des 20. Jahrhunderts, lernt man als Hörer wieder unheimlich viel über die medizinischen Fortschritte und Entwicklungen, die die damalige Zeit prägten. Es fallen prominente Namen wie z. B. der des berühmten Dr. Paul Ehrlich, der – neben vielen weiteren Errungenschaften - mit seiner Entwicklung einer medikamentösen Behandlung der Syphilis die moderne Chemotherapie begründete. Nach vielen männlichen Vorurteilen und Anfangsschwierigkeiten führt auch Rahels Karriere schließlich zum Erfolg, wenn dieser auch, genau wie bei ihrem Kollegen Ehrlich durch die Zugehörigkeit zum Judentum immer wieder leidet. Ganz anders ergeht es der jungen Barbara, einer kleinen Arbeiterin, die einen unwahrscheinlichen Kampfgeist entwickelt und sich unermüdlich für die Rechte der Frauen einsetzt. Doch dann kommt alles auf einmal ganz anders als geplant … der Erste Weltkrieg bricht aus …

Für mich beinhaltete dieses Hörbuch, wie auch schon Teil eins, alles was ein gutes Hörbuch ausmacht: Spannung, interessante und höchst lehrreiche Informationen aber natürlich auch Liebe, Hass, Neid und Missgunst und eben alles, was zu einem Leben dazugehört. Ein äußerst überzeugender Schluss rundet die Geschichte wunderbar ab und lässt mich auf einen weiteren Teil der Reihe hoffen.

Veröffentlicht am 15.11.2019

Spannender Fall, toller Ermittler, Lieblingsstadt ... passt!

Moses und das Mädchen im Koffer
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Ich weiß nicht genau, wie der Autor Ortwin Ramadan es nun schon zum zweiten Mal geschafft hat, bei mir Kopfkino vom Feinsten auszulösen. Ich habe beim Lesen der Bücher immer das Gefühl auf der Couch zu ...

Ich weiß nicht genau, wie der Autor Ortwin Ramadan es nun schon zum zweiten Mal geschafft hat, bei mir Kopfkino vom Feinsten auszulösen. Ich habe beim Lesen der Bücher immer das Gefühl auf der Couch zu sitzen und einen Tatort anzuschauen … absolut klasse! Ich habe mich gefreut in diesem zweiten Teil der Hamburger Krimireihe um Kommissar Moses und seine junge Kollegin Katja Helwig bekannte Gesichter wieder zu treffen, die mir sofort aus Teil eins wieder präsent waren. Diesmal haben sie es mit einem besonders kranken Mörder zu tun. Er verkleidet Mädchen als Puppen und scheint erneut ein Opfer in seinen Fängen zu haben. Der Wettlauf mit der Zeit beginnt …
Der neue Fall aber auch seine Vergangenheit bereiten Moses schlaflose Nächte unter denen auch seine Freundin Juliane zu leiden hat. Als die Situation zu eskalieren zu scheint, schreitet Juliane ein …
Diese beiden Handlungsstränge verknüpft der Autor auf eine spannende Weise, die einen als Leser leicht bei der Stange hält. Flüssig geschrieben mit kurzen prägnanten Kapiteln macht auch dieser Teil Lust auf mehr. Dürfen wir also in freudiger Erwartung auf Teil drei sein, lieber Herr Ramadan?