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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.02.2018

Die magische Wirkung des Salzes ...

Das Geheimnis der Salzschwestern
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Dank der doch eher durchwachsenen Rezensionen, ging ich mit etwas Skepsis an diesen Roman. In meinen Fall war diese Skepsis jedoch vollkommen unbegründet, mir hat das Buch sehr gut gefallen! Beschrieben ...

Dank der doch eher durchwachsenen Rezensionen, ging ich mit etwas Skepsis an diesen Roman. In meinen Fall war diese Skepsis jedoch vollkommen unbegründet, mir hat das Buch sehr gut gefallen! Beschrieben wird die Geschichte der Salzschwestern, die in dem kleinen Örtchen Prospect auf der Salt Creek Farm der Familie aufwachsen. Schon früh verschwindet der Vater und lässt die Mutter mit drei Kindern und mehr Arbeit als sie bewältigen kann zurück. Doch diese gibt nicht auf. Das Salzgeschäft hält sie in einem wahren Bann gefangen, der sich auch auf Jo überträgt. Claire hingegen kann es kaum erwarten dem Elend zu entkommen, doch wird sie je frei sein?
Die Story wird mit einer gewissen Sprödigkeit erzählt, die zu dem rauen Land und ihren Bewohnern passt. Jedes Kapitel ist einem anderen Aspekt gewidmet, so dass man sich schwer tut, das Buch zur Seite zu legen. „Nur noch dieses eine Kapitel …“ sagte ich mir immer und ich fühlte, dass mich die Geschichte vollkommen vereinnahmte. Höchst interessant fand ich auch die vielen Beschreibungen zum Salzabbau. Man kann sich schwer vorstellen, wie viel harte Arbeit darin steckt. Daran werde ich das nächste Mal denken, wenn ich reines Meersalz benutze. Wer die raue Küstenlandschaft, Wind und Wetter und leicht eigenbrötlerische Menschen nicht scheut, der sollte die Reise nach Prospect in New England antreten …

Veröffentlicht am 31.01.2018

Ein absolutes Highlight ...

Honigtot
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Man braucht schon ein bisschen Geduld, sich dieses ungekürzt gelesene Hörbuch mit seinen knapp 14 Stunden zu Gemüte zu führen. Aber jede Minute Geduld wird hier belohnt, denn die Autorin, im Hörbuch von ...

Man braucht schon ein bisschen Geduld, sich dieses ungekürzt gelesene Hörbuch mit seinen knapp 14 Stunden zu Gemüte zu führen. Aber jede Minute Geduld wird hier belohnt, denn die Autorin, im Hörbuch von ihr durch die wunderbare Anne Moll vertreten, führt den Leser bzw. Hörer langsam und sachte in eine Geschichte ein, die mir immer wieder Gänsehaut verursachte. Während das Thema rund um den Zweiten Weltkrieg natürlich hinlänglich bekannt ist, schildert Hanni Münzer die Story um Felicitys Familie – ihre Urgroßeltern und deren beiden Kinder Deborah und Wolfgang - so eindringlich, dass man fast meint, live dabei gewesen zu sein. Während in vielen Büchern die Ähnlichkeit zu Personen, die gelebt haben bzw. lebten, rein zufällig ist, ist sie hier durchaus erwünscht. So wird im Buch zum Beispiel aus dem SS-Sturmbandführer Otto Adolf Eichmann, der charismatische, wenn auch sehr grausame Alfred Brunnmann. Wie sein reales Vorbild ist auch er verantwortlich für die Logistik rund um die Vernichtung der jüdischen Gesellschaft. Deborah und ihre mutige Freundin, die Widerstandskämpferin Marlene, durchleben eine traumatische Zeit, in der sie von einer Ohnmacht in die nächste geschleudert werden. Wer überleben wird, steht lange in den Sternen. Sehr gut gefallen hat mir, dass auch die Nebenfiguren, wie das Kindermädchen Magda und die Haushälterin Ottilie einen festen Platz in der Geschichte einnehmen und sehr lebhaft beschrieben werden.
Mit einer schlüssigen Aufklärung der anfänglichen Gegenwartsgeschichte endet das Buch und lässt lediglich den Verbleib Marlenes offen. Wie gut, dass es dazu bereits ein eigenständiges Buch gibt, auf das ich mich schon sehr freue.

Veröffentlicht am 18.01.2018

Wenn der große graue Hund auftaucht ...

Trümmerkind
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Nachdem der Buchmarkt ja in letzter Zeit mit Büchern rund um den Zweiten Weltkrieg geradezu überschwemmt wird, fragt man sich, was sich die Autorin da hat einfallen lassen, das ihr Buch einzigartig und ...

Nachdem der Buchmarkt ja in letzter Zeit mit Büchern rund um den Zweiten Weltkrieg geradezu überschwemmt wird, fragt man sich, was sich die Autorin da hat einfallen lassen, das ihr Buch einzigartig und lesenswert macht. Ich weiß allerdings nicht, warum ich mich das frage, denn sie hat mich noch nie enttäuscht. Ihre Bücher haben immer das besondere Etwas, diese leicht bedrückende Stimmung, die sie auch in dieser Geschichte wieder eingefangen hat.
Das Buch besteht aus drei Handlungssträngen, die im ersten Moment total unabhängig voneinander zu existieren scheinen. Nach dem zweiten Drittel dämmerte es mir dann aber, wie sie zusammengehören könnten. Spätestens ab dann habe ich das Buch inhaliert! Mechtild Borrmann verarbeitet vier bis heute ungeklärte Mordfälle, die im Hamburg der Nachkriegsjahre für großes Aufsehen sorgte. Sie scheint die Gräueltaten des Trümmermörders nach all den Jahren dank akribischer Recherche nun endlich gelöst zu haben. Die Geschichte und die Lösung sind so stimmig, dass eigentlich fast kein Zweifel besteht.
Ich habe mit den sehr sympathisch gezeichneten Protagonisten mitgelitten, mitgefroren und mitgehungert. Mit ihnen gemeinsam habe ich den großen grauen Hund der Angst besiegt und die Bösen bestraft.
Vielen Dank, Frau Borrmann für mal wieder wundervolle, wenn auch manchmal traurige, Lesestunden. Ich freue mich schon auf Ihr nächstes Werk!

Veröffentlicht am 15.01.2018

Wenn aus losen Fäden eine runde Geschichte wird ...

Die Oleanderfrauen
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Ich muss ganz ehrlich gestehen, beim Anblick des Covers hatte ich leichte Kost erwartet. Einen schönen historischen Frauenroman ohne viel Tiefgang. Ich muss euch jedoch sagen, ich hätte falscher nicht ...

Ich muss ganz ehrlich gestehen, beim Anblick des Covers hatte ich leichte Kost erwartet. Einen schönen historischen Frauenroman ohne viel Tiefgang. Ich muss euch jedoch sagen, ich hätte falscher nicht liegen können! Schon die ersten Zeilen des Prologs nahmen mich gefangen und hätte ich nicht immer wieder arbeitsbedingt Pausen einlegen müssen, ich hätte das Buch wohl in einem Rutsch verschlungen, so sehr hat mich die Geschichte gefesselt.
Die mir bis dato unbekannte Autorin hat ihren wunderbaren Roman in zwei Zeitstränge verpackt. Beide spielen in Hamburg, der eine jedoch in den 30er/40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, der andere in der Gegenwart. Während die Protagonistin Jule im Jetzt mit ihrer finanziellen Zukunft und ihrer Einsamkeit kämpft, geht es bei der jungen Sophie im Damals schlichtweg um Leben und Tod. Sie findet sich nach ihrer Jugend gefangen in den Kriegswirren des Zweiten Weltkriegs und verloren in einer Liebe, die so nie hätte stattfinden dürfen.
Wer hier jedoch eine tragisch-kitschige Lovestory erwartet, den muss ich enttäuschen. Geschickt verwebt Teresa Simon die Gegenwart mit der Vergangenheit. Ein Geheimnis nach dem anderen lüftet sie und hält so einen Spannungsbogen aufrecht, den man in manchem Thriller vergebens sucht. Sie schafft es dem Leser wichtige Themen zu übermitteln, wie z. B. Homosexualität im Dritten Reich, Posttraumatische Belastungs-störung nach Kriegseinsätzen und, und, und … Ich fragte mich beim Lesen oft, warum Geschichtsunterricht nie so interessant war. Zudem hat Teresa mit ihrem Buch meine Neugier geweckt, weitere Themen näher zu beleuchten wie den Spanischen Bürgerkrieg und natürlich alles rund um die Wunderwaffe Kaffee.
Der Schreibstil ist flüssig und sehr anschaulich. Alle Charaktere kommen real beim Leser an, und wirken lebendig und zum Anfassen nah. Ich bin begeistert und vergebe die volle, sehr verdiente, Punktzahl.
„Solange ich atme, hoffe ich. “ Dum spiro, spero. Dieses kluge Statement, einst von Cicero niedergeschrieben, wurde zum Credo der Familie Terhoven und wird auch mir noch lange im Gedächtnis bleiben.

Veröffentlicht am 04.01.2018

Wie man sich bettet, so liegt man ... leider!

Mudbound – Die Tränen von Mississippi
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So hat Laura sich das sicher nicht vorgestellt, als sie den schmucken Henry McAllan kennenlernt zu einem Zeitpunkt in ihrem Leben als ihre Familie dachte, sie würde wohl als alte Jungfer enden. Doch Henry, ...

So hat Laura sich das sicher nicht vorgestellt, als sie den schmucken Henry McAllan kennenlernt zu einem Zeitpunkt in ihrem Leben als ihre Familie dachte, sie würde wohl als alte Jungfer enden. Doch Henry, derzeit als Ingenieur beim Army Corps of Engineers beschäftigt, hält um ihre Hand an. Er möchte im Süden, genauer gesagt im Staat Mississippi, ein gemeinsames Leben für sich und Laura aufbauen und eine Familie gründen. Während es mit dem Kindersegen nicht lange auf sich warten lässt, klappt es mit den Lebensbedingungen und vor allem mit dem sturen alten Vater unter einem Dach immer weniger. Schließlich bricht hervor, was schon immer schwelend an der Oberfläche lauerte, der schwarz-weiße Rassenkonflikt. Die beiden Kriegsheimkehrer Ronsel und Jamie – beide noch hochgradig traumatisiert - verlieren langsam aber sicher ihren Verstand und den Glauben an die Menschlichkeit …

Während ich zu Anfang noch dachte: „Gut, das hätte sich ähnlich auch z. B. auf der Schwäbischen Alp in den 40er Jahren zutragen können.“ merkte ich doch bald, dass hier noch die gefährliche Komponente „Weißer Mensch, schwarzer Nigger“ dazu kam. Ich weiß natürlich, dass dieses Wort heute politisch unkorrekt ist und würde es auch selbst nie in den Mund nehmen, doch im Mississippi Delta in den 40er Jahren glaubte man sich als weißer Mann noch im Recht. Wunderbar einfühlsam schaffen es die verschiedenen Sprecher der Geschichte Leben einzuhauchen und den Hörer ins Mississippi Delta gleich nach dem Zweiten Weltkrieg zu versetzen. Ich ertappte mich beim Hören dabei mit den Charakteren mitzuleiden und mitzufühlen. Ein tragisches Event im letzten Drittel verhindert zwar ein komplettes Happy End, dennoch bleibt man als Hörer nicht traurig zurück. Man hat wieder was dazu gelernt und kann hoffen, dass es in der heutigen Zeit für alle ein bisschen leichter geworden ist.