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Veröffentlicht am 30.07.2020

Janz Balin is eene Wolke und icke mittendrin ...

Fräulein Gold: Schatten und Licht
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Fräulein Hulda Gold, ein Name, den man sich merken sollte und das nicht nur, wenn man in anderen Umständen ist! Sie sieht die Aufgabe der Hebamme nämlich nicht nur als Beruf, sondern geradezu als Berufungen ...

Fräulein Hulda Gold, ein Name, den man sich merken sollte und das nicht nur, wenn man in anderen Umständen ist! Sie sieht die Aufgabe der Hebamme nämlich nicht nur als Beruf, sondern geradezu als Berufungen an. Ist es doch so auch kein Wunder, dass viele Frauen ihre Nähe, die der Kälte in den Geburtskliniken vorziehen und Hulda ihr Herz ausschütten. So kommt es dann auch, dass sie in einen Mord verstrickt wird, als immer wieder in ihrer Gegenwart der Name „Rita“ fällt. Was hat es auf sich mit der Toten im Landwehrkanal? Wer wollte ihr Leben auslöschen und warum? Oder war es doch ein Suizid? Sie begibt sich auf Spurensuche und prallt dabei mit Kriminalkommissar Karl North zusammen, der sie am liebsten nach Hause schicken würde, denn sie ist dabei sich selbst in große Gefahr zu bringen …

Ich habe, wie viele andere Rezensenten vor mir, auch die Reihe von Volker Kutscher sowie die Bücher über Kommissar Wechsler von Susanne Goga gelesen. Beide Serien spielen zur gleichen Zeit am gleichen Ort, so dass es ja kein Wunder ist, wenn es Gemeinsamkeiten gibt, zumal auch viele Originalschauplätze und -personen bei allen drei Autoren eine Rolle spielen. Dennoch hat auch gerade die Geschichte um Hulda Gold und Karl North so ihren ganz eigenen Charme. Ich liebe die pfiffige und mutige Hebamme, die mit ihrem grummeligen Kommissar sicher in Zukunft ein nicht zu unterschätzendes Gespann bilden wird. Zudem ist Berlin so schön und anschaulich beschrieben, dass ich mich beim Lesen glatt um 100 Jahre zurückversetzt gefühlt habe. Ich freue mich schon auf einen neuen Band, der im November erscheinen und finde es sehr mutig und stark, dass sich Anne Stern mit ihrer Reihe auf den Markt gewagt hat. Meine Unterstützung ist ihr sicher und ich gebe dem Buch wohlverdiente 4,5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 27.06.2020

You can run but you cannot hide ...wenn die Vergangenheit die Gegenwart erreicht ...

Königstöchter
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Man nehme vier alte Damen, einen Mord und Ira Wittekind mittendrin. Wie schafft sie das bloß immer, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein? Oder ist es doch eher zur falschen Zeit am falschen? Auch in ...

Man nehme vier alte Damen, einen Mord und Ira Wittekind mittendrin. Wie schafft sie das bloß immer, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein? Oder ist es doch eher zur falschen Zeit am falschen? Auch in diesem zweiten Band der Krimireihe um Ira und Pudeldame Tante Erna kommen mal wieder die schrecklichsten Dinge ans Tageslicht und es bleibt nicht bei dem einen Mord. Wie hängen die ominösen Fälle zusammen und wer um Himmels Willen sind die Königstöchter?
Mir hat der neue Fall, in den sich die Reporterin verbissen hat, wieder einmal gut gefallen. Die Autorin schafft es Neugier und Spannung an genau den richtigen Stellen aufrecht zu erhalten und gab mir einen Einblick in eine grausame Vergangenheit, die nicht nur das Leben der alten Damen beeinflusst hat. Zudem durfte ich wieder teilhaben am Privatleben von Ira und ihrem Freund Andy vom Hof Eskendor in ihrer alten Heimatstadt. Andy tut ihr gut und hilft ihr sich zu erden, wenn ihr kriminalistischer Drang mal wieder mit ihr durchzubrennen scheint. Der nächste Band liegt schon griffbereit und ich freue mich darauf zu erfahren, in welche Gefahr sie sich dann begeben wird. Von mir mit 4 ein halb von 5 Sternen eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 01.06.2020

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen

Requiem für einen Freund
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Wie es der Zufall will, richtig? Aber war es wirklich Zufall, dass ausgerechnet Joachim Vernau für eine Betriebsprüfung ausgewählt wurde? Vernau, der doch eigentlich ein kleines Licht in der Steuerszene ...

Wie es der Zufall will, richtig? Aber war es wirklich Zufall, dass ausgerechnet Joachim Vernau für eine Betriebsprüfung ausgewählt wurde? Vernau, der doch eigentlich ein kleines Licht in der Steuerszene ist und der seine Buchführung immer akribisch erledigt … wenn da nicht die Jahre mit Marie-Louise mit reinspielen würden. Spätestens als er den armen Herrn Fischer, korrekter Betriebsprüfer seines Zeichens, tot in seinem Büro vorfindet, weiß er, dass es hier um mehr gehen muss … um viel mehr! Die Spur führt unter anderem zu seinem Freund Sebastian Marquardt und bevor Vernau es sich versieht, steckt er mittendrin in einem Korruptionsskandal, der sich gewaschen hat …

Obwohl die Autorin Elisabeth Herrmann in dieser Buchreihe vier Jahre Pause eingelegt hatte, war ich sofort wieder mitten drin im Geschehen. Dank der tollen Verfilmungen mit einem meiner Lieblingsschauspieler Jan-Josef Liefers hatte ich alles wieder vor Augen … Berlin, Joachim Vernau, Marie-Louise, die Mutter, Hüthchen und natürlich die Dreier WG von Mutter, Frau Huth und dem Musiker. Ich konnte mir Vernau bestens vorstellen, wie er an der angekündigten Betriebsprüfung zu verzweifeln drohte, bedeutete es doch, wieder mit Marie-Louise zusammen arbeiten zu müssen – oder zu dürfen? Doch viel Zeit bleibt ihm nicht zum Nachdenken, denn schon reißt ihn die Autorin wieder in äußerst prekäre, ja sogar lebensbedrohliche Situationen, denen es zu entkommen heißt. Hört sich soweit spannend an und war es auch. Die Seiten blätterten sich quasi wie von selbst um. Aber irgendwie fehlte eine Klitzekleinigkeit zum fünften Stern … egal, ich habe diesen sechsten Fall rund um Vernau und Co. mal wieder in vollen Zügen genossen und freue mich schon auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 29.05.2020

Mir fehlen die Worte ...

Die Hölle war der Preis
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Inhaltlich ist dem Klappentext wenig hinzuzufügen, er deckt die Handlung an sich ab. Was sich aber wirklich in diesem schrecklichen Gefängnis abspielt wird einem erst bewusst, wenn man die Geschichte auch ...

Inhaltlich ist dem Klappentext wenig hinzuzufügen, er deckt die Handlung an sich ab. Was sich aber wirklich in diesem schrecklichen Gefängnis abspielt wird einem erst bewusst, wenn man die Geschichte auch selbst hört, quasi aus dem Mund von Peasy, die in ihrem jungen Leben wirklich unfassbare Dinge ertragen musste. Mit welcher Grausamkeit Menschen andere Menschen unterjochen, die eigentlich nichts anderes verbrochen haben, als sich Freiheit zu wünschen, kann man mit Worten nicht beschreiben. Da tun sich wirklich menschliche Abgründe auf.
Der Tatsachenroman war – wie ich es inzwischen von Frau Lind kenne - eindringlich, aber auch einfühlsam geschrieben. Das hat mir ausgesprochen gut gefallen. Warum ziehe ich trotzdem ein kleines Sternchen ab? Unheimlich gestört hat mich der aufgesetzte sächsische Dialekt. Das hat mir echt manche Hörpassage ein wenig vermiest. Schade fand ich zudem, dass beim Hörbuch das Nachwort fehlte. Das habe ich mir dann im Netz zusammengesucht und in meiner Hörrunde geteilt. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, alles in allem bin ich tief beeindruckt.

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Veröffentlicht am 29.05.2020

Wer steht hier in der Schuld?

Vergib uns unsere Schuld
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Wow, das ging nun aber flott. Nach einer nahezu schlaflosen Nacht habe ich dieses Buch nach nur knappen zwei Tagen erstaunt, erschüttert und berührt zugeklappt. In diesem auf wahren Tatsachen beruhenden ...

Wow, das ging nun aber flott. Nach einer nahezu schlaflosen Nacht habe ich dieses Buch nach nur knappen zwei Tagen erstaunt, erschüttert und berührt zugeklappt. In diesem auf wahren Tatsachen beruhenden Roman treffen strammer DDR Sozialismus und strenger katholischer Glaube in einer Weise aufeinander, die einem den Atem verschlägt. Die Protagonistin Carina Kramer lebt bis vor Kurzem ein für DDR Verhältnisse privilegiertes Leben. Nicht ganz freiwillig, denn ihr Mann Wilhelm – ein strenger Parteigenosse, der 16 Jahre älter ist als sie – erweist sich besonders in den letzten, krankheitsbehafteten Jahren seines Lebens, als fordernder Tyrann gegenüber Frau und Kindern. Fast scheint es eine Erleichterung, von dieser Last befreit zu sein. Als sie bei der Beerdigung schließlich auf ihre im Westen lebende Schwiegermutter trifft, spricht ihr diese Mut zu und wünscht ihr, dass sie sich wieder verlieben und ihr Leben endlich genießen soll. Doch wie hätte sie ahnen können, dass die Liebe bald wie ein Bombeneinschlag in ihr Leben eintreten sollte? Tragischerweise ist auch diese Beziehung nicht von Glück und Harmonie geprägt. Während Carina und Raphael einander bald hoffnungsvoll verfallen scheinen, hat die katholische Kirche alles andere als ihre Glückseligkeit im Sinn, die Beziehung scheint zum Scheitern verurteilt, bevor sie wirklich begonnen hat …

Hera Lind zeigt mit diesem Roman ein unheimliches Einfühlungsvermögen in die Gefühlwelt der Familien Kramer und von Ahrenberg obwohl sie diese während der Entstehung des Romans noch nicht von Angesicht zu Angesicht kennen lernen durfte. Geschickt verknüpft sie die oft tragischen Geschehnisse zu einer homogenen Geschichte, die den Leser sprachlos werden lässt. Wieder einmal darf man Einblick nehmen in die Machenschaften sowohl der Kirche als auch des ehemaligen DDR Regimes, die Abgründe öffnen, die Menschen verachtender kaum sein können.

Ich freue mich auf weitere Erlebnisse mit der Autorin, wer Hera Lind nur von ihren ganz frühen Romanen kennt, wird sie nicht wiedererkennen und vielleicht – wie ich – begeistert sein.

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