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Veröffentlicht am 10.03.2020

Als der Kaiser noch das Sagen hatte ...

Vergiss das mit der Liebe
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Unsere Protagonistin Käthe hat große Pläne. Eigenhändig hat sie – die sie gerade erst mit der Schule fertig geworden ist – ihre Zukunft für sich geplant. Ich war schwer beeindruckt, wie sie das alles für ...

Unsere Protagonistin Käthe hat große Pläne. Eigenhändig hat sie – die sie gerade erst mit der Schule fertig geworden ist – ihre Zukunft für sich geplant. Ich war schwer beeindruckt, wie sie das alles für sich in die Hand genommen hat. Doch sie hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Sie soll ihren beiden älteren Schwestern nach Amsterdam folgen und dort vor allen Dingen der armen Änne, die von jeher eher kränklich ist, unter die Arme greifen. Eine kleine Verkäuferin haben die Eltern nicht auf dem Schirm. Widerwillig macht sie sich auf den Weg in eine ihr so gar nicht passende Zukunft. Doch Käthe wäre nicht Käthe, wenn sie nicht auch diese Situation meistern würde … und dann kommt wieder alles anders als geplant. Der Erste Weltkrieg bricht aus und während zu Anfang die Männer noch jubelten, holt auch sie die Gewalt, Kälte, der Hunger und das Leiden der kriegerischen Tätigkeiten ein. Und gar mancher wird gar nicht mehr nach Hause kommen …

Die Autorin Emma Peters hat mit ihrem Debütroman ein kleines Meisterwerk kreiert, das mich bewegt zurückgelassen hat. Ganz ohne Kitsch und Schnörkel fängt sie das Leben der einfachen Leute vor guten hundert Jahren ein. Sie schafft ein emotionales Setting, von dem ich beim Lesen das Gefühl hatte, genau so muss es gewesen sein. Sie nimmt ihre Leser mit in das tägliche Leben im Ruhrpott und im fremden Amsterdam. Durch sie habe ich zum Beispiel gelernt was es heißt, Mutter so vieler Kinder zu sein, dass man sich eigentlich gar nicht um alle individuell kümmern kann. So kann dann auch Käthes Mutter ihre Liebe gar nicht breit genug streuen und konzentriert sich auf die kränkelnde Änne. War das Leben damals immer gerecht? Sicher nicht aber ich denke, auch Käthe konnte es trotzdem ausleben und am Ende wird alles gut, irgendwie ...

Mir hat der Roman ausgesprochen gut gefallen. Von mir gibt es fünf von fünf Sternen.

Ganz besonders beeindruckt hat mich auch dein Lebenslauf, liebe Emma. Die kleine Käthe scheint dir selbst nicht unähnlich zu sein. Geht nicht gibt’s nicht … ich hoffe, wir hören noch viel von dir!

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Veröffentlicht am 30.01.2020

Was bin ich? ... nein, hier geht es nicht um "Heiteres Berufe raten" ...

Das Geständnis meines Mannes
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Für dieses Buch eine Zusammenfassung schreiben zu wollen, scheint mir schier unmöglich, ohne zu viel zu verraten, deshalb muss ich es lassen. Gleich auf den ersten Seiten schreibt Eilish, eine der Hauptcharaktere ...

Für dieses Buch eine Zusammenfassung schreiben zu wollen, scheint mir schier unmöglich, ohne zu viel zu verraten, deshalb muss ich es lassen. Gleich auf den ersten Seiten schreibt Eilish, eine der Hauptcharaktere und Ehefrau von Luke Livingston, dass sie uns ihre Geschichte erzählen möchte und – Junge, Junge – sie nimmt kein Blatt vor den Mund. Während der ganzen Lesezeit dieses Romans fragte ich mich, wie ich mich verhalten hätte. Ja, ich frage mich sogar, ob meine eigene Familie das überstanden hätte.

Von der Autorin Charity Norman bin ich es gewöhnt, dass sie mich mit ihren Büchern fesselnd. Auch dieses Mal bin ich nicht enttäuscht worden. Sie schreibt auf eine ganz besondere Art, so dass mich sogar die Bücher von ihr beeindrucken, die vom Thema her nicht so wirklich interessant für mich sind. Mein Lieblingsbuch von ihr ist immer noch „Das Ende meiner Welt“, aber auch dieses braucht sich nicht zu verstecken. Freue mich schon auf neue Lektüre dieser tollen Autorin, die nach Uganda und England inzwischen Neuseeland ihre Heimat nennt.

Übrigens ist das Cover der deutschen Ausgabe sehr gut gelungen. Wer das Buch gelesen hat, wird verstehen, was ich damit meine.

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Veröffentlicht am 16.01.2020

Trau schau wem ...

Eisiges Herz
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Für Detective John Cardinals sind erstmal alle Fälle auf Eis gelegt, denn dieser letzte Tod betrifft ihn ganz persönlich. Er kann nicht glauben, dass seine Frau Catherine, die sich gerade in einer ihrer ...

Für Detective John Cardinals sind erstmal alle Fälle auf Eis gelegt, denn dieser letzte Tod betrifft ihn ganz persönlich. Er kann nicht glauben, dass seine Frau Catherine, die sich gerade in einer ihrer glücklichsten Phasen ihres Lebens befand, Selbstmord begangen haben soll. Er will diesem angeblichen Suizid auf den Grund gehen und verbeißt sich geradezu in seiner Aufklärung. Doch er ist nicht allein. Ein Fremder schickt ihm boshafte Beileidskarten und dann führt seine Spur auch noch ausgerechnet zu dem Psychiater seiner Frau. Die Abgründe, die sich ihm schließlich auftun, lassen einem das Blut in den Adern gefrieren …

Ich konnte mir nicht helfen aber beim Hören hatte ich ständig Verona Pooths Stimme im Ohr … „hier werden Sie geholfen …“ Wer das Hörbuch gehört hat, wird wissen, was ich damit meine. Es zu erläutern würde die Spannung nehmen. Eines kann ich aber mit Sicherheit sagen, dieser bereits vierte Band der Reihe um und mit Detective John Cardinal hat es wieder einmal in sich. Wie kann man als Autor auf solch perfide Gedanken kommen? Mich schaudert darüber nachzudenken, dass das wirklich alles genau so passieren könnte. Mal wieder ein spannender Thriller, der allerdings gegenüber dem Vorgänger ein klein wenig Luft nach oben hat. Bin sehr gespannt, wie es mit ihm, seiner Tochter und seiner Kollegin Lise Delorme weitergehen wird …

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Veröffentlicht am 24.10.2019

Diese Luft kann tödlich sein ...

Zirkusluft
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Der Autor Matthias P. Gibert entführte mich mit Kommissar Lenz und seinen Kollegen mal wieder in seine Wahlheimat Kassel. Auch mit diesem Kriminalroman zaudert Gibert nicht lange und präsentiert gleich ...

Der Autor Matthias P. Gibert entführte mich mit Kommissar Lenz und seinen Kollegen mal wieder in seine Wahlheimat Kassel. Auch mit diesem Kriminalroman zaudert Gibert nicht lange und präsentiert gleich auf den ersten Seiten die erste Leiche. Leiche Nummer zwei lässt nicht lange auf sich warten und schon stecken wir tief drin im kriminellen aber auch im politischen Sumpf Kassels, der drittgrößten Stadt des Bundeslandes Hessen. Wie immer geht es um politische Macht, an der auch der derzeit amtierende Oberbürgermeister, Noch-Ehemann der Geliebten von Kommissar Lenz, nicht unbeteiligt ist. Eine spannende Handlung und ein flüssiger, anschaulicher Schreibstil trugen auch in diesem dritten Teil unbedingt zum Lesevergnügen bei. Einen kleinen halben Punkt möchte ich dennoch für die hoffnungslos egoistische Maria abziehen, die bei mir – wo ich doch Lenz Fan bin – absolut keine Sympathiepunkte abgreifen konnte. Hoffentlich spielt Lenz bei diesem Spiel bald nicht mehr mit. Bin schon sehr gespannt auf die Folgebände!

Veröffentlicht am 29.08.2019

Steh auf, wenn du am Boden bist ...

Amalientöchter
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Inzwischen habe ich mich durch das gesamte Repertoire dieser sympathischen jungen Autorin gelesen und bin immer wieder aufs Neue begeistert. Joan Weng schafft es mit detaillierter Recherche, einer gesunden ...

Inzwischen habe ich mich durch das gesamte Repertoire dieser sympathischen jungen Autorin gelesen und bin immer wieder aufs Neue begeistert. Joan Weng schafft es mit detaillierter Recherche, einer gesunden Prise Humor und einem flüssigen Schreibstil ihre Leser in den Bann zu ziehen. Mit „Amalientöchter“ widmet sie sich diesmal einem ganz besonderen Thema, das in vielen Schulen oft eher vernachlässigt wird und es daher umso wichtiger ist, ihm volle Aufmerksamkeit zu schenken. Buchtechnisch befinden wir uns in den Jahren 1918/19, kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Der Hunger in der Bevölkerung ist groß, das Leid offensichtlich und dennoch ist der Kampfgeist bei vielen nicht gebrochen. Es muss wieder bergauf gehen für Deutschland! Immer mehr Frauen trauen sich hinter dem Herd hervorzutreten und sich zu behaupten. So auch die junge Protagonistin Klara. Es ist für sie nicht einfach, sich im konservativen Weimar Gehör zu verschaffen, so traut auch sie sich schließlich ins ferne Berlin zu reisen. Sie will die Welt erobern, sie will mit ihrer großen Liebe Fritz die Welt retten, doch was sie vorfindet, lässt ihre Augen einerseits leuchten und andererseits ist sie erschüttert ob des Hasses, der Gewaltbereitschaft und dem offensichtlichen Widerstand nicht nur aus Feindesreihen …
Die Autorin hat mich mit ihrem Roman absolut abgeholt und mir die Stimmung der frühen Weimarer Republik auf anschauliche Weise nahe gebracht. Neben Klara kamen auch couragierte Frauen wie Kiki, Fräulein Seidenmann und Martha zu Wort, die mir klar vor Augen führten, dass es sich lohnt auch mal aufzustehen und mutig zu sein.