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Veröffentlicht am 15.05.2020

Ein Blick hinter die deutsch-deutschen Kulissen ...

Margos Töchter
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Gestern habe ich dieses langersehnte Buch zu Ende gelesen und muss sagen, es lässt mich etwas ratlos zurück. Der Roman ist in drei Abschnitte aufgeteilt, von denen der erste Abschnitt, in dem es überwiegend ...

Gestern habe ich dieses langersehnte Buch zu Ende gelesen und muss sagen, es lässt mich etwas ratlos zurück. Der Roman ist in drei Abschnitte aufgeteilt, von denen der erste Abschnitt, in dem es überwiegend um Leonore, die Tochter Margo und Henris geht, der längste ist. Er beschreibt das Leben dieser rebellischen jungen Frau mit allen Höhen und Tiefen. Im zweiten Teil geht es um Clara, die Brieffreundin aus der DDR, die jedoch in jungen Jahren schon als Kundschafterin für das Regime in den Westen geschickt wird, ihr Kind im Stich lassen und noch so manch weitere Niederschläge einstecken muss. Abschnitt drei, der für mich bei Weitem emotionalste Teil des ganzen Romans, fügt schließlich die beiden ersten Erzählstränge zusammen. Er hat mich schwer beeindruckt und meine fast ein wenig negative Ansicht wieder ein wenig umgekehrt.

Ich möchte meine Beurteilung gerne mit einer positiven Note beginnen und der Autorin Cora Stephan ein großes Lob für ihre Recherche Arbeit aussprechen. Ich kann nicht zählen wie oft ich mich beim Lesen wieder selbst an Dinge erinnerte, die in den 70er und 80er Jahren in Deutschland passierten. RAF Terroranschläge waren an der Tagesordnung und der Ost-West-Konflikt immer wieder ein beliebtes Thema. Wie groß der Unterschied der Generationen doch damals war. Waren die Eltern und Großeltern noch geprägt vom Krieg, seinem Leid und den Entbehrungen so wollte die Jugend frei von allen Zwängen sein, demonstrieren und die freie Liebe leben. Ganz besonders berührten mich auch die Erinnerungen an den Reaktorunfall in Tschernobyl, dessen Auswirkungen deren unserer jetzigen Corona Krise nicht unähnlich waren.

Doch hier kommt jetzt leider auch mein Kritikpunkt. Ich fand diese großartige Grundlage zu einer spannenden Story ein wenig emotionslos verarbeitet. Teilweise las es sich für mich fast wie ein Sachbuch. Ich konnte weder mit Leonore noch mit Clara mitfühlen, streckenweise waren sie mir sogar richtig unsympathisch.

Dieses Manko macht die Autorin jedoch mit ihrem leider viel zu kurzen dritten Abschnitt aber dreimal wieder wett. Was hat sie für Emotionen und Gefühle in diese im Vergleich wenigen Teilen gepackt. So hätte der ganze Roman sein können … durch ihn erinnerte ich mich wieder, warum ich dem ersten Band „Ab heute heiß ich Margo“ damals die Bestnote mit einer bewundernden Rezension gegeben hatte. Dennoch von mir eine Leseempfehlung an alle, die wie ich gerne mal eine Zeitreise in die eigene Kindheit und Jugend machen.

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Veröffentlicht am 30.04.2020

Der Ignaz ist weg ... ich wittere die Mafia ...

Am Abgrund lässt man gern den Vortritt
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Der Inhalt dieser Lokalkrimifolge wird ja abdeckend im Klappentext beschrieben, hierzu brauche ich nichts hinzuzufügen. Zu den Kriminalfällen rund um Kommissar Jennerwein schreibe ich meistens auch keine ...

Der Inhalt dieser Lokalkrimifolge wird ja abdeckend im Klappentext beschrieben, hierzu brauche ich nichts hinzuzufügen. Zu den Kriminalfällen rund um Kommissar Jennerwein schreibe ich meistens auch keine ausführlichen Rezensionen, da mir die Bücher nicht tiefgründig genug sind um sie zu zerpflücken wollen. Das darf man aber keineswegs als negative Wertung betrachten, ist nur ein Erfahrungswert … aber ich möchte gerne zum Ausdruck bringen, dass mich dieser, vom Autor selbst gelesene Lokalkrimi, wie auch schon die Vorgängerbände, wieder gut unterhalten haben. Jörg Maurers skurriler Humor ist einfach klasse. Besonders gut fand ich zudem das Zusammentreffen mit dem sicher vielen Lesern und Hörern bekannten Allgäuer Kommissar Kluftiger. Im Gegenzug durfte nämlich auch Jennerwein in dessen Jubiläumsband mit einer kleinen Rolle aufwarten. Dieser zehnte Teil macht Lust auf mehr … bald schon wird es weitergehen für mich und Kommissar Jennerwein.

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Veröffentlicht am 14.04.2020

Nicht alles lässt sich nachholen ...

Wir holen alles nach
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Der Klappentext deckt den Inhalt dieses Buchs im Grunde genommen hervorragend ab. Was er dem Leser natürlich nicht vermitteln kann, sind die Gefühle, Probleme aber auch Glücksmomente, die die Protagonisten ...

Der Klappentext deckt den Inhalt dieses Buchs im Grunde genommen hervorragend ab. Was er dem Leser natürlich nicht vermitteln kann, sind die Gefühle, Probleme aber auch Glücksmomente, die die Protagonisten mit sich herumtragen. Da haben wir zum Beispiel Sina, die seit Jahren mit Schuldgefühlen kämpft, da sie im Alltag ihrem Sohn Elvis zeit- aber auch kraftmäßig nicht gerecht werden kann. „Wir holen alles nach“ scheint da Pseudoversprechen Nummer eins zu sein. Und was ist mit Ellen, die plötzlich feststellen muss, dass „Wir holen alles nach“ auf sie oft nicht mehr zutreffen wird. Sie ist nämlich im letzten Abschnitt ihres Lebens. Umso schöner scheint es daher für Elvis, Sina und Ellen, dass sie ein Stück des Weges gemeinsam gehen dürfen und dies wunderbar zu funktionieren scheint bis zu dem Tag, der das junge Leben von Elvis auf den Kopf stellt …


Auf einfühlsame Weise sucht die Autorin Martina Borger die Leben der Protagonisten nach Vorkommnissen ab. Was ist passiert? Warum darf Elvis nichts sagen? Welches Versprechen wurde ihm da abverlangt? Auf subtile Weise verführt sie uns zugleich dazu uns eine Meinung zu bilden, die wenig fundiert ist und aufzeigt, wie leicht die Menschen zu manipulieren sind. Die Geschichte endet schlussendlich in einer Art Happy End, das keineswegs eine heile Welt vorspielt und absolut kitschfrei ist. Gut gemacht, Frau Borger, aber an manchen Stellen hätte ich mir etwas mehr Tiefgang gewünscht. Ich finde, hundert Seiten mehr hätten dem Buch gut getan.

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Veröffentlicht am 07.04.2020

Starke Frauen mit tiefen Geheimnissen ...was in Belmonte wirklich geschah ...

Belmonte
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Belmonte … ein typisches kleines Dorf „an der Wade des italienischen Stiefels“ und die Schicksale starker Frauen … das versprach eine interessante Geschichte zu werden. Ich wurde nicht enttäuscht. Simona, ...

Belmonte … ein typisches kleines Dorf „an der Wade des italienischen Stiefels“ und die Schicksale starker Frauen … das versprach eine interessante Geschichte zu werden. Ich wurde nicht enttäuscht. Simona, eine junge Frau, die auf der Suche nach sich selbst und dem Geheimnis ihrer italienischen Familie ist, macht sich auf den Weg. Sie hatte nichts geahnt von dem kleinen Hof, den ihre verstorbene Großmutter ihr vermacht hatte und wurde mehr als positiv überrascht, als sie dort ankam. Aber warum hatte Franca ihr nie davon erzählt? Worin lag das Geheimnis um das Leben ihrer Vorfahren?

Schicht für Schicht entblättert Antonia Riepp – hinter der sich die bekannte Krimiautorin Susanne Mischke verbirgt – was damals geschah. Sie erzählt aus immer wieder unterschiedlichen Blickwinkeln das Leben von Teresa, der Urgroßmutter, die in dem kleinen Bergdorf wahrlichen keinen einfachen Stand im Leben hatte. Von Franca, der Großmutter, die als erste den Schritt nach Deutschland wagte und natürlich von Simona, die sich zwischen ihren beiden Nationalitäten hin und her gerissen fühlt. Besonders spannend fand ich die Beschreibungen um ein „Gastarbeiterleben“ in Deutschland aber auch die Schilderungen der noch tieferen Vergangenheit und der Gegenwart in Belmonte waren sehr gut gelungen. Es ist ein Roman, der Lust auf Reisen macht und Italien für mich zum Leuchten brachte. Eine Geschichte mal anhand des weiblichen Stammbaums erzählt, fand ich eine schöne Idee. Hiermit komme ich aber leider auch zu meinem kleinen Sternenabzug. Der Stammbaum in der vorderen Buchklappe gibt meiner Meinung vorab zu viele Informationen preis. Ich rate jedem potentiellen Leser, diesen nicht zu intensiv zu studieren.

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Veröffentlicht am 07.04.2020

Als Farben wählen die Suffragetten Violett, Weiß und Grün ...

Zeit des Mutes
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Ich muss ja gestehen, nachdem ich das Cover doch fast ein wenig kitschig fand, war ich dem Roman gegenüber sehr skeptisch gestimmt. Ich erwartete eine eher seichte Liebes- oder auch Nichtliebesgeschichte ...

Ich muss ja gestehen, nachdem ich das Cover doch fast ein wenig kitschig fand, war ich dem Roman gegenüber sehr skeptisch gestimmt. Ich erwartete eine eher seichte Liebes- oder auch Nichtliebesgeschichte mit dem Thema Frauenrechte als Hintergrund. Umso angenehmer wurde ich überrascht, wie gut mir dieses Buch dann doch gefiel. Und umso schöner fand ich dann auch zu erfahren, dass für die Covergestaltung die Farben der Suffragetten Bewegung verwendet wurden. Da hatte sich jemand ja richtig Gedanken gemacht.

Während die Protagonistin Emma zu Anfang recht naiv erscheint, mausert sie sich im Laufe der Geschichte zu einer starken Frau, die zu kämpfen weiß und sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt. Die Autorin versteht es, dem Leser zu vermitteln, wie schwer es durchaus auch gutsituierte Frauen hatten, ihr Leben selbst bestimmen zu dürfen. So gerät Emma nach ihrer Heirat und ihrem Umzug nach London vom Regen in die Traufe. Während ihr Leben in Deutschland von den Eltern geregelt und bestimmt wurde, übernimmt ihr Mann in England nun diese Aufgabe. Rein körperlich ist sie versorgt aber auf ihr Gefühlsleben wird keine Rücksicht genommen. Noch schwerer hat es da das Dienstmädchen Lucy, die nach einem Unfall, an dem sie vollkommen unschuldig war, ihre Stelle und somit ihren Lebensunterhalt verloren. Was bleibt ihr anderes übrig als zu kämpfen. Wie es der Zufall will, treffen die Beiden in London auf einander …

Als Frau möchte ich mich an dieser Stelle bei der Autorin bedanken, die dieses Thema, das sich im Jahr 2018 zum hundertsten Male jährte, aufgegriffen hat und ein klares, informatives aber auch spannendes Bild der damaligen Zeit gezeichnet hat. Sie hat mich wieder einmal daran erinnert, dass viele Frauen hart für das Wahlrecht gekämpft haben und umso mehr erschüttert mich dann immer, wenn ich von Wahlbeteiligungen von unter 40% höre, wie neulich bei unserer eigenen Bürgermeisterwahl. Die Menschen sollten sich schämen ihr eigenes Wahlrecht so mit Füssen zu treten.

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