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Veröffentlicht am 24.11.2023

Spannende Geschichte, die ein bisschen flüssiger und emotionaler sein könnte

Ein Zug voller Hoffnung
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Der 7-jährige Amerigo lebt zusammen mit seiner Mutter in einem der ärmsten Viertel von Neapel. Das Geld und Essen ist knapp, die beiden müssen für alles kämpfen. Das Verhältnis zu seiner Mutter ist nicht ...

Der 7-jährige Amerigo lebt zusammen mit seiner Mutter in einem der ärmsten Viertel von Neapel. Das Geld und Essen ist knapp, die beiden müssen für alles kämpfen. Das Verhältnis zu seiner Mutter ist nicht so herzlich und er geht lieber auf die Strasse als zu Hause zu sein. Als seine Mutter davon erfährt, dass es eine Initiative gibt, wo die Kinder für ein Jahr nach Norditalien gebracht werden, meldet sie Amerigo dort an. Im reichen Norditalien wird es der kleine Junge besser haben und hat genügend Nahrung für sein Wachstum. Zusammen mit anderen Kindern wird er untersucht und anschliessend mit einem Zug nach Bologna geschickt. Auch sein Freund Tommassino ist unter den Kindern, ein Freund der ihm wichtig ist. Mit seiner neuen Familie hat Amerigo einen Glücksgriff gemacht, er lebt sich gut ein und kann sogar die Schule besuchen. Als er eine Geige geschenkt bekommt, scheint sein Glück perfekt zu sein. Doch als er zurück zu seiner Mutter kommt, scheint das Glück weit weg zu sein…

‘Ein Zug voller Hoffnung’ erzählt die Geschichte des kleinen jungen Amerigo. Der Schreibstil ist eher holprig und es kommt das Gefühl auf, dass durch die Übersetzung einiges an Emotionalität verloren gegangen ist. Viola Ardone greift eine wahre Geschichte auf, die das Schicksal vieler Familien und Kindern geprägt hat. Eine spannende Geschichte, welche in der deutschen Fassung flüssiger und emotionaler hätte sein dürfen.

Amerigo als Hauptcharakter erlebt der Leser als kleiner Junge und als Erwachsener. Als Erwachsener merkt man ihm an, dass er einiges hinter sich hat und er sich dadurch aber nicht unterkriegen lässt. Auch als Junge geht er seinen Weg, lässt sich nicht einschüchtern und ist offen für neues. Seine Mutter hat ein grosses Schicksal zu tragen, die einen Teil ihres Verhaltens erklären. Doch das Verhalten gegenüber ihrem einzigen Kind fand ich recht sonderbar und herzlos. Mit ihr bin ich nicht wirklich warm geworden. Hingegen mit seiner zweiten Mama Derna verband ich schon sehr schnell Liebe und Herzlichkeit gegenüber Amerigo. So wie man sich eine Mama vorstellt.

Eine spannende Geschichte um eine wegweisende Reise, die mich aber nicht komplett überzeugen konnte.

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Veröffentlicht am 23.11.2023

Spannender Thriller mit einem brisanten Thema und unerwarteten Wendungen

Im Sturm der Macht
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Im Jahre 2028 wird Finnland von einer grossen politischen Krise heimgesucht. Die Flüchtlinge welche nach Finnland kommen, werden auf dem stillgelegten Kreuzfahrtschiff untergebracht und dürfen das Schiff ...

Im Jahre 2028 wird Finnland von einer grossen politischen Krise heimgesucht. Die Flüchtlinge welche nach Finnland kommen, werden auf dem stillgelegten Kreuzfahrtschiff untergebracht und dürfen das Schiff auf keinen Fall verlassen. Die finnische Regierung plant zudem sich der faschistischen Partei unter der Führung von Italien anzuschliessen. Doch bevor die Verträge unterzeichnet werden können, wird die finnische Ministerpräsidentin von einem Scharfschützen getötet. Die Lage scheint sich immer mehr zuzuspitzen. Währenddessen wird der frühere Ministerpräsident Leo Koski, der seinen Lebensmittelpunkt neu in Spanien hat, nach Finnland gelockt. Verkleidet und mit Perücke trifft er am Flughafen ein und wird von seinem Freund Ingvar abgeholt. Keiner sollte ihn erkennen, doch dieses Vorhaben scheitert. Leo hat die Vermutung dass er wegen dem Prozess gegen Emma Erola nach Finnland gelockt wurde, doch es verhält sich ganz anders. Als er die junge Studentin Sara kennen lernt, bleibt kein Stein auf dem anderen, den ihr Verdacht über das Geschehen tönt völlig absurd. Doch Leo kann den Verdacht nicht ignorieren und versucht die Zukunft Finnlands zu retten.
‘Im Sturm der Macht’ ist der zweite Band rund um Leo Koski. Ein spannender Thriller der den Leser an die Seiten fesselt und selbst raten lässt, was hinter allem steckt. Das Buch lässt sich auch gut lesen, ohne dass man den ersten Band kennt. Die für das Verständnis wichtigen Informationen werden bei den jeweiligen Stellen ausgeführt, so dass man als Leser nie das Gefühl hat irgendetwas zu vermissen. Die düstere und teilweise farbige Covergestaltung passt gut zum ersten Band und gibt so einen guten Wiedererkennungseffekt. Der Autor hat ein brisantes Thema gut in den Thriller integriert und überzeugt mit einem sehr spannenden Schreibstil.
Ingvar kam mir bereits seit Beginn eher komisch rüber. Ich konnte schlecht einschätzen, welcher Charaktertyp er bekleidet. Auf die eine Seite will er helfen, jedoch scheint er auch seine Geheimnisse zu haben. Das Gefühl, das er nicht mit offenen Karten spielt hat mich nicht mehr losgelassen. Leo hingegen ist ein sympathischer Mann, der sich nicht aus der Ruhe bringen lässt und ein offenes Herz hat. Er glaubt ständig an das Gute und hofft dass für ihn und Emma alles gut ausgeht. Die junge Studentin Sara wurde für mich erst greifbar, als sie zusammen mit Leo den Geschehnissen auf den Grund geht. Ihre Absichten waren zu Beginn nicht ganz klar, doch sie hat sich zu einem sehr spannenden Charakter entwickelt. Welches Wissen diese junge Frau hat, echt beeindruckend.
Ein gelungener Thriller der mit einem spannenden Schreibstil und unerwarteten Wendungen überzeugt.

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Veröffentlicht am 05.11.2023

Spannender historischer Roman zu Zeiten der Blockade des Berliner Westsektors

Die Kinder der Luftbrücke
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Zusammen mit ihren Kindern, ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester lebt Nora im Westsektor von Berlin. Ihr Mann wird nach dem Krieg nach wie vor vermisst und sein Schicksal ist unklar. Nora ist somit ...

Zusammen mit ihren Kindern, ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester lebt Nora im Westsektor von Berlin. Ihr Mann wird nach dem Krieg nach wie vor vermisst und sein Schicksal ist unklar. Nora ist somit auf sich alleine gestellt und muss die Familie irgendwie mit Lebensmitteln über die Runde bringen. Um Geld zu verdienen nimmt sie einen Job bei den US-Alliierten als Übersetzerin an. Doch als Westberlin komplett abgeriegelt wird bringt ihr auch das mühsam verdiente Geld nichts, um genügend Lebensmittel für ihrer Familie zu besorgen. Westberlin ist durch die Blockade komplett abgeschnitten und es gestaltet sich unmöglich die Versorgung der Einwohner sicher zu stellen. Doch die Alliierten haben eine Idee, die zwar komplett utopisch klingt, aber das Problem zumindest ein bisschen minimiert wird. Die Versorgung mit dem Lebensnotwendigsten soll auf dem Luftweg geschehen. Die sogenannte Luftbrücke wird ins Leben gerufen. Flugzeuge der Alliierten liefern Lebensmittel aus Wiesbaden an den Tempelhof in Berlin und sichern so das Überleben der West-Berliner. In ihrer Aufgabe als Übersetzerin wird Nora auch beigezogen, wenn die Lieferungen kontrolliert werden und sie lernt dabei den sympathischen Piloten Matthew kennen. Die beiden sind sofort angetan voneinander, doch Nora kann sich nicht wirklich darauf einlassen. Denn es ist immer noch die Frage im Raum, was mit ihrem Mann Joachim ist und ob sie ihren Kindern eine neue Liebe zumuten kann. Nora ist hin und her gerissen zwischen der Versorgung ihrer Familie und der Liebe zu Matthew.

‘Die Kinder der Luftbrücke’ ist ein spannender historischer Roman, der mit einem flüssigen Schreibstil überzeugt. Als Leser möchte man unbedingt wissen, wie die Geschichte um Nora weitergeht, aber auch wie sich die Luftbrücke entwickelt und ob sie die Idee ist, um das Versorgungsproblem zu lösen. Während dem Lesen hat man das Gefühl selbst mitten im Geschehen zu sein und fiebert mit Nora mit. Eine Zeit die mich sehr interessiert und auch schon viel darüber gelesen habe, dank diesem Buch habe ich jedoch wieder etwas total neues entdeckt.

Nora und ihre Familie sind sympathische Personen, die ein schwieriges Leben haben und sich trotzdem nicht unterkriegen lassen. Doch Nora könnte viel mehr nur für sich schauen, anstelle immer alles zu Hinterfragen und so ihr eigenes Glück hinten anzustellen. Die beiden Kinder könnten nicht unterschiedlicher sein. Veronika, die sich komplett verschliesst wenn ihr etwas nicht passt und ihr kleiner Bruder der sehr offen gegenüber von allem ist. Ihre Schwester Hanna hat ein grosses Herz, das ihr jedoch leider zum Verhängnis wird und alles in Frage stellt. Eine echte Nervensäge fand ich Inga, welche als Übersetzerin im Tempelhof arbeitet und sich immer in der Vordergrund stellt. Das ständige Ich-Gehabe und die Eifersucht sind völlig fehl am Platz und zerstören so einiges.

Ein gelungener Roman über eine schwere Zeit. Ein Muss für alle, die historische Roman lieben, welche zu Zeiten der Weltkriege spielen und gerne neue Details erfahren.

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Veröffentlicht am 01.11.2023

Angenehmer Auftakt zur neuen Krimiserie mit Fredrika Storm

Schwarzvogel
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In Fredrika Storm’s Heimat ertrinkt eine junge Frau im zugefrorenen See. Was zuerst als tragischer Unfall aussieht entpuppt sich als möglicher Mord. Fredrika ist erst wieder in ihr Heimatdorf Harlösa zurückgekehrt, ...

In Fredrika Storm’s Heimat ertrinkt eine junge Frau im zugefrorenen See. Was zuerst als tragischer Unfall aussieht entpuppt sich als möglicher Mord. Fredrika ist erst wieder in ihr Heimatdorf Harlösa zurückgekehrt, nachdem sie einige Jahre in der Grossstadt verbracht hat. Zusammen mit dem Ermittler Henry startet sie die Ermittlungen im Fall von Nomi Peddersen. Im Dorf ist Nomi jedoch nicht sonderlich bekannt, da sie erst vor kurzem hergezogen ist. Entsprechend gestaltet es sich schwierig an Informationen zu kommen, die die Ermittler weiterbringen. Zusätzlich wird Fredrika mit ihrer Vergangenheit und ihrer Familie konfrontiert, die auch verdächtigt werden. Trotz Befangenheit darf sie weiterermitteln und kommt dank ihren Beziehungen an Informationen, die ansonsten nicht zugänglich wären. Doch auch dadurch kommen die Ermittlungen nicht wirklich weiter und es besteht die Gefahr dass die Ermittlungen eingestellt werden müssen. Doch das ist für Fredrika keine Option.

‘Schwarzvogel’ ist der Auftakt der Krimireihe rund um Fredrika Storm und Henry Calment. Ein angenehmer Krimi, der mit einem spannenden Schreibstil besticht. Wer kurze Kapitel mag wird dieses Buch lieben. In der Familie von Fredrika gibt es sehr viele Personen und den Überblick zu behalten gestaltet sich schwierig. Ein Personenverzeichnis wäre hierzu wünschenswert und würde Klarheit bringen. Das Dorf-Feeling kommt sehr gut rüber und als Leser kann man sich gut in die Geschichte und deren Verstrickungen reinversetzen.

Mit Fredrika ist der Autorin eine sympathische Hauptprotagonistin gelungen. Sie verfolgt ihre Ziele, wobei sie sich auch selbst in Gefahr bringt und lässt sich von nichts und niemanden davon abbringen. Ihre impulsive Art kommt jedoch nicht immer gut an und bescherte ihr in der Vergangenheit auch schon Probleme. Ihr Partner Henry wird im Laufe der Geschichte immer zugänglicher und kümmert sich um Fredrika, auch wenn er nicht alle ihre Schritte gut findet. Die beiden geben ein sehr harmonisches Ermittlerpaar und man darf gespannt sein wie sich die beiden weiterentwickeln.

Ein angenehmer Krimi der Verwirrungen und Überraschungen bietet. Der Auftakt zur Krimireihe ist gelungen und man wartet gespannt auf weitere Fälle von Fredrika und Henry.

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Veröffentlicht am 21.10.2023

Emotionale Geschichte eines Jungen auf der ständigen Flucht

Das einzige Kind
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Der kleine Djoko lebt mit seinen Eltern abgeschieden auf einer Lichtung, zusammen mit einer anderen Familie. Sein Tate, wie er seinen Vater nennt, ist oft im Wald auf Jagd und er ist mit seiner Mame alleine. ...

Der kleine Djoko lebt mit seinen Eltern abgeschieden auf einer Lichtung, zusammen mit einer anderen Familie. Sein Tate, wie er seinen Vater nennt, ist oft im Wald auf Jagd und er ist mit seiner Mame alleine. Immer wenn er ungehorsam ist, wird er von seiner Mame mit Schlägen bestraft. Als die Ustacha-Armee auf dem Vormarsch ist, müssen sie ihr geliebtes Heim fluchtartig verlassen und finden bei Mame’s Vater Unterschlupf. Doch auch da sind sie nicht sicher und bei einem Bombeneinschlag wird der 5-jährige Djoko zum Vollwaisen. Selbst schwer verletzt sucht er Hilfe und befindet sich ab diesem Zeitpunkt ständig auf der Flucht. Nirgends ist er sicher und sein junges Leben ist geprägt von Flucht, Angst und immer einem kleinen Teil Hoffnung. Auf der Flucht trifft er auf liebevolle Menschen, die sich um ihn kümmern und ihm in seiner schwierigen Situation helfen. Viele Menschen finden gefallen an dem kleinen, hübschen Djoko, was ihm seinen Weg ebnet. Eine ereignisvolle Flucht, die den kleinen Jungen bis nach Österreich führt beginnt.

Die wahre Geschichte von Djoko, begeistert den Leser bereits ab der ersten Seite. Auch wenn die Geschichte sehr traurig ist, möchte man den Weg von Djoko erfahren. Hera Lind begeistert mit einem spannenden und flüssigen Schreibstil, welcher die Leser nur so durch die Seiten fliegen lässt. Die Dankesworte von Djoko resp. Franz am Schluss sind sehr bewegend und zeugen von Menschen, denen das Leben eines kleinen Jungen wichtig ist. Gut fand ich, dass bei den einzelnen Kapiteln immer die Jahreszahl vermerkt war, so konnte man die Geschehnisse zeitlich gut einordnen.

Djoko ist ein starker kleiner Junge, der bereits in jungen Jahren viele liebgewonnene Menschen loslassen muss. Er hat einen grossen Durchhaltewillen, der ihn dorthin bringt, wo er heute ist. Schwierig vorzustellen, wie man ohne Schuhe kilometerweit bei den widrigsten Bedingungen flüchten kann. Da ist es durchaus verständlich, das man auch mal nicht mehr mag und einfach aufgeben möchte. Doch das Aufgeben passt nicht zum Charakter von Djoko, dem kleinen, kämpferischen Jungen.

Ein bewegender und emotionaler Roman, der den Leser fesselt und gleichzeitig ungläubig dastehen lässt. Ich kann die Geschichte des kleinen Djokos sehr weiterempfehlen, auch wenn sie teilweise sehr grausam ist.

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