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Veröffentlicht am 07.03.2022

Skurrile Anekdoten aus dem Familienalltag.

Meine kleine Welt
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66 Kurzgeschichten aus dem Familienalltag, die Ewald Arenz sie liebevoll als „Vignetten“ bezeichnet hat und aus der Sicht von seinem Alten Ego Heinrich erzählt. Mit viel Witz und Ironie berichtet Arenz ...

66 Kurzgeschichten aus dem Familienalltag, die Ewald Arenz sie liebevoll als „Vignetten“ bezeichnet hat und aus der Sicht von seinem Alten Ego Heinrich erzählt. Mit viel Witz und Ironie berichtet Arenz über (s)eine fünfköpfige, Katzenbesitzende, beinahe normale Familie. Der dreijährige Otto ist der kleinste in der Bande, der fast immer gutgelaunt ist, aber wenn es ihm nicht passt, einfach seine Spielzeugfiguren ins Klo wirft. Die dreizehnjährige, gern Feministin, Philly steckt mitten in der Pubertät und nörgelt, wo es geht. Der siebzehnjährige wahlweise Monarchist und Traditionalist Theo ist großer Fan von Bismarck und Bier. Die ewige dreißigjährige Juliane ist Vollzeitmama, die neben ihrem Aufräumdrang ein Hobby hat, nämlich stundenlang telefonieren. Zwischen all den Alltagschaos lebt gefühlt hundert-zwölfjährige Halbzeit-Geschichtslehrer, Autor und 3,5-fache, die Katze bitte nicht vergessen, Heinrich.

Diese Kurzgeschichten sind dieselben Storys Ewald Arenz in seiner Kolumne „Meine kleine Welt“ zwischen 2007/2010 für die Nürnberger Nachrichten geschrieben hat. Allerdings wer von Arenz was gelesen hat, wird hier enttäuscht sein. Die Geschichten sind ziemlich kurz und enthält viele witzige Dialoge, von Tiefgang also gibt es keine Spur. Das Buch liest sich eher wie eine Familienkomödie. Einige Szenen sind wirklich lustig, die andere wirkten mir wiederum sehr künstlich und unrealistisch.

Es ist ein amüsantes, leicht lesbares, kurzes Buch und geeignet für die LeserInnen, die lustig, lockere Kurzgeschichten mögen.

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Veröffentlicht am 04.03.2022

Ein dünnes, dafür aber sehr intensives Büchlein. Wortgewaltig, poetisch, melancholisch

Blinder Spiegel
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Ohh Lui... wo soll ich mit dir anfangen hmm? Wusstest du, dass man bei einigen Glauben denkt, bevor ein Baby geboren wird, sein Schicksal auf seiner Stirn geschrieben bekommt? Und man so leben wird, wie ...

Ohh Lui... wo soll ich mit dir anfangen hmm? Wusstest du, dass man bei einigen Glauben denkt, bevor ein Baby geboren wird, sein Schicksal auf seiner Stirn geschrieben bekommt? Und man so leben wird, wie es einem schon ab dem ersten Herzschlag vorgeschrieben wurde? Dein Schicksal, lieber Lui, hat es mit dir nicht immer gut gemeint und von dir, ein mit Liebe erzeugtes Kind, einen ruhelosen Mann gemacht. Deine Rastlosigkeit ist wie die Grüne Punkte auf deinem Lotsen-Monitor, blinkende Flugzeuge, die immer weiter fliegen, um am Ende landen zu können. Auf welchem Hafen bist du denn gelandet, Lui?

Du hast mir über deinen letzten Lebensorten erzählt und ich weiß, dass du nirgendwo Halt findest. Umso mehr war ich glücklich, als du mir aus deiner Pariser Wohnung aus über in einem gelben Regenmantel gehüllter, Rotgestiefelter Jungen Frau berichtest hast. Doch deine Erzählungen waren düster sogar manchmal dunkel Grau und mir wurde klar, dass diese Farbtupfern auch was Verlorenes in sich haben. Ja Lui, ich habe Elle genauso ans Herz geschlossen wie dich. Mir war am Anfang schleierhaft wie eine verheiratete Frau so einfach auf eine Affäre stürzten konnte, aber je weiter ich deine Zeilen gelesen und fast all deine Sätze mit Gelb markiert hab, kann ich deine Gefühle nur mit deinen Worten zurückgeben: "Alle Gegenwart ohne die Gewichte der Vergangenheit ist so leicht und betörend wie ein Gas. Und doch ist sie ohne das Gestern zerbrechlich wie Glas."

Lieber Lui, glaub mir, ich habe mit dir und mit Elle geliebt, geweint, gelitten... Ich wünschte, ich wäre wie der Taxifahrer Boubou an Ort und Stelle, um euch zu helfen. Aber ich bin trotzdem mit euch zwischen den Grabsteinen geschlendert, hab buttrige frisch gebackene Crousountsduft geatmet und französischen Wein getrunken. Es war eine sehr kurze, dafür sehr intensive Reise. Danke für deine Zeile, lieber Lui. Au Revoir mein Freund...

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Veröffentlicht am 01.03.2022

Genussvoll und einzigartig.

Butter
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Manako Kajii liebt gutes, vor allem buttriges Essen, aber leider kam sie in letzter Zeit nicht zum Genuss von Butter. Nicht, weil die Butter in Japan momentan knapp und mittlerweile ein Luxusgut ist, sondern ...

Manako Kajii liebt gutes, vor allem buttriges Essen, aber leider kam sie in letzter Zeit nicht zum Genuss von Butter. Nicht, weil die Butter in Japan momentan knapp und mittlerweile ein Luxusgut ist, sondern weil sie wegen dreifachem Mordes im Gefängnis sitzt. Manako soll eine Heiratsschwindlerin sei und die Männer mit ihrer Kochkünste verführt und ermordet haben. Allerdings bestreitet sie es und sorgt mit ihrem pummeligen Körper mehr Schlagzeilen als ihre angeblichen Taten. Die Journalisten Rika, die über Manako viel gelesen und sie mehrfach kontaktiert hat, bekam, dank eines Tipps von ihrer Freundin Reiko, eine Zusage von Manako für ein Besuch, unter eine Bedienung: Sie sollen nur über Essen reden. Rika, die unbedingt auf ein exklusives Interview über sie veröffentlichen möchte, willigt sich ein. Doch die ganze hat keinen süßen buttrigen Geschmack...

„Butter“ ist wie eine genussvolle, kulinarische Japan Reise, die beim Lesen einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt und Heißhungerattacken verursacht! Viele Kochkünste und Rezepte ziehen ganzes Buch entlang. Doch es geht hier nicht nur um die Kulinarik, vielmehr um Kultur, Gesellschaft und besonders um uns Frauen. Denn die japanische Autorin hält einen Spiegel vor unsere Nasen und fragt: Wer schreibt die Regeln über uns Frauen? Wer entscheidet, wie viel wir wiegen, was wir anziehen, wann wir lachen und worüber wir reden sollen? Sehr gut gelungene Gesellschaftskritik, wie ich es fand! Außerdem hat der Roman hat einen hauch Krimi-Anteil, sodass man nicht nur über Essen liest, sondern mit Neugier die Protagonistin Rika begleitet. Sehr geschickt, leicht verständlich und wegen vieler hautnahen Beschreibungen über Essgenuss irgendwie auch sinnlich verbindet Asako Yuzuki drei völlig verschiedene Themen zusammen. Allerdings für meinen Geschmack ist die Geschichte bis zur Mitte etwas zu wenig buttrig, denn bis mich die Story an sich ziehen konnte, ist die ganze geschmolzene Butter sehr langsam über jedes Reiskorn gelaufen. Ich habe es gern gelesen und bin hinterher sehr dankbar in einer Gesellschaft zu leben, die Frauen mit Respekt verhandeln wird und mit reden dürfen!

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Veröffentlicht am 24.02.2022

Unwirklich, toxisch, nervig

Unser wirkliches Leben
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Die 24-jährige Gesangstudentin Anna wächst sehr behütet auf eine ländliche Gegend von England auf. Sie erfüllt durch einen Stipendium ihren Traum und macht eine Ausbildung zur Opernsängerin auf einer der ...

Die 24-jährige Gesangstudentin Anna wächst sehr behütet auf eine ländliche Gegend von England auf. Sie erfüllt durch einen Stipendium ihren Traum und macht eine Ausbildung zur Opernsängerin auf einer der Londons renommierten Konservatorium. Weil sie von ihren Eltern keine Finanzielle Unterstützung bekommt, wohnt sie mit ihrer Freundin in einem Zimmer zusammen, arbeitet in einer Bar als Jazzsängerin. Eines Abends, als sie mit ihre Auftritt fertig wurde, lernt Anna bei einem Drink den 15 Jahre älteren Max kennen. Max ist ein erfolgreicher Banker, Charmant und wohlhabend. Er verführt sie zum Essen, lädt sie auf seinem feinem Apartment ein und die beiden verwickeln sich einen Winter lang in einem sexualen Beziehung ein.

Wie viele Klischees kann eine Story ertragen? Dies war die Frage, die ich mir beim lesen immer wieder gestellt habe. Ein armes Mädchen trifft ein reichen Mann! Ich weiß es nicht, wie oft ich solcher Art von Büchern gelesen hab, aber meiner Meinung nach, nach der Shades of Grey Reihe sprießen solche Geschichten wie Pilze auf dem Waldboden. Klar, gibt es Leserinnen, welche darüber lesen möchten und natürlich gibt es Menschen, die solche Beziehung selbst erleben/erlebt hatten, allerdings solche Geschichten, Grund der Alter die Protagonistin, haben eher Jüngere Lesekreise und genau da habe ich meine bedenken.

Crimps Schreib/Erzählstil ist sehr gewöhnungsbedürftig und wenn man denkt, wo man nicht nur über Annas alltägliche Erlebnisse liest, sondern auch in ihre Gedanken eintaucht, macht das ihre Verzicht von Satzzeichen bei Wörtlicher-Rede alles auch nicht besser. Sie listet die Gespräche ohne irgendwelche Merkmale, wer gerade redet, hintereinander, sodass ich die Dialoge teilweise mehrfach lesen musste, um sie zu verstehen. Es hat mich nicht nur verwirrt, sondern auch extrem ermüdet. Erzählt wird die ganze nur aus Annas Sicht. Anna ist eine sehr komplizierte Figur und ihre Gedanken und Gefühle schwanken zwischen den Zeilen. Man versteht gar nicht, warum sie sich so wie ein kleines Mädchen gegenüber Max benehmt. Hier fehlt definitiv Maxs Betrachtungsweise!

Eine Geschichte, welche meine Erwartung nicht erfüllt hat und ich mit mir und mit dem Buch ganze Zeit gekämpft hab. Einerseits wollte ich abbrechen, anderseits gern wissen, wie es das ganze enden würde. Jetzt, nach dem ich mich über eine Woche lang damit gequält hab, kann ich sagen: auch wenn ich das Buch abgebrochen hätte, hätte ich nicht viel verpasst! Denn alles entwickelt haargenau so, wie ich mir gedacht habe. Allein und Einzig aus diese Geschichte waren die Opernszenen, welche Anna geprobt/gespielt hat, haben mir gut gefallen und daher kann ich leider das Buch nur an die Leser
innen empfehlen, die die toxischen Beziehungsgeschichten lesen mögen. 2,5 Sterne gerundet auf 3

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Veröffentlicht am 22.02.2022

Außergewöhnliches Setting, authentische Charaktere, originelle Story

Liebe beginnt, wo Pläne enden
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Kristin... Anfang vierzig, Ehefrau und Mutter von zweier Töchter. Eines Tages ganz zufällig, beim Brötchenholen, erfährt sie, dass ihr Mann Carsten eine Geliebte hat. Anstatt ihn zur Rede zustellen, behält ...

Kristin... Anfang vierzig, Ehefrau und Mutter von zweier Töchter. Eines Tages ganz zufällig, beim Brötchenholen, erfährt sie, dass ihr Mann Carsten eine Geliebte hat. Anstatt ihn zur Rede zustellen, behält Kristin ihr Geheimnis erstmals für sich und versucht sie sich sortieren. Doch als Carsten den heißersehnten Sommer/Familienurlaub wegen seiner Arbeit absagt, beschließt Kristin in kurzerhand, über die Sommerferien an dem Projekt teilzunehmen, welches ihr bester Freund auf den Beinen gestellt hat. „Gelebte Geschichte“ heißt das Konzept, in dem Kristin mit ihren Töchtern Liv und Maja 6 Wochen in ein Freilichtmuseum verbringen möchten. 6 Wochenlang leben wie in 18. Jahrhundert. Ohne technischen Hilfsmitteln, kein fließendes Wasser, kratzigen Klamotten, körperliche harte Arbeit und ein Bauernhaus aus dem Jahr, in dem vier völlig fremde Menschen und vier Kindern zusammen leben müssen. Eine buntgemischte Gruppe, die auf den ersten Blick gar nicht zusammen passen, aber trotzdem zusammenhalten. Bis nach paar Tagen einer neuer dazu kommt. Ein charmanter Mann, der Kristins Vorhaben durcheinanderbringt...

Wer hier durch das Cover und wegen dem Titel eine rosa-rote Liebesgeschichte erwartet, muss ich leider denjenigen enttäuschen. Klar, geht es auch um Liebe, allerdings sehr dezent und genau auf dem richtigen Ton, wie man es halt von einer 42-Jährigen Mutter erwartet. Die Autorin hat eher viele tiefgründige Themen, wie unsere Konsumverhalten, Eheleben aus verschiedenen Aspekten, Pubertät, Homosexualität etc. gegriffen, welche mich beim lesen sehr nachdenklich gemacht hatten. Mit ihren facettenreichen Charakteren, nimmt Poppe sehr authentisch und originell ihre Leser*innen in ein Freilichtmuseum mit, veranstaltet nicht nur eine Zeitreise mit denen, sondern lässt bei all dem teilnehmen. Ihr Schreibstil ist leicht, sodass ich ohne Verständnisprobleme zwischen den Seiten fliegen konnte und ihre Erzählstimme trifft genau mein Humor. Ich habe das Buch teilweise unter Lachkrämpfe gelesen!

Es ist ein lebendiger Unterhaltungsroman mit vielschichtigen Figuren und außergewöhnliches Setting. Wer eine humorvolle, aber tiefgründige Geschichte sucht, ist hier genau richtig.

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