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Veröffentlicht am 06.06.2022

Sehr offenherzig. Ein Muss für Slimani Fans!

Der Duft der Blumen bei Nacht
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Leïla Slimani...40 Jahre alt, französisch-marokkanische Schriftstellerin, geboren und gewachsen in Rabat/Marokko. Mit 18 Jahren ging sie nach Paris, studiert Medien und Politik und arbeitet als Journalistin. ...

Leïla Slimani...40 Jahre alt, französisch-marokkanische Schriftstellerin, geboren und gewachsen in Rabat/Marokko. Mit 18 Jahren ging sie nach Paris, studiert Medien und Politik und arbeitet als Journalistin. Sie ist einer der wichtigsten literarischen Stimmen Frankreichs und wurde sie mit ihrer Kurz-Psyche-Thriller „Dann schlaf auch du“ mit dem Prix Goncourt, der wichtigste französischer Literaturpreis, ausgezeichnet. Mit ihrem letztem autobiografischen Roman „Der Duft der Blumen bei Nacht“ nimmt sie uns nach Venedig, genauer gesagt in Punta della Dogana mit. Ein Museum, die wir mit Slimani eine Nacht lang barfuß besichtigen dürfen. Eine Nacht auf einer ungewohnten Umgebung, allein auf sich gestellt und in die Einsamkeit gehüllt, taucht sie in ihren Kindheitserinnerungen ein. Mit ihrer unverwechselbarer ruhige aber ausdrucksstarke Sprache gewährt sie uns sehr persönliche Einblicke. Sehr ehrlich, stellenweise tief berührend und immer wieder durch Selbstironie geschmückte Texte ein Lächeln verzaubernd, lässt Leïla Slimani über ihre Schultern gucken.

Wer, wie ich, die Bücher von Slimani liebt und schätzt und gern wissen möchte, wie sie die Geschichten schreibt, muss dieses Buch unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 05.06.2022

Distanziert aber gut

Das Leben eines Anderen
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Akira Kido... Ende dreißig, verheiratet, Vater eines vierjährigen Sohnes und Scheidungsanwalt. Schon acht Jahre her, dass Kido seine Klientin Rie bei ihrer erster Scheidung unterstützt hat. Nun wendet ...

Akira Kido... Ende dreißig, verheiratet, Vater eines vierjährigen Sohnes und Scheidungsanwalt. Schon acht Jahre her, dass Kido seine Klientin Rie bei ihrer erster Scheidung unterstützt hat. Nun wendet sich Rie zum zweiten Mal an Kido, nur diesmal gibt es kein Trennung, sondern ein Todesfall. Ries zweite Ehemann, mit dem sie vier Jahre verheiratet war, stirbt plötzlich und nach seinem Tod erfährt Rie, dass ihr Mann nicht derjenige war, der sie geglaubt hat: sein Name, seine Vergangenheit, seine Personalakte, sein da-sein... alles ist gefälscht. Kido, selbst mit seinem Leben und mit seiner Ehe hadert, fängt an, den Fall recherchieren und deckt dabei ein komplexes System von Identitätstausch auf.

Vornweg: wer hier wegen der Thematik eine Kriminalgeschichte hofft, muss ich die diejenige enttäuschen. Es geht zwar um die Suche von der Herkunft von Ries verstorbenen Ehemann, doch die Story bietet viel mehr. Unter anderem thematisiert der Autor die Beziehungen zwischen Japaner und Koreaner, was ich sehr interessant fand. Allerdings dies oder andere Handlungen wurden nicht durchgehen in der Erzählung eingebaut. Man muss hier einiges zwischen den Zeilen lesen, dafür viel Geduld und Aufmerksamkeit mitbringen. Persönlich lese ich sehr gerne japanische Literatur, dementsprechend habe ich keine Schwierigkeiten mit den Dialogen oder mit den Namen. Doch wer bis jetzt ganz wenig oder gar keine Romane aus Japan gelesen hat, ist dieses Werk nicht als Einstiegsbuch geeignet. Denn der Schreibstil von Keiichirō Hirano ist recht sachlich, beinahe kühl, wodurch die einige Textabschnitte für uns Europäer befremdlich wirken können.

Trotz meine Kritikpunkte habe ich das Buch sehr gerne gelesen und kann es an die Japan und japanische Literatur Liebhaber nur ans Herzlegen.

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Veröffentlicht am 01.06.2022

Lou und der Bär

BÄR
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Die Bibliothekarin Lou wurde von ihrer Institut nach Norden des Kanadas auf eine Flussinsel geschickt, um dort in für staatlichen Bibliothek geerbten Haus die Bücher katalogisieren. In einem Haus ohne ...

Die Bibliothekarin Lou wurde von ihrer Institut nach Norden des Kanadas auf eine Flussinsel geschickt, um dort in für staatlichen Bibliothek geerbten Haus die Bücher katalogisieren. In einem Haus ohne jegliche Zivilisation und dazu gehörende Bär, deren Existenz sie erst auf dem Insel erfährt, wurde sie allein auf sich gestellt. Lou, die normalerweise eher unterwürfig und zurückhaltend lebt, musste sie sich nicht nur im rauen Natur zurechtfinden, sondern auch um den Bären kümmern. Einen Sommer lang lebt Lou und der Bär zusammen, nähern sie sich Stück für Stück an und als sie den Insel verlässt, ist sie nicht mehr die selbe Lou, die sie vor Monaten war...

Bereits in 1976 erschien „Bär“ von Marian Engel- die 1985 im Alter von 52 gestorben ist- wurde damals mit dem „General Gouverneurs Award“, dem wichtigsten literarischen Preis Kanadas, ausgezeichnet und bis heute einer der wichtigsten Romanen Kanadas gilt. Ich muss zugeben: bis diese Neuentdeckung vom BTB Verlag, war das Buch mir unbekannt und ob ich was verpasst habe, bin mir nicht so sicher. Denn ich habe es zwar gern gelesen, aber einige Schilderungen waren für mich doch etwas bizarr. Im Nachwort heißt es, dass die bestimmte Szene hier ganz bewusst geschriebenen worden, um realistisch zu wirken, also nichts mit Fantasie oder mit Fanatismus zu tun. Und ja.. Marian Engel hat wirklich ein lebensechten Schreibstil, denn Bär ist ein Bär, der gern mal Maden aß, auf seinem Hinterlassenschaft saß, furzt und rülpst und ich hatte das Gefühl, all das zu riechen. In eine feministische Geschichte solche Bemerkungen sein muss, ist Geschmackssache, über die man ewig diskutieren kann. Was mich allerdings wirklich gestört hat, ist: Bezeichnung der indigenen Völkern mit dem I-Wort. Das kann sein, dass dieses Buch fast 50 Jahre alt ist, meiner Meinung nach, suchen in einer Story wo es um die Selbstfindung von einer Frau geht, rassistische Wörter nichts.

„Bär“ ist ein starker Roman über eine Frau, die selbst unterdrückt und durch Einsamkeit in der Natur und durch einen Bär ihr anderes „ich“ entdeckt hat. Ein Buch, welches durchaus lesbar ist, aber von meiner Seite ist nicht unbedingt ein wichtiges literarisches Werk, dass man unbedingt lesen muss.

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Veröffentlicht am 01.06.2022

Sehr mutige Story

Kangal
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Kangal: Der in Anatolien/Türkei verbreiteter Herdenschutzhund. Wachsam, Ausgeglichen, Selbstbewusst, treu und ohne jegliche Aggressivität. Doch wenn es um Schutz von seiner Herde geht, kann er sehr bedrohlich ...

Kangal: Der in Anatolien/Türkei verbreiteter Herdenschutzhund. Wachsam, Ausgeglichen, Selbstbewusst, treu und ohne jegliche Aggressivität. Doch wenn es um Schutz von seiner Herde geht, kann er sehr bedrohlich sein.
Kangal1210: Deckname von einer jungen Türkin. Engagiert, Entschlossen, Zielbewusst, Mutig. Wenn es um hart auf hart kommt, beinahe furchtlos. Beinahe..

Schon seit Jahren spüren Dilek, ihr Freund Tekin und deren Freunde die Veränderungen in der Türkei. Nach dem Putschversuch in 2016 war es dann endgültig vorbei mit der Meinungsfreiheit. Wer gegen die Regierung kritisch äußert, kriegt seine Strafe. Dilek ist Kangal1210. Kangal1210 ist eine oppositionelle und aktiv auf dem verbotenen Sozialnetzwerken. Als ihre lesbische Freundin ins Gefängnis landet, fürchtet Dilek um ihr Leben. Sie steigt in das erst beste Flugzeug und flüchtet nach Deutschland. In Frankfurt besucht sie ihre Cousine Ayla, die früher wie ihre Schwester war. Doch die Zeiten, die beiden jede Sommerferien zusammen gebracht haben, sind vorbei und wenn noch der Politik dazwischen kommt, gehen nicht nur Meinungen auseinander...

Unerschrocken, manchmal knallhart, doch überwiegend nüchtern und zynisch erzählt Schentke über die jungen Türken, die in der heutigen Türkei und in Deutschland leben. Wenn man als türkeistämmige Mensch im Ausland dortigen Ereignisse folgt, versteht man alles nicht so recht. Man achtet zwar schon was und mit wem man redet, aber die Auswirkung ist halt nicht wirklich wie in der Türkei. Mir ist die Thematik bekannt, daher kann ich es auch eins beurteilen, und zwar: Die Autorin trifft hier den exakten Ton von einige türkische Bürger*innen sowohl im Inland und Ausland erleben. Doch meine Meinung nach konnte die Autorin aus diesem Thema mehr herausholen. Denn das Buch hat gerade mal 200 Seiten und die Kapitel sind zu kurz, um aus drei Perspektiven erzählten Story gefühlsvoll hineintauchen zu können. Mir hat hier die Tiefe gefehlt. Nichtsdestotrotz... es ist eine sehr mutige Geschichte, besonders für diejenigen, die diese Thematik nicht kennen, sehr interessant und Meinungsbildend sein kann.

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Veröffentlicht am 01.06.2022

Bildgewaltig, spannend, berührend

Wo die Wölfe sind
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Schon zwei Jahre her, dass ich McConaghy's Debütroman „Zugvögel“ mit großer Begeisterung gelesen hab, daher war meine Erwartung zu hoch und hab mich mit Fingerspitzen an das Buch herangetastet. Doch meine ...

Schon zwei Jahre her, dass ich McConaghy's Debütroman „Zugvögel“ mit großer Begeisterung gelesen hab, daher war meine Erwartung zu hoch und hab mich mit Fingerspitzen an das Buch herangetastet. Doch meine Sorgen waren umsonst, denn die australische Autorin bleibt an ihre Passion treu und erzählt wieder über die Natur, Tierwelt und menschliche Psychologie.

Diesmal nimmt Charlotte McConaghy uns mit Ihrer Protagonistin Inti Flynn in das schottische Hochland. Die junge Biologin und ihr Team lieben und leben mit den Wölfen und wollen nur eins: Die wilden Tiere wiederanzusiedeln und damit auch Jahrzehnt zerstörten Landschaft retten. Doch die Highlander teilen deren Begeisterung nicht und äußern sie sich nicht nur öffentlich skeptisch, sondern stellen die bei jeder Gelegenheit Intis Taten auf die Goldwaage. Obwohl Inti innerlich sehr sensibel ist, gibt sich nicht klein. Bis einer der Dorfbewohner tot aufgefunden wird...

Wer hier eine Geschichte nur über Wölfe erwartet, täuscht sie sich! Denn die junge Autorin hat viele Themen, wie Gewalt an Frauen, Macht und Machtlosigkeit, Klimawandel aufgegriffen. Natürlich geht es im großen um die Wölfe -was allerdings sehr lehrreich ist-, aber es geht auch um die Liebe. Liebe an die Natur, Geschwisterliebe, Liebe zu einem Mann. Sehr umfangreiche Story, sodass man beim Lesen keine Langeweile spürt.
Obwohl „Wo die Wölfe sind“ sprachlich nicht an den „Zugvögel“ heranreicht, ist Charlotte McConaghy trotzdem ein spannendes, bildgewaltiges Roman gelungen, welches mich sehr berührt und nachdenklich zurückgelassen hat. Absolut lesenswert!

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