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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.05.2019

Sehr düster, sehr spannend

Lazarus
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INHALT:
Hat Jurek Walter überlebt? Der gefährlichste Serienmörder Schwedens wurde vor Jahren für tot erklärt. Er war bei einem dramatischen Polizeieinsatz von mehreren Kugeln getroffen in den Fluss gestürzt. ...

INHALT:
Hat Jurek Walter überlebt? Der gefährlichste Serienmörder Schwedens wurde vor Jahren für tot erklärt. Er war bei einem dramatischen Polizeieinsatz von mehreren Kugeln getroffen in den Fluss gestürzt. Seine Leiche wurde jedoch niemals gefunden. Als nun der Schädel von Joona Linnas toter Ehefrau in der Wohnung eines Grabschänders entdeckt und eine perfide Mordserie aus ganz Europa gemeldet wird, ahnt Joona Linna das Unvorstellbare: Der Albtraum ist nicht zu Ende, und der grausame Serienmörder droht, alle lebendig zu begraben, die Joona lieb sind. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt

MEINUNG:
Lazarus ist der siebte Band um den finnischen Ermittler Joona Linna vom schwedischen Autorenduo Lars Kepler. Obwohl es sonst nicht meine Art ist, eine Thriller Reihe am Ende zu beginnen, habe ich es dieses Mal doch getan, weil ich momentan einfach eine große Leidenschaft für skandinavische Thriller hege. Grundsätzlich würde ich aber empfehlen solche Reihe immer von Beginn an zu lesen, denn sonst spoilert man sich zu sehr auf Vergangenes, was meistens die Ermittler und deren Umfeld betrifft. Das gilt auch für dieses Buch.

Dieses Buch lässt definitiv erahnen, dass es hier bereits umfangreiche Geschehnisse vorweg gab, denn der Serienmörder Jurek Walter sollte eigentlich durch Saga Bauer erschossen worden sein und nun gibt es genug Indizien, dass er vermutlich doch überlebt hat. Dafür spricht, dass seine Leiche niemals gefunden worden ist. Parallel dazu gibt es weitere grausame Morde, die Verbindungen zu Joona Linna haben bzw. an ihn adressiert sind.

Für Joona Linna und Saga Bauer beginnt im wahrsten Sinne des Wortes ein wahrer Alptraum gegen die Zeit, denn auch ihre Liebsten sind in Gefahr, wenn Jurek Walter noch lebt. Jurek Walter ist äußerst intelligenter und sehr gewalttätiger Mörder, der allen immer ein Schritt voraus ist. Da ich die Vorgeschichte nicht kenne, war ich über die nackte Panik von Joona Linna und das sehr ausgewiefte Sicherheitsnetz, dass er für sich und seine Tochter arrangiert hat, sehr überrascht. Habe aber bald feststellen müssen, dass dies wirklich seine Daseinsberechtigung hat.

Lazarus ist unfassbar düster, aber auch sehr spannend. Manchmal kam es mir schon vor wie eine Art Endzeitroman bzw. Dystopie, denn man spürte auf fast jeder Seite die nackte Angst, besonders von Joona, und es legt über diese Geschichte eine schwere Düsternis, weil es zum Teil wenig Hoffnung gibt und wenn der Mörder zuschlägt alles sehr brutal zugeht. Dieses Buch ist definitiv nichts für zarte Gemüter. Man muss hier auf alles gefasst sein. Schlimm finde ich auch, wie hier unschuldige Beteiligte bis auf äußerste manipuliert werden, nur um dann selbst zu Tätern zu werden und wie Mitmenschen zu Lockvögeln gemacht werden.
Positiv ist, dass Saga und Joona nicht versuchen unter kriegen zu lassen und sich dem Mörder bzw. Jurek versuchen entgegen zu stellen, auch wenn das natürlich unter höchster Gefahr erfolgt. Das Ende des Buches lässt erahnen, dass hier definitiv noch nicht das Ende erreicht worden ist und wir auf den nächsten Band gespannt warten dürfen.

FAZIT:
Lazarus war in seiner Art wirklich sehr beeindruckend, weil sehr düster, fast schon endzeitmäßig, brutal, aber auch sehr spannend. Ich werde mir jetzt definitiv auch die Vorgängerbände holen und warte gespannt, auf den nächsten Band!
Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 06.05.2019

Leider nicht so überzeugend

Dein Ende
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INHALT:
Dein Ende ist grausam, denn du hast es verdient
Diana Jager ist eine erfolgreiche Chirurgin. Messerscharf ist nicht nur ihr Skalpell, sondern auch ihr Verstand. In ihrem Blog deckt sie Missstände ...

INHALT:
Dein Ende ist grausam, denn du hast es verdient
Diana Jager ist eine erfolgreiche Chirurgin. Messerscharf ist nicht nur ihr Skalpell, sondern auch ihr Verstand. In ihrem Blog deckt sie Missstände im Medizinwesen auf. Das gefällt nicht allen.
Peter Elphinstone ist ein lebenslustiger Informatiker. Er nimmt das Leben, wie es kommt. Ein halbes Jahr nach der Blitzhochzeit mit Diana verschwindet sein Auto in einem Fluss - und mit ihm Peter.
Jack Parlabane überschreitet als Journalist gern die Grenzen des Erlaubten. Nun soll er den Beweis liefern, dass Diana eine eiskalte Mörderin ist. Dass sie Peters Ende war. Wird Jack nun ihr Ende sein?
MEINUNG:
Auf Dein Ende hatte ich mich sehr gefreut, weil das Buch in Inverness, Schottland spielt und ich es als Einstimmung auf meine anstehende Reise nach Schottland lesen wollte. Zunächst habe ich ein bisschen gebraucht, um zu verstehen, dass die Geschichte als Rückblende erzählt wird. Zu Beginn des Romans ist Peter bereits verschwunden und die Polizei geht davon aus, dass er bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist.
In der Rückblende erfährt aus der Ich – Perspektive von Diana Jager, was sie für eine Person ist und wie es u.a. zu ihrem Blog gekommen ist. Man nimmt sie als sehr selbstbewusste, starke Frau mit eigener Meinung wahr. Als durch eine Kritik an der Berufsgruppe von ITlern ihr richtiger Name publik wird, gerät sie schwer unter Beschuss. Wichtiger für die Handlung ist aber das Kennenlernen zwischen Peter und ihr und deren beider sehr schnell Hochzeit. Man erfährt, dass Peter sich nach der Hochzeit sehr verändert und es immer wieder zu Spannungen zwischen den beiden kommt. Warum Peter sich so verhält, war mich anfangs überhaupt nicht nachvollziehbar, sondern ergibt erst am Ende Sinn.
Jack Paralabane ist Journalist und wird von Peter Schwester gebeten der Sache mit seinem Unfall nachzugehen, denn sie vermutet, dass zwischen Diana und ihm etwas vielleicht nicht mit rechten Dingen zugehen könnte und der Unfall möglicherweise gar keiner war. Nach und Nach gerät Diana durch diese Vermutungen immer mehr in die Schusslinie. Wie ich bereits sagte, ist es Leser nicht immer so ganz nachvollziehbar, warum manche Dinge so laufen, wie sie laufen, was für solche Art der Bücher natürlich typisch ist. Klar war, dass es am Ende ganz anders sein wird, doch bis dahin war es für mich ein relativ zäher Weg. Für mein Empfinden kam über den gesamten Roman, bis auf den Schluss, nicht so richtig Spannung auf, sondern es wird sehr lange daraufhin hin gearbeitet bis Vergangenheit und Gegenwart aufeinandertreffen. Bis dahin muss man sich leider mit Dianas und Peters Geschichte begnügen, die leider jetzt nicht so ansprechend war.
Ich hatte mir auch von dem Schauplatz Schottland mehr versprochen, aber es hätte auch in jeder anderen Stadt spielen können. Der Journalist Jack Paralabane ist natürlich der, der am Ende die richtigen Schlüsse zieht, aber ich hätte mir gewünscht, dass als Leser auch bei der Stange gehalten wird. Das Ende war natürlich überraschend, aber dann eben auch sehr schnell vorbei.

FAZIT:
Von Dein Ende habe ich mir leider deutlich mehr versprochen als ich am Ende bekommen habe. Es ist eigentlich eher eine Beziehungsroman als ein richtiger Thriller, den mir fehlte es hier schlicht und einfach an der Spannung, die leider erst ganz am Ende aufkommt und dann ist das Buch auch schon zu Ende. Als großer Thriller Fan bin ich hier nicht so richtig auf meine Kosten gekommen.

Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 26.04.2019

Typisch Joel Dicker

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
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INHALT:
Es ist der 30. Juli 1994 in Orphea, ein warmer Sommerabend an der amerikanischen Ostküste: An diesem Tag wird der Badeort durch ein schreckliches Verbrechen erschüttert, denn in einem Mehrfachmord ...

INHALT:
Es ist der 30. Juli 1994 in Orphea, ein warmer Sommerabend an der amerikanischen Ostküste: An diesem Tag wird der Badeort durch ein schreckliches Verbrechen erschüttert, denn in einem Mehrfachmord sterben der Bürgermeister und seine Familie sowie eine zufällige Passantin. Zwei jungen Polizisten, Jesse Rosenberg und Derek Scott, werden die Ermittlungen übertragen, und sie gehen ihrer Arbeit mit größter Sorgfalt nach, bis ein Schuldiger gefunden ist. Doch zwanzig Jahre später behauptet die Journalistin Stephanie Mailer, dass Rosenberg und Scott sich geirrt haben. Kurz darauf verschwindet die junge Frau ...

MEINUNG:
Das Verschwinden der Stephanie Mailer ist Joel Dickers heiß ersehnter dritter Roman. Ich habe bereits Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert gelesen und fand es ganz in Ordnung. Joel Dicker weiß auf jeden Fall, wie man schreibt und vor allem wie man Geschichten schreibt, die dem Leser Aufmerksamkeit und Geduld abverlangen.

Vom Setting her sind wir wieder an der amerikanischen Ostküste, genauer in Orphea, einem fiktiven Ort. Die drei wichtigsten Charaktere, von denen auch die Geschichte erzählt wird, sind die Polizisten Jesse Rosenberg, Derek Scott und Anna Kanner. Jesse und Derek haben den Mehrfachmorde von 1994 eigentlich aufgeklärt. Es gab einen ermittelten Täter, der allerdings nicht mehr lebt. Nun werden 20 Jahre später, also 2014, durch die junge Journalistin Stephanie Mailer berechtigte Zweifel gegenüber dem ermittelten Täter angebracht. Mit dem Verschwinden von ihr, wird der Fall wieder neu aufgerollt durch die drei Polizisten. Anna kommt neu zu Team hinzu. Sie ist Polizistin direkt in Orphea.

Parallel zum gegenwärtigen Geschehen gibt es auch immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit. Besonders von Derek erfährt der Leser, was damals genau passiert ist. Neben diesen drei Polizisten gibt es aber noch unzählige andere Personen. Die meisten davon direkt aus Orphea und einige auch aus New York. Man lernt diese Charaktere nach und nach kennen. Joel Dicker lässt sich sehr viel Zeit damit die Charaktere vorzustellen und einen äußerst guten Eindruck von deren Persönlichkeit zu bekommen. Fast alle Personen sind zwar für die Geschichte in irgendeiner Weise relevant, aber nicht alles, was in deren Leben passiert ist. Zu den noch lebenden Personen kommen auch noch einige Protagonistin, die 2014 nicht mehr leben und auch die lernt man natürlich kennen.

Joel Dicker Schreibstil ist einfach und lässt sehr flüssig lesen. Im Großen und Ganzen empfand ich die vielen, vielen Seitenhandlungen nicht wirklich langweilig, denn man versucht als Leser zusammen mit Polizisten auch herauszufinden, was hinter allem stecken könnte. Der Autor legt unzählige falschen Fährten aus. Immer wenn man glaubte es zu wissen, dann kam wieder ein neuer Aspekt dazu. Die Geschichte hat ein kontinuierliches Maß an Spannung gehalten. Mir wurde es eigentlich erst gegen Ende etwas lang, denn irgendwann hatte sich jede Schachtel, die Joel Dicker konstruiert hat, ausgelöst und ich fragte mich ungeduldig, wer denn nun der Täter ist. Man muss beim Lesen auch sehr aufmerksam sein. Es ist nicht immer leicht, die ganzen Personen und deren Beziehungen zueinander im Kopf zu behalten. Zur Erleichterung gibt es aber am Ende des Buches ein Personenregister.


FAZIT:
Joel Dicker schreibt unvergleichlich. Ich habe größten Respekt davor, dass man solch komplexe Geschichte schon in so jungen Jahren zu Papier bringt und dabei keinen Faden verliert. Das Buch ist nichts ungeduldige Leser. Man braucht Zeit und einen wachen Geist beim Lesen. Mir ging am Ende es bisschen die Puste aus, aber ansonsten bekommt hier wieder fantastische Unterhaltung mit kontinuierlicher Spannungskurve.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 25.04.2019

Menschliche Abgründe

Deine kalten Hände
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INHALT:
Eines Tages verschwindet der Bildhauer Jang Unhyong beinahe spurlos. Er hinterlässt seine faszinierenden Gipsabdrücke von Händen und Körpern – und ein bewegendes Tagebuch, das seine lebenslange ...

INHALT:
Eines Tages verschwindet der Bildhauer Jang Unhyong beinahe spurlos. Er hinterlässt seine faszinierenden Gipsabdrücke von Händen und Körpern – und ein bewegendes Tagebuch, das seine lebenslange Suche nach Nähe und Wahrhaftigkeit in aller Welt voller Masken schildert.

MEINUNG:
Ich habe bereits beiden voran gegangen Bücher von Han Kang gelesen: Die Vegetarierin und Menschenwerk. Ersteres hat mich gleichzeitig fasziniert und abgestoßen und gerade deswegen sehr begeistert. Menschenwerk fand ich ganz in Ordnung. Konnte mich aber nicht ganz so begeistern. Umso gespannter war ich nun auf Deine kalten Hände.

Alles beginnt mit der Schriftstellerin H., die eines Abends den Bildhauer Jang Unhyong kennenlernt und mir ihm ins Gespräch kommt. Wochen später meldet sich Unhyongs Schwester bei ihr, weil er spurlos verschwunden ist und ein Manuskript/ Tagebuch hinterlassen hat, welches H. bitte lesen soll, um so herauszufinden, wo Unhyong stecken könnte. Später wird klar, dass Unhyongs Schwester ihn einfach zu wenig kennt, um zu wissen, wo er sein könnte. H. ist einer seiner letzten Kontakte.

Unhyong ist ein spezieller junger Mann (am Ende des Buches ist er um die 40), aber man erfährt ganz genau, warum, denn Unhyong beschreibt sein ganzes Leben, angefangen mit seiner Kindheit und der Familienkonstruktion. Man merkt schnell, dass er ein stückweit in seiner eigenen Welt lebt und vor allem, dass er damit zufrieden ist, was er tut. Er wirkt für Außenstehende recht emotionslos, aber ich hatte den Eindruck, er hat seine ganze eigene Sicht auf die Dinge. Zum Teil war es auch einfach erfrischend, wie er an vieles einfach pragmatisch heran gegangen ist und weniger emotional gesteuert war.

Für seine Arbeit als Bildhauer sucht Unhyong immer neue Modelle und trifft eines Tages auf L. ich glaube, dass mit den abgekürzten Buchstaben soll wirklich so sein und ist keine Freiheit der Übersetzerin. Durch die Abkürzung des Vornamens wirken die Personen recht austausch- und unnahbar, aber dass ist keineswegs immer so, denn L. ist wichtige Frau in Unhyongs Leben. Liebe würde es nicht nennen, aber sie ist für ihn zunächst als Modell von großem Interesse. L. ist zunächst stark übergewichtig bis Unhyong sie wieder trifft: Schlank, aber mit nicht weniger Problemen behaftet. Es wird bildhaft beschrieben wie L. sich permanent selbst zerstört. Unhyong bietet ihr einen Unterschlupf und auch Hilfe an. Was und wie viel sie ihm bedeutet kann nicht so richtig benennen.
Es ist faszinierend, wie die Arbeit von Unhyong geschildert wird und wie das auch für seine Modelle, vor allem Frauen ist. Unhyong ist definitiv nicht an „normalen“ Modellen interessiert, sondern ist eher von den menschlichen Makeln angezogen. Ich glaube, es gibt kaum einen Menschen, der vorurteilsfreier sein könnte als Unhyong. Ich habe häufig den Eindruck, dass Koreaner, zumindest die geschilderten in Han Kangs Büchern, immer sehr angepasst leben, aber unter der Oberfläche brodelt es gewaltig und wenn es hier mal zum Ausbruch kommt, dann tun sich große menschliche Abgründe auf. Man muss das wohl mögen. ?

FAZIT:
Von allen Büchern von Han Kang ließ sich dieses am leichtesten lesen, wenn das so formulieren kann. Natürlich gibt es hier auch sehr (selbst-)zerstörerische Phasen der Charaktere, aber die Geschichte springt nicht so sehr wie in Menschenwerk und Die Vegetarierin. Hier ist ein roter Faden erkennbar und die Geschichte kommt zu einem relativ zufriedenstellenden Ende, fast schon ungewöhnlich für die Autorin. Ich würde es als gutes Einstiegsbuch empfehlen, wenn man die Autorin kennenlernen möchte.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 23.04.2019

Freundinnen der Lüfte

Töchter der Lüfte
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INHALT:
Die junge Holländerin Isa hat alles verloren – ihre Familie, ihr Zuhause, ihr Kind. Dann sieht sie die Möglichkeit, ein anderes Baby vor dem sicheren Tod zu retten, und sucht Zuflucht bei einem ...

INHALT:
Die junge Holländerin Isa hat alles verloren – ihre Familie, ihr Zuhause, ihr Kind. Dann sieht sie die Möglichkeit, ein anderes Baby vor dem sicheren Tod zu retten, und sucht Zuflucht bei einem Zirkus. Doch um unerkannt zu bleiben, muss sie mit der Artistin Astrid zusammenarbeiten – am Trapez. Diese hat selbst ein Geheimnis, das sie um jeden Preis wahren will. Widerwillig nähern sich die beiden Frauen bei dem gefährlichen Training an. Bis Isa sich in einen den Franzosen Luc verliebt und damit alles aufs Spiel setzt.

MEINUNG:
Töchter der Lüfte wird abwechselnd aus der Sicht von Isa und Astrid erzählt. Beide Frauen könnten eigentlich unterschiedlicher nicht sein. Nicht nur der enorme Altersunterschied, Isa ist 17, Astrid ist Anfang 30, unterscheidet die beiden, sondern auch ihre Herkunft. Astrid ist Jüdin und Isa kommt aus den Niederlanden. Doch Isa rettet den kleinen Theo vorm nahenden Tod, ein jüdisches Kind. Isa, die selbst ungewollt schwanger geworden ist und das Kind aber nicht behalten durfte, wird von ihren Eltern verstoßen und findet Unterschlupf im Zirkus Neuhoff, wo auch Astrid als Trapezartistin auftritt. Isa darf nur bleiben, wenn sie ebenfalls am Trapez auftritt.

Die Geschichte spielt zur Zeit des Zweiten Weltkriegs und damit in schweren Zeiten. Immer wieder schwebt die Gefahr über dem Zirkus, dass Astrid und dann auch Theo entdeckt werden könnten. Astrid weiß um diese Gefahr und es wird nicht selten zu einem Konfliktthema zwischen beiden Frauen. Es dauert bis sich beide annähern. Ich würde es erst später als Freundschaft bezeichnen. Man spürt sehr, wie jung Isa noch ist, denn trotz allem, was ihr bisher passiert ist, sprüht sie häufig vor Leben und manchmal auch für Naivität. Astrid hingegen scheint vom Leben schon gezeichnet zu sein.

Spannend ist auch das Leben im Zirkus, dass hier an der ein oder anderen Stelle genauer beleuchtet wird. Ich habe mich allerdings immer gefragt, wie die Leute in solchen Zeiten noch Geld und Zeit für solcherlei Vergnügen hatten. Vermutlich brauchte man aber auch in solchen Zeiten Ablenkung. Schön finde ich, wie die Gemeinschaft vorurteilsfrei zusammenlebt und arbeitet. Hier wird sich gegenseitig geholfen und hier muss man sich aufeinander verlassen können. Es wird auch deutlich, wie lebensgefährlich die Arbeit am Trapez sein kann. Ich hätte mit Isa nicht tauschen wollen, aber sie hat keine Wahl und die ehrgeizige Astrid fordert von ihr alles ab, was geht.

Natürlich spielt für beide Frauen auch die Liebe eine Rolle. Auch das wird von der Autorin sehr eindringlich und liebevoll geschildert. Dennoch stand dies nicht im Vordergrund der Geschichte, aber es ist ein Punkt, der immer wieder zu Streit zwischen Isa und Astrid führt. Manchmal kamen einem die beiden vor wie Mutter und Tochter. Natürlich versteht man Astrids Angst, aber man zieht auch das junge Mädchen Isa, die noch das ganze Leben vor sich hat.

FAZIT:
Eine schöne Geschichte, die mal ein paar neue Aspekte aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges zeigt und auch, dass es noch Gemeinschaften gab, in dem Religion und Kultur keine Rolle gespielt haben. Pam Jenoff zeigt hier eine ungewöhnliche Freundschaft zweier Frauen, die zusammen stark sind.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.