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Veröffentlicht am 16.10.2018

Ein Buch, welches ich nicht so schnell vergessen werde.

Die Farbe von Milch
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INHALT:
Mein Name ist Mary. Mein Haar hat die Farbe von Milch. Und dies ist meine Geschichte.
Mary ist harte Arbeit gewöhnt. Sie kennt es nicht anders, denn ihr Leben auf dem Bauernhof der Eltern verläuft ...

INHALT:
Mein Name ist Mary. Mein Haar hat die Farbe von Milch. Und dies ist meine Geschichte.
Mary ist harte Arbeit gewöhnt. Sie kennt es nicht anders, denn ihr Leben auf dem Bauernhof der Eltern verläuft karg und entbehrungsreich. Doch dann ändert sich alles. Als sie fünfzehn wird, zieht Mary in den Haushalt des örtlichen Dorfpfarrers, um dessen Ehefrau zu pflegen und ihr Gesellschaft zu leisten – einer zarten, mitfühlenden Kranken. Bei ihr erfährt sie erstmals Wohlwollen und Anteilnahme. Mary eröffnet sich eine neue Welt. In ihrer einfachen, unverblümten Sprache erzählt sie, wie ihr Schicksal eine dramatische Wendung nimmt, als die Pfarrersfrau stirbt und sie plötzlich mit dem Hausherrn alleine zurückbleibt.

MEINUNG:
Die Farbe von Milch ist ein Buch, welches ich schon länger im Blick hatte. An sich klang der Klappentext für mich recht unspektakulär, aber ich wollte wissen, was es mit dem Pfarrer auf sich hat.

Mary wächst in sehr bescheidenen Verhältnissen auf. Sie und ihre drei Schwestern, von denen sie die jüngste ist, müssen von Sonnenaufgang bis -untergang auf dem Feld arbeiten. Ihr Vater verlangt von Ihnen absolute Gehorsam, ansonsten drohen ihnen Schläge und Erniedrigungen. Die Geschichte spiel 1831 muss man dazu sagen. Eine eigene Meinung und einen eigenen Willen haben die Frauen eigentlich nicht zu haben. Doch Mary lässt sich den Mund nicht verbieten. Obwohl der Vergleich der Haarfarbe mit Milch darauf schließen lässt, dass Mary wohl eher albinotische Züge hatte, musste ich immer an ein schwarzes Mädchen denken, vermutlich deswegen weil sie mich an eine Sklavin erinnert hat, zunächst die Sklavin ihres eigenen Vaters.

Als Mary zum Pfarrer kommt, freut man sich eigentlich als Leser, denn sie hat ein eigenes Bett, genug Nahrung, die Arbeit ist bei weitem nicht hart, wie bei ihrer Familie und die Ehefrau des Pfarrers schenkt ihr erstmals richtig Aufmerksamkeit und sieht sie als Person, die sie ist. Doch dennoch stellt sich bei Mary kein Glücksgefühl ein, was ich naiverweise erwartet hätte, denn sie dort nicht freiwillig, sondern weil ihr Vater und der Pfarrer es so wollten und so ist es auch. Mary ist dort, weil andere es so wollen und nicht, weil sie sich das selbst ausgesucht hat. Mary gehört ihrem Vater und dann gehört sie dem Pfarrer, aber auch gegenüber dem hält sie mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg. Mary ist zu Heuchelei und Unehrlichkeit nicht fähig und das macht diese Geschichte so großartig.

Vielerlei habe ich Kritik über den Schreibstil gelesen und kann das nicht nachvollziehen, denn der Roman ist aus der Ich-Perspektive von Mary geschrieben. Mary ist eine junge Frau, die nie eine Schule besucht hat und die zu dem Zeitpunkt als sie ihre Geschichte niederschreibt gerade erst Lesen und Schreiben gelernt hat. Ich fand den Schreibstil sehr passend und authentisch und Hut ab, dass man so seinen Schreibstil anpassen kann.

Veröffentlicht am 16.10.2018

Ein Wahnsinnsbuch!

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
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INHALT:
Weimar 1942: Die Programmiererin Helene arbeitet im Nationalen Sicherheits-Amt und entwickelt dort Programme, mit deren Hilfe alle Bürger des Reichs überwacht werden. Erst als die Liebe ihres Lebens ...

INHALT:
Weimar 1942: Die Programmiererin Helene arbeitet im Nationalen Sicherheits-Amt und entwickelt dort Programme, mit deren Hilfe alle Bürger des Reichs überwacht werden. Erst als die Liebe ihres Lebens Fahnenflucht begeht und untertauchen muss, regen sich Zweifel in ihr. Mit ihren Versuchen, ihm zu helfen, gerät sie nicht nur in Konflikt mit dem Regime, sondern wird auch in die Machtspiele ihres Vorgesetzten Lettke verwickelt, der die perfekte Überwachungstechnik des Staates für ganz eigene Zwecke benutzt und dabei zunehmend jede Grenze überschreitet ...

Was wäre, wenn es im Dritten Reich schon Computer gegeben hätte, das Internet, E-Mails, Mobiltelefone und soziale Medien - und deren totale Überwachung?

MEINUNG:
Obwohl Andreas Eschbach ein mir schon lange bekannter Autor ist, habe ich bisher noch nichts von ihm gelesen. Bei diesem Buch hat mich der Titel angesprochen, auch wenn ich nach der Überprüfung des Klappentextes festgestellt habe, dass nicht um die gleichnamige amerikanische Organisation geht.
Das Dritte Reich mit den technischen Mitteln von heute? Zunächst konnte ich mir das hinsichtlich der Umsetzung nicht richtig etwas darunter vorstellen, aber schnell wurde klar, dass Andreas Eschbach hier ganz geschickt unsere heutige technische Welt in diese Zeit hinein transferiert hat, wie es auch der Zeit entsprach. Dazu hat er auch manche Wörter wie z.B. Telefon mit -ph geschrieben, um die Geschichte authentisch zu gestalten und in den historischen Kontext zu setzen.

Ich weiß nicht, ob man hier von einer Dystopie sprechen kann, denn Dystopien sind per Definition Erzählungen, die in der Zukunft spielen. Es fühlt sich beim Lesen aber ein wenig an wie eine Dystopie, zumindest an Stellen, die wohlweislich so niemals passiert sind. Man merkt hier aber keinen spürbaren Bruch. Der Autor hat reale Geschichte und Fiktion grandios miteinander verknüpft, so dass man einfach glaubt, was man da liest. Vielleicht wäre es genau so gewesen. NSA würde ich eher als Szenario á la Was-wäre-wenn beschreiben.

Kommen wir nun zu den beiden wichtigsten Protagonisten: Helene Bodenkamp und Eugen Lettke. Beide arbeiten für das NSA. Lettke ist der Vorgesetzte von Helene. Das Buch startet in der Gegenwart, in dem man sich gleich mal von dem Können der NSA überzeugen kann und schwenkt dann erstmal in die Kindheit und Jugend der beiden. Lettke ist der Sohn eines Kriegshelden und lebt bei seiner alleinstehenden Mutter. Lettke ist eine ziemlich skrupellose und gleichzeitig auch schwache Person, die vor allem auf ihren eigenen Vorteil bedacht ist. Er ist weit davon entfernt ein Sympathieträger sein. Ich hatte maximal Mitleid mit ihm. Helene und ihn verbindet später auch nur ein späterer Pakt und die Arbeit an sich. Helene ist im Gegensatz zu Lettke die Sympathieträgerin in diesem Roman. Sie ist eine junge Frau, die sich bewusst ist, dass ihre nach ihrer eigenen Wahrnehmung die Chancen auf eine gute Partie schlecht stehen und so wird eine sogenannte Programmstickerin (heute sagt man Programmiererin). Helene ist gut, in dem was sie tut.

Besonders interessant ist zu beobachten, wie Helene, die zu Anfang noch an das Gute bzgl. ihrer Tätigkeit geglaubt hat, so langsam merkt, was die gesamte Datenspeicherung und dem, wie man sie auswerten kann und in Beziehung zueinander setzen kann alles für Konsequenzen hat und am Ende über Leben entscheidet. Sie versucht später auch Personen zu durch ihre Möglichkeiten zu schützen, in dem sie Daten löscht, aber sie ist nur ein kleines Rad in einer großen Maschine, die an Hand von gespeicherten Daten alles über jeden weiß.

FAZIT:
Nach dem Beenden dieses Buches bin ich sehr froh, dass es damals noch keine Computer, Internet etc. gegeben hat. Andreas Eschbach hat ein sehr gut durchdachtes Szenario geschrieben, was mir häufig eine Gänsehaut beschert. In dem Buch gab es kein Wort und keine Seite zu viel. Für jeden der mal ein besonderes Buch lesen möchte und sich gerne auf die Frage „Was-wäre-wenn“ einlassen möchte, dem empfehlen ich dieses Buch wärmstens!
Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 15.10.2018

Süchtig machend!

Vicious Love
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INHALT:
Emilia LeBlanc traut ihren Augen nicht, als sie nach zehn Jahren zum ersten Mal wieder Baron "Vicious" Spencer gegenübersteht. Vicious, der ihr das Leben einst zur Hölle gemacht hat. Vicious, ...


INHALT:
Emilia LeBlanc traut ihren Augen nicht, als sie nach zehn Jahren zum ersten Mal wieder Baron "Vicious" Spencer gegenübersteht. Vicious, der ihr das Leben einst zur Hölle gemacht hat. Vicious, der nie nett, immer furchtbar zu ihr war. Vicious, der sie ans andere Ende der USA und weg von ihrer Familie getrieben hat. Vicious, der einzige Mann, den sie je geliebt hat.

Inzwischen ist er ein erfolgreicher Anwalt und leitet mit seinen drei besten Freunden ein Multi-Milliarden-Dollar-Unternehmen. Emilia, die es kaum schafft, sich und ihre kranke Schwester über die Runden zu bringen, weiß, dass Vicious der letzte Mann ist, den sie jetzt in ihrem Leben gebrauchen kann. Und doch kann sie sich wie damals schon einfach nicht von ihm fernhalten ...

MEINUNG:
Ich muss sagen, dass mich hier das Cover sofort angesprochen hat bevor ich überhaupt den Inhalt kannte. Es sieht unfassbar schön, edel und ein wenig verrucht aus und ist in der Farbgebung auch relativ passend zum Inhalt. Ein Cover, an dem ich mich nicht satt sehen kann. Vom Inhalt her klang es für mich erstmal so als wäre es nicht gänzlich Neues, aber ich lese solcherlei Bücher immer wieder gerne.

Die Geschichte beginnt mit einem Rückblick, in den dann die Gegenwart eingeflochten wird. Anfangs weiß noch nicht so richtig, was es womit auf sich hat, aber die Autorin enthüllt das Stück für Stück. Emilia und Vicious scheinen wie Feuer und Wasser zu sein. Wobei Emilia eigentlich nur auf Vicious reagiert, denn er ist richtig gemein zu ihr, teilweise schon verachtend. Es fällt schwer zu glauben, dass aus den beiden mal was werden soll bzw. wie auf solch einer Basis Anziehung und Zuneigung entstehen soll. Doch genau das scheint das Problem zu sein und wie sollte es anders sein, auch Vicious Charakter und Persönlichkeit.

Vicious ist sehr schwierig und sperrig als Person. Er behandelt andere Menschen äußerst schlecht und das jeden Tag. Man bekommt recht früh eine Ahnung, dass es da gewisse Ereignisse in der Vergangenheit waren, die es ihm schwer machen Vertrauen und Zuneigung für eine andere Person zu empfinden, weil das schon in frühster Kindheit zerstört worden ist. Auch seine Familie, wenn diese überhaupt so bezeichnen kann, ist praktisch nicht vorhanden. Natürlich hat er seine drei Freunde, die auch seine Geschäftspartner sind, aber auch kommt es häufig mal zu Konflikten. Vicious ist für mich ein außergewöhnlicher männlicher Protagonist, voll mit Widersprüchen und doch in sich stimmig.
Emilia ist durch und durch Künstlerin. Ein Mensch mit einem großen Herz, vor allem für kleine Schwester, die schwer krank ist und gleichzeitig auch eine sehr starke Person. Vicious hat ihr wohl zum ersten Mal gezeigt, dass das Leben sehr hässlich zu einem sein kann. Auch als in New York kaum weiß, wie sie über die Runden kommen soll, bleibt sie positiv gestimmt. Eigentlich möchte man Emilia ganz dringend vor Vicious warnen. Emilia lässt sich auf einen Job bei ihm ein, weil sie keine andere Wahl mehr hat. Doch die Autorin hat es so gut gemacht, dass Emilia hier nicht für ein Opfer hält oder gar schwach. Sie macht es ihm aber definitiv nicht leicht.

FAZIT:
Dieses Buch habe ich innerhalb von zwei Tagen verschlungen. Es war mal wieder ein Buch, welches mich absolut gefesselt hat. Ich hatte das Gefühl, dass ich hier praktisch sofort abhängig war und Nachschub brauchte. In diesem Genre ist es für ein absolutes Juwel und freue mich riesig auf Band 2, der schon bereit liegt.

Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 11.10.2018

Super Ermittlerteam!

Bluthaus
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INHALT:
Nach ihrem letzten Fall erholt sich Frida Paulsen in der Elbmarsch, als sie der Hilferuf ihrer alten Freundin Jo erreicht. Vergangene Nacht fand diese in der Marsch die Leiche einer Frau und ist ...

INHALT:
Nach ihrem letzten Fall erholt sich Frida Paulsen in der Elbmarsch, als sie der Hilferuf ihrer alten Freundin Jo erreicht. Vergangene Nacht fand diese in der Marsch die Leiche einer Frau und ist nun überzeugt, dass man sie des Mordes verdächtigt. Kurz darauf verschwindet Jo spurlos. Besorgt begibt sich Frida auf die Suche nach ihrer Freundin. Die Spur führt auf die Halbinsel Holnis zu einem einsam gelegenen Haus, das die Inselbewohner nur das Bluthus nennen. Vor vielen Jahren wurde dort eine Familie grausam hingerichtet - den Täter hat man nie gefunden ...

MEINUNG:
Nachdem mir Totenweg so gut gefallen hatte, habe ich mich riesig auf den neuen Roman von Romy Fölck gefreut und bin sehr froh, dass wir dieses Jahr sogar zwei Bücher von der Autorin bekommen haben.
Bluthaus setzt ungefähr dort an, wo Totenweg aufgehört hat. Es gibt aber keine großen Spoiler dazu, sodass man Totenweg auch noch danach lesen kann, ohne schon vorher alles zu wissen. Frida ist nach den Vorkommnissen aus dieser Geschichte auf dem Hof ihrer Eltern geblieben, beurlaubt vom Polizeidienst und weiß nicht so recht, wie es für sie weiter gehen soll. Derweilen wird eine Frauenleiche gefunden und die einzige Zeugin ist Fridas Freundin, Jo. Hier treffen Bjarne Haverkorn und sie wieder aufeinander. Obwohl sie recht verschieden sind und quasi Vater und Tochter sein könnten, begegnen sie sich immer auf Augenhöhe und mit Respekt, was ich sehr mag. Haverkorn ist überzeugt davon, dass Frida eine sehr gute Polizistin ist. Allerdings verlaufen ihre Ermittlungen dann erstmal getrennt, denn Frida macht sich selbst auf die Suche nach Jo, ohne dass immer mit Haverkorn abzustimmen. Dennoch findet immer wieder ein Austausch statt.

Bei Haverkorn kommt dann auch noch eine persönliche Überraschung dazu, die als Nebenstrang in die Handlung einfließt und hier auch noch für Spannung sorgt. Anfangs fand ich es ein wenig anstrengend, dass die Autorin jeweils absatzweise zwischen Frida und Haverkorn hin und her springt, aber am Ende sorgt genau das für die nötige Spannung und ich konnte das Buch gar nicht mehr bei Seite legen. Was Jo betrifft hatten ich schon recht früh eine Ahnung, wie sie in der ganzen Geschichte mit drin stecken könnte und das es einen Zusammenhang zu ihrer Vergangenheit gibt, aber am Ende gab es doch noch ein paar Wendungen und Überraschungen, die ich nicht vorher gesehen habe.

FAZIT:
Bluthaus hat mich überzeugt. Meiner Meinung nach wurde hier von der Autorin nochmal eine Schippe draufgelegt. Mal abgesehen davon, dass es ruhig noch ein paar mehr Seiten hätten sein können, las sich der Krimi, fast schon Thriller wie aus einem Guss. Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn sind wieder ein tolles, wenn auch ungleiches Ermittlerteam. Es ist genau die richtige Mischung aus Spannung und persönlichem Anteil am Leben der beiden. Freue mich auf Band 3!
Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 06.09.2018

Trotz einiger Schwäche, ein toller Unterhaltungsroman

Zwischen uns ein ganzes Leben
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INHALT:
Paris, 1940: Für die jüdische Studentin Judith wird es unter der deutschen Besatzung immer gefährlicher. Zusammen mit ihrer großen Liebe Christian, Sohn eines Bankiers, plant sie heimlich die Flucht. ...

INHALT:
Paris, 1940: Für die jüdische Studentin Judith wird es unter der deutschen Besatzung immer gefährlicher. Zusammen mit ihrer großen Liebe Christian, Sohn eines Bankiers, plant sie heimlich die Flucht. Doch plötzlich ist sie spurlos verschwunden.
Mehr als fünfzig Jahre später in Washington: Auf Jacobina lastet ein Versprechen, das sie ihrem Vater gegeben, aber ihr Leben lang nicht eingelöst hat. Sie soll ihre unbekannte Halbschwester Judith finden. Jetzt bleibt ihr nicht mehr viel Zeit. Da trifft sie auf die junge Französin Béatrice. Die beiden Frauen freunden sich an. Gemeinsam machen sie sich auf eine Suche, die sie weiterführt, als sie je erwartet hätten …

MEINUNG:
Romane, die auf zwei Zeitebenen spielen besonders zur Zeit der zwei Weltkriege, lese ich immer mal wieder gerne. Zwischen uns ein ganzes Leben fiel mir schon ziemlich früh auf, da hier verschiedene Marketingmaßnahme darauf aufmerksam gemacht haben.
Die Geschichte spielt wie gesagt auf zwei Zeitebenen und es geht um drei Frauen. Da ist die junge jüdische Studentin Judith, die wir in Paris 1940 begleiten und da sind Beatrice und Jacobina in der Gegenwart. Beatrice ist Französin und arbeitet bei der Weltbank. Durch einen Zufall stößt sie auf Jacobina, eine ältere Dame, die so ein wenig den Anschluss an ein lebenswertes Leben verloren hat. Außerdem hat sie nie das Versprechen ihres Vaters an dessen Sterbebett eingelöst, ihre Halbschwester Judith zu finden. Sie bittet Beatrice sich nach Judith auf die Suche zu machen.
Beatrice ist 40 Jahre alt. Das hebe ich so hervor, weil sie mir eigentlich die ganze Zeit wie Anfang 20 erschien. Ja, sie hat viel erreicht im Leben mit ihrem Job bei der Weltbank, hat eine Beziehung zu einem 60jährigen Journalisten, der aber immer seiner pubertierenden Tochter den Vorrang gibt und weiß aber trotzdem nicht so richtig, was sie will. Mir erschien sie oft sehr naiv, unüberlegt und unreif für ihr Alter. Beatrice private und auch später berufliche Probleme (bei so einem Chef hätte ich schon gekündigt) überschatten zum Teil eigentlich die Handlung, besonders die Suche nach Judith, die wirklich von Interesse war.
Es geht mir selten so, aber ich mochte diesmal den Teil aus der Vergangenheit um Judith deutlich lieber. Die Autorin schildert diesen sehr einfühlsam und baut die einzelnen Etappen bis zur Judiths Deportation sehr gut auf, sodass man erlebt, wie es einer jungen Jüdin zu der Zeit in Paris ergangen ist. Dabei legt sie Wert auf Judiths Entwicklung und schildert nicht in jedem grausamen Detail, was damals alles geschehen ist. Vieles weiß man als Leser ja bereits im Vorfeld.
In der Beziehung zu Jacobina mochte ich Beatrice, die mir auch manchmal etwas zu sehr auf Oberflächlichkeiten, wie teure Kleidung, fixiert war. Man muss Beatrice zu Gute halten, dass sie sich immerhin zum Positiven entwickelt, auch wenn dieser Weg für mich zum Teil etwas zu sehr mit Klischees bepflastert war. Leider etwas misslungen sind auch die Perspektivwechsel, die nicht gekennzeichnet waren. So beginnt einfach der nächste Absatz aus der Sicht einer anderen Person in einer anderen Zeit. Etwas mehr Ordnung wäre schön gewesen.

FAZIT:
Der Roman konnte mich trotz meiner Kritikpunkte wirklich gut unterhalten und las sich sehr flüssig. Für mich hat die Autorin eine Menge Potential, was sie ganz sicher in ihren nächsten Romanen auszuschöpfen weiß.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.