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Veröffentlicht am 14.01.2023

Frauen, allein

Die Singuläre Frau
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In meinem langen Leseleben hatte ich mit Sachbüchern in Hörbuchform bisher keine Erfahrung. Mit Katja Kullmanns "Die singuläre Frau" hat sich das nun geändert - und nicht nur inhaltlich hat mich diese ...

In meinem langen Leseleben hatte ich mit Sachbüchern in Hörbuchform bisher keine Erfahrung. Mit Katja Kullmanns "Die singuläre Frau" hat sich das nun geändert - und nicht nur inhaltlich hat mich diese Form, gelesen von Anna Maria Mühe, voll überzeugt.

Gewiss, in einem Buch lässt sich vieles einfacher noch einmal nachlesen, zu den Fußnoten blättern, die weiterführenden Hinweise gleich einmal ausloten. Doch auch in der Hörversion ist dieses Plädoyer für eine andere Sicht auf Frauen, die nicht als Teil eines Paares durchs Leben gehen, eine bereichernde Erfahrung. Katja Kullmann hat ein intelligentes, mitunter ironisch zuspitzendes, gründliches und durchaus aufklärerisches Buch geschrieben, das auch gleich ein Stück Frauengeschichte und feministische Geschichte ist.

Frauen, die ohne Partner leben - jedenfalls wenn es sich nicht um ein kurzes Intermezzo zwischen zwei Beziehungen handelt - kennen die Zuschreibungen, die in der Regel deutlich negativer sind als für allein lebende Männer. Ob sie nun als loses Luder gelten, das von den Männern anderer Frauen ferngehalten werden muss, oder als alte Jungfer, die vermutlich verzweifelt, einsam und auf ewiger, hoffnungsloser Suche ist. Impliziert wird, dass nur das Leben in trauter Zweisamkeit, später eventuell mit Familie, ein lebenswertes Leben ist. Wer alleine lebt, hat wohl keinen abgekriegt, mit der stimmt etwas nicht.

Natürlich gibt es nicht "die" Solo-Frau, wie auch Kullmann ausführt. Es macht einen großen Unterschied, ob eine Frau diesen Lebensstil selbst gewählt hat, oder ob sie verwitwet oder geschieden alleine zurückgeblieben ist, womöglich in prekären Verhältnissen und nunmehr alleinerziehend. Es ist ein Unterschied, ob eine Frau jung, ungebunden und auch sonst recht attraktiv gegbenenfalls die Wahl hat, oder ob das Pool potentieller Partner äußerst überschaubar wird, sollte sie sich binden wollen.

Kullmann beschreibt, wie allein lebende Frauen schon vor Jahrhunderten misstrauisch beäugt wurden - man denke nur an die "Hexen". Sie schildert, wie im Zug von Industrialisierung und Verstädterung Frauen plötzlich die Wahl hatten, nicht aus dem Elternhaus nahtlos in die Ehe wechseln zu müssen, wie die Beruftsätigkeit von Frauen Möglichkeiten und Freiräume öffnete. Zitate aus der Literatur, aus soziologischen, philosophischen und kulturhistorischen Texten ergänzen die Kapitel, in denen die Autorin auch auf ihre eigenen Erfahrungen eingeht, als sie erkannte, dass auch sie eine der singuären Frauen ist - das Wort "Single" mag sie wegen der Verkürzung auf Frauen vom "Sex and the City"-Klischees der shoppenden, konsmorientierten und letzlich immer auf der Suche nach Mr Right agierenden Single-Frau.

"Die singuläre Frau" hingegen will mit Verallgemeinerungen aufräumen und die Vielfalt der singulären Existenzen auffächern. Frauen, die selbst ohne Partner (oder Partnerin) leben, werden vieles wieder erkennen. Aber eigentlich sollte dieses Buch Pflichtlektüre für alle Paarmenschen sein, die bei Frauen ohne Männer (ich gehe jetzt mal vom heteronormen Blick der Mehrheitsgesellschaft und Cis-Frauen aus) einen gewissen Tunnelblick entwickeln.

Veröffentlicht am 31.12.2022

Reise durch die Erdzeitalter

Urwelten
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Eines beeindruckt mit immer wieder bei den Veröffentlichungen angelsächsicher Wissenschaftler: Sie haben keine Angst davor, unterhaltsam zu sein, keine Scheu, ihr Wissen so darzustellen, dass es auch ...

Eines beeindruckt mit immer wieder bei den Veröffentlichungen angelsächsicher Wissenschaftler: Sie haben keine Angst davor, unterhaltsam zu sein, keine Scheu, ihr Wissen so darzustellen, dass es auch für Laien eine sowohl lehrreiche als auch vergnügliche Lektüre ist. Im deutschen Sprachraum scheint dagegen eher die Angst vorzuherrschen, eine mit scheinbar leichter Hand geschriebene Veröffentlichung mangele an wissenschaftlichem Gewicht.

Der Paläobiologe Thomas Halliday jedenfalls bleibt mit seinem Buch "Urwelten" dankenswerterweise dieser britischen (und meist auch amerikanischen) Tradition treu. "Urwelten" lädt ein zu einer Zeitreise durch die Erdzeitalter und Halliday schildert die Landschaften lange vor unserer Zeit so lebendig, als habe er Mammuts und Bären, Höhlenlöwen und Pferde etwa in den Landschichten zwischen Alaska und dem fernen Osten Russlands damals selbst zu sehen bekommen.

Weiter geht es ins heutige Kenia, zur buchstäblichen Wiege der Menschheit, wo im Rift Valley, also im Großen Afrikanischen Gabenbruch noch immer Fundstücke aus der Urgeschischte der Hominiden zutage gefördert werden.

Doch der Mensch, das wissen Paläobiologen, ist angesichts des Alters der Erde und all jener Flora und Fauna, die schon existierte (oder existierte und bereits wieder ausgestorben war), ehe die ersten Menschen ihre Fussstapfen hinterließen, geradezu eine Fußnote der Erdgeschichte. Vom dritten Kapitel an ist in diesem zeitgeschichtlich rückwärts erzählten Buch also von jenen die Erde, die die Erde zuvor bevölkerten, von Klima, Landschaften und Lebensbedingungen. Es ist auch eine Geschichte des großen Sterbens von Arten, wie es sie immer wieder gab. Angesichts des Klimawandels und menschengemachter Veränderungen ist die sechste "great extinction" bekanntlich imminent.

In seinen Beschreibungen bezieht sich Halliday auf fossile Funde, die angesichts moderner Untersuchungsmethoden detaillierte Rückschlüsse auf Klima, Ernährungsweisen usw zulassen. Anderes entspricht seiner Vorstellungskraft, könnte so oder auch ganz anders gewesen sein.

Halliday nutzt Bekanntes und Vertrautes, um für seine Leser ein Bild des Unbekannten vor Millionen von Jahren zu zeichnen. Vieles liest sich wie eine klassische Reisereportage mit Landschaftsbeschreibungen, nur entsprechen die heutigen Landschaften und ihre Bewohner längst nicht mehr denen, die wir heute kennen. "Urwelten" liest sich fesselnd, reflektierte aber auch menschlich-allzu menschliche Interpretationen des Verhaltens anderer Lebewesen oder die Politisierung von Wissenschaft. Sachbücher wie dieses gibt es leider viel zu selten.

Veröffentlicht am 29.12.2022

Nicht ohne meine Chilischoten

MEZCLA
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Im Spanischen bedeutet "Mezcla" Mix oder Mischung, und das ist im gleichnamigen Buch von Ixta Belfrage gleich in mehrfacher Hinsicht das Motto: Die Autorin, die zum Team des bekannten Kochs Yotam Ottolenghi ...

Im Spanischen bedeutet "Mezcla" Mix oder Mischung, und das ist im gleichnamigen Buch von Ixta Belfrage gleich in mehrfacher Hinsicht das Motto: Die Autorin, die zum Team des bekannten Kochs Yotam Ottolenghi gehört, stellt mit ihren Rezepten Fusionsküche vor. Und auch sie selbst ist durch familiäre Herkunft und ihr Leben in verschiedenen Ländern kulinarisch buchstäblich grenzüberschreitend geprägt. Vor allem Italien, Brasilien und Mexiko prägten ihre Geschmacksnerven und auch für Belfrages Buch gilt in zahlreichen Rezepten: Nicht ohne meine Chilischoten!

Wer es nicht so scharf mag, muss aber keine Angst haben: In fast allen Rezepten stellt die Autorin mildere Varianten oder Zutaten-Alternativen vor, mit denen ebenfalls gekocht werden kann. Ebenso gibt es immer wieder Tipps, wie ein Gericht vegan gestaltet werden kann.

Die Aufteilung von "Mezcla" macht allerdings schnell klar: Vegetarisch ist, ähnlich wie in der Ottolenghi-Küche, Trumpf. Die einzelnen Buchabschnitte heißen "Für jeden Tag", "Entertaining" und "Zu guter Letzt". Dabei sind die ersten beiden noch einmal aufgeteilt in Vegetarisch, Fisch und Fleisch, wobei die vegetarischen Gericht klar in der Mehrzahl sind. Während die "für jeden Tag" Gerichte meist ohne großen Aufwand zuzubereiten sind, dauert es bei "Entertaining" schon etwas länger. "Zu guter Letzt" trumpft mit Desserts, die ebenfalls nach Zeitaufwand und Komplizierheit sortiert sind.

Röstaromen und Salsas, leckere Marinaden und Öle - Mezcla spricht die Gaumennerven an. Mich haben ganz besonders die Rezepte für den Alltag begeistert. Es handelte sich zwar nicht unbedingt immer um schnelle Küche, die Zubereitung war aber in der Regel eher unkompliziert und auch die Zutaten überwiegend in jedem gut sortierten Supermarkt erhältlich. Lediglich die Kochbananen stellten eine etwas größere Herausforderung dar. Tomaten, Paprika und viele verschiedene Chilies bringen in Belfrages Rezepten Farbe und Geschmack auf den Tisch. Manchens, wie etwa die Piri-Piri-Sauce, die Teil eines Auflaufs mit Tofu und Orzo ist, hat mich so begeistert, dass ich sie jetzt schon mehrfach in anderen Gerichten verwendet habe. Und auch die gratinierten Ofen-Paprika mit salsa roja waren so ganz nach meinem Geschmack, ebenso das Süßkartoffel-Curry, Ragu aus getrockneten Steinpilzen und viele andere der Fusionsgerichte.

Besonders gefällt mir an Belfrages Zusammenstellung, dass sie immer wieder zum Ausprobieren und Variationen ermutigt. So bleibt die Fusionsküche spontan und wandelbar - das kommt meiner eigenen Küchenphilosophie sehr entgegen. Zwar hat mir auch so manches Fisch- oder Fleischgericht aus "Mezcla" zugesagt, aber vor allem war das Buch für mich eine Bestätigung, dass auch Vegetarisches vielseitig, spannend und voller Geschmack sein kann. Mit dem Durch-Kochen nach dem Lesen bin ich trotz zahlreicher bereits ausprobierter Gerichte nicht am Ende, aber bisher wurde ich kein einziges Mal enttäuscht - und "Mezcla" hat einen Stammplatz in meiner Küche gefunden.

Veröffentlicht am 04.12.2022

Totgesagte leben länger

Transatlantik
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Es mag Menschen geben, denen ist der Berliner Kriminalkommissar Gereon Rath nur als Hauptfigur der Fernsehserie "Babylon Berlin" ein Begriff ist. Bei der Lektüre von Volker Kutschers neuem Rath-Roman ...

Es mag Menschen geben, denen ist der Berliner Kriminalkommissar Gereon Rath nur als Hauptfigur der Fernsehserie "Babylon Berlin" ein Begriff ist. Bei der Lektüre von Volker Kutschers neuem Rath-Roman "Transatlantik" wären die vermutlich verwirrt. Nicht nur, weil im nunmehr neunten Band der Reihe bereits das Jahr 1937 angebrochen ist. Statt der späten Weimarer Republik werden in Nazi-Deutschland immer mehr Freiräume eingegrenzt. Für Charlotte Rath, die Frau des Kommissars, ein zunehmend unerträglicher Zustand - sie verabscheut die Nationalsozialisten. Und anders als in der Fernsehserie ist sie nicht Proletarierkind und Gelegenheitsprostituierte, sondern eine preußische Beamtentochter, die im nationalsozialistischen Deutschland ihren Beruf als Juristin nicht länger ausüben kann. Hier tritt sie aus dem Schatten der Vorgängerromane und ist erstmals die eigentliche Hauptfigur.

Doch auch Leser haben Vorteile, wenn sie die vorangegangenen Bücher, vor allem den unmittelbaren Vorgängerband "Olympia" kennen. Andernfalls wird es in dem komplexen Plot zunehmend schwierig, die Figuren und ihre Entwicklung zu überblicken - zumal die so manche Veränderung durchmachen, wie etwa jener Polizist, dessen Begeisterung für den Nationalsozialismus spürbar abgekühlt ist.

Charlotte Rath, genannt Charlie, würde das Deutschland, das so gar nicht mehr ihres ist, am liebsten in Richtung Prag verlassen. Doch ihr früherer Pflegesohn Fritz wurde als vermeintlich genetisch minderwertig in eine Nervenheilanstalt eingeliefert. Charlotte schafft es zwar, seine Entlassung vor Gericht zu erstreiten, auch dank ihrer hartnäckigem Suche nach Fritz´s biologischem Vater - doch der Junge wird ausgerechnet in die Pflegschaft des HJ-Führers zurückgegeben, aus der er ausgerissen war.

Der letzte Rath-Roman endete mit dem Absturz des Luftschiffs "Hindenburg" an dessen Bord Gereon Rath war. Damals fragten sich viele Leser vermutlich: War´s das? In "Transatlantik" liefert Kutscher Antworten zum Schicksal des Totgeglaubten. Auch manche aus früheren Bänden vertraute Figur taucht wieder auf, etwa Marion Goldstein, ehemalige Berliner Nackttänzerin und Witwe des amerikanischen Gangsters Abe Goldstein. Gangsterboss Johann Marlow hat sich in den USA eine neue kriminelle Existenz aufgebaut und noch eine Rechnung mit Rath offen.

Die Handlung wechselt in "Transatlantik" zwischen der Ostküste der USA und Berlin hin und her. Bemerkenswert ist, wie sehr diesmal die Frauen das Geschehen bestimmen, allen voran Charlotte Rath, die nun als Privatdetektivin arbeitet und angesichts ihres totgeglaubten Mannes nur langsam ein neues Leben beginnt, zu dem auch andere Männer gehören. Doch auch mit den Ex-Kollegen in der "Burg" am Alexanderplatz hat sie wieder zu tun, als in einer Garage die Leiche eines SS-Mannes gefunden wird, mit dem ihre Freundin und Mitbewohnerin Greta eine On-Off-Beziehung hatte. Doch Greta ist verschwunden - Täterin oder weiteres Opfer? Charlie kann und will die Ermittlungen nicht der POlizei alleine überlassen.

"Transatlantik" ist komplex und vielschichtig, eher Zeitporträt als Krimi. Ein guter Anlass, mal wieder in den Vörgänerromanen zu lesen und damalige Handlungsstränge und Figuren in Erinnerung zu rufen. Die Abenteuer der Familie Rath, so scheint es, sind noch lange nicht zu Ende. Doch ob es jemals ein happy end geben wird, steht nicht nur angesichts der politischen Entwicklung in Deutschland unter einem Fragezeichen. Langweilig wird es jedenfalls auch im neunten Band nicht. Respekt, wie Kutscher die vielen Erzählfäden souverän in der Hand hält und verknüpft.

In der Hörbuchversion ist es einmal mehr David Nathan, der dem Buch seine Stimme gibt, wobei er mehr noch als in den früheren Bänden mit Akzenten und Dialekten arbeiten kann. Obwohl es sich um eine gekürzte Version handelt, ist das Hörbuch immer noch knapp 17 Stunden lang - da sollte man schon konsequent dranbleiben und konzentriert zuhören, denn man kann ja nicht wie beim Buch "mal eben zurückblättern". Die angenehme und alles andere als langweilige Interpretation Nathans macht das Zuhören leicht, auch wenn es nur einen Sprecher gibt, schafft er es mit seiner Interpretation, immer wieder hörspielähnliche Erzählweisen einzubringen, die das Kopfkino in Gang setzen.

Veröffentlicht am 04.12.2022

Psychologische Spannung und viele Geheimnisse

Was wir verbergen
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Der Anruf seines Kollegen und Arbeitspartners hätte für den finnischen Polizisten Henrik Oksmann zu gar keinem schlechteren Zeitpunkt kommen können: Auf einen Nachtklub, der auch Treffpunkt der queeren ...

Der Anruf seines Kollegen und Arbeitspartners hätte für den finnischen Polizisten Henrik Oksmann zu gar keinem schlechteren Zeitpunkt kommen können: Auf einen Nachtklub, der auch Treffpunkt der queeren Szene der Stadt Pori ist, ist ein Bombenanschlag verübt worden. Es gibt fünf Tote. Was Oksmann vor seinen Kollegen um jeden Preis verheimlichen will: Er war selbst in dem Klub, in Frauenkleidern, und er hat ihn offenbar nur kurz vor der Tat mit einem anderen Mann verlassen.

Mit dem Titel "Was wir verbergen" hat der finnische Autor Arttu Tuominen bereits das Leitmotiv gewählt. Unter der Oberfläche brodelt hier so manches Geheimnis, nicht nur Oksmanns Homosexualität. Fast alle Proagonisten haben etwas zu verbergen, sind gezeichnet von einer Vergangenheit voller Konflikte. Im Vorgängerband "Was wir verschweigen", war Oksmann noch ziemlich unsympathisch gezeichnet, ein Einzelgänger, dessen Verhalten an Zwangsstörungen erinnert und der seinem Kollegen Jari Paloviita, der damals im Mittelpunkt des Plots stand, das Leben ziemlich schwer machte.

Eine Videobotschaft macht schnell klar: Der Täter ist ein Fanatiker, und er hat wohl gerade erst angefangen, wirbt in sozialen Medien um Mitstreiter. Als ein Trauermarsch für die Opfer des Anschlags in Gewalt durch Rechtsextremisten eskaliert, wird klar, dass die Situation schnell außer Kontrolle geraten kann. Ein charismatischer Pfarrer, der bereits in der Vergangenheit homosexuelle Paare getraut hat, erregt mit seinem couragierten Verhalten die Aufmerksamkeit des "Gesandten" wie sich der Täter nennt, der offenbar aus einem religiösen Wahn heraus handelt.

Angesichts der Dimension des Verbrechens werden Experten aus der Hauptstadt hinzugezogen, um die Ermittlungen zu leiten. Als ein Vater und sein zehnjähriger Sohn spurlos verschwinden, weigern sich diese Experten, einen möglichen Zusammenhang mit dem "Gesandten" zu sehen. Erst nach einem weiteren grausamen Mord und einer erneuten Analyse des Tätervideos fällt Oksmann ein wichtiges Teil des Ermittlungs-Puzzles auf. Doch die Zeit droht den Ermittlern davon zu laufen.

Tuominen hat mit "Was wir verbergen" einen Krimi mit psychologischem Tiefgang und aktuellen Bezügen geschrieben. Seine Charaktere mögen spröde sein und nicht immer liebenswert, mitunter ein wenig seltsam, doch vor allem sind sie mit ihren Schwächen und inneren Dämonen zutiefst menschlich. Der Leser weiß schon bald mehr als die Ermittler, doch das facht die Spannung eher an als sie zu dämpfen.

Zugleich mach Tuominen deutlich, wie sehr Verletzungen und Traumata in der Kindheit einen Menschen auf seinem späteren Lebensweg prägen können - auch wenn sie nicht unbedingt darüber zu bestimmen haben, ob der spätere Weg zum Guten oder zum Bösen verläuft. Nach diesem spannenden Psychokrimi bin ich gespannt auf den nächsten Band der auf sechs Bände angelegten Reihe. In jedem Buch soll wohö ein anderer der Pori-Ermittlerinnen und Ermittler im Mittelpunkt stehen. Doch auch die Weiterentwicklung derjenigen, die wir schon "kennen" dürfte interessant bleiben.

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