Toll konstruierter Krimi, der wegen zahlreicher Schauplätze nie langweilig wird
Minus 18 GradStefan Ahnhem schickt Fabian Risk zum dritten Mal auf Ermittlungstour. Nach dem starken ersten Teil „Und morgen du“ und dem etwas schwächeren zweiten Teil „Herzsammler“ war ich sehr gespannt, ob der dritte ...
Stefan Ahnhem schickt Fabian Risk zum dritten Mal auf Ermittlungstour. Nach dem starken ersten Teil „Und morgen du“ und dem etwas schwächeren zweiten Teil „Herzsammler“ war ich sehr gespannt, ob der dritte Band wieder die Höhe des Debüts erklimmen kann.
Stefan Ahnhem selbst wird ja als „würdiger Erbe Stieg Larssons“ bezeichnet (so der NDR laut Verlagshomepage). Ahnhem wird also mittlerweile hoch gehandelt. Ich hoffe, dass Leser, die mit „Minus 18°“ in die Reihe einsteigen wollen, nicht enttäuscht werden – und ich auch nicht.
Nun zur Sache:
Zwischen Zimtschnecken und Croissants ermitteln Risk und sein Team bei der Helsingborger Kripo in einem verwirrendem Fall, in dem das erste Mordopfer schon zwei Monate tot ist und dann anscheinend doch noch lebt. Das kann doch nicht sein! Die Auflösung folgt bald und die Polizei versucht dem Mörder eine Falle zu stellen. Doch anscheinend kleben nicht nur die Finger vom Naschen sondern auch die Gehirnwindungen der Ermittler, führt sie der Täter doch gekonnt an der Nase herum.
Derweilt möchte Dunja Hougaard in Dänemark einen wirklich brutalen Mord an einem Obdachlosen aufklären. Die Beschreibungen dazu (und nicht nur dazu) sind kaum auszuhalten vor lauter Grausamkeit. Unvorstellbar, dass sowas in Wirklichkeit passiert. Die Kollegen, die offiziell in diesem Mordfall ermitteln glauben ihrer Theorie nicht – die anfangs auch nur eine Theorie ist. Dunja nimmt, zusammen mit ihrem Partner Magnus, die Dinge selbst in die Hand.
Nach viel Ermittlungsarbeit diesseits und jenseits des Øresunds, spitzt sich das Finale schließlich an gefühlt hundert Schauplätzen zu, man weiß nicht, wo was passieren wird, fast alles ist möglich. Vor lauter Möglichkeiten und Ungewissheiten war ich schon ganz hibbelig. Einfach genial!
„Minus 18°“ zeichnet sich durch kurze Kapitel und zahlreiche Schauplätze aus. Wir folgen vielen Personen, allen voran natürlich Fabian Risk in seinem privaten Umfeld und inmitten seines Ermittlungsteams. Wir begleiten Risks Sohn Theodor und seine Tochter Matilda, seine Ehefrau Sonja, Dunja, das ein oder andere Mordopfer, die Mörder.. Und das alles auch noch länderübergreifend! Es wäre also ein leichtes aufgrund der Fülle der Geschehnisse den Überblick zu verlieren. Das passiert aber nicht, denn Ahnhems Schreibstil macht es einfach, der Handlung zu folgen. Nichts ist geschnörkelt, quasi fast sachlich nüchtern. Angemessen für einen Krimi. Ich fragte mich mit fortschreitender Handlung zunehmend, wie der Autor am Ende alles zusammenfügen wird – und ob überhaupt.
Ahnhem ist also ein wirklich toll konstruierter Krimi gelungen, der wegen den zahlreichen Schauplätze nie langweilig wird. Man folgt so vielen Personen und hat deshalb eigentlich fast den totalen Überblick. Fabian und Dunja stehen auch hier wieder im Mittelpunkt, samt Familie, Feinden, Problemen, Krisen, Rückschlägen und Erfolgen.
Auch wenn ich persönlich die Millenium-Trilogie Stieg Larssons nicht als das Nonplusultra des skandinavischen Krimis ansehe, drängt sich doch ein Vergleich auf – schon allein wegen der Brutalität der Morde und dem nüchternen Schreibstil. Wem diese Reihe gefiel, lege ich also Ahnhems besonders ans Herz. Denn ich kann sagen, dass meine Hoffnung erfüllt wurde: „Minus 18°“ erreicht mindestens das Niveau von „Und morgen du“. Es ist also einerlei, mit welchem Buch in die Reihe gestartet wird. Achja: die Würfel für einen vierten Teil sind wohl gefallen.