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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.08.2018

Ruhig, spannend und durch und durch schottisch. Unbedingt lesenswert!

Sea Detective: Ein Grab in den Wellen
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Dieser Krimi ist so, wie ich Schottland selbst erlebt habe: ruhig und rau, wunderschön und unerbitterlich. Wer hier klassische Ermittlungen erwartet, ist leider fehl am Platz.

Wir folgen einerseits Cal ...

Dieser Krimi ist so, wie ich Schottland selbst erlebt habe: ruhig und rau, wunderschön und unerbitterlich. Wer hier klassische Ermittlungen erwartet, ist leider fehl am Platz.

Wir folgen einerseits Cal McGill, seines Zeichens Detektiv für Strandgut und Treibgut Ermittlungen, der in die Gärten hochrangiger Politker eindringt um.. Pflanzen zu setzen und damit auf Missstände aufmerksam zu machen.
Das kommt DI David Ryan gerade recht, möchte er doch mit einer Verhaftung des armseligen Umweltaktivisten seine Bewerbung bei der Scottish Crime and Drug Enforcement Agency vorantreiben.
Im wäre jedoch besser geraten, sich um die mysteriösen Füße zu kümmern, die - in Turnschuhe steckend - an der schottischen Küste angeschwemmt wurden.
Ryans Kollegin DC Helen Jamieson hingegen erkennt das Potential, das sich hinter McGills Forschungen verbirgt: Kann man anhand der Meeresströmungen herausfinden, woher die abgetrennten Füße stammen?
Dann wäre da noch Basanti, ein junges indisches Mädchen auf der Flucht vor ihren Peinigern. Kann sie McGill in diesem fremden Land finden und kann dieser ihr sagen, wo ihre Freundin Preeti ist?


Douglas-Home schafft einen einzigartigen Krimi, dem es gelingt, die schottische Mentalität einzufangen. Dazu gehören neben Treue und Loyalität auch Sturheit und Engstirnigkeit, Ehrgefühl und Unerbitterlichkeit. Sein Schreibstil ist ruhig und nüchtern, seine Figuren realistisch menschlich: der widerliche Ryan, die bemitleidenswerte Jamieson. Was ich von McGill halten soll, weiß ich bis jetzt nicht. Aber so sind die Menschen, gesteuert von Vorurteilen, von erlebtem Leid, vom eigenen Nutzen. Die schottische Landschaft wird so beschrieben wie sie ist: rau, grün, verlassen, teilweise karg, dabei aber immer wunderschön.


Ich empfehle diesen ersten Teil einer Reihe allen, die nach Schottland entfliehen und dabei einen ruhigen aber nicht weniger grausamen Krimi lesen wollen, der so anders ist als die vielen anderen auf dem deutschen Markt. Vier Sterne für den Sea Detective.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Netter Provencekrimi mit Mops, dessen Plot jedoch zu konstruiert wirkt

Blutrote Provence
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Blutrote Provence von Pierre Lagrange ist der zweite Fall für Albin Leclerc und seinen Mops Tyson.

Nach dem fulminanten Auftakt der Reihe mit Tod in der Provence waren meine Erwartungen hoch – und wurden ...

Blutrote Provence von Pierre Lagrange ist der zweite Fall für Albin Leclerc und seinen Mops Tyson.

Nach dem fulminanten Auftakt der Reihe mit Tod in der Provence waren meine Erwartungen hoch – und wurden leider nicht gänzlich erfüllt.

Lagrange Schreibstil ist unverändert flüssig und schön zu lesen, Albin Leclerc immer noch gewitzt, voller Ironie und Sarkasmus – ein Rentner zum gern haben. Auch die Provence ist dieselbe, einzig der Plot hat mich nicht überzeugt. Er wirkt konstruiert, als ob man unbedingt einen Bezug zu einem französischen Kulturgut herstellen wollte. Die Geschichte mag durchaus realistisch sein, es gibt genug Fanatiker. Trotzdem fühlte ich mich beim Lesen etwas unwohl ob der Motive des Mörders. Einfach zu unglaubwürdig.
Tiefgang ist bei den Figuren auch nicht wirklich vorhanden, was aber nicht stört, da es nun mal Bücher gibt, die ohne viel Hintergrundinfos auskommen und fast ausschließlich im Hier und Jetzt spielen.


Ich finde vor allem den fragwürdigen Plot schade, werde aber der Reihe treu bleiben – allein schon wegen Albin Leclerc, der mich oft zum Lachen brachte. Vielleicht ist im dritten Band dann auch die Geschichte mehr die meinige.

Ich empfehle diesen Krimi allen, die etwas über die schöne Provence lesen und mit einem smarten älteren Herren auf Spurensuche gehen wollen, der nicht immer den korrekten Weg einschlägt - und die dabei über einen meiner Meinung nach wenig glaubwürdigen Plot hinwegschauen können.

3 Sterne für einen leider schwachen zweiten Teil.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Clever konstruiert und nachvollziehbar, hilft nebenbei gegen Fernweh

Gefährlicher Lavendel (Ein-Leon-Ritter-Krimi 3)
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Frühling in der Provence. Die Eidechsen sonnen sich auf den Steinen, der alljährliche Blumenkorso steht bevor. Scheinbar nichts kann diese Idylle zerstören. Wäre da nicht der wochenlang ausbleibende Regen, ...

Frühling in der Provence. Die Eidechsen sonnen sich auf den Steinen, der alljährliche Blumenkorso steht bevor. Scheinbar nichts kann diese Idylle zerstören. Wäre da nicht der wochenlang ausbleibende Regen, der die Bewohner von La Lavandou zwingt, die Blumen für das Fest in Italien zu besorgen, der verschwundene Richter, die übel zugerichteten Leichen.. Dr. Leon Ritter, deutscher Rechtsmediziner, mittlerweile fast waschechter Südfranzose, ist in Gefährlicher Lavendel nun schon zum dritten Mal am Ermitteln.

Ich hatte vor Lesebeginn kleine Bedenken, da mich Krimireihen, die vielversprechend begonnen hatten, mit ihren Fortsetzungen in letzter Zeit etwas enttäuscht haben. Nicht so Remy Eyssen: Nach dem fulminanten ersten Teil Tödlicher Lavendel und dem tollen Nachfolger Schwarzer Lavendel, überzeugt mich Eyssen auch im dritten Band. Mit seinem Schreibstil fällt es sehr leicht, der Geschichte zu folgen, die Beschreibungen der Provence wecken einmal mehr Fernweh.

Auch in Gefährlicher Lavendel stehen die Ermittlungen wieder im Vordergrund, die Personen machen deshalb wenige Entwicklungen durch:
Isabelles Tochter Lilou macht ein paar Scherereien – ein Teenager halt. Schön, dass sie sich verhält wie viele anderen und ihre Grenzen austestet. Um dabei auch auf die Nase zu fallen.
Isabelle selbst muss herausfinden, wem sie mehr glaubt: ihrem Freund oder einer seiner Patientinnen?
Angesprochener Freund Leon Ritter hingegen merkt, dass er nicht unfehlbar ist, und keineswegs (immer) schlauer als die anderen. Sehr sympathisch, oft sind die Protagonisten zu perfekt und zu clever. Gefiel mir gut!

Mehr möchte ich auch gar nicht verraten, es sei nur so viel gesagt: Gefährlicher Lavendel ist definitiv lesenswert, vor allem als Krimi, aber auch als Mittel gegen Fernweh. Clever konstruiert, nachvollziehbar und manchmal etwas brutal in den Beschreibungen, wobei bei letzterem wahrscheinlich lediglich die Realität wiedergegeben wird. Und die ist nun mal oft brutal.


Vier Sterne für diesen tollen Krimi!

Veröffentlicht am 19.08.2018

Lost in Fuseta

Lost in Fuseta
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Lost in Fuseta – die Doppeldeutigkeit dieses Titels wird vor allem zu Beginn klar: Leander Lost, Kriminalkommissar aus Hamburg, wird als Austauschpolizist im Rahmen eines Europolprogramms für ein Jahr ...

Lost in Fuseta – die Doppeldeutigkeit dieses Titels wird vor allem zu Beginn klar: Leander Lost, Kriminalkommissar aus Hamburg, wird als Austauschpolizist im Rahmen eines Europolprogramms für ein Jahr nach Fuseta geschickt. Missverstanden von seinen Kollegen und sich so gar nicht wie ein „normaler“ Mensch verhaltend, ist Lost tatsächlich etwas verloren an der südportugiesischen Küste. Es ist auch durchaus schwer nachzuvollziehen, dass Lost seinen Kollegen anschießt, um einen Brandstifter zu stellen. Bis man Losts Gedankengängen folgt, die er im Bruchteil von Sekunden als den ultimativen Plan auserkoren hat. Was ist das nur für ein Alemão, den Graciana Rosado und Carlos Esteves zugeteilt bekommen?
Gil Riberio schafft einen ganz besonderen Kommissar, der vor allem durch seine liebenswerte Andersartigkeit hervorsticht. Er, der seine Hamburger Kollegen als Familie ansieht, wird von ihnen ausgelacht; sie haben die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und sind Lost durch das Austauschprogramm bequem losgeworden, das Lost selbst als Privileg sieht. Spätestens ab da hatte ich ihn schon ins Herz geschlossen.
Doch nicht nur Leander Lost ist ein Sympathieträger: auch seine Kollegen Esteves und Rosado mochte ich im Laufe der Geschichte immer mehr, genauso wie Rosados Familie – und den Familienzuwachs. Genau so stelle ich mir eine portugiesische Familie vor, inklusive viel Melancholie, Offenherzigkeit und gutem Essen.

Neben dem Fado, einigen Gesetzesüberschreitungen, kleinen Lügen und vielen Pausen ermittelt das Trio in einem spannenden Fall, der sie die Algarve rauf und runter führt. Da ich Portugal bisher nur in Lissabon kennenlernen durfte, sind die Einblicke in den Süden des Landes sehr interessant, der nicht nur aus Touristen und Meer besteht, der zwar arm ist und die Saudade hegt und pflegt, dabei aber sehr gastfreundlich und offenherzig ist.

Mein Fazit: Gott sei Dank haben wir noch ein Jahr in Portugal vor uns – ein Jahr in dem viel passieren kann. Fünf Sterne für ein tolles Debüt!

Veröffentlicht am 19.08.2018

Krimi mit viel Witz und Klamauk, mit fast schon unzählbaren Überraschungen und Wendungen

Im Grab schaust du nach oben
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G7-Gipfel im Alpenvorland: zahlreiche Demonstranten, eine Hundertschaft an Polizei, Security und Militär, eine große Auswahl an Wurftorten (ein Tortenwurf ist nämlich laut BGH-Urteil keine Körperverletzung, ...

G7-Gipfel im Alpenvorland: zahlreiche Demonstranten, eine Hundertschaft an Polizei, Security und Militär, eine große Auswahl an Wurftorten (ein Tortenwurf ist nämlich laut BGH-Urteil keine Körperverletzung, sondern nur eine Beleidigung). Also mit allem was dazugehört. Mittendrin eine Beerdigung, eine Erbschaft.. ist das da drüben etwa Sean Penn?

Ich kann diesen Krimi gar nicht richtig beschreiben. Er ist auf alle Fälle schlüssig und intelligent, aber auch überraschend, voller Wendungen, mit viel Humor und Klamauk, unzähligen Anspielungen, zahlreichen gewollten Witzen – teilweise so gewollt, dass es fast schon zu viel ist. Ein typischer Maurer einfach. Wer diese Reihe liebt, wird auch dieses Buch lieben. Wer mit dieser Art von Krimi nichts anfangen kann, wird sich denken: was für ein Schmarrn. Man muss sich schon drauf einlassen, nicht alles so ernst nehmen und sich für verschroben anmutende Theorien öffnen – die vielleicht gerade mit dieser Absurdität bestimmte Vorfälle nachvollziehbar erklären. Wieso sonst ist Stille Nacht, heilige Nacht weltweit dermaßen erfolgreich?
Dieser neunte Fall für Jennerwein und sein Team ist definitiv lesenswert, in jedem Kapitel dachte ich mir wieder: wie kommt man auf solche Ideen? Über was macht sich der Autor sonst noch alles Gedanken? Alltägliches wird hinterfragt, neu aufgerollt und völlig anders wieder ausgespuckt – ohne dabei übermäßig viel an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Woher weiß ich schon, ob es sich nicht so abgespielt haben könnte? Klar, manches ist zu übertrieben. Aber gerade diese überspitzte Darstellung macht den Charme aller Krimis aus. Deshalb bekommt auch dieser neueste Alpenkrimi 4 Sterne von mir und ich hoffe, dass der zehnte Fall nicht minder unterhaltsam ist.