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Veröffentlicht am 19.08.2018

3,5 Sterne für einen bodenständigen und realistischen Krimi

Wie aus dem Nichts
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Mein erstes Buch von Sabine Kornbichler außerhalb der Reihe um Kristina Mahlo. Nicht ohne Hintergedanken habe ich diesen Krimi meiner Oma zu Weihnachten geschenkt. Nun durfte ich ihn auch lesen und freute ...

Mein erstes Buch von Sabine Kornbichler außerhalb der Reihe um Kristina Mahlo. Nicht ohne Hintergedanken habe ich diesen Krimi meiner Oma zu Weihnachten geschenkt. Nun durfte ich ihn auch lesen und freute mich sehr, denn Sabine Kornbichler hat einen so schön unanstrengenden Schreibstil. Man merkt kaum, dass man liest. Die Seiten fliegen dahin, dabei ist alles so bodenständig. Das kommt mir in meiner derzeitigen Lernsituation sehr entgegen.
Wir befinden uns in München, bei Alex und Dana, seit 2 Monaten ein Paar. Mir stieß leider gleich sauer auf, dass sie zwar erst so kurz zusammen sind, Dana aber schon auf Drängen ihres Schatzes eine Stelle als Haushaltshilfe angenommen hat – um dabei ihren Arbeitgeber auszuspionieren. Alex ist nämlich Enthüllungsjournalist und Danas neuer Chef angeblich Kopf eines Organhandelrings. Falls dem so wäre, wäre das mit Sicherheit nicht ungefährlich für Dana. Natürlich gibt es so naive und treuselige Menschen wie sie, ich komme mit so einem Handeln nicht so zurecht. Aber allein deswegen, weil ich es nicht nachvollziehen kann. Aber schön, dass es die Autorin gleich zu Beginn schafft, mich aufzurütteln.
Die weiteren Schilderungen gefallen mir dann wieder besser. Dana verhält sich mittlerweile so, wie ich mich in einer solchen Situation wohl auch verhalten würde. Das zeichnet meines Erachtens Sabine Kornbichler aus: meist ist – aus meiner Perspektive – alles sehr realistisch. Das gefiel mir auch schon bei ihrer Reihe um Kristina Mahlo (Reihenfolge: Das Verstummen der Krähe, Die Stimme des Vergessens, Das böse Kind). Ich kann nur wieder sagen: Bodenständig und nicht abgehoben.
Was mir hier besonders auffällt, ist, dass man nicht den Ermittlern folgt, sondern einer mehr oder weniger außenstehenden, ganz stinknormalen Person. Diese redet zwar ein bisschen mit verschiedenen Leuten, um mehr herauszufinden, stürzt sich aber nicht Hals über Kopf in irgendwelche dubiosen Geschichten und Aufklärungsversuche.
Der Plot ist auch sehr interessant, wobei er dabei nur minimal spannend ist. Das ist aber nicht negativ gemeint! Man will trotzdem unbedingt erfahren, was es mit alldem auf sich hat. Und natürlich wer der Mörder ist und worin sein Motiv liegt.
Gegen Ende hin kommt dann richtige Spannung auf und das Buch schafft ein zufriedenstellendes Ende.
Fazit: Auch diesmal schafft Sabine Kornbichler einen bodenständigen und realistischen Krimi, der durchaus spannende Szenen enthält. Somit kann ich eine Leseempfehlung aussprechen, wobei das Buch nicht an die Reihe um Kristina Mahlo heranreicht. 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Richtig guter Krimi um die Mafia in Südfrankreich, mit einem schwachen Commissaire Mazan

Commissaire Mazan und die Spur des Korsen
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Band 3 der Reihe um den Katzenkommissar setzt direkt ein mit dem bereits im Klappentext erwähnten Attentat auf Zadira Matéo. Die nächsten knapp 100 Seiten sind dann vom Stil her ganz anders als die anderen ...

Band 3 der Reihe um den Katzenkommissar setzt direkt ein mit dem bereits im Klappentext erwähnten Attentat auf Zadira Matéo. Die nächsten knapp 100 Seiten sind dann vom Stil her ganz anders als die anderen beiden Teile. Matéo schwebt zwischen Leben und Tod, man folgt dabei ihren Gedankengängen, die etwas konfus anmuten. Das verdeutlicht ihren Zustand. Es werden Gegenwart und Vergangenheit vermischt und wir erfahren dabei, was damals in Marseille vorgefallen ist: der Tod von Zadiras Vater, die Entlarvung korrupter Polizisten des BAC und warum Zadira nach Mazan gehen musste. Aufgrund des Attentats kommt Ihr damaliger Vorgesetzter nach Mazan, Matéos Vergangenheit holt sie also ein. Liegt in von Matéo aufgedeckten Polizeiskandal der Grund für das Attentat? Und warum hat sie überlebt? Absicht oder nicht?

Der arme und verliebte Tierarzt Jules wird von Matéo weggeschickt, aber allein deswegen, um ihn zu schützen. Dieser denkt jedoch nicht daran, sich aus dem Staub zu machen. Vielmehr fährt er nach Marseille, um den oder die Schuldigen ausfindig zu machen. Somit ermittelt in diesem Band nicht Zadira, sondern Jules ist derjenige der Marseille aufwühlt und nicht wenige nervös macht. Wir erhalten Einblicke in die kriminelle Seite der Hafenstadt, in die mafiösen Strukturen und die Verstrickung der Politiker in allerlei Machenschaften. Dies ist meiner Meinung nach sehr fundiert aufbereitet und wirkt durchaus realistisch.

Commissaire Mazan selbst ist derweil stolzer Papa, obwohl er als Kater diesen Begriff nicht nennt. Er weiß nur, dass die Kinder ein Teil von ihm sind. Der Katzenpart kommt dieses Mal etwas zu kurz, aber das macht nicht, denn diese Teile haben mich diesmal teilweise etwas genervt.

Das Buch ist also sozusagen mehr Krimi als Katze. Dabei ist er anders als die beiden Vorgänger. Weniger Ermittlungen, dafür viel Persönliches. Matéo zeigt ihre verletzliche Seite, wir lernen sie besser kennen. Des Weiteren hat das Autorenduo im Anhang die Quellen aufgelistet, anhand derer es sich seine Anregungen für die drei Romane geholt hat. Ein sehr interessanter Einblick, der verdeutlicht, wie nahe die Bücher an der Realität sind.

4 Sterne für einen fundiert recherchierten Krimi, der nur aufgrund des diesmal schwachen Katzenparts einen Stern Abzug bekommt.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Toller Krimi in der Welt der Kunst

Madame le Commissaire und das geheimnisvolle Bild
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Ich bin sehr froh, dass ich nach dem schwächeren ersten Band mit Madame le Commissaire nicht das Handtuch geworfen habe. Es kann sich durchaus auszahlen, einer Reihe eine zweite Chance zu geben. Teil 2 ...

Ich bin sehr froh, dass ich nach dem schwächeren ersten Band mit Madame le Commissaire nicht das Handtuch geworfen habe. Es kann sich durchaus auszahlen, einer Reihe eine zweite Chance zu geben. Teil 2 und 3 waren durchaus lesenswert und diesen schließt sich nun der vierte Teil Madame le Commissaire und das geheimnisvolle Bild an.


Bei Kunst geht es mir dabei ähnlich wie Madame le Commissaire: Ich verstehe nichts davon. Nichtsdestotrotz habe ich Achtung vor dem Geschaffenen. Und ich kann sagen, ob mir ein Bild gefällt, und zwar hinsichtlich des Motives, der Farbauswahl, dem Gesamtkonzept. Deshalb gehe ich auch gerne in Gemäldesammlungen, sei es im Prado, in der Eremitage oder im Museum of Modern Art. Ich weiß nicht, wie viele Besucher dieses Museums mir zustimmen würden, aber La Danse von Henri Matisse ist für mich nicht gerade das schönste Gemälde unter der Sonne. Das ist aber wie gesagt meine persönliche Meinung. Und nur weil der Maler oder eines seiner Bilder bekannt ist, muss es nicht automatisch schön sein. Auch die Fälschung eines Gemäldes kann überzeugen, wenn der Maler sein Handwerk versteht.


Und schon befinden wir uns mitten drin in Isabelle Bonnets neuem Fall, der in der für mich sehr geheimnisvollen Welt der Kunst spielt. Dass mit Werken bekannter Maler Millionen umgesetzt werden, ist bekannt. Und das dies Begehrlichkeiten weckt, auch. Schon ist ein spannender Krimi konstruiert, der mich durchaus zu überzeugen wusste.
Ja, mir gefällt diese Thematik sehr. Es werden keine Seiten mit Maltechniken gefüllt, keine Farbzusammenstellungen erläutert, keine Grundierungen erklärt. Im Großen und Ganzen wird das alles sehr stiefmütterlich behandelt. Und das ist gut so, wird hier ja ein Krimi präsentiert und kein Buch über die Malkunst.


Gute Unterhaltung, sympathische Charaktere (allen voran Apollinaire), tolles Setting. Was will man mehr für eine leichte Sommerlektüre? Eben. Nichts. 4 Sterne.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Geeignet für Lissabon-Liebhaber, sonst eher platt und oberflächlich

Portugiesische Rache
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Wir befinden uns nun zum zweiten Mal in Lissabon, Henrik Falkner hat sich halbwegs eingelebt - aber das keineswegs ruhig. Auch in diesem Teil trachten Bösewichte nicht nur einmal nach Henriks Leben..


Nun ...

Wir befinden uns nun zum zweiten Mal in Lissabon, Henrik Falkner hat sich halbwegs eingelebt - aber das keineswegs ruhig. Auch in diesem Teil trachten Bösewichte nicht nur einmal nach Henriks Leben..


Nun ja, die Grundidee des Krimis ist meiner Meinung nach grandios. Die Aufarbeitung der Diktatur unter António de Oliveira Salazar kann durchaus eine gute Grundlage bieten, zumal man dem deutschen Leser dadurch ein Stück europäischer Geschichte nahe bringen könnte. Könnte.. Leider hat der Autor diesen Schandfleck der portugiesischen Vergangenheit derart oberflächlich behandelt, dass er sich das besser hätte sparen sollen. Dem Autor war anscheinend wichtiger, Henriks Dilemma zwischen drei (natürlich bildhübschen Frauen) immer wieder hervorzuheben.
Die Beschreibungen Lissabons hingegen versetzen mich für kurze Zeit wieder in die Schöne am Tejo.


Fazit: Tolle Beschreibungen Lissabons, oberflächliche und platte Story. Schade.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Detailreich, tiefgehend und episch

Das Mädchen aus dem Norden
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Eigentlich wollte ich nur eine Kurzmeinung verfassen. Aber das würde dem Buch nicht gerecht werden. Nachdem ich lange mit mir gehadert hatte, ob ich Das Mädchen aus dem Norden lesen sollte, bin ich nun ...

Eigentlich wollte ich nur eine Kurzmeinung verfassen. Aber das würde dem Buch nicht gerecht werden. Nachdem ich lange mit mir gehadert hatte, ob ich Das Mädchen aus dem Norden lesen sollte, bin ich nun froh, dass ich es getan habe. Die vielen negativen Bewertungen mögen für viele gerechtfertigt sein, für mich nicht.

Das Mädchen aus dem Norden wird als Thriller betitelt – und ja, es wird von Anfang an eine Spannung aufgebaut, die sich über die gesamte Länge des Buches zieht. Wir starten im Jahre 1993, dem Jahr, welches das Schicksal vieler Menschen beeinflusst hat. Die ersten knapp 100 Seiten sind essentiell für die nachfolgenden Geschehnisse im Jahr 2013.
Die Autorin schafft aber nicht nur einen Thriller, sondern vielmehr einen Epos über kriminelle Machenschaften, Korruption, Gewalt und Vergeltung. Vielen mag die Geschichte zu detailreich sein, die Komplexität wird durch die polnischen Namen nur verstärkt – aber genau das hat mich gefesselt. Bonda geht mit ihren Erzählungen in die Tiefe. Ja, mich hat die Geschichte fasziniert, auch wenn ich anfangs noch das ein oder andere Mal in das Namensglossar am Buchende spicken musste. Die Autorin hat die Handlungen von vor 20 Jahren gekonnt mit den Auswirkungen in der Gegenwart verwoben und die Auflösung ist schlichtweg genial.

Erwähnenswert ist für mich auch noch die Wichtigkeit der Odorologie in diesem Thriller. Auf diese Möglichkeit der Täterüberführung bin ich bisher noch nicht gestolpert, sie erscheint mir auch wenig geläufig. Anhand dieser Technik wird der Täter mittels seinen individuellen Geruchs überführt. Ob das wirklich funktioniert weiß ich nicht, es war jedoch ein sehr interessanter Aspekt der Ermittlungen.

5 Sterne für einen intelligenten Thriller, der mich vergessen ließ, dass ich eigentlich auf schöne Beschreibungen Danzigs gehofft hatte. Aber dann schaue ich halt einfach mal in einen Reiseführer.