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Veröffentlicht am 16.03.2017

Leider nicht so stark wie die beiden Vorgänger-Bände

Die Schattenschwester
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Im dritten Band der Schwestern-Serie Lucinda Rileys steht Star (Asterope) im Vordergrund, die dritte Schwester der sieben Mädchen, die im schlossähnlichen Atlantis am Genfer See aufgewachsen ist, nachdem ...

Im dritten Band der Schwestern-Serie Lucinda Rileys steht Star (Asterope) im Vordergrund, die dritte Schwester der sieben Mädchen, die im schlossähnlichen Atlantis am Genfer See aufgewachsen ist, nachdem sie vom geheimnisvollen Pa Salt adoptiert wurde. Letzterer ist verstorben, und auch für Star eröffnet sich mit einem von ihm hinterlassenen Brief und einem anderen Hinweis die Möglichkeit, herauszufinden, woher sie stammt.
Zusammen mit CeCe, derjenigen Schwester, zu der sie wohl das engste Verhältnis hat, bewohnt sie eine spartanische Wohnung in London – die beiden Schwestern kleben förmlich aufeinander und Star wird im Laufe des Buches immer klarer, dass ihr das nicht (mehr) gut tut. Mir kam das Verhältnis der beiden Schwestern schon, auch als es in den beiden vorherigen Bänden erwähnt wurde, sehr seltsam vor und auch wenn es in „Die Schattenschwester“ nicht ganz im Mittelpunkt steht, denke ich, wird es im vierten Band über CeCe eine noch gewichtigere Rolle spielen.
Vom Inhalt möchte ich, weil das meiner Meinung nach nicht Ziel einer Rezension ist, nichts erzählen. Mir geht es mehr darum, darzustellen, was mir sprachlich, vom Gerüst hinter der Geschichte gesprochen aufgefallen ist. Besonders bemerkt habe ich in diesem Band beispielsweise, wie Lucinda Riley ihren Sprachstil anpasst – im Teil, der auch in diesem Buch in ein anderes Jahrhundert entführt, erscheint mir ihre Sprache viel altertümlicher, ein wenig märchenhaft, sodass man als Leser erstens dazu eingeladen wird, sich in die jeweilige Zeit zu vertiefen, sich auch andererseits immer darüber im Klaren sein kann, dass das Erzählte weit zurückliegt. Im Gegenwartsteil schafft sie es hingegen, modern zu schreiben, tatsächliche Gedanken Stars (wenn auch oft etwas geschwollen, was auch der Übersetzung geschuldet sein kann) einzufangen und ein authentisches Bild des Ortes zu schaffen, an dem sie sich die meiste Zeit über aufhält. Es ist interessant zu sehen, wie eine Autorin es schafft, in einem Buch auf zwei verschiedene Arten zu erzählen – im Teil, der aus Stars Sicht geschrieben ist, darf man sich auf den gewöhnten kurzweiligen, aber sehr eindrucksvollen Schreibstil Rileys freuen.
Ich habe bisher alle Bände der Reihe gelesen und vielleicht war deshalb meine Erwartungshaltung eine andere, allerdings empfinde ich Teil drei der Schwestern-Reihe als den schwächsten. Wie immer ist da ein spannender, atmosphärisch dichter Teil, der in die Vergangenheit entführt, allerdings kam mir die eigentliche Protagonistin – Star – ein wenig zu kurz, da war kein wirklicher Weg, den sie beschritten hat und das Glück, das Pa Salt sich für sie gewünscht hat, findet sie meiner Meinung nach nicht wirklich. Ich habe immer auf den „Befreiungsschlag“ gewartet, dass ihr Stern wirklich zu leuchten beginnt, allerdings fügt sie sich einmal mehr in bestehende Strukturen ein, was, wie im Buch beschrieben wird, eigentlich nicht die Absicht ihres Adoptivvaters war. Die Personen, die Star auf ihrer Reise zu ihren Wurzeln kennenlernt, stehen meines Erachtens nach mehr im Vordergrund als sie. Und letztlich wird man als Leser, ohne wirklich zu wissen, wie es mit Star nun weitergeht, zurückgelassen, was ich sehr schade finde, immerhin bietet gerade ihre Persönlichkeit die wohl spannendste Möglichkeit, sie scheinen zu lassen. Vom Gefühl her geht es in „Die Schattenschwester“ mehr um die Vergangenheit als um die Zukunft – welche Star sich eigentlich unheimlich wünscht.
Trotzdem möchte ich fünf Sterne geben, da mir einmal mehr aufgefallen ist, dass Lucinda Riley die Bände ihrer Reihe nicht als voneinander getrennt betrachtet, sondern immer wieder Gegebenheiten erwähnt, die schon in den vorherigen Büchern Teil der Handlung waren, ohne dass Langeweile entsteht, eine Szene als bereits „durchgekaut“ wirkt. Eine so enge Verzahnung von aufeinander aufbauenden Büchern habe ich noch nicht erlebt.

Veröffentlicht am 21.09.2016

Leider unbefriedigend

Das Jahr, in dem ich dich traf
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Gärtnern kann wirklich befreiend sein. Sehr oft wird dieses Sprichwort herangezogen, und das auch völlig zurecht! Mir gefiel, als ich den Klappentext gelesen habe, die Idee Cecelia Aherns außerordentlich ...

Gärtnern kann wirklich befreiend sein. Sehr oft wird dieses Sprichwort herangezogen, und das auch völlig zurecht! Mir gefiel, als ich den Klappentext gelesen habe, die Idee Cecelia Aherns außerordentlich gut, was einen Großteil dazu beitrug, dass ich das Buch gekauft habe.
Natürlich hat auch ihr Name an sich mit eingespielt, allerdings muss ich leider zugeben, dass ich ein Stückchen mehr davon abgerückt bin, ein Buch zu kaufen, weil ich die Autorin/den Autor liebe.

Wie üblich möchte ich nicht zu viel des Inhalts preisgeben. Allerdings müssen es doch ein paar Sätze sein, um zu erklären, wie ich zu dem Buch stehe. Jasmine, die durch ein so genanntes 'Gardening Leave' für ein Jahr zur Untätigkeit gezwungen ist, um ihre Kenntnisse nach ihrer Kündigung nicht zur Konkurrenz zu tragen, findet in dem im Buch beschriebenen Jahr zu sich selbst, das steht außer Frage.
Eine nicht ganz unerhebliche Rolle spielt dabei Matt, ein Mann, der ihr gegenüber in der klischeehaft ruhigen Rentnerstraße wohnt...

Das Buch ist aus Sicht Jasmines geschrieben, immerzu an Matt, den sie beobachtet, gerichtet. Beim Prolog musste ich schmunzeln, auch während der ersten Kapitel war die zu Anfang als Schimpftirade gestaltete Erzählung wirklich amüsant. Allerdings fiel es mir, das Buch im Gesamten betrachtet, sehr schwer, insbesondere durch das etwas unverständliche 'Gesieze' ihr gegenüber Matt, das sich über das ganze Jahr zog, schwer, einen Zugang, den man eigentlich durch die Ich-Perspektive recht schnell haben sollte, zum Buch zu finden.
Jasmines Gedanken machten sie trotzdem irgendwie sympathisch, auch wenn es selbst hier mit der Zeit schwer fiel, ihr zu folgen, da manches sich nicht so in den Lesefluss fügten, als dass man darüber hätte hinweglesen können und ich persönlich mich immer wieder verwirrt vorfand.

Darüber hinaus habe ich persönlich immer auf eine Wendung gewartet, die Matt und Jasmine zusammenrücken ließ, dieser besondere Punkt in einem Buch, an dem Vorhergegangenes einen Sinn macht. Eine Wendung, die nicht kam und die den Spannungsbogen irgendwie unrund abschloss, auch wenn das Ende passt.

Ich bin wirklich ein Ahern-Fan, kann aber die Ansicht der Kritik, die auf dem Buchrücken aufgedruckt ist ("[...] Cecelia Ahern schreibt auf einer ganz neuen Flughöhe") so nicht teilen. Es wurde mit der Zeit wirklich langatmig, Jasmines immer neuen Beobachtungen über ihren Nachbar vom Haus gegenüber zu lauschen, beziehungsweise darüber zu lesen. Der Cecelia-Ahern-Witz ist in dem Buch zwar vorhanden, allerdings kommt er nicht richtig zur Geltung, da die Charaktere trotz allem, wie ich finde, nicht richtig aufeinander eingehen.

Gegen Ende des Buches überschlugen sich die Ereignisse und zeitweise kam ich mir vor wie in einem Theaterstück, auch wenn ich dieses Gefühl nicht richtig begründen kann. Die etwas platonisch wirkenden Charaktere wie Dr. Jameson sind mit Sicherheit von der Autorin gewollt, allerdings tragen ihre vorhersehbaren Handlungen leider auch nicht wirklich dazu bei, das Buch liebzugewinnen.

Ich gebe es offen zu, ich musste mich nach etwa zwei Fünfteln des Buches wirklich dazu zwingen, weiterzulesen, weil trotz der Handlung das Gefühl der Langeweile aufgekommen ist.

Leider kann ich, trotz der amüsanten, humorvollen Schreibweise, diesen Roman nicht weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 21.09.2016

Ein berührendes Buch!

Die Nähe des Himmels
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Nicholas Sparks nutzt für dieses Werk einen Aufhänger, mit dem wir alle wohl schon einmal in irgendeiner Form konfrontiert waren. Nicht täglich oder wöchentlich, aber zumindest monatlich taucht irgendwo ...

Nicholas Sparks nutzt für dieses Werk einen Aufhänger, mit dem wir alle wohl schon einmal in irgendeiner Form konfrontiert waren. Nicht täglich oder wöchentlich, aber zumindest monatlich taucht irgendwo und irgendwann ein Typ Nachricht auf – ob im Fernsehen, in der Zeitung oder auf anderem Wege – bei dem wir in bestimmter Regelmäßigkeit entweder eine Augenbraue nach oben ziehen, irritiert den Blick schärfen oder ungläubig den Kopf schütteln. Der Glaube an Unlogisches, an Dinge, die rational schlicht nicht zu erklären sind: je mehr von ihnen einem zu Ohren kommen, desto mehr ist man dazu gezwungen, sich mit dem, was man nicht sehen kann, auseinanderzusetzen, eine Meinung dazu zu entwickeln.
Im Falle des New Yorker Wissenschafts-Journalisten Jeremy Marsh fällt diese Meinung klarer denn je aus: er glaubt nicht an Übernatürliches. Als Kolumnist für eine große Zeitschrift deckt er allerlei Phänomene und Erscheinungen auf, die sich seiner Meinung nach immer auf Betrug, Schwindel oder Zufall zurückführen lassen. Nach erfolgreicher Widerlegung der scheinbaren Gabe eines Hellsehers im Fernsehen wird er ins kleine Örtchen Boone Creek in North Carolina eingeladen, um dort die Spur mysteriöser Geisterlichter auf einem Friedhof aufzunehmen. Nicht nur seine Suche nach der Ursache der Lichter hält Überraschungen für ihn bereit…
Einmal mehr hat mich Nicholas Sparks' beeindruckende Art, Umgebungen und insbesondere Personen zu erschaffen, fasziniert. Er schafft es, mit wenigen Worten und ohne dabei künstlich oder geschwollen zu wirken, authentisch Landschaften, mehrdimensionale Charaktere und Gegebenheiten zu beschreiben. Vielfach kommt es mir in Büchern unter, dass ich mich nicht vollständig auf eine Geschichte einlassen kann, weil irgendetwas mich zu einer rational-logischen Distanz zwingt – begründet durch anzweifelbare, unlogische Handlungsstränge oder unglaubwürdige Dialoge. Hier ist aber das genaue Gegenteil der Fall gewesen. Die Handlung, der Charme der Charaktere und Sparks' leichtfüßiger Schreibstil nehmen schlicht gefangen.
Besonders, neben dem absolut nachvollziehbaren Handlungsverlauf, wird 'Die Nähe des Himmels' meiner Meinung nach von Kapiteln gekennzeichnet, die in sich zwar relativ abgeschlossen und logisch gegliedert sind, aber auf warmherzige, leichte Art und Weise am Ende den Leser dazu auffordern, den 'Kreis gedanklich zu schließen', eine kleine verknüpfende, nicht im Buch ausgeschriebene Überlegung anzustellen, um sich damit selbst ein warmes Detail der Geschichte zu erschließen, das oftmals im folgenden Kapitel als gegeben betrachtet wird. Überhaupt schreibt Nicholas Sparks so, dass man oftmals einfach lächeln muss. Warm, aufrichtig, aber trotzdem ungeschliffen. 'Die Nähe des Himmels' hält ungeahnte Wendungen bereit, wie es meiner Meinung nach ein zweites Merkmal Nicholas Sparks' verlangt. Und trotzdem verliert man als Leser nicht den berühmten roten Faden, kann man sämtliches Handeln der Charaktere nachvollziehen. Wenn nicht sofort, dann nach einigen Seiten, in denen Nicholas Sparks die Zurückhaltung des Lesers aufzugreifen scheint. Manchmal schien es mir so, als habe er versucht, sein eigenes Buch als Außenstehender zu verstehen und aus dieser Sicht mögliche aufkommende Überlegungen eines mitdenkenden Lesers in sein Buch zu integrieren. Diese kleinen Details und der Umstand, dass auch dieser Roman von ihm nicht gewöhnlich, nahezu vorauszuahnend ist, geben dem Buch etwas, das zur Abgrenzung von anderen Büchern dieses Genres dient.
Ich finde, Nicholas Sparks ist mit diesem Roman einmal mehr eine Geschichte gelungen, die zweifelsohne genau so passiert sein könnte, die jeglicher unglaubwürdig-machenden Komponente entbehrt. Ich habe absichtlich nicht zu viel des Inhalts preisgegeben, weil ich der unerschütterlichen Meinung bin, dass dieses Buch ein sehr lesenswertes ist. Einzutauchen in die Schönheit North Carolinas, um selbst der Frage nachzugehen, inwiefern der Himmel nah ist – das ist nicht nur eine Möglichkeit, die durch das Buch eröffnet wird, sondern ein Versprechen.

Veröffentlicht am 21.09.2016

Interessante Idee, leider einige Schwächen

Daringham Hall - Das Erbe
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Ich bin gespaltener Meinung über dieses Buch. Zu Anfang, und das war ca. 100 Seiten lang so, fand ich einfach keinen Zugang zu den Charakteren, die beschrieben werden. Ich bin jemand, dessen Meinung von ...

Ich bin gespaltener Meinung über dieses Buch. Zu Anfang, und das war ca. 100 Seiten lang so, fand ich einfach keinen Zugang zu den Charakteren, die beschrieben werden. Ich bin jemand, dessen Meinung von einem Buch stark davon abhängt, inwiefern empathisches Verhalten in Bezug auf die Charaktere gelingt - und mir persönlich fiel es während des ersten Teiles des Buches tatsächlich schwer, dieses handzuhaben. Für mich waren die handelnden Personen nicht so voneinander abgetrennt, beziehungsweise beschrieben, als dass ich sofort einen Zugang zu ihnen gefunden habe. Natürlich erzählte Kathryn Taylor vom störrischen, prinzipientreuen und wortkargen Ben und davon, dass ihm auch nach dem Unfall etwas von seinem eigentlichen Charakter anhaftete, Kate immer wieder Kleinigkeiten auffielen. Allerdings gingen mir die Beschreibungen darüber nicht "in Fleisch und Blut" über, hatte ich ihn so, als dass jedes neue beschriebene Detail zu dem Ben, den ich vor Augen hatte, hinzugefügt wurde, nicht im Kopf - es gelang mir einfach nicht. Charaktere entwickeln sich für gewöhnlich und nach meinem Verständnis innerhalb eines Buches, bei diesem hier hatte ich aber das Gefühl, sofort ein klares, statisches Bild (insbesondere von Ben) vor Augen haben zu müssen, um zukünftiges Handeln auch verstehen zu können. Das hat mich in meinem Lesefluss sehr beeinträchtigt und sich erst sehr spät gelegt.
Neben dem Umstand, dass die Geschehnisse, ohne Kathryn Taylors Schreibstil damit abwerten zu wollen, doch irgendwo voraussehbar waren und wohl ihrem etwas "der Zeit vorausgeschriebenen" (Dinge werden erwähnt, die auf Zukünftiges hinführen wollen, letztlich aber die Spannung nehmen) Stil zuzuschreiben sind, gefiel mir teilweise die Klischeehaftigkeit der Charaktere nicht. Dadurch, dass Tilly die etwas burschikose Kellnerin war, Olivia Camden die hysterische Schwiegertochter mit leichten 'Schwarzes-Schaf-Allüren' und Ralph Camden ein (scheinbarer) Adliger aus dem Bilderbuch, ging mir das Einzigartige des Buches ein Stück weit verloren.
Darüber hinaus fand ich es etwas störend, dass noch im letzten Drittel des Buches, erklärende Absätze vorkamen, die über das notwendige Maß an Informationen, um eine Situation zu erklären, hinausgingen. Auch das ist etwas, das meinen Lesefluss gestört hat, ich fühlte mich teilweise wie am Beginn eines Buches, weil der erklärende Charaktere dieser Absätze zu offensichtlich war.

Allerdings, und deshalb kommt die andere Seite der Medaille auch erst jetzt, mag ich den Auftakt der 'Daringham Hall'-Reihe nun mal doch. Es ist eine schöne Geschichte rund um ein Herrenhaus, das, anders als viele andere dieser Art, nicht gestellt, überspitzt und unrealistisch wirkt - genau so stelle ich mir heutige Adlige in Großbritannien vor.
Kathryn Taylor schreibt sehr warmherzig und teilweise so, als wären es schlicht Gedanken, die sie ungefiltert aufs Papier bringt, was mir persönlich sehr gefällt. Die wunderbar beschriebenen Innenperspektiven der Charaktere - zwischen den Kapiteln wechselt der Erzähler - erzeugen eine besondere Authentizität.
Der Autorin ist mit diesem Buch ein schöner Auftakt für eine Reihe gelungen, die ich trotz meiner Kritik weiterlesen werde. Daringham Hall lädt zum Träumen ein und lässt die geschwollene Rosamunde-Pilcher-Romantik vermissen, ohne dabei den Charme Englands auszuladen!

Veröffentlicht am 21.09.2016

Leider düster und sehr langatmig

Liebten wir
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"Fotos verraten alles. Sie zeigen das, was gezeigt werden soll - aber darüber hinaus zeigen sie die Lücken in den Familien, die schadhaften Stellen am Haus."

Dieses Zitat, das sich auf dem Buchrücken ...

"Fotos verraten alles. Sie zeigen das, was gezeigt werden soll - aber darüber hinaus zeigen sie die Lücken in den Familien, die schadhaften Stellen am Haus."

Dieses Zitat, das sich auf dem Buchrücken von 'Liebten wir' befindet, hat mich neugierig gemacht. Der Klappentext skizziert eine Fotografin, die die Details eines Fotos im Blick hat und bei einem Familienfest die Familie ihres Freundes kennenlernen soll. Ich kannte die Autorin zuvor nicht und war umso gespannter, als ich im Zuge einer Leserunde die Chance bekam, das Buch zu lesen.
Der Schreibstil Nina Blazons ist etwas Besonderes. Sie spielt mit Worten, erzeugt beinahe Poetisches, wie sie gedankenorientierte Sätze mit handfesten Beobachtungen mischt und sich dabei wunderbar passenden, teils neugeschöpften Worten bedient. Die Autorin schafft es, vor allem, da sie für ihre Recherchen zum Buch im Handlungsland Finnland war, authentisch Land und Leute zu beschreiben. Ihre Art zu schreiben war für mich ein gewichtiger Grund, dem Buch nicht ganz negativ gegenüberzustehen. Trotzdem stellte sich mit der Zeit eine gewisse Langatmigkeit ein, in deren Folge ich teilweise Anstrengung aufwenden musste, um weiterzulesen. Die Unvorhersehbarkeit der Geschichte ist aber, was bei Laune hält.

Es geht um Aino und Moira ('Mo'), zwei Frauen, die etwas überhastet nach Finnland aufbrechen und obwohl es einen triftigen Grund gibt, weshalb die beiden das tun, ist das Ganze immer noch eine Reise. Leider wirken die teilweise nüchternen, aber absurderweise auch die detaillierten Beschreibungen von Zeit zu Zeit - ohne dass dem tatsächlich so wäre - wie die Ausschnitte aus einer Polizeiakte, als erzähle ein Polizeibeamter dem anderen, was er gesehen hat, geäußerte Gefähle kamen für mich viel zu kurz und ließen nur schwerlich zu, sich den beschriebenen Charakteren voll zu nähern, vor allem, da das charakterliche Bild im Kopf oft mit der nächsten, gegensätzlichen Handlung schon wieder über Bord geworfen wurde.

Missgunst und vor allem eine gewisse Aggressivität ist, was die Dialoge zwischen Moira und Aino und die Gedanken, die man als Leser aus Moiras Perspektive mitbekommt, bestimmt. Immer wenn die beiden sich angenähert haben, fuhren sofort Blitze zwischen sie, das Hin und Her, die teilweise abwertenden und abfälligen Umgangsweisen haben mich sprachlos zurückgelassen, insbesondere da Moira die ältere Dame Aino gedanklich mit 'die Alte' anspricht. Ganz gleich, inwiefern dies in manchen Gegenden ein lieblicher Kosename für ältere Leute sein mag - für mich war dieser Begriff immer schon negativ besetzt, sodass das Grundgefühl feindseliger Stimmung nie verebbte.

Aus sprachlicher/inhaltlicher Sicht, neben dem Umstand, dass ich ein wirklicher Fan von Nina Blazons Schreibstil geworden bin, möchte ich anmerken, dass mein Lesefluss ab und an davon gestört wurde, dass finnische Wörter, deren Bedeutungen nicht explizit während der Handlung des Buches geklärt wurden, verwendet wurden. Vielleicht eine kleine Sache, aber ich stockte jedes Mal beim Lesen, als Moira, ohne Finnisch zu können, übersetzte. Es wäre schön gewesen, wäre das anders gelöst worden, evtl. durch ein zweckmäßiges Wörterbuch im Bucheinband. Auch subjektive Gedankengänge, die nicht gut nachzuvollziehen waren, störten den Lesefluss.

Nina Blazon hat ausnahmslos tolle Charaktere in ihrem Buch verwoben, allerdings bleiben diese statisch. Man könnte den Anfang und das Ende des Buches aneinanderreihen und würde leider keine Veränderung sehen, was insbesondere schade ist, da die Geschichte, die in Finnland ihren Lauf nimmt, durchaus eine verändernde Wirkung hat. Es passiert nichts mit den Charakteren, sie sind vor Beginn und nach Ende des Buches dieselben und allein aufgrund des Klappentexts, der verspricht, dass Moira nach dem Entdecken einer Liebesgeschichte zu einem anderen Menschen wird, habe ich erwartet, eine deutliche Veränderung der Charaktere zu sehen. Eine Veränderung, die nicht eintraf und die unterkühlten, von fehlender Wärme zeugenden Beziehungen genau so zurückließ.

Dass man Zitate aus diesem Buch zurückbehält, das passierte bei mir leider nicht - ich frage mich leider immer noch, was genau die Aussage von 'Liebten wir' sein soll. Als Leser bleibt man in nebulöser, über das übliche offene Ende hinausgehender Fragehaltung zurück. Es gibt eine zentrale Aussage und es gibt lebensbejahende, poetische Zeilen, die allerdings durch das überhastete und zu viele Fragen offen lassende Ende zerschlagen werden.

Dieses Buch zu lesen war für mich ein stetiges Auf und Ab, manche Abschnitte ließen sich schnell und angenehm lesen, andere Teile eher weniger. Der raue Unterton in den Dialogen forderte Anstrengung und Konzentration, die fehlende Nähe der Protagonisten zueinander den ungewöhnlichen Willen, eine gewisse Distanz zum Buch zu wahren und sich nicht ganz hineinzuvertiefen. Auch wenn es eine schöne, bedeutungsschwere Geschichte ist, die Nina Blazon erzählt und es lange schafft, in den Bann zu ziehen: zeitweise geht sie zu sehr in Richtung eines Kriminalromans, und die vielen Beobachtungen und offenen Fragen sogar in Richtung eines Thrillers. Dieses Buch ist meiner Meinung nach nur bedingt in das Genre der Romane einzuordnen. Außerdem kommt das Thema der Fotografie, das man aufgrund des Klappentextes als zentralen Punkt erachten könnte, leider zu kurz.

Ich würde dieses Buch solchen empfehlen, die viel nachdenken und Dinge beobachten, die anderen gar nicht auffallen; manchmal das Gefühl haben, etwas verrückt zu sein. Alle, die eine seichte Liebesgeschichte erwarten, sollten 'Liebten wir' nicht lesen, da es teilweise verwirrend ist und unter Umständen, wer Moiras Verhaltensweisen, wie im Buch deutlich suggeriert, negativ deutet, verstört zurücklässt. Eine Liebesgeschichte, wie Titel und Klappentext versprechen, beherbergt dieses Buch im klassischen Sinne nicht. Es geht um Missgunst, Schuld und verquere Beziehungen.

Zu mehr als drei Sternen konnte ich mich leider nicht durchringen, denn letztlich ist 'Liebten wir' inhaltlich, was das obige Zitat verspricht: das simple Aufzeigen von dunklen Abgründen, nicht aber der Prozess, ihnen zu entkommen und sich zu verändern.