Leider nicht so stark wie die beiden Vorgänger-Bände
Die SchattenschwesterIm dritten Band der Schwestern-Serie Lucinda Rileys steht Star (Asterope) im Vordergrund, die dritte Schwester der sieben Mädchen, die im schlossähnlichen Atlantis am Genfer See aufgewachsen ist, nachdem ...
Im dritten Band der Schwestern-Serie Lucinda Rileys steht Star (Asterope) im Vordergrund, die dritte Schwester der sieben Mädchen, die im schlossähnlichen Atlantis am Genfer See aufgewachsen ist, nachdem sie vom geheimnisvollen Pa Salt adoptiert wurde. Letzterer ist verstorben, und auch für Star eröffnet sich mit einem von ihm hinterlassenen Brief und einem anderen Hinweis die Möglichkeit, herauszufinden, woher sie stammt.
Zusammen mit CeCe, derjenigen Schwester, zu der sie wohl das engste Verhältnis hat, bewohnt sie eine spartanische Wohnung in London – die beiden Schwestern kleben förmlich aufeinander und Star wird im Laufe des Buches immer klarer, dass ihr das nicht (mehr) gut tut. Mir kam das Verhältnis der beiden Schwestern schon, auch als es in den beiden vorherigen Bänden erwähnt wurde, sehr seltsam vor und auch wenn es in „Die Schattenschwester“ nicht ganz im Mittelpunkt steht, denke ich, wird es im vierten Band über CeCe eine noch gewichtigere Rolle spielen.
Vom Inhalt möchte ich, weil das meiner Meinung nach nicht Ziel einer Rezension ist, nichts erzählen. Mir geht es mehr darum, darzustellen, was mir sprachlich, vom Gerüst hinter der Geschichte gesprochen aufgefallen ist. Besonders bemerkt habe ich in diesem Band beispielsweise, wie Lucinda Riley ihren Sprachstil anpasst – im Teil, der auch in diesem Buch in ein anderes Jahrhundert entführt, erscheint mir ihre Sprache viel altertümlicher, ein wenig märchenhaft, sodass man als Leser erstens dazu eingeladen wird, sich in die jeweilige Zeit zu vertiefen, sich auch andererseits immer darüber im Klaren sein kann, dass das Erzählte weit zurückliegt. Im Gegenwartsteil schafft sie es hingegen, modern zu schreiben, tatsächliche Gedanken Stars (wenn auch oft etwas geschwollen, was auch der Übersetzung geschuldet sein kann) einzufangen und ein authentisches Bild des Ortes zu schaffen, an dem sie sich die meiste Zeit über aufhält. Es ist interessant zu sehen, wie eine Autorin es schafft, in einem Buch auf zwei verschiedene Arten zu erzählen – im Teil, der aus Stars Sicht geschrieben ist, darf man sich auf den gewöhnten kurzweiligen, aber sehr eindrucksvollen Schreibstil Rileys freuen.
Ich habe bisher alle Bände der Reihe gelesen und vielleicht war deshalb meine Erwartungshaltung eine andere, allerdings empfinde ich Teil drei der Schwestern-Reihe als den schwächsten. Wie immer ist da ein spannender, atmosphärisch dichter Teil, der in die Vergangenheit entführt, allerdings kam mir die eigentliche Protagonistin – Star – ein wenig zu kurz, da war kein wirklicher Weg, den sie beschritten hat und das Glück, das Pa Salt sich für sie gewünscht hat, findet sie meiner Meinung nach nicht wirklich. Ich habe immer auf den „Befreiungsschlag“ gewartet, dass ihr Stern wirklich zu leuchten beginnt, allerdings fügt sie sich einmal mehr in bestehende Strukturen ein, was, wie im Buch beschrieben wird, eigentlich nicht die Absicht ihres Adoptivvaters war. Die Personen, die Star auf ihrer Reise zu ihren Wurzeln kennenlernt, stehen meines Erachtens nach mehr im Vordergrund als sie. Und letztlich wird man als Leser, ohne wirklich zu wissen, wie es mit Star nun weitergeht, zurückgelassen, was ich sehr schade finde, immerhin bietet gerade ihre Persönlichkeit die wohl spannendste Möglichkeit, sie scheinen zu lassen. Vom Gefühl her geht es in „Die Schattenschwester“ mehr um die Vergangenheit als um die Zukunft – welche Star sich eigentlich unheimlich wünscht.
Trotzdem möchte ich fünf Sterne geben, da mir einmal mehr aufgefallen ist, dass Lucinda Riley die Bände ihrer Reihe nicht als voneinander getrennt betrachtet, sondern immer wieder Gegebenheiten erwähnt, die schon in den vorherigen Büchern Teil der Handlung waren, ohne dass Langeweile entsteht, eine Szene als bereits „durchgekaut“ wirkt. Eine so enge Verzahnung von aufeinander aufbauenden Büchern habe ich noch nicht erlebt.