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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.08.2023

Historischer Krimi rund um die frühe Kernspaltung

1942 – Das Labor
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1942 gab es den ersten atomaren Störfall, als bei Forschungen mit der sogenannten Uranmaschine ein gefährlicher Nuklearbrand entstand.
Das ist der geschichtliche Hintergrund, in den der Autor die begabte ...

1942 gab es den ersten atomaren Störfall, als bei Forschungen mit der sogenannten Uranmaschine ein gefährlicher Nuklearbrand entstand.
Das ist der geschichtliche Hintergrund, in den der Autor die begabte (fiktive) Physikerin Margarete von Brühl setzt, die als Frau quasi als Pionierin in der männerdominierten Welt der Naturwissenschaften agiert.
Für sie ist die Kernspaltung ein vielversprechender Energielieferant der Zukunft, doch hinter ihrem Rücken benutzt das Hitlerregime die Forschungsdaten zum Bau einer Atombombe. Durch Sabotage fliegt die ganze Versuchseinheit in die Luft. Margaretes Kollege, der Vater ihres ungeborenen Kindes, stirbt, und sie selbst muss fliehen, weil die Gestapo ihr die Schuld anhängen will.
Vielleicht ist der Anfang des Romans ein wenig zu schleppend, aber dann wird die Handlung immer schneller und actionreicher. Margarete muss nämlich nicht nur ihr eigenes Leben retten, sondern sie will auch verhindern, dass diese gewaltige Bombe in die Hände der Nazis gerät. Mit von der Partie ist ein gewiefter Ex-Freund und ein brummiger Feuerwehrmann mit seiner psychisch gestörten Frau.
Alle bieten sehr viel Raffinesse auf, um sich immer wieder aus schier ausweglosen Situationen zu retten.
Jasmin Shaudeen macht einen sehr guten Job als Sprecherin. Durch sie wird die Story erst richtig lebendig.

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Veröffentlicht am 19.08.2023

Ein neuer Maigret!

Lacroix und der traurige Champion von Roland-Garros
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Von Alex Lépic stammt die Serie um Commissaire Lacroix. Sechs Folgen gibt es schon, doch mir gelingt der Einstieg ohne Vorkenntnisse mühelos.
Lacroix und seine Ehefrau Dominique stehen täglich im Kreuzfeuer ...

Von Alex Lépic stammt die Serie um Commissaire Lacroix. Sechs Folgen gibt es schon, doch mir gelingt der Einstieg ohne Vorkenntnisse mühelos.
Lacroix und seine Ehefrau Dominique stehen täglich im Kreuzfeuer einer beliebten Tageszeitung, und das nur, weil sich die Reporterin bei einem zurückliegenden Fall übergangen fühlte.
Auf unnachahmlich gerissene Art und Weise, aber auch mit einem verschmitzten Lächeln, löst Lacroix zwei Fälle, in dem er einen verschwundenen Glücksbringer und ein gestohlenes Handy wiederfindet und an die jeweiligen Besitzer zurückgeben kann. Ganz klar: ein würdiger Nachfolger von Kommissar Maigret, und das nicht nur wegen seiner Liebe zum Pfeifenrauchen!
Man merkt, dass der Autor ein Kenner der französischen Lebensart ist, so wie er seine Hauptperson durch kleine Bars und Cafés führt. Die Handlung ist klug durchdacht, sehr logisch, wird aber unaufgeregt und dennoch spannend erzählt.
Wer Spaß an old-fashioned Krimis hat, liegt hier genau richtig.
Die Hörbuchversion wird durch den Vortrag von Felix von Manteuffel mit seiner reifen, rauen Stimme und seinem großen Talent zum absoluten Genuss.

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Veröffentlicht am 17.08.2023

Die liebe Familie

Schönwald
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Die Eröffnung eines queeren Buchladens in einem Berliner Szeneviertel lässt die Schönwaldfamilie aufeinandertreffen. Die Freudenfeier wird gründlich ruiniert durch einen Farbbeutelanschlag einer linken ...

Die Eröffnung eines queeren Buchladens in einem Berliner Szeneviertel lässt die Schönwaldfamilie aufeinandertreffen. Die Freudenfeier wird gründlich ruiniert durch einen Farbbeutelanschlag einer linken Gruppierung, die behauptet, das Startkapital stamme aus Nazivermögen.
In dieser Katastrophe lernt man die ganze Familie Schönwald in all ihren Facetten der Gegenwart und auch der Vergangenheit kennen.
Das Zentrum bildet Ruth, eine brillante Thomas Mann-Kennerin, die ihre Karriere der Familie opferte und zeitlebens ihren Träumen hinterher trauert.
Sie ist wenig sympathisch in ihrer Dominanz und ihrer manipulativen Art. Während man die Lebenswege der anderen Familienmitglieder verfolgt, wird immer deutlicher, welchen Schaden Ruth den anderen zugefügt hat. Beschädigt sind sie alle auf die ein oder andere Weise, und alle wahren ihre Geheimnisse, um nach außen hin im Erfolg strahlen zu können. Aber auch gesellschaftliches Ansehen kann nicht über seelische Armseligkeit hinwegtäuschen. Vieles wäre besser gelungen, wenn man beizeiten offene Worte miteinander gesprochen hätte.
Man ist direkt mittendrin bei den Schönwalds. Man glaubt fast, alle Personen berühren zu können, so detailreich werden sie von Oehmke beschrieben. Er geht dabei sehr in die Tiefe, scheut keinen philosophischen oder geschichtlichen Diskurs, was sich im Umfang des Romans widerspiegelt. Vielleicht schlägt er dabei manchmal über die Stränge und verliebt sich in seine eigenen Gedankenmodelle, aber letztendlich findet er im großen Bogen immer wieder zu seinen Schönwalds zurück.
Deren Kommunikationsunfähigkeit führt ständig zu skurrilen Situationen, die bühnenreif wären, und dadurch die Handlung so lebendig wirken lassen.
Mir hat Schönwald in allen Aspekten ausnehmend gut gefallen. Das Buch liest sich leicht, ist dennoch sehr anspruchsvoll und birgt auf jeder Seite viel Stoff zum Nachdenken.
Ganz klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 16.08.2023

Unwesen

Unwesen
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Dieser Roman ist in der bullerbühaften schwedischen Kleinstadt Norrtälje angesiedelt. Im Industriehafen bringt ein geheimnisvoller Container das personifizierte Böse in die Stadt, das schleichend den Charakter ...

Dieser Roman ist in der bullerbühaften schwedischen Kleinstadt Norrtälje angesiedelt. Im Industriehafen bringt ein geheimnisvoller Container das personifizierte Böse in die Stadt, das schleichend den Charakter aller verdirbt.
Hier leben auch fünf junge Menschen, die sich zaghaft einander annähern und ein sehr spannendes Beziehungsgeflecht entwickeln. Es sind die Schicksale von Siw, Anna, Max, Johan und Marko, die mich zum Weiterlesen animiert haben. Sie durchlaufen, genau wie Norrtälje selbst, eine spannende Wandlung, die das Buch letztendlich doch absolut lesenswert macht.
Eigentlich bin ich restlos begeistert, wenn es nicht doch einige Kritikpunkte gäbe, die bei mir fast zu einem Abbruch der Lektüre geführt haben.
Abgesehen davon, dass das Cover in meinen Augen wirklich hässlich ist, dauert es sehr lange, ehe man einen Bezug zu den Personen und zur Handlung bekommt. Der Lesefluss wird immer wieder von uninteressanten, für sich alleinstehenden Episoden unterbrochen, die ein Abbild des moralischen Zustands der Stadt sein sollen, aber eigentlich nur stören und verstören.
Der Schreibstil des Autors ist flüssig. Er weiß eigentlich schon, wie Spannung aufgebaut wird, und nachdem die Episoden weniger werden, fällt auch das Lesen leichter.
Ich bin froh, dass ich durchgehalten habe, kann das Buch auch empfehlen, aber man sollte sich auf einige Längen einstellen.

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Veröffentlicht am 15.08.2023

Hexenfeminismus

Der Mitternachtspakt
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Beatrice Clayborn ist magiebegabt und sie liebt Magie über alles. Ihr Ziel ist es, eine echte Magierin zu werden, doch in einer Welt, die stark dem viktorianischen England ähnelt, sind Töchter Eigentum ...

Beatrice Clayborn ist magiebegabt und sie liebt Magie über alles. Ihr Ziel ist es, eine echte Magierin zu werden, doch in einer Welt, die stark dem viktorianischen England ähnelt, sind Töchter Eigentum ihrer Väter und gehören nach der Hochzeit ihrem Ehemann. Ihre Aufgabe ist es, magiebegabte Kinder zu gebären, wobei nur die Söhne ihre Kunst erlernen dürfen. Den Frauen ist die Ausübung von Magie größtenteils verboten.
Vater Clayborn hat kein Händchen für Geldgeschäfte. Folglich ist er hoch verschuldet. Seine letzte Hoffnung liegt in Beatrice, die auf dem Heiratsmarkt eine gute Partie angeln muss. Doch Beatrice hat andere Pläne. Wenn ihr schon die Ausbildung zur Magierin verschlossen ist, so will sie lieber als alte Jungfer ihrem Vater mit etwas Magie finanziell auf die Beine helfen. Doch der Vater zeigt sich stur und konservativ.
Eigentlich gibt es den perfekten Ehe-Kandidaten schon. Attraktiv, einfühlsam und vor allem sehr liberal. Doch eine Romantasy bietet nun mal keine einfachen Lösungen. Das verliebte Paar muss viele Hindernisse überwinden, ja sogar gegen die Normen der Gesellschaft verstoßen …
Die Autorin Chelsea Polk kenne ich noch von einem früheren Roman (Witchmark), der zwar auch im Fantasy-Genre angesiedelt ist, aber mehr gefährliche Spannung bietet. "Der Mitternachtspakt" dagegen ist pure Romantasy, voller Emotionen, spannender Magie und einem Hauch von Abenteuer.
Ich finde, er ist eher ein Frauenroman. Die Liebesgeschichte lässt die Herzen schmelzen, zeigt aber auch zwei charakterstarke Frauen, die für ihre Ziele um jeden Preis kämpfen und dass sich dieser Kampf auch lohnt.

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