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fredhel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.12.2022

Vererbte Wut

Verbrenn all meine Briefe
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Der Autor ist ein sehr aufbrausender Mensch. Unter seiner Wut leidet vor allem seine Familie. Doch die Wut existiert nicht nur in ihm allein, sondern scheint ein Problem zu sein, dass sich schon seit mindestens ...

Der Autor ist ein sehr aufbrausender Mensch. Unter seiner Wut leidet vor allem seine Familie. Doch die Wut existiert nicht nur in ihm allein, sondern scheint ein Problem zu sein, dass sich schon seit mindestens zwei Generationen durch die Familie seiner Mutter zieht, in der alle sehr ungeduldig und unfreundlich miteinander umgehen. Der Ursprung liegt augenscheinlich in seinem Großvater, dem bekannten schwedischen Schriftsteller Sven Stolpe. Ein gefährlicher Narzisst, wie aus dem Lehrbuch. Stolpe hat nicht nur seine Familie drangsaliert, sondern vor allem seine Ehefrau Karin unterjocht, ja sogar versucht, sie zu ermorden.
Alex Schulman untersucht Stolpes literarisches Werk, um die Hintergründe dieser Obsession zu klären. Dabei stößt er auf die Liebesgeschichte seiner Großmutter.
Manchmal konnte mich diese Liebesgeschichte fesseln, denn sie wird wie ein fiktionaler Roman geschildert. Größtenteils werden aber die Nachforschungen, aber auch die Jugenderinnerungen Schulmans sehr trocken erzählt. Wer sich für schwedische Literatur interessiert, den mögen die intimen Details eines bekannten Schriftstellers vielleicht fesseln, aber als reinen Unterhaltsroman kann ich dieses Buch nicht empfehlen.

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Veröffentlicht am 19.12.2022

Schicksalszeit

#London Whisper – Als Zofe tanzt man selten (aus der Reihe)
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Auch wenn ich den ersten #Whisper-Band nicht kenne, so fand ich schnell in Zoes Geschichte hinein, die unverhofft aus der Gegenwart ins London des 19. Jahrhunderts katapultiert worden ist und nun als etwas ...

Auch wenn ich den ersten #Whisper-Band nicht kenne, so fand ich schnell in Zoes Geschichte hinein, die unverhofft aus der Gegenwart ins London des 19. Jahrhunderts katapultiert worden ist und nun als etwas sehr unkonventionelle Zofe von Miss Lucie versucht, sich in diesem Zeitalter zurechtzufinden. Auch der charmante Hayden ist ein ungewollt Zeitreisender. Zusammen suchen sie einen Weg zurück in die Zukunft. Das kann nur mittels eines Zauberspiegels geschehen, der leider nur in gut getarnten Einzelteilen noch existiert. Zoe und Hayden sind allerdings nicht die Einzigen, die danach suchen, sondern auch noch eine sehr obskure Geheimgesellschaft...
Zoe bringt so manche Idee des 20. Jahrhunderts unter ihre neuen Freundinnen, die das neue Gedankengut mal zögerlich, mal begeistert aufgreifen. Und die Liebe kommt nicht zu kurz, nicht nur zwischen Zoe und Hayden, nein, auch ihre Freundinnen haben so ihre aufregenden Erlebnisse. Natürlich immer begleitet von ihren Zofen als Anstandswauwau. 
Zoe sticht unter allen mit ihren frechen, unerschrockenen Sprüchen hervor. Manchmal möchte man ihr raten, vorher nachzudenken, aber so behält der Plot sein Tempo bei. Insgesamt ist der Schreibstil von Aniela Ley flott und modern. Für Erwachsenen ist die Handlung wohl etwas zu einfach gestrickt, aber in Anbetracht, dass das Zielpublikum noch sehr jung ist, halte ich diesen Roman für gut gelungen und vergebe gern alle Lesesterne. 

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Veröffentlicht am 18.12.2022

Hört mittendrin auf

Der Strand: Vermisst
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"Der Strand" ist ein spannender Krimi, der an der deutschen Ostseeküste spielt.
Die neunzehnjährige Lilli erscheint nicht zur Verabredung mit ihrer Freundin und ist seitdem spurlos verschwunden. Weil sie ...

"Der Strand" ist ein spannender Krimi, der an der deutschen Ostseeküste spielt.
Die neunzehnjährige Lilli erscheint nicht zur Verabredung mit ihrer Freundin und ist seitdem spurlos verschwunden. Weil sie zudem gehörlos ist, schaltet die Polizei schnell eine groß angelegte, leider erfolglose Suchaktion. Der brummige Tom Engelhardt von der örtlichen Polizei muss gezwungenermaßen mit der LKA-Kryptologin Mascha Krieger zusammenarbeiten, doch beide werden schnell ein eingespieltes Team, das sich mit einer Menge persönlicher Geheimnisse und zwei weiteren Toten konfrontiert sieht.
Besonders im engsten Umfeld der Verschwundenen scheint jeder etwas zu verbergen, angefangen mit ihrer besten Freundin, aber auch andere Freunde und Verwandte geben nicht alles preis, was sie wissen.
Das Ganze wird in einem flotten Tempo erzählt und ich fand die Story von Anfang an sehr spannend. 
Warum dann nur drei Lesesterne?
Wenn ich ein Buch lese, dann erwarte ich eine abgeschlossene Handlung.
In einer Buchreihe ist eine Hintergrundgeschichte, die wie ein roter Faden mitläuft, gern gesehen.
Aber hier ist die Hauptgeschichte mittendrin unterbrochen, denn der Fall Lilli ist nicht aufgeklärt und auch noch nicht längst alle großen und kleine Geheimnisse aufgedeckt. So etwas geht über einen akzeptablen Cliffhanger hinaus und ich werde mir die Fortsetzungen nicht kaufen.

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Veröffentlicht am 18.12.2022

Schuld verjährt nie

Als die Welt zerbrach
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Sehr gekonnt wird das Hörbuch "Als die Welt zerbrach" von Elisabeth Günther vorgetragen. Der Autor John Boyne erzählt das Leben der Gretel Fernsby, die als Kind im Hitlerdeutschland groß geworden ist. ...

Sehr gekonnt wird das Hörbuch "Als die Welt zerbrach" von Elisabeth Günther vorgetragen. Der Autor John Boyne erzählt das Leben der Gretel Fernsby, die als Kind im Hitlerdeutschland groß geworden ist. Jeden einzelnen Tag ihres Lebens haftet ihr der Fluch, die Tochter des Lagerkommandanten von Auschwitz gewesen zu sein, an. Nach Kriegsende flüchtet sie mit ihrer Mutter aus Deutschland, doch immer wieder muss sie weiterziehen, weil ihre Identität aufgedeckt wird, bis sie endlich in London durch die Heirat mit einem fürsorglichen Ehemann einen anderen Namen annimmt und jahrzehntelang unbehelligt bleibt. Der Haupterzählstrang jedoch beschäftigt sich mit der neunzigjährigen Gretel, die verwitwet in einem noblen Appartement wohnt. Jetzt beginnen neue Probleme, als eine Familie in das Haus zieht, in der offensichtlich der gewalttätige Ehemann Frau und Sohn terrorisiert. Gretel stößt an ihre Grenzen, als sie versucht zu vermitteln. Ihre Erinnerungen, Scham und die nie vergessene Tat, an der sie schwere persönliche Schuld auf sich geladen hat, zeigen ihr den einzig möglichen Lösungsweg auf, den sie mit aller Konsequenz beschreitet.
Normalerweise sind Bücher über das Hitlerregime, über seine Handlanger, über Judenverfolgung und über Konzentrationslager schwere Kost. Eine Kost, die notwendig ist, wenn man die deutsche Geschichte aufrichtig verarbeiten will. John Boyne verarbeitet diese Thematik in einem spannenden Unterhaltungsroman, der den Umgang eines schuldig gewordenen Menschen mit seiner Vergangenheit beschreibt. Er lässt die Personen in seinem Umfeld lebendig werden und dadurch auch die Hauptperson aus der anonymen Masse der Täter hervortreten. Der Roman ist gut lesbar, ohne dass das Thema dadurch bagatellisiert wird. Auch auf diese Art kann man dem Vergessen entgegenwirken.

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Veröffentlicht am 08.12.2022

Bücherjagd

Die Bücher, der Junge und die Nacht
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Der Roman beginnt 1933 in Leipzig, der Nationalsozialismus ist überall gegenwärtig, als sich der Buchbinder Jakob Steinfeld in die hübsche Juli Pallandt verliebt. Es ist eine kurze Romanze zwischen zwei ...

Der Roman beginnt 1933 in Leipzig, der Nationalsozialismus ist überall gegenwärtig, als sich der Buchbinder Jakob Steinfeld in die hübsche Juli Pallandt verliebt. Es ist eine kurze Romanze zwischen zwei verfeindeten Familien (wie bei Romeo und Julia), nach der das Mädchen für immer verschwindet. Jakob kann noch ein Manuskript von ihr einbinden, das Juli unbedingt vor ihrer Familie versteckt halten will. Hier gefällt mir gut, wie die bedrohliche Atmosphäre durch die SS und die Willkür ihrer Handlanger sehr anschaulich wider gegeben wird.
Zehn Jahre später, im dichten Bombenhagel, kann sich ein Junge aus seinem Gefängnis befreien. Er hat Hilfe von dem geheimnisumwitterten Mercurio, einem sehr gefährlichen Mann, der ihm jedoch den Vater ersetzt. Zusammen gehen sie auf Bücherjagd in den ausgebombten Städten. Sie suchen nach ausgefallenen Werken und verkaufen sie an Sammler. Davon leben sie. Doch Mercurio ist auf der Suche nach einem ganz speziellen Buch voller dunkler Geheimnisse.
Diese beiden Bücher ziehen sich wie ein roter Faden durch die Episoden in drei verschiedenen Zeitabschnitten. 
Im Jahr 1971 spielen sie erneut eine Rolle, als Robert Steinfeld bei der Auflösung der legendären Bibliothek der Pallandts behilflich ist. Jetzt endlich lüftet sich das Geheimnis.
Ich habe den Roman als Hörbuch gehört. Die Geschichte wird sehr gut vorgetragen, aber sie konnte mich leider nicht dauerhaft fesseln. Die Sprache des Autors Kai Meyer ist wunderschön, die Idee für den Plot bestechend, aber die Ausführung hätte für mich straffer sein müssen. Vielleicht hätte ich es spannender gefunden, wenn über den Inhalt der zwei besagten Bücher etwas mehr bekannt geworden wäre, aber so fehlte mir in längeren Passagen das Tempo. 

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