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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.11.2021

Schwedisches Profiling

Eisesschatten (Ein Nathalie-Svensson-Krimi 5)
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Die Psychiaterin Nathalie Svensson ist Mitglied in einer Profilinggruppe, von der schon einige Bände erschienen sind. Diesmal werden sie in einen kleinen Ort gerufen, in der am Luciafest ein junges Mädchen ...

Die Psychiaterin Nathalie Svensson ist Mitglied in einer Profilinggruppe, von der schon einige Bände erschienen sind. Diesmal werden sie in einen kleinen Ort gerufen, in der am Luciafest ein junges Mädchen entführt worden ist. Ebba hatte große Pläne. Model wollte sie werden und dafür kam ihr die Wahl zur Lucia gerade recht. Mit den Fotos von ihrem Auftritt wollte sie in Stockholm groß rauskommen.
Ihr Umfeld ahnte davon nichts. Erst als die Profiler nachbohren, kommt alles ans Licht. Auch die Ermittlungen des Dorfpolizisten fallen in sich zusammen. Zu sehr hat er sich auf seine Intuition verlassen. Als Leser macht es Spaß zu sehen, wie dieser Rassist Stück für Stück demontiert wird.
Die Szenerie ist vom Autor gut beschrieben worden. Bittere Kälte in einem abgelegenen Ort, in dem sich alle kennen, alle zusammen feiern und böse Feindschaften gehegt werden. Da gibt es allerlei dunkle Geheimnisse aufzudecken. Doch die Arbeit der Ermittler verläuft zäh und ist auch für den Leser nicht spannend. Erst auf die letzten Meter wird es lebendig. 
Während die Dorfbewohner noch einigermaßen gründlich charakterisiert werden, kommt das Beziehungsgeflecht in der Profilergruppe zu kurz. Für einen Nathalie-Svensson-Neuling ist das vielleicht nicht bemerkbar, aber wenn man die Vorgängerbände kennt, dann hätte man sich etwas mehr Bewegung in der stagnierenden Nicht-Affäre zwischen Nathalie und Johan gewünscht. Einerseits ist "Eisesschatten" ein schöner Schwedenkrimi, aber ich hatte mir etwas mehr versprochen, weil ich weiß, dass Jonas Moström es besser kann.

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Veröffentlicht am 29.11.2021

Emotionaler Thriller

Die falsche Zeugin
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Wieder einmal konnte mich Karin Slaughter mit einem Gänsehaut-Thriller fesseln.
Callie und Harleigh sind zwei einander sehr eng verbundene Schwestern, die eine schreckliche Jugend bei einer psychisch gestörten ...

Wieder einmal konnte mich Karin Slaughter mit einem Gänsehaut-Thriller fesseln.
Callie und Harleigh sind zwei einander sehr eng verbundene Schwestern, die eine schreckliche Jugend bei einer psychisch gestörten Mutter verbracht haben. Sie entwickeln sich sehr gegensätzlich, obwohl beide Gewalt und Missbrauch ausgesetzt waren, wie die eingeschobenen Rückblenden erzählen.
Nun ist Leigh, wie sie sich nun nennt, eine sehr erfolgreiche Anwältin geworden. Privat läuft es nicht so gut. Die schwere Kindheit hat sie in Selbsthass und Beziehungsunfähigkeit getrieben. Die Ehe mit einem wunderbaren Mann konnte deswegen nicht funktionieren.
Die kleine Schwester Callie hat den Weg der Selbstzerstörung mittels Alkohol und Drogen gewählt. Auch wenn Leigh bei ihren Rettungsversuchen beinahe selbst daran zerbricht: Die Liebe und die gegenseitige Verantwortung bleiben davon unberührt.
Das ist die Situation, in der man Anteil am Geschehen nimmt. Leigh soll eine Verteidigung übernehmen, die ihre gesamte Karriere enorm pushen könnte.
Doch ihr Mandant ist wie ein bösartiger Geist aus der Vergangenheit. Jemand, der sie quälen und ihre Familie vernichten will.
Psychologisch ist die Handlung wunderbar gestrickt. Man bekommt tiefe Einblicke in die gegensätzlichen Abhängigkeiten, aber auch in die dunkelsten Abgründe einer psychotischen Seele. 
Man leidet mit den Schwestern, die sich aus den Verstrickungen zu befreien suchen, und man erschrickt vor den Taten, die ein Mensch für seine Liebsten zu begehen bereit ist, wenn er in die Ecke gedrängt wird.
Sprachlich kann Karin Slaughter auch wieder trumpfen. Die Spannung bleibt erhalten, auch wenn sie auf billige Cliffhanger verzichtet. Sie erzählt abwechselnd aus dem Blickwinkel der Schwestern. So erschließt sich erst häppchenweise der grausame Plan des Mandanten. Auch in den ruhigen Szenen bleibt auch für den Leser das unterschwellig lauernde Grauen bestehen.
Ein dickes Buch, viel Inhalt, viel Nervenkitzel. Das bedeutet von mir uneingeschränkte Leseempfehlung nicht nur für Slaughter-Fans.

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Veröffentlicht am 28.11.2021

Mehr Roman als Krimi

Klippentod
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Trotz zwei toter und einer verschwundenen Frau empfinde ich "Klippentod" nicht als Krimi, sondern eher als Roman. In anschaulichen Sätzen beschreibt der Autor die wunderbare Landschaft Cornwalls und das ...

Trotz zwei toter und einer verschwundenen Frau empfinde ich "Klippentod" nicht als Krimi, sondern eher als Roman. In anschaulichen Sätzen beschreibt der Autor die wunderbare Landschaft Cornwalls und das Seelenleben der Protagonisten. Insgesamt ist es ein gut lesbares Buch, vor allem, wenn man sich für diese Ecke Englands begeistern kann.
Leider empfinde ich die dargestellten Personen als nicht so recht glaubhaft. Jenkins als ehemaliger Elitesoldat mit schwerem körperlichen Handicap kommt um vor Sorge um die verschwundene Mary, für die er Gefühle entwickelt hat. Davon abgesehen bleibt er recht phlegmatisch, ergibt sich oft seinen Schmerzen; dann von einem Moment zum anderen kann er mit Schmerzmitteln erstaunliche Strecken bewältigen, doch sinnvolles Ermitteln scheint er verlernt zu haben. Mary dagegen fühlt sich verfolgt und bedrängt, lehnt es aber ab, ihre Haustür zu verschließen. Einerseits hat sie Todesangst, dann wieder lebt sie vertrauensselig weiter wie gewohnt.
Dennoch ist "Klippentod" ein netter Roman, der gegen Ende sogar etwas Spannung bietet.

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Veröffentlicht am 28.11.2021

Adventlich

Geld oder Lebkuchen
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Sylt zur Weihnachtszeit: Das ganze Jahr über organisiert eine kleine Rentnertruppe die Betreuung von Schulkindern. Es gibt kostenlose Mittagessen, Bastel-und Chorprojekte und vieles mehr. Doch das diesjährige ...

Sylt zur Weihnachtszeit: Das ganze Jahr über organisiert eine kleine Rentnertruppe die Betreuung von Schulkindern. Es gibt kostenlose Mittagessen, Bastel-und Chorprojekte und vieles mehr. Doch das diesjährige Weihnachtsfest, ja das ganze Betreuungsprogramm steht auf der Kippe: Die Spendengelder sind verschwunden, die Stadt will die Zuschüsse kürzen.
Die Not macht die munteren Senioren erfinderisch. Sie schrecken auch vor Bankraub nicht zurück ...
Von der Handlung hat mich Dora Heldt diesmal etwas enttäuscht. Bis zum letzten Drittel ist wenig los. Allerdings skizziert sie wieder einmalig die skurrilen Charaktere der Hauptpersonen. Das ist immer wieder ein Genuss bei dieser Autorin. Erst gegen Ende kommt Fahrt in die Geschichte und auch der Humor nimmt deutlich zu.
Mein Highlight allerdings ist die Sprecherin Katja Danowski. Sie ist einfach perfekt für dieses Buch, denn sie haucht den Protagonisten Leben ein, ohne zu übertreiben. Und der Humor kommt knochentrocken rüber. Einfach herrlich.

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Veröffentlicht am 23.11.2021

Mehr als ein Krimi

Der Tod und das dunkle Meer
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Im 17. Jahrhundert segelt eine kleine Flotte der Ostindien-Kompanie von Indonesien nach Amsterdam. Eins der Schiffe hat eine rätselhafte, sehr kostbare Fracht, von der keiner weiß, um was es sich handelt. ...

Im 17. Jahrhundert segelt eine kleine Flotte der Ostindien-Kompanie von Indonesien nach Amsterdam. Eins der Schiffe hat eine rätselhafte, sehr kostbare Fracht, von der keiner weiß, um was es sich handelt. Die Besatzung besteht aus gesetzlosen Matrosen, kampferprobten Musketieren und vielen Passagieren. Es ist eine explosive Mischung; Gewalt ist an der Tagesordnung.
Die Handlung kreist in erster Linie um den Generalgouverneur und seinen Anhang. Er ist ein brutaler Mann, den seine Vergangenheit auf dem Schiff einzuholen scheint. Vom ersten Tag an geschehen unerklärliche Dinge an Bord. Es sieht aus, als würde der Teufel höchstpersönlich mitsegeln, um alle ins Verderben zu reißen.
Erwartet habe ich bei diesem Buch einen Kriminalroman, wenn auch einen historischen. Doch so einfach lässt es sich nicht in ein Genre packen. Genauso gut mag man es in die Sparte Abenteuerroman einordnen. Zwischendurch glaubt man, sich in einem Fantasy-/Gruselthriller zu befinden. Kurz gesagt, die Handlung ist sehr vielschichtig. Zwar ist die große Personenanzahl etwas unübersichtlich, doch sie wird gebraucht, um diese dichte, geheimnisvolle Atmosphäre entstehen zu lassen. Immer wieder gibt es neue Wendungen, immer wieder dreht sich alles um 180°, sodass man als Leser mit dem Mitraten einfach nicht hinterherkommt. Wie gesagt, vieles ist so unglaublich, dass man selbst an einen Dämon an Bord zu glauben anfängt.
Die Protagonisten werden gut beschrieben, sowohl äußerlich als auch vom Charakter her. Man erhält zudem Einblicke in ihre Vergangenheit, was auch nötig ist, um sie in einen Kontext zu setzen und die Auflösung zu verstehen.
Weil das Geschehen auf diesem Schiff von Anfang an so unglaublich und rätselhaft ist, bleibt die Spannung gleichbleibend hoch, obwohl es ein ziemlich umfangreicher Roman ist.
Ich jedenfalls bin begeistert und kann eine hundertprozentige Leseempfehlung aussprechen.

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