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Veröffentlicht am 31.03.2023

Reihenauftakt

Die Geschichtenwandler − Magische Tinte
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Kristen Perrin hat in ihrem ersten Band der „Geschichtenwandler“, „Magische Tinte“, eine alte Geschichte aufgegriffen: Was wäre, wenn wir die Gegenwart verändern könnten? Das Mädchen Enna bekommt diese ...

Kristen Perrin hat in ihrem ersten Band der „Geschichtenwandler“, „Magische Tinte“, eine alte Geschichte aufgegriffen: Was wäre, wenn wir die Gegenwart verändern könnten? Das Mädchen Enna bekommt diese Gelegenheit. Ihre Mutter betreibt eine Buchhandlung, in der plötzlich merkwürdige Dinge geschehen. Denn sie erhält wie von Geisterhand eine Einladung für die Aufnahmeprüfung der "Emerald Ink“. Mit deren grüner Geheimtinte hat es eine besondere Bewandtnis. Die Bücher können umgeschrieben werden – allerdings mit sehr negativen Folgen für die Gegenwart. Die 12-jährige Enna muss also handeln… Unterstützt wird sie dabei auch von ihrer Großmutter, die sie „Grams“ nennt – mir hat sehr gefallen, wie die Beziehung zwischen Enkel und Großmutter beschrieben ist.

Was die „Emerald Ink“ genau ist, bleibt noch etwas offen – „Magische Tinte“ ist schließlich erst der Reihenauftakt. Sehr gefallen haben mir die vielen literarischen Zitate im Buch. Ein Buch über die Bedeutung von Büchern.

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Veröffentlicht am 31.03.2023

Gelungener Reihenauftakt

Magic Kingdom. Im Reich der Märchen, Band 1: Der Fluch der dreizehnten Fee (Abenteuerliche, humorvolle Märchen-Fantasy)
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Wenn das, was man in seinem Lieblingsbuch liest, plötzlich real wird, ist man ordentlich vor den Kopf gestoßen. So geht es auch der 12-jährigen Filomena Jefferson-Cho, als Mitten in Kalifornien ihr Figuren ...

Wenn das, was man in seinem Lieblingsbuch liest, plötzlich real wird, ist man ordentlich vor den Kopf gestoßen. So geht es auch der 12-jährigen Filomena Jefferson-Cho, als Mitten in Kalifornien ihr Figuren aus ihrem Lieblingsbuch „Magic Kingdom“ begegnen. Und das, wo ganz unerwartet ein Fortsetzungsband der Reihe nicht erscheint.

Und es hat einen Grund, dass Figuren der Märchenwelt plötzlich ganz diesseitig auf den Straßen von North Pasadena zu finden sind. Einen alles anderen als guten. Und aus Filomenas Leben wird ratzfatz ein Abenteuer, in dem einige Aufgaben zu bewältigen sind. Wie gut, dass sie Mitstreiter hat.

An manchen Stellen hätte ich mir weniger Abenteuer, die zu bestehen sind, gewünscht und mehr reflexierende Momente. Gelungen und witzig fand ich die Bezüge auf andere literarische Werke, allen voran natürlich Märchen.

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Veröffentlicht am 11.03.2023

Vielschichtiger Familienroman

Flugschnee
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Simon ist weg. Verschwunden. Seit mehreren Jahren schon. Grund genug, nicht nur seine Geschichte zu erzählen, sondern auch die seiner Schwester, seiner Eltern und auch Großeltern.

„Flugschnee“ ist der ...

Simon ist weg. Verschwunden. Seit mehreren Jahren schon. Grund genug, nicht nur seine Geschichte zu erzählen, sondern auch die seiner Schwester, seiner Eltern und auch Großeltern.

„Flugschnee“ ist der Titel dieses Familienromans von Birgit Müller-Wieland, einer österreichischen Schriftstellerin, die mittlerweile in München lebt. Symbolisch steht der Flugschnee für den Zustand der Familie: die Gefährdung des „Familienhauses“ wie auch die Kälte und Nässe, die sich in der Familie einnistete – durch Ungesagtes, Verschwiegenes und Verleugnetes.

In der Rahmenhandlung, die in der Gegenwart spielt, ist es Simons Schwester Lucy, die sich auf die Suche nach ihrem Bruder macht – herausfinden will, was mit ihm passiert ist, wer er überhaupt war und wer er ist. Lucy begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit, ihre früheste Kindheit. Bald schon landet sie bei einem Weihnachtsfest, an das sie sich kaum noch erinnern kann. Was ist damals passiert im Haus ihrer Großeltern in Hamburg?

„Flugschnee“ erzählt vielschichtig. Auf unterschiedlichen Zeitebenen und aus unterschiedlichen Perspektiven. Und ja: das Verschwinden Simons gerät mehr und mehr in den Hintergrund. Bruchstückhaft wird erzählt, was in der Zeit des Dritten Reichs geschah, was vor 20 Jahren. Die Geschichte der Großeltern und Eltern wird aus der Versenkung geholt. Stück für Stück. Einfach ist das nicht, denn Lucys Großmutter leidet an Demenz und es fällt ihr merklich schwer, aufkommende Erinnerungsbilder zu verstehen.

Beim Versuch, alles zu verstehen, schreitet Lucy nur langsam voran. Hinzu kommt, dass die Mutter-Tochter-Beziehung nicht ohne Konflikte ist. „Flugschnee“ greift ein breites Spektrum an Themen auf – ein weit ausholender Familienroman, der auch vor Themen wie Demenz, Abtreibung und Traumata nicht halt macht. Auch sprachlich erweist sich Birgit Müller-Wielands „Flugschnee“ als hohe Literatur.

„Flugschnee“ ist ein Buch, das man ein zweites Mal lesen muss, um all die verworrenen und doch miteinander verknüpften Fäden zu erkennen.

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Fast ein Schelmenroman

Reise durch ein tragikomisches Jahrhundert
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Wer ist Hasso Grabner? Ein Vergessener. Ein Schriftsteller. Ein überzeugter Kommunist. Ein Manager, Wirtschaftsfunktionär in der DDR. Einer, der immer wieder aufsteht, sich nicht unterkriegen lässt. 

Der ...

Wer ist Hasso Grabner? Ein Vergessener. Ein Schriftsteller. Ein überzeugter Kommunist. Ein Manager, Wirtschaftsfunktionär in der DDR. Einer, der immer wieder aufsteht, sich nicht unterkriegen lässt. 

Der Schriftsteller Francis Nenik (ein Pseudonym) schreibt in seinem Buch "Reise durch ein tragikomisches Jahrhundert" über diesen vergessenen Schriftsteller. 

Akribisch hat Francis Nenik das Leben des Hasso Grabner erkundet und seine Lebensgeschichte rekonstruiert. Das Buch beginnt mit Grabners Geburt im Jahr 1911 - und verbleibt zunächst in der Weimarer Republik und im Dritten Reich, bevor die wechselhafte Zeit der DDR unter die Lupe genommen wird. 

Neniks Erzähler hat einen spöttischen Blick auf die Geschichte und einen lakonischen Schreibstil. Doch ein pikaresker Roman ist die "Reise durch ein tragikomisches Jahrhundert" nicht, dazu ist Grabner zu wenig Schelm und zu oft Opfer der gesellschaftlichen Verhältnisse. Ehrenhaft wirkt er, wenn er an Bürokratie und starrer Ideologie scheitert. Und das geschieht oft genug. Fast schon schelmenhaft wirkt dagegen, wie oft Grabner wie ein Phönix aus der Asche wieder aufersteht, allen Parteistrafen zum Trotz. Ein Stehaufmännchen, das nicht unterzukriegen ist. Wüsste man es nicht besser, würde man vermuten, dass Grabner eine ganz und gar fiktive Person ist.

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Veröffentlicht am 06.09.2022

Gut geschrieben

Der große Fehler
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In seinem Buch „Der große Fehler“ spannt Jonathan Lee einen großen zeitlichen Bogen. Andrew Green ist die Hauptfigur des Buches. Ihm haben die New Yorker den Central Park, die Publik Library und das Metropolitan ...

In seinem Buch „Der große Fehler“ spannt Jonathan Lee einen großen zeitlichen Bogen. Andrew Green ist die Hauptfigur des Buches. Ihm haben die New Yorker den Central Park, die Publik Library und das Metropolitan Museum of Art zu verdanken. Eine Persönlichkeit also, der man gut und gerne ein Buch widmen kann. Nichtsdestotrotz beginnt das Buch direkt mit Greens Tod. Er wird vor seinem Haus erschossen. Doch von wem?

Ein Kriminalfall also – der allerdings schnell in den Hintergrund gerät, wenn Jonathan Lee erzählt. Rückblickend wird nach und nach Andrew Greens Leben erzählt. Auch wenn der Täter bald befasst ist: Warum Green umgebracht wurde, wird tatsächlich erst am Ende des Buches aufgelöst.

Jonathan Lee nimmt sich viel Zeit, die Kindheit Greens zu erzählen, und so taucht man hinein in die Zeit des späten 19. Jahrhunderts (Green lebte von 1820 bis 1903). Das Leben auf der Farm wird ebenso plastisch beschrieben wie die Lehre in einer Gemischtwarenhandlung in New York. Ebenso feinfühlig erzählt Lee von Greens unterdrückter Homosexualität, der unterdrückten Liebesbeziehung zu seinem Mentor, der ihm viele Türen in der New Yorker Gesellschaft öffnet. Gemeinsam arbeiten sie an ihren Projekten wie einer öffentlichen Bibliothek, die für alle zugänglich ist.

Mir hat der Schreibstil des Romans sehr gefallen. Lee schreibt präzise, humorvoll, lebendig.

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