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Veröffentlicht am 10.12.2023

Ziellos durch die Erzählung getrieben

Zuhause ist ein großes Wort
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Ich trieb ziellos durch einige Wochen von Skips Leben, spürte ihre Untiefen, in denen sich Ängste vor Bindung und Verantwortung tummeln, trieb gegen ein Bollwerk aus Verdrängung, hinter dem sich das Trauma ...

Ich trieb ziellos durch einige Wochen von Skips Leben, spürte ihre Untiefen, in denen sich Ängste vor Bindung und Verantwortung tummeln, trieb gegen ein Bollwerk aus Verdrängung, hinter dem sich das Trauma verbarrikadiert hatte, um doch immer wieder abzurutschen. Bis zum Ende sehnte ich mich nach Skips rettendem Ufer, doch sie zeigt keinen Durchhaltewillen und lässt sich immer wieder von der Strömung abtreiben.

Schriftstellerisch eine gelungene Darstellung dieser widersprüchlichen Sehnsüchte von Fernweh und Heimweh, aber mir fehlte die Hoffnung und die emotionale Ansprache.

Die Erzählung bleibt mir zu vage, die Personen zu stilisiert und es ist schwer erträglich, einen Menschen zu begleiten, der von der Sehnsucht nach einem Zuhause zerrissen wird und gleichzeitig immer wieder vor dem Ankommen fortläuft.

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Veröffentlicht am 05.12.2023

Moralische Abgründe

November
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Puh, was für eine schaurige Geschichte. Ich als Horror-Unerfahrene bin an meine Grenzen gestoßen.

Die Stimmung war so geladen und unerträglich, dass ich gleichzeitig, das Buch nicht weiterlesen wollte, ...

Puh, was für eine schaurige Geschichte. Ich als Horror-Unerfahrene bin an meine Grenzen gestoßen.

Die Stimmung war so geladen und unerträglich, dass ich gleichzeitig, das Buch nicht weiterlesen wollte, aber auch nicht aus der Hand legen konnte.

Für eingefleischte Horrorfans mag es noch eine seichte Geschichte sein. Mir reichte die Gänsehaut, das Rumoren im Bauch und die Angst vor dem, was auf der nächsten Seite lauert.

Die prekäre Situation der Protagonisten spitzt sich auf gekonnte Weise immer weiter zu. Ganz langsam entblättern sich immer mehr Abgründe hinter all dem Handeln. Und hatte man anfangs noch etwas Verständnis für die bedenklichen Handlungen, wuchs das Grauen und die Abscheu mit jedem Kapitel.

Es gibt viele kleine Rückblicke in die Vergangenheit der Einzelnen und Schilderungen des Zelebrieren der glücklichen Tage, die zum Verständnis für die persönlichen Entscheidungen nützlich waren. In Gänze waren es dann aber zu viele, auch brachten sie mir die Protagonisten nicht näher.

Generell entstand kaum emotionale Beteiligung, sondern mehr das Gefühl ein Voyeur des Grauens zu sein. Vielleicht gehört das in dem Genre dazu. Das kann ich nicht beurteilen. Hier hätte dem Buch eine schlankere Erzählweise gut getan.

Empfehlen kann ich es allen, die Suspense und überraschende Wendungen lieben und vor ekligen Beschreibungen nicht zurückschrecken. Ich mache jetzt lieber eine Pause vom Genre.

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Veröffentlicht am 27.11.2023

Großeltern im Herzen

Sylter Welle
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Gefühlvolle Ode an die Stachligkeit der Großeltern, ihre wahnwitzige Regelhaftigkeit und ihren Sparwahn im Alltag.

Lachen und Weinen liegen dicht beieinander in diesem Gemälde der Großeltern. Zu Ehren ...

Gefühlvolle Ode an die Stachligkeit der Großeltern, ihre wahnwitzige Regelhaftigkeit und ihren Sparwahn im Alltag.

Lachen und Weinen liegen dicht beieinander in diesem Gemälde der Großeltern. Zu Ehren der goldene Sängernadel der Opas stimmt der Autor ein paar Liedchen an, schwadroniert durch farbige Bilder seiner kindlichen Erinnerungen, neckt und merkt auf, ohne Respekt und den liebevollen Blick zu verlieren und die Wehmut für das was nicht wiederkommen kann vermissen zu lassen.

Es hat ein bisschen gedauert, bis ich warm wurde mit diesem Wust an Annekdoten und dem Erzählton, der wortgewandt jede Peinlichkeit zu einem Event pusht und sich manchmal in seiner Wortverliebtheit verläuft.

Irgendwann erlag ich dem Charme dieser Hommage an Familie zwischen Liebe, Unverständnis und Humor.

Das Buch hinterlässt ein Gefühl von allem, was Familie kann und gibt, und von allem, was ihr nicht gelingt, obwohl wir es uns so sehr wünschen.

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Veröffentlicht am 15.11.2023

Etwas hinter den Erwartungen

Die Essenz des Bösen
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Endlich ein neuer Fall für Will Raven und Sarah Fisher. Dem Buch habe ich entgegenfiebert.

Doch dieses Mal dauert es etwas, bis die beiden sich jeweils aus ihren inneren Konflikten befreien und sich den ...

Endlich ein neuer Fall für Will Raven und Sarah Fisher. Dem Buch habe ich entgegenfiebert.

Doch dieses Mal dauert es etwas, bis die beiden sich jeweils aus ihren inneren Konflikten befreien und sich den beiden Kriminalfällen zuwenden konnten. Teils quälten mich einige Wiederholungen, die ich von den ersten Büchern nicht gewohnt war, teils vermisste ich den medizinischen Alltag mit seinen vielen kleinen interessanten Details.

Endlich ab der Mitte agieren die beiden wieder in alter Manier mit einigen Kniffen und viel Glück kommen sie den Tätern auf die Schliche. Die Zusammenhänge, die ganz langsam nur aufgedeckt werden, fand ich wunderbar in den historischen Hintergrund eingearbeitet. Realistisch ist das Agieren der beiden Hobbydetektive wohl nicht, aber ihre Tabubrüche und moderne Denkweise machen viel zu viel Spaß, um sich darüber zu beschweren.

Dieses Mal standen die gesellschaftlichen Strukturen und die Schwierigkeiten von unverheirateten Müttern im Vordergrund.

Trotz der Kritik habe ich die Geschichte wieder sehr gerne gelesen und wurde mit einem runden Ende belohnt.

Die Beziehung der beiden entwickelt sich in eine Richtung, die ich nicht erwartet habe, und lässt auf weitere Bücher hoffen.

Gott sei Dank, ist der vierte Teil im Englischen bereits erschienen.

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Veröffentlicht am 13.11.2023

Monaco liegt gleich hinter dem Bahndamm

Steinhammer
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Mit stehen die Tränen in den Augen, weil ich die Menschen in diesem Buch nicht gehen lassen wollte.

Die letzten Tage und Stunden war die Steinhammerstraße mein Zuhause - mit all diesen Menschen, die ich ...

Mit stehen die Tränen in den Augen, weil ich die Menschen in diesem Buch nicht gehen lassen wollte.

Die letzten Tage und Stunden war die Steinhammerstraße mein Zuhause - mit all diesen Menschen, die ich von klein auf zu kennen schien, mit ihren großen Herzen, die sich hinter der rauhen Fassade verbergen und unter all dem Schmutz für ihre Liebsten schlagen. Sie wollen nur das Beste für Familie und Freunde. Sie sind Fachleute für den täglichen Kampf zwischen verlorenem Krieg und Zeche . Und dann bekommen sie es mit der Angst zu tun, wenn das Beste außerhalb ihrer Welt liegt.

Die Geschichte erzählt von Edgar, der Künstler werden will und nicht Frisör oder Bergmann, Nelly, die wider Willen aus besserem Hause stammt und Jürgen, dem Sohn eines kriegsversehrten Deutschlehrers, den das ferne Amerika ruft.

Es ist die Geschichte einer Freundschaft und Liebe, die dem Kohlenstaub entwächst und in der Fremde auf Hindernisse stößt.

Die Geschichte hat mich zurück in meine Kindheit geführt - nein, weiter noch in die Kindheit meiner Eltern, das erwachsene Leben meiner Großeltern. Die Sprache ist nach Hause kommen - bin ich doch auch im Ruhrpott groß geworden, wenn auch nicht in Dortmund- Lütgendortmund. Doch das Leben und die Sorgen waren die selben.

Das Buch wird vom Autor selbst gelesen. Das hat es mir anfänglich etwas schwer gemacht, bis mein Inneres sich wieder erinnerte. Und die Stimmen von Omma Frieda und Frau Wichmann nebenan in mir erwachten.

Für mich ein wunderbares Buch, genauso wie es ist - ohne Schnörkel und mit einer ordentlichen Portion Dreck unter den Nägeln.

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