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Veröffentlicht am 16.10.2019

Hier stimmt einfach alles

Die Verschworenen (Eleria-Trilogie - Band 2)
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Nach dem Lesen der ersten Seiten von „Die Verschworenen“ war ich sofort wieder in der Welt von Ria und den anderen Verratenen gefangen. Mir ist es sehr leicht gefallen, mich wieder in die Handlung einzufinden. ...

Nach dem Lesen der ersten Seiten von „Die Verschworenen“ war ich sofort wieder in der Welt von Ria und den anderen Verratenen gefangen. Mir ist es sehr leicht gefallen, mich wieder in die Handlung einzufinden. Wie ganz nebenbei hat Ursula Poznanski Rückblicke auf den ersten Teil eingestreut, die das Zurechtfinden und Erinnern sehr erleichtern. Sie wirken nicht wie eine gezwungene Zusammenfassung, sondern sind super untergebracht.

Der Einstieg in die Handlung ist relativ ruhig, aber dennoch interessant. Die Charakterentwicklung steht auf den ersten Seiten im Vordergrund und Ria ist diejenige, die sich am meisten verändert. Während sie unter der Kuppel stets darauf bedacht war, ihre Gefühle und ihre Mimik und Gestik zu kontrollieren, wird sie nun einfach „menschlicher“ – sie hört verstärkt auf ihr Herz, und nicht so sehr auf ihren Verstand.

Aber auch die anderen Charaktere rücken immer mehr in den Vordergrund und ich habe während des Lesens für so manchen von ihnen eine große Sympathie entwickelt, für andere Figuren wiederum eher eine sehr große Abneigung. Keine Figur ist zu blass, stattdessen spielt jeder Charakter seine ihm zugewiesene Rolle perfekt. Und wir lernen auch neue Figuren kennen, denn die Handlung spielt nicht nur in der Stadt unter der Stadt, sondern auch in Vienna 2. Aber dazu sage ich jetzt nichts weiter.

Und schnell werden dann auch die ruhigen Szenen von jeder Menge spannender Ereignisse abgelöst. Ursula Poznanski hat mal wieder ihren Ideenreichtum unter Beweis gestellt und überrascht ihre Leser mit verblüffenden Wendungen und hervorragend konstruierten Geschehnissen. Die Handlung ist perfekt durchdacht und vor allem am Ende, wo viele Fragen endlich beantwortet werden, ergibt so manches einen Sinn, was vorher nur für Verwirrung und Fragezeichen im Kopf gesorgt hat. Ich war stellenweise so überrascht von den Erklärungen, dass ich mit offenem Mund vor meinem Buch saß und nicht so richtig glauben konnte, was ich da zu lesen bekam. Aber alles, was Ursula Poznanski ihren Lesern als Erklärung anbietet, ist total authentisch und glaubwürdig und einfach nur so kreativ.

Teilweise waren es auch einfach nur kleine Gesten oder kurze Sätze, die mich total begeistert haben. An diesem Buch stimmt einfach alles und ich bin nun schon so so gespannt auf den dritten Teil. Ursula Poznanski hat einfach einen unglaublich packenden und fesselnden Schreibstil und sie kann so gut erzählen. Und ich höre ihr so gerne zu.

Mein Fazit

„Die Verschworenen“ ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite – an diesem Buch stimmt einfach alles!

Veröffentlicht am 16.10.2019

Hat mich nicht überzeugt

Sturz in die Zeit
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Ich lese Zeitreiseromane wirklich sehr gerne, aber "Sturz in die Zeit" konnte mich nicht überzeugen. Was daran liegt, dass dieses Buch eben nicht nur ein Zeitreiseroman ist, sondern zusätzlich auch noch ...

Ich lese Zeitreiseromane wirklich sehr gerne, aber "Sturz in die Zeit" konnte mich nicht überzeugen. Was daran liegt, dass dieses Buch eben nicht nur ein Zeitreiseroman ist, sondern zusätzlich auch noch eine Agentengeschichte enthält, wie ihr schon so schön gesagt habt. Und damit konnte ich einfach gar nichts anfangen. Mir kamen hier eindeutig zu viele Pistolen vor, zu viele Selbstverteidigungsgriffe.

Was mir aber wirklich gut gefallen hat, waren die Szenen zwischen Jackson und Holly und zwischen Jackson und seiner kleinen Schwester. Sie waren nicht zu emotional, aber doch sehr gefühlvoll. Und diese drei Figuren mochte ich deshalb auch am liebsten. Obwohl ich Adam auch nicht schlecht fand. Ich finde auch nicht, dass die Figuren neben Jackson zu blass waren. Gerade Holly und Sam, aber auch Jacksons Vater sind doch sehr lebendige Figuren, meiner Meinung nach.

Insgesamt kann ich dem Buch aber leider nur :drei Sterne geben. Und weiterverfolgen werde ich die Reihe auch nicht...

Veröffentlicht am 16.10.2019

Wundervolle kleine Weisheiten

Restaurant Dalmatia
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Mit seinen 240 Seiten ist „Restaurant Dalmatia“ ein eher dünnes Buch, aber es beinhaltet so viel. Im Vordergrund steht Mia, mitsamt ihrer ganzen Lebensgeschichte. Mia ist auf der Suche nach sich selbst, ...

Mit seinen 240 Seiten ist „Restaurant Dalmatia“ ein eher dünnes Buch, aber es beinhaltet so viel. Im Vordergrund steht Mia, mitsamt ihrer ganzen Lebensgeschichte. Mia ist auf der Suche nach sich selbst, arbeitet in diesem Buch ihre Vergangenheit auf. Mia weiß nicht so richtig, wo sie herkommt. Und noch weniger scheint sie zu wissen, wo sie hingehört. Und so begibt sie sich zurück an den Ort ihrer Kindheit, den Wedding im ehemaligen West-Berlin, und trifft auf Menschen, die sie nicht vergessen hat, an die sie aber auch seit sehr, sehr langer Zeit nicht mehr bewusst gedacht hat. Und während vieler langer Gespräche, die sich stellenweise im Kreis drehen, stellenweise aber auch so viel Philosophie und Weisheit beinhalten, erkennt Mia sich selbst und findet vor allem den Weg zu sich selbst. Und damit verbunden sind die Lebensgeschichte ihrer Eltern und die Lebensgeschichte ihrer Großeltern, die auch einen gewissen Teil von Mia ausmachen.

„Restaurant Dalmatia“ erzählt von Heimatlosigkeit, von unterschiedlichen Kulturen, die aufeinander treffen, von dem Gefühl, Gastarbeiter in einem fremden Land zu sein, von Krieg und Mauerfall. Nicht nur das Leben von Mia und den anderen Charakteren wird erzählerisch wiedergegeben, sondern auch das Leben zweier Länder: Kroatien und Deutschland.

Dadurch springt die Handlung des Buches nicht nur zwischen den verschiedenen Charakteren, sondern auch zwischen verschiedenen Zeitebenen. Ich würde fast sagen, der Teil, der in der Gegenwart spielt, nimmt den geringsten Raum ein. Denn viel wichtiger ist, was in der Vergangenheit geschehen ist und was Mia letztlich so geprägt hat.

Stellenweise war eine Handlung in diesem Buch gar nicht so wichtig, sondern Gespräche standen im Vordergrund. Aber meist wechselten sich intensive Handlung und ruhigere bis aufwühlende Gespräche einfach ab. Ich muss aber sagen, dass mich die Teile des Buches, in denen auch wirklich etwas passiert, mehr gefesselt haben. Die Dialoge waren teilweise schon so philosophisch und so voller Weisheiten, dass mir beim Lesen schon fast der Kopf gequalmt hat. Dann kamen Erzählstränge, in denen endlich wieder auch etwas Handfestes passiert, genau richtig.

Die Lektüre von „Restaurant Dalmatia“ fand ich nicht ganz einfach. Das Buch ist doch recht anspruchsvoll geschrieben, teilweise muss man auch zwischen den Zeilen lesen. Jeder Satz drückt bewusst oder unbewusst so viel aus und man muss doch sehr konzentriert lesen, um alle Kleinigkeiten einzufangen. Gleichzeitig ist der Stil von Jagoda Marinic sehr sprach- und bildgewaltig. Sie spielt mit der Sprache und drückt mit wenigen Worten so viel aus. Es ist also kein Buch zum Nebenbei-Lesen, sondern erfordert schon die volle Aufmerksamkeit des Lesers.

Ich glaube, mit meiner Rezension kann ich gar nicht ausdrücken, was die Lektüre von „Restaurant Dalmatia“ mit mir gemacht hat. Ich habe mir so viele Sätze markiert, die ich einfach besonders fand, die ich aber gar nicht weiter kommentieren kann, weil man sie einfach so im Raum stehen und auf sich wirken lassen sollte.

Mein Fazit

„Restaurant Dalmatia“ ist trotz seines eher geringen Umfangs ein Buch mit enorm viel Inhalt und so vielen wundervollen Sätzen und kleinen Weisheiten, die man immer und immer wieder lesen könnte.

Veröffentlicht am 16.10.2019

Überzeugt mit seinen authentischen Charakteren

Twin Souls - Die Verbotene
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Was mich an dieser Dystopie gereizt hat, war die Tatsache, dass sie anhand des Klappentextes so anders als die vielen, vielen Dystopien klang, die sich auf dem Büchermarkt tummeln. Und beim Lesen hat sich ...

Was mich an dieser Dystopie gereizt hat, war die Tatsache, dass sie anhand des Klappentextes so anders als die vielen, vielen Dystopien klang, die sich auf dem Büchermarkt tummeln. Und beim Lesen hat sich auch gezeigt, dass diese Dystopie tatsächlich anders ist. Die Grundidee deutet es ja schon an. Bislang habe ich noch von keinem Jugendbuch gehört, dass sich mit dem Thema „Zwei Seelen wohnen, ach!, in meiner Brust“ beschäftigt.

Und die Umsetzung ist ebenso neu. Denn mit Eva als Ich-Erzählerin und unterlegener Seele bekommt das Buch seinen ganz besonderen Reiz. Eva kann denken, sehen und hören. Also heißt es immer dann „Wir“, wenn der gemeinsame Körper auf diese Weise etwas wahrnimmt. Da Eva den Körper aber nicht steuern kann und auch nicht in der Lage ist, zu sprechen, heißt es in solchen Situationen, wo sich der Körper fortbewegt oder etwas gesagt wird, immer „Sie“ – nämlich Addie. Eva ist dadurch irgendwie Ich-Erzähler und Er-Erzähler in Einem. Und das ist echt genial und das habe ich so auch noch in keinem anderen Buch gesehen. Ich kann mir auch vorstellen, dass es für Kat Zhang gar nicht so einfach war, diesen Erzählstil konsequent durchzuhalten. Aber sie hat es geschafft. Im ersten Moment ist dieser Schreibstil etwas ungewöhnlich, klar, und man muss sich beim Lesen auch etwas konzentrieren, um die Wendungen im Erzählstil nachzuvollziehen. Aber nichtsdestotrotz ist dieser Erzählstil einfach total originell und besonders.

Größtenteils war auch die Handlung sehr originell und unterscheidet sich schon allein wegen des Grundthemas von anderen Büchern. Im ersten Teil des Buches wird der Leser hauptsächlich mit dem Alltag von Eva und Addie vertraut gemacht. Als die Regierung ihnen auf die Schliche kommt, wird das Buch spannender. Aber nähert sich dabei auch mehr und mehr der Handlung anderer Dystopien an. Denn natürlich gibt es eine Widerstandsbewegung, die gegen die Regierung arbeitet. Und natürlich kommen Eva und Addie mit ihr in Kontakt. Ich glaube, damit habe ich nicht zu viel verraten, denn es war irgendwie von Anfang an klar. Leider. Hier hätte ich mir doch eine etwas originellere Auflösung gewünscht.

Aber das Buch hat noch einen weiteren großen Pluspunkt: Es gibt in diesem ersten Band keine Liebesbeziehung! Es tauchen zwar durchaus einige männliche Charaktere auf, die auch nicht gerade unattraktiv sind. Aber es passiert liebestechnisch rein gar nichts! Vielleicht hat sich Kat Zhang das für den zweiten Band aufgehoben. Mal schauen. :wink:

Besonders gut gefallen hat mir die Darstellung der Beziehung zwischen Eva und Addie. Die beiden sind im Prinzip so etwas wie siamesische Zwillinge. Die eine will und kann nicht ohne die andere leben. Und doch arbeiten sie stellenweise gegeneinander, denn als dominante Seele will Addie dauerhaft das Kommando übernehmen und Eva hat sich irgendwie damit abgefunden. Doch heimlich träumt sie davon, auch noch einmal den Körper zu steuern und als Eva erkannt und angesprochen zu werden. Sie würde so gerne noch einmal hören, wie jemand laut ihren Namen ausspricht. Diese schwierige Situation hat immer wieder zu Streitereien zwischen den Schwestern geführt und ich fand diese Szenen so authentisch dargestellt.

Überhaupt sind die Charaktere sehr authentisch gezeichnet. Das betrifft nicht nur Eva und Addie, sondern auch den Bruder der beiden und deren Eltern. Überhaupt spielt die Familie eine sehr große Rolle in diesem Buch und es gibt einige schwierige Entscheidungen zu treffen. Das Buch behandelt einige moralische Themen und ich fand es sehr interessant zu lesen, wie die verschiedenen Charaktere dabei unterschiedliche Standpunkte einnehmen.

Bis auf die oben genannten Besonderheiten, was den Schreibstil betrifft, ist „Twin Souls 01. Die Verbotene“ nicht besonders anspruchsvoll geschrieben. Für ein Jugendbuch ist der Stil genau passend, aber spricht auch erwachsene Leser an.

Mein Fazit:

Nicht nur aufgrund seines Grundthemas, sondern vor allem aufgrund des Schreibstils unterscheidet sich „Twin Souls 01. Die Verbotene“ von den vielen anderen Dystopien und überzeugt mit seinen authentischen Charakteren.

Veröffentlicht am 16.10.2019

Ich mag die Bücher des Autors so sehr!

Traumsammler
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Was mich an den Büchern von Khaled Hosseini immer wieder fasziniert und begeistert, ist sein Talent, Geschichten zu erzählen. Der Autor hat einfach ein Gefühl für Sprache und schafft es, mit Worten Figuren ...

Was mich an den Büchern von Khaled Hosseini immer wieder fasziniert und begeistert, ist sein Talent, Geschichten zu erzählen. Der Autor hat einfach ein Gefühl für Sprache und schafft es, mit Worten Figuren lebendig werden zu lassen. Wenn ich ein Buch von Khaled Hosseini lese, tauche ich ein in eine andere Welt. Und das buchstäblich, indem ich dabei nach Afghanistan reise, aber auch im übertragenen Sinne, da ich einfach alles um mich herum vergesse und nur noch die Handlung und die Charaktere verfolge. Hosseinis Art zu schreiben ist für mich mit keinem Schreibstil anderer Autoren zu vergleichen und hinter jedem Satz, jedem Wort steckt einfach so viel. Manchmal erwähnt Hosseini Kleinigkeiten wie nebenbei, aber dann liegt doch so viel Sinn in ihnen. Hier ist nichts überflüssig, jedes Wort hat seine Berechtigung. Und am Ende fügt sich alles zu einem großen Ganzen zusammen.

Mir fehlen ein wenig die Worte dafür, zu beschreiben, was ich beim Lesen von „Traumsammler“ empfunden habe. Es war ein Buch, das mich während des Lesens hat innehalten lassen, weil ich zwischendurch immer wieder kurze Pausen brauchte, um das Gelesene zu verarbeiten. Es erwarten den Leser keine brutalen Szenen, aber doch sehr bewegende und teilweise auch emotional schwierige Momente. Ich hatte während des Lesens immer wieder das Wort „krass“ im Sinn, das einfach total gut zu diesem Buch passt, auch wenn es in einer Rezension nicht allzu viel aussagt. Der Leser wird mit Schicksalen konfrontiert, die sehr besonders sind, aber nicht gerade besonders schön. Indirekt wird man vom Autor dazu aufgefordert, Stellung zu beziehen, sich zu schwierigen Themen eine Meinung zu bilden. Es sind vor allem moralisch schwer einzuschätzende Fragestellungen, die dem Leser begegnen. Nur stichwortartig und als kleines Beispiel nenne ich mal das Wort „Sterbehilfe“, aber es steckt noch viel mehr in diesem Buch.

Während des Lesens wird schnell klar, dass die Geschichte von Pari und Abdullah nur als Aufhänger dient und dass in „Traumsammler“ viel mehr als nur die Geschichte der Geschwister erzählt wird. Praktisch auf Umwegen erzählt Khaled Hosseini eine viel größere Geschichte, fast die Geschichte eines ganzen Landes, an der so viele Personen beteiligt sind, deren Wege sich alle irgendwann und irgendwie gekreuzt haben, die aber alle einen ganz deutlichen Knotenpunkt haben: die Geschwister Pari und Abdullah. Es ist einfach großartig, wie Khaled Hosseini die Handlungsstränge zusammenführt, sie wieder trennt, sie verknotet und entwirrt. Er ist eben einfach ein Geschichtenerzähler, der nie den Sinn für Authentizität und Logik verliert, sondern der den Leser immer einen gewissen „Aha!“-Moment erleben lässt.

Den Leser erwarten einige Zeitsprünge und diverse Wechsel der Handlungsorte. Das Buch spielt nicht nur in Afghanistan, sondern unter anderem auch in den USA. Das Buch spielt nicht nur in den 1950er Jahren, sondern auch in der Neuzeit. Khaled Hosseini verlangt seinen Lesern ein hohes Maß an Aufmerksamkeit ab, um der Handlung zu folgen und vor allem die Charaktere mit den etwas befremdlichen Namen auseinanderzuhalten. Aber diese Mühe lohnt sich!

Nur ein klein wenig verzettelt hat sich der Autor meiner Meinung nach mit den Handlungssträngen. Nicht von jeder Figur hätte ich am Ende so viel erfahren müssen. Aber das ist nur meine persönliche Einschätzung. Ich hatte in diesem Buch keine Lieblingsfigur. Jeder Charakter hat seinen Teil zu dem großen Ganzen beigetragen, auf niemanden hätte verzichtet werden können und jede Figur hat sich auf seine ganz eigene Art und Weise meine Sympathie verdient.