Profilbild von gaensebluemche

gaensebluemche

Lesejury Star
offline

gaensebluemche ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit gaensebluemche über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.10.2019

Ich liebe die Bücher der Autorin einfach!

Auf eine wie dich habe ich lange gewartet
0

Dass ich großer Fan von Patrycja Spychalski bin, wisst ihr wahrscheinlich alle schon längst. Und dass ich ihre Bücher kaufe und lese, ohne mich vorher näher mit ihrem Inhalt zu befassen, ist auch einfach ...

Dass ich großer Fan von Patrycja Spychalski bin, wisst ihr wahrscheinlich alle schon längst. Und dass ich ihre Bücher kaufe und lese, ohne mich vorher näher mit ihrem Inhalt zu befassen, ist auch einfach mal Fakt. Denn ich mag den Schreibstil der Autorin so gerne, auch wenn ich nicht mal richtig in Worte fassen kann, was das Besondere an ihm ist. Aber sie schafft es einfach, mich schon mit der ersten Seite gefangen zu nehmen und mich alles um mich herum vergessen zu lassen. Ich versinke regelrecht in ihren Büchern und tauche erst wieder auf, wenn die letzte Seite gelesen ist. Denn meist verschlinge ich ihre Bücher am Stück. Sie sind ja alle auch einfach viel zu dünn.

Mit ihrem neuesten Buch "Auf eine wie dich habe ich lange gewartet" ging es mir ebenfalls so wie mit allen ihren anderen Büchern: Ich habe mich sofort wohlgefühlt, habe mich fallengelassen, habe das Lesen einfach genossen. Ganz klar: Wo Patrycja Spychalski drauf steht, ist auch Patrycja Spychalski drin. Ich würde fast wagen, zu behaupten, dass ich ihre Bücher blind erkennen würde. Es ist der lebendige und jugendliche Schreibstil mit seinem ganz eigenen Charme, wenn sie Worte wie "piefig" benutzt, der ihre Bücher ausmacht.

Obwohl es zugegeben Bücher von Patrycja Spychalski gibt, die mich mehr mitgerissen, mehr bewegt haben. Bei ihrem neuesten Werk hat mir dann doch irgendwie etwas gefehlt. Ich mochte die Handlung, die sich ganz unschuldig mit den Themen Sexualität und Homosexualität befasst, und ich mochte natürlich auch den Erzählstil der Autorin. Aber doch kann ich für dieses Buch nicht die volle Punktzahl vergeben. Und ich befürchte, dass daran Irina schuld ist, mit deren Art ich nicht klarkam. Irina ist ganz eigen, aber in meinen Augen auch sehr schwierig. Sie ist besitzergreifend und rechthaberisch. Ich wurde mit ihr einfach nicht warm. Alle anderen Charaktere, vor allem Laura und Enzo, fand ich ganz toll gezeichnet. Sich in Enzo zu verknallen, fällt überhaupt nicht schwer. Er ist sehr fürsorglich und einfach lieb. Und Laura war als Ich-Erzählerin einfach sofort in meinem Herzen. Aber Irina hat es mir sehr schwergemacht, sie zu mögen. Und leider fiel es mir dadurch auch schwer, mich auf Patrycja Spychalskis Auseinandersetzung mit dem Thema Homosexualität einzulassen, weil ich das, was zwischen Laura und Irina passiert, nicht mit vollem Herzen unterstützen konnte, weil mir Irina so unsympathisch war. Während mir Lauras Gefühle Enzo gegenüber total nachvollziehbar waren, fiel es mir sehr schwer, mich zusammen mit Laura in Irina zu verknallen. Und das hat mir leider einen Teil des Lesevergnügens genommen.

Aber auch in diesem Buch gibt es Szenen, die mir im Kopf bleiben werden. Wie Laura sich übermütig einen Hügel runterkullern lässt, wie sie bei Enzo auf dem Gepäckträger mitfährt. Was jetzt, so aus dem Zusammenhang gerissen, vielleicht banal klingt, hat mir während des Lesens ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert und für mich das dargestellt, was Patrycja Spychalskis Bücher für mich so besonders macht. Sie sind einfach Wohlfühl-Bücher, die mich jünger werden lassen und mich zurück in meine Jugend versetzen.

Richtig gut gefallen hat mir, dass nicht nur die Probleme der jugendlichen Charaktere thematisiert werden, sondern auch die der Erwachsenen. Das war für mich recht neu. Ich habe das Gefühl, dass die Erwachsenen eine so große Rolle noch nie in den Büchern von Patrycja Spychalski gespielt haben. Aber hier wird auch angesprochen, wie es den Eltern von Laura geht, besonders ihrer Mutter, die noch so viel vorhat im Leben, aber immer wieder alles aufschiebt. Dieser Bereich spielt zwar eine verschwindend geringe Rolle in dem Buch, aber ich finde es trotzdem schön, dass der Blick der Autorin nicht auf die jugendlichen Charaktere beschränkt bleibt.

Besonders toll finde ich, dass das Ende des Buches und vor allem der letzte Satz völlig wertungsfrei ist. Es gibt eben kein "besser" oder "schlechter", kein "richtig" oder "falsch". Und ich finde es großartig, wie Patrycja Spychalski es schafft, dies mit einem einzigen - dem letzten - Satz des Buches deutlich zu machen. Denn "letztendlich ist es ein Mensch, in die man sich verliebt" (S. 311).

Mein Fazit

"Auf eine wie dich habe ich lange gewartet" ist ein tolles (Sommer-)Wohlfühl-Buch, dessen Lektüre ich sehr genossen habe, auch wenn es aufgrund Irinas schwierigen Charakters nicht mein Lieblingsbuch von Patrycja Spychalski ist.

Veröffentlicht am 09.10.2019

Lässt mich etwas ratlos zurück

Drei
0

Ich muss gestehen, dass ich "Drei" noch vor dem ersten Drittel des Buches abgebrochen hätte, wenn die vielen Rezensionen, die ich zu dem Buch gelesen hatte, mich nicht neugierig gemacht hätten. Ich wollte ...

Ich muss gestehen, dass ich "Drei" noch vor dem ersten Drittel des Buches abgebrochen hätte, wenn die vielen Rezensionen, die ich zu dem Buch gelesen hatte, mich nicht neugierig gemacht hätten. Ich wollte unbedingt wissen, was an dem Buch so polarisiert und für so begeisterte wie auch kritische Stimmen sorgt. Nun, nach Beenden des Buches, bin ich, was das betrifft, schlauer. Aber dennoch lässt der Autor mich ratlos zurück. Es gibt ein sehr großes Fragezeichen, das bei mir leider für massiven Sterneabzug in der Bewertung führt. Die große Frage nach dem "Warum?" steht im Raum. Mehr kann ich dazu fast nicht sagen, ohne zu spoilern, aber ich denke, alle, die das Buch gelesen haben, verstehen, was ich damit meine.

"Drei" ist ein Buch über drei Frauen, die alle mit demselben Mann in Berührung kommen. Dementsprechend ist das Buch in drei Teile unterteilt und erzählt in jedem von ihnen aus dem Alltag einer dieser drei Frauen. Hier passiert nichts Aufregendes, nichts Spannendes. Das ändert sich aber mit dem Auftauchen von IHM. Und dabei steigert sich die Spannung innerhalb des Buches von Teil zu Teil. Packen konnte der Autor mich schließlich im letzten Teil, so ungefähr ein Drittel vor dem Ende. Ein, zwei Wendungen haben bei mir auch für große Begeisterung gesorgt. Aber das viel zu nichts sagende Ende, das mich fragen lässt, was der Autor mir mit dem Buch sagen möchte, wofür ich es gelesen habe, dämpft die Begeisterung zu sehr, als dass ich mehr als zwei Sterne geben könnte.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Leider werde ich mit der Autorin nicht warm

Nacht ohne Sterne
0

Es tut mir fast weh, das zu sagen, aber: Ich werde mit Gesa Schwartz einfach nicht warm. Ich hatte mich nach DEM Klappentext total auf „Nacht ohne Sterne“ gefreut. Ich habe mir Zeit genommen für das Buch, ...

Es tut mir fast weh, das zu sagen, aber: Ich werde mit Gesa Schwartz einfach nicht warm. Ich hatte mich nach DEM Klappentext total auf „Nacht ohne Sterne“ gefreut. Ich habe mir Zeit genommen für das Buch, habe rundherum für Ruhe gesorgt, habe mich voll und ganz auf die Charaktere und die Handlung konzentriert. Und konnte doch nicht in dem Buch versinken. Ich wollte es so sehr, aber ich bin an der Oberfläche geblieben, habe keinen Zugang zum Roman gefunden, es hat mich nicht in seinen Bann gezogen.

Dabei finde ich die Idee hinter dem Buch so toll. Und auch die Handlung, die in der Moderne spielt, was unter anderem Bezugnahmen auf „Star Wars“ oder Stephens Kings „Es“, über die ich schmunzeln musste, belegen, fand ich gut konstruiert. Wobei ich aber auch sagen muss, dass ich nicht immer verstanden habe, warum die Lichtelfen und die Dunkelelfen nun eigentlich im Krieg sind und wie das mit der Grenze funktioniert, die die beiden Völker und die beiden Welten voneinander trennt.

Aber ich mochte Naya, die man ja wohl auch einfach nur mögen MUSS, wenn sie sich für ihre ersten Ferientage nichts anderes vornimmt, als im Bett zu bleiben und zu lesen. Und noch mehr mochte ich Rosa und Jaron … Jaron … So ein toller Typ!

Aber der Schreibstil von Gesa Schwartz hat es mir schwergemacht, mich in das Buch fallen zu lassen. Dabei schreibt sie so bildreich, so ausdrucksstark. Aber ich habe oft das Gefühl, nicht zu verstehen, was sie mir sagen möchte. Sie malt kräftige Bilder mit ihren Worten, aber meine Vorstellungskraft scheitert an ihnen. Ich hatte stellenweise das Gefühl, zu lesen und zu lesen, und doch nichts zu erfahren, weil Gesa Schwartz sich dermaßen verliert in ihrer ausdrucksstarken Sprache, dass bei mir einfach nichts mehr ankommt.

Und so hat mir das Lesen einfach keine Freude bereitet. Ich musste mich fast schon zum Lesen zwingen, weil es kaum etwas an diesem Buch gab, was mich gereizt hat. Ich konnte nicht mit den Charakteren mitfiebern, war nicht interessiert daran, wie die Handlung weiter geht, wie das Ende ist. So war das Lesen leider sehr anstrengend für mich.

Vielleicht gibt es einfach Autoren, mit denen man nicht warm wird. Und vielleicht Gesa Schwartz für mich einfach zu diesen Autoren. Ich wollte ihr neues Buch wirklich mögen. Aber der Funke ist einfach nicht übergesprungen.


Mein Fazit

Ich weiß nicht, ob Gesa Schwartz und ich noch Freundinnen werden.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Ein wenig mehr Tiefe hätte nicht geschadet

Könntest du nur bei mir sein
0

Je älter Kelsey und Michelle werden, umso mehr zeigt sich, wie unterschiedlich die beiden Zwillingsschwestern doch sind. Als Kinder haben sie unendlich viel Zeit miteinander verbracht, waren kaum voneinander ...

Je älter Kelsey und Michelle werden, umso mehr zeigt sich, wie unterschiedlich die beiden Zwillingsschwestern doch sind. Als Kinder haben sie unendlich viel Zeit miteinander verbracht, waren kaum voneinander zu trennen. Doch im Laufe der Jahre zeigen sich ihre unterschiedlichen Charaktere und sie entwickeln sich in unterschiedliche Richtungen. Kelsey ist Sportlerin, sie liebt das Cheerleading und seit drei Jahren auch ihren festen Freund Davis. Michelle ist Künstlerin, sie malt und vergöttert Andy Warhol. Ihre festen Freunde wechselt sie wie ihre Unterhosen, bis sie Peter kennenlernt, in den sie sich verliebt. Doch sie haben nur wenig Zeit, die sie miteinander verbringen können, denn Peter muss als Berufssoldat nach Afghanistan. Und niemand rechnet damit, dass er zwar gesund zurückkehren wird, dass Michelle aber plötzlich bei einem Autounfall stirbt.

Kelsey kann nichts dafür - sie erinnert einfach jeden an ihre Zwillingsschwester. Vielleicht ist es deshalb für ihre Eltern so schwer, den Tod ihrer Tochter zu verarbeiten. Sie kamen mir schon zu Beginn des Buches merkwürdig vor, aber dieser Eindruck verstärkt sich noch nach dem Tod von Michelle, denn sie kümmern sich kaum um Kelsey, laden stattdessen regelmäßig eine Trauergruppe zu sich nach Hause ein und überlassen ihre Tochter vollkommen sich selbst. Das fand ich echt merkwürdig und erst am Ende des Buches zeigt sich, dass sie doch auch in gewisser Weise ihre Aufgabe als Eltern wahrnehmen.

Ich war erleichtert darüber, dass für mich nachvollziehbar geschildert wurde, warum Kelsey Peter nicht die Wahrheit sagt. Es sind verschiedene Gründe, die hierbei eine Rolle spielen. Aber ich bin froh, dass es der Autorin gelungen ist, diese schwierige Situation nachvollziehbar und authentisch zu beschreiben. Und ich bin froh, dass es Gegenstimmen gibt in Form von Kelseys Freundin, die ihr den Kopf wäscht, als sie erfährt, was Kelsey tut. So wird deutlich, in welcher Zwangslage sie sich befindet.

Auch Peters Gefühle werden thematisiert, durch Briefe, die er Michelle schreibt und die Kelsey liest. Dadurch wurden seine Emotionen fast noch greifbarer für mich als Kelseys Gefühle, denn sie hat niemanden, mit dem sie wirklich über ihr Empfinden sprechen kann. Peter dagegen schreibt sich in Afghanistan seinen ganzen emotionalen Ballast von der Seele, wobei er da teilweise sehr ins Kitschige und Schwülstige abdriftet. Vielleicht lag dieser Eindruck aber auch einfach daran, dass Peter unsterblich in Michelle verliebt ist, während Kelsey erst dabei ist, Gefühle für ihn zu entwickeln. Dabei ist sie doch seit drei Jahren mit Davis zusammen. Und eigentlich ist sie doch glücklich mit ihm.

Nicht nur die Beziehung zwischen Kelsey und Peter wird thematisiert, sondern auch Kelseys Beziehung zu ihrer verstorbenen Zwillingsschwester. Denn dadurch, dass sie Peter gegenüber so tun muss, als wäre sie Michelle, lernt sie ihre Zwillingsschwester besser kennen. Die beiden haben sich in den letzten Jahren ziemlich voneinander entfernt und haben aufgehört, sich füreinander zu interessieren. Das ändert sich nun und so findet Kelsey ihren ganz persönlichen und eigenen Weg, um von ihrer Schwester Abschied zu nehmen.

Und als es am Ende so scheint, als wäre alles klar, da hat die Autorin mich doch noch mit einer Wende überrascht, mit der ich so auf keinen Fall gerechnet habe. Das hat mir richtig, richtig gut gefallen, auch wenn es keine positive Wendung war. Aber mir schien das Buch bis dahin zu geradlinig und ich war froh über diesen Schlenker, den die Handlung letztlich noch genommen hat.

Ich war überrascht, als ich gesehen habe, wie dünn das Buch ist. Mit nicht einmal 300 Seiten kam es mir bereits vor dem Lesen zu dünn vor für so eine Geschichte, wie sie der Klappentext versprach. Und tatsächlich blieb mir das Buch stellenweise zu oberflächlich. Zwar werden Kelsey und Peter gut charakterisiert, aber die Gefühle, die sich zwischen ihnen entwickeln, waren für mich nicht nachvollziehbar. Auch gab es im späteren Verlauf der Handlung ein Ereignis, das nur mit wenigen Worten erwähnt und auch danach nicht noch mal thematisiert wird, obwohl es schon ziemlich schlimm war.

Mir hat das Buch dadurch stellenweise zu sehr nur an der Oberfläche gekratzt. Ich wollte gerne tiefer abtauchen, mehr über das Gefühlsleben der Charaktere erfahren.

Mit dem Schreibstil der Autorin habe ich mich auch ein wenig schwer getan. Irgendwie ließ er mich nicht richtig in das Buch abtauchen, ließ eine gewisse Distanz bestehen. Ich empfand die Ausdrucksweise der Autorin stellenweise als zu umständlich, dann stellenweise wieder zu banal. So recht beschreiben kann ich es nicht. Aber letztlich habe ich "Könntest du nur bei mir sein" doch gerne gelesen, auch wenn ich mir etwas mehr Seiten und damit verbunden etwas mehr Tiefgang gewünscht hätte.


Mein Fazit

Lara Avery hat sich für diesen Roman ein krasses Thema ausgesucht, das größtenteils auch zufriedenstellend umgesetzt wurde. Ein wenig mehr Tiefe hätte der Handlung und den Charakteren aber nicht geschadet.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Hat mich echt überrascht!

Das Feuerzeichen
0

Wenn man "Das Feuerzeichen" auf seinen Kern zurückführt, ist es tatsächlich ein Roman über die besondere Beziehung von Geschwistern. Lediglich das Setting ist fantastisch und die Handlung drumherum düster, ...

Wenn man "Das Feuerzeichen" auf seinen Kern zurückführt, ist es tatsächlich ein Roman über die besondere Beziehung von Geschwistern. Lediglich das Setting ist fantastisch und die Handlung drumherum düster, stellenweise brutal. Aber was mich an diesem Buch am meisten fasziniert hat, war tatsächlich, wie Cass und ihr Zwillingsbruder Zach, aber auch andere Zwillingspaare, miteinander umgegangen sind.

Denn in der düsteren Zukunft, in der das Buch spielt, hängt das Leben der jeweiligen Zwillinge voneinander ab. Es werden immer ein Junge und ein Mädchen geboren. Und während eines der beiden Kinder als Alpha nahezu perfekt ist - gutaussehend, stark und gesund -, ist der andere Zwilling als Omega sein Schattenstück - mit fehlenden oder zusätzlichen Gliedmaßen. Aber auch jeder Alpha hat eine Schwachstelle. Denn nicht nur werden die Zwillinge zur selben Zeit geboren, sie sterben auch zur selben Zeit. Ihre Gesundheit betreffend sind die Zwillingspaare untrennbar miteinander verbunden, was sich auch nicht dadurch umgehen lässt, dass man die Omegas unmittelbar nach Sichtbarwerden ihrer Missbildung aus der Familie nimmt und in eine der Omega-Siedlungen schafft. Nicht immer zeigt sich die Fehlbildung direkt nach der Geburt. Es können auch einige Jahre vergehen, bis sich diese entwickelt. Aber es gibt auch Omegas, deren "Fehlbildung" nicht äußerlich zu erkennen ist.

Es hat mich stellenweise schier fassungslos und mit offenem Mund zurückgelassen, welche Gedanken den Charakteren durch den Kopf gehen, welche Fäden sie spinnen, wie weit sie um die Ecke denken, um dahinter zu kommen, wie sie ihrem Zwilling schaden können, ohne sich selbst zu schaden bzw. dabei und damit für ihre eigene Sicherheit zu garantieren. Dieses Debüt wurde so klug durchdacht und ich habe selten ein Buch gelesen, bei dem so viel im Hintergrund passiert, während die eigentliche Handlung doch eher ruhiger bleibt.

Denn tatsächlich umfasst die Handlung des Buches mehrere Jahre, in denen nicht mehr passiert, als dass Cass gefangen in einem Verlies sitzt. In dieser Zeit denkt Cass viel über ihre Vergangenheit nach und sie nimmt dabei den Leser mit in ihre Kindheit. Auch bei ihr und ihrem Zwilling Zach zeigte sich nicht direkt nach der Geburt, wer Alpha und wer Omega ist. Stattdessen gingen viele Jahre ins Land, in denen vor allem für Zach nicht klar war, auf welcher Seite er steht, während Cass schon längst wusste, wer von ihnen das "schwächere" Glied ist. Großartig beschreibt die Autorin, wie Cass sich darum bemüht, die düsteren Träume und Visionen, die sie vor allem nachts überfallen, zu verbergen. Wie Zach immer stärker darunter leidet, dass er nicht weiß, ob er wirklich zur Familie gehört oder diese bald verlassen muss. Die ersten Kapitel, in denen die Kindheit der Zwillinge beschrieben wird, waren sehr fesselnd und intensiv beschrieben und damit hat die Autorin mich direkt gepackt. Und gerade in diesen ersten Kapiteln wird deutlich, wieso dieses Buch tatsächlich ein Buch über Geschwister ist, denn so intensiv wird die Beziehung zwischen Cass und Zach deutlich und wirkt sich bis in die Gegenwart aus.

Eine Gegenwart, in der Cass nach Jahren der Gefangenschaft durch ihren Bruder endlich die Flucht gelingt. Und sie macht sich auf die Suche nach der Insel, die sie in ihren Träumen und Visionen vor sich sieht, auf der sich ein Widerstand zu organisieren scheint. Dabei ist sie nicht allein, denn auf ihrer Flucht trifft sie auf Kip, der eine völlige neue Wendung in die Handlung und das Verhalten der Alphas bringt.

Obwohl ich von "Flucht" spreche, wird das Buch nun ruhiger. So viel Zeit, wie sich Francesca Haig bislang genommen hat, um die Kindheit von Cass und Zach zu schildern, so viel Zeit nimmt sie sich nun, um die Handlungsumgebung die Handlung der Charaktere selbst zu beschreiben. Es gibt in diesem Buch viele Seiten, die mit Beschreibungen gefüllt sind, auf denen nicht gesprochen wird. Die Autorin schafft es auch selbst damit, ihre Leser komplett zu fesseln. Durch den angenehmen Schreibstil kommen dabei nur selten Längen auf. Und letztlich schreitet die Handlung natürlich dennoch voran und die Autorin baut Entwicklungen ein, die den Spannungsbogen aufrechthalten und den Leser überraschen.

Vor allem mit dem Ende hatte ich nicht gerechnet. Da hat die Autorin echt was rausgehauen, was mich total überrascht hat. Und obwohl das Buch nicht mit einem fiesen Cliffhanger endet, kann ich die Fortsetzung gar nicht mehr erwarten, auf die wir zum Glück gar nicht mehr so lange warten müssen.

Ein Buch wie "Das Feuerzeichen" habe ich noch nie gelesen. Es hat mich wirklich direkt von der ersten Seite an gepackt und mich mit seiner Handlung und seiner Tiefgründigkeit sofort fasziniert. Die Idee hinter dem Buch finde ich einzigartig, so etwas kannte ich bislang noch nicht, und das macht für mich den besonderen Reiz an diesem Buch aus. Dazu kommen die unfassbar tiefgründigen Charaktere und die Handlung, die so genial konstruiert und durchdacht ist. Ich kann "Das Feuerzeichen" nur empfehlen, wobei ich der Altersempfehlung des Verlags nicht ganz zustimmen kann. Für jüngere Leser, gerade ab 13 Jahren, halte ich das Buch noch nicht geeignet. Der Inhalt ist schon auf eine gewisse Art und Weise einfach krass und brutal und auch den Schreibstil empfinde ich als zu anspruchsvoll für jüngere Leser.


Mein Fazit

Francesca Haig hat mich mit ihrem Debüt vollkommen überrascht, ich war total begeistert von "Das Feuerzeichen" und freue mich schon riesig auf die Fortsetzung!