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Veröffentlicht am 30.08.2019

Mein Histo-Jahreshighlight

Teufelskrone
2

Im Jahr 1193 regiert Richard Löwenherz über das englische Reich. Und während sich Guillaume of Waringham mit dem König auf einen Kreuzzug ins Heilige Land begibt, schwört sein Bruder Yvain of Waringham ...

Im Jahr 1193 regiert Richard Löwenherz über das englische Reich. Und während sich Guillaume of Waringham mit dem König auf einen Kreuzzug ins Heilige Land begibt, schwört sein Bruder Yvain of Waringham John Plantagnet die Treue. Dieser ist im ständigen Streit mit dem königlichen Bruder um die Herrschaft des Landes und so sind auch die Waringhams viele Jahre in unterschiedlichen Lagern. Daran ändert sich auch nicht viel, als Richard überraschend stirbt und John gekrönt wird. Aber diesem König treu und erbeen zu folgen, wird für Yvain zu einer schier unlösbaren Lebensaufgabe. Mehr als einmal werden seine Ehre und seine Ritterlichkeit in Frage gestellt und er gerät in tiefe Gewissenskonflikte.

„Teufelskrone“ ist – wie ich es bereits erwartet hatte – mein Histo-Jahreshighlight. Aber nicht nur das. Es ist unter Rebecca Gablés hervorragenden Romanen sicherlich eines der Besten. Das liegt nicht nur daran, dass sie wieder einmal hervorragend recherchiert hat und die englische wechselvolle Geschichte der damaligen Zeit dem Leser so lebhaft und hautnah und klug erzählt wie kaum eine andere. Natürlich ist ihr Held wie immer einer, den man ins Herz schließt, weil er ein echter Waringham ist. Leidenschaftlich in seiner Liebe und seiner Treue; mutig und loyal für Familie und König; aufgeschlossen und fürsorglich auch für die einfachen Leute; pferdenärrisch und ein Freund, wie jeder ihn sich wünscht. Und die Wendungen und Wirrungen, die Yvains Leben und diese Geschichte nehmen, sind so spannend und überraschend, dass es mir mehr als einmal den Atem genommen hat.

Aber das wirkliche I-Tüpfelchen in diesem Buch war für mich der Charakter des John Plantagnet, König Ohneland, König von England. Man hat ihn aus vielen Filmen und Büchern irgendwie im Kopf, aber wenn man dieses Buch liest, dann merkt man, dass man ihn gar nicht wirklich kannte und sehr vieles gar nicht oder nicht im passenden Kontext wusste. Dieser Mann wird für mich zum ersten Mal so komplex, ambivalent, omnipotent, gewalttätig und faszinierend geschildert, wie er wahrscheinlich wirklich gewesen ist. Rebecca Gablé erweckt ihn zum Leben und lässt uns teilhaben an seinem Kampf um die Macht, seinen Kriegen um die französischen Gebiete seines Reiches, seinem Jähzorn und seinen Liebschaften.

Abgerundet mit einem wunderbaren Nachwort, welches Fakten und Fiktion ins richtige Lot rückt, bin ich rundrum begeistert und geflasht von diesem Buch und unglaublich froh, dass ich es gelesen habe. Ein Dankeschön an die Autorin für diese Geschichte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 31.10.2016

Enttäuschung des Jahres

Die Stille vor dem Tod
3

„Die Stille vor dem Tod“ beginnt mit einer großen Mordserie. In einer Siedung am Stadtrand von Denver werden in einer einzigen Nacht gleich drei Familien getötet und auf erschreckende Weise im Tod drappiert. ...

„Die Stille vor dem Tod“ beginnt mit einer großen Mordserie. In einer Siedung am Stadtrand von Denver werden in einer einzigen Nacht gleich drei Familien getötet und auf erschreckende Weise im Tod drappiert. Außerdem steht in einem der Häuser eine Nachricht mit Blut an die Wand geschrieben, in der explizit Smokys Name fällt. Dies ist aber nur der Beginn eines unvergleichlichen Parcours des Grauens, den Cody McFadyen für seine Ermittlerin Smoky, ihr Team, ja die ganze Welt parat hält. Das Böse nimmt eine Dimension an, die weder die Ermittler noch der Leser sich je hätten träumen lassen.

Lange habe ich auf ein neues Buch von Cody McFadyen gewartet. Umso größer war die Vorfreude, als ich „Die Stille vor dem Tod“ endlich in Händen hielt. Ich bin ein Fan guter Thriller, die gerne auch blutig und hart sein dürfen. Chris Carter und Karin Slaughter gehören neben McFadyen zu meinen Favoriten. Ich kenne alle Vorgängerromane um die Ermittlerin Smoky Barrett und weiß, dass der Autor von Buch zu Buch noch eine Schippe drauflegen kann.
Leider wurden meine Erwartungen nicht erfüllt; schlimmer, die Enttäuschung wuchs von Kapitel zu Kapitel. Es gab eine Vielzahl an Gründen dafür.

Der Plot ist von vorne bis hinten voller Lücken, Brüchen, Unglaubwürdigkeiten. Ohne der Story vorweg zu greifen kann man sagen, dass die Geschichte auf mindestens zwei Bücher angelegt ist, also mitten drinnen abrupt abbricht. Wer das vorher nicht weiß, ist sicherlich frustriert. Aber auch innerhalb dieses Buches geschehen so viele Dinge, die man nicht erklärt bekommt oder die einem einfach als Tatsache vorgesetzt werden, dass geübte Thrillerleser damit nicht zufrieden sein können.

Es gibt keine Spannungskurve. Im ersten Viertel geschehen die ersten Morde und es kommt durch den mutmaßlichen Mörder zu einer Art vorgezogenem Showdown in dessen Verlauf der Leser mit so vielen Abscheulichkeiten, bestialischen Morden, Leichen, gequälten Lebenden und Toten konfrontiert wird, dass es für gut und gerne fünf Bücher gereicht hätte. (Dieses Schema wird zwischendurch immer wieder mit neuen Berichten irgendwelcher Mörder fortgesetzt, wobei die Grausamkeit und Abartigkeit mir irgendwann fast zu viel wurde.) Danach verliert die Story erst mal jede Spannung und über zwei Drittel des Buches passiert nichts, was mit Ermittlungen oder Mörderjagd auch nur entfernt zu tun hätte. Am Ende wird zwar wieder jemand verhaftet, aber das ist so langatmig und unspektakulär, dass es eines McFadyen-Thrillers eigentlich unwürdig ist. Es kam mir vor, als hätte er sein ganzes Feuerwerk schon am Anfang verschossen.

Es bleiben eine Vielzahl an Fragen, Ungereimtheiten und losen Enden. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass nicht alles im nächsten Band erklärt oder auch nur aufgegriffen wird.

Ich musste mich durch das Buch durchquälen und kann es nicht mal Fans von McFadyen wirklich empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Figuren
  • Handlung
  • Schreibstil
Veröffentlicht am 18.09.2022

Carter as his best

Blutige Stufen (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 12)
1

Ein neuer Chris Carter. Her damit. Ich war mal auf einer Lesung dieses überaus coolen und sympathischen Autors. Man merkt seinen Romanen an, dass er vom Fach ist und jahrelang als Kriminalpsychologe arbeitete ...

Ein neuer Chris Carter. Her damit. Ich war mal auf einer Lesung dieses überaus coolen und sympathischen Autors. Man merkt seinen Romanen an, dass er vom Fach ist und jahrelang als Kriminalpsychologe arbeitete und Forensiker gelernt hat. Beides kann er wunderbar in seine harten Thriller einbringen, in deren Zentrum mal wieder ein brutaler Serienkiller steht, den das eingespielte Hunter-Garcia-Team finden und aufhalten muss.

Es klingt schräg das von so blutigen Geschichten zu sagen, aber es macht einfach Spaß sie zu lesen. Weil sie spannend und kreativ erzählt sind. Weil es zur Sache geht aber ein leiser Humor und liebenswerte Ermittler einen nicht in den Abgrund stürtzen lassen. Weil das flattern der Nerven und der leise Ekelfaktor einfach zu den Büchern von Chris Carter dazu gehören. Und weil er mich noch nie enttäuscht hat. Auch diesmal nicht.

Veröffentlicht am 11.04.2022

nette Geschichte

Weil ich dich liebe, deine Annie
1

Annie und ihr Mann Sam betreiben im schönen Maine einen kleinen Fastfood-Laden in dem sie ihrer Stamm-Kundschaft ganz spezielle Sandwiches verkaufen. Es läuft gut. Pläne für eine Vergrößerung werden geschmiedet. ...

Annie und ihr Mann Sam betreiben im schönen Maine einen kleinen Fastfood-Laden in dem sie ihrer Stamm-Kundschaft ganz spezielle Sandwiches verkaufen. Es läuft gut. Pläne für eine Vergrößerung werden geschmiedet. Wegen ungewollter Kinderlosigkeit sind die beiden zu einem sehr eingeschworenen Duo zusammengewachsen. Annie verwöhnt und betüttelt ihren Sam. Er ist liebevoll, nachgiebig und lässt sich gerne von ihr bemuttern. Als Annie eine dramatische Krebsdiagnose bekommt, hat sie Angst, ihrem Mann die Wahrheit zu sagen und fängt erst mal an, schriftlich alles festzuhalten, was er über das Leben ohne sie und wie alles funktioniert wissen sollte. Dabei wird sie irgendwann von ihrer Mutter dabei erwischt. Und die versucht nun ihrerseits, Annies Rettung in die Hand zu nehmen.

Gefallen hat mir zum einen das farbenfrohe Cover, zum anderen der angenehm zu lesende Erzählstil. Einfühlsam, manchmal ein wenig ironisch und mit einer Spur Situationskomik. Unterhaltsame Dialoge und eine eigentlich vielversprechend-dramatische Ausgangslage. Am Ende hat sich die Autorin aber nicht ganz getraut, das Thema und seine Ernsthaftigkeit ganz durchzuziehen und verwässert den Plot mit einem schon sehr positiven Ende. Schade, da wäre mit etwas Mut noch mehr drin gewesen. So bleibt es eine nette Geschichte für zwischendurch.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 06.06.2021

schöner erster Band

Der falsche Preuße (ungekürzt)
1

München um die Jahrhundertwende. Ein Preuße ermittelt für die königlich bayerische Polizei. Wunderbar gelesen von Devid Striesow.
Als echtes Münchner Kindl war dieses Hörbuch einfach großartig. Das Lokalkolorit ...

München um die Jahrhundertwende. Ein Preuße ermittelt für die königlich bayerische Polizei. Wunderbar gelesen von Devid Striesow.
Als echtes Münchner Kindl war dieses Hörbuch einfach großartig. Das Lokalkolorit ist gut getroffen und eben mal nicht plump bayerisch, sondern angenehm differenziert auf die Eigenheiten des Landes eingehend, mit einem Blickwinkel auf die geschichtlichen Gegebenheiten, die damaligen Polizeimethoden, die ersten wissenschaftlichen Fortschritte. Der Hauptmann findet sich überraschend gut in München zurecht, legt aber Wert auf einen ganz eigenen Arbeitsstil, der teilweise etwas schrullig und unkonventionell aber sehr effektiv ist.
Besonders der Erzählstil hatte es mir angetan. Klug, aufmerksam und mit einem ironischen Unterton blickt die Autorin liebevoll ihren Darstellern über die Schulter. Der Kriminalfall ist ungewöhnlich, interessant und wird zu einem logischen Finale geführt.
Ich freue mich auf weitere Teile.