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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.05.2019

nicht mein Geschmack

Wenn du das hier liest
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Ich hatte leider etwas ganz anderes erwartet. Ich gebe zu, ich bin kein Fan von Romanen, die nur aus Schriftwechsel oder Blogeinträgen bestehen. Ich tue mich immer schwer mit dieser Art von Literatur, ...

Ich hatte leider etwas ganz anderes erwartet. Ich gebe zu, ich bin kein Fan von Romanen, die nur aus Schriftwechsel oder Blogeinträgen bestehen. Ich tue mich immer schwer mit dieser Art von Literatur, weil sie für mich nur in den seltensten Fällen funktioniert. Weder gibt es eine stringente Handlung noch Dialoge, meist fehlt es auch an Spannung und durch die unendlichen "Selbstgespräche" erfährt man wenig über die Interaktion der Personen.

Genau an all dem krankt das Buch. Und das ist schade, denn ich finde durchaus, dass die Autorin es versteht mit Worten umzugehen und die Ausgangslage hat eine schöne Dramatik und man erhofft sich viel Emotionalität und auch etwas fürs Herz. Mich konnten die Protas aber nur wenig berühren und das ständige Hin und Her zwischen den Schreibern, teils ohne Antwort oder mit Antworten, die nur begrenzten Bezug nahmen auf vorher Geschriebenes, das zog sich für mich.

Für mich war die Geschichte leider nichts. Ich fühlte mich dort nicht wohl und habe es - ganz ehrlich - am Ende nur noch quer gelesen. Für Fans von Briefromanen könnte es durchaus etwas sein, da der Schreibstil mir gefallen hat.

Veröffentlicht am 26.04.2019

unbedingt lesen

Die verborgenen Stimmen der Bücher
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Es gibt Ereignisse im Leben mancher Menschen, die diese nicht verarbeiten und nicht vergessen können und an denen ihre Seelen krank werden. Aber es gibt Hilfe. Wenn sie ihre Geschichte einem Buchbinder ...

Es gibt Ereignisse im Leben mancher Menschen, die diese nicht verarbeiten und nicht vergessen können und an denen ihre Seelen krank werden. Aber es gibt Hilfe. Wenn sie ihre Geschichte einem Buchbinder erzählen, dann bindet er die schrecklichen Erlebnisse zwischen zwei Buchdeckeln und der Mensch kann wieder freier und unbeschwerter leben und seine Traumata hinter sich lassen.

Die Fähigkeit, Geschichten auf Seiten zu binden, hat nicht jeder. Der Farmerssohn Emmet weiß lange nicht, warum er immer öfter kraftlos und krank ist. Aber er besitzt die Buchbindergabe und erst als er bei einer alten Buchbinderin in die Lehre kommt, wird er langsam wieder gesund und lernt Schritt für Schritt das Buchbinden. Der Berufszweig ist gefürchtet und verachtet zugleich und erst nach und nach wird Emmet klar, dass man die Fähigkeit und Macht, die er besitzt, auch missbräuchlich einsetzen kann.

Das Grundgerüst dieses Romans ist interessant und die Details werden auf sehr verhaltene Weise und in einem fast gemächlichen Tempo erzählt. Der Entwicklung von Emmet wird viel Raum und Zeit gegeben und man weiß als Leser nicht mehr als der Hauptakteur, wodurch vieles lange im Unklaren und Verschwommenen bleibt, da der junge Mann anfangs sehr naiv und schüchtern ist. Aber die schöne Sprache und die Art, wie die Autorin ihre phantastische Welt beschreibt sorgen dafür, dass die Geschichte nicht langweilig wird, auch wenn lange nicht viel passiert.

In der Story steckt aber noch viel mehr als die reinen Fantasy-Elemente. Es ist auch ein Buch über das Erwachsen werden eine jungen Mannes und seine Selbstfindung. Dazu gehört auch eine etwas andere Liebesgeschichte, die im dritten Teil durch eine neue Perspektive noch einmal anders beleuchtet wird.

Das Buch lässt sich meiner Meinung nach schwer in eine Kategorie einordnen und entwickelt sich ganz anders, als man am Anfang erwartet. Es hat eine unglaublich schöne Aufmachung und besticht mit einem angenehmen ruhigen Erzählstil.

4,5 Sterne und eine Leseempfehlung von mir.

Veröffentlicht am 23.04.2019

Monatshighlight

Der Horizont der Freiheit
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Ich freue mich jedes Mal, wenn wieder ein neues Buch von Ines Thorn rauskommt. Und als treue Leserin finde ich, dass sie immer wieder noch eine Schippe drauflegen kann. Mit „Der Horizont der Freiheit“ ...

Ich freue mich jedes Mal, wenn wieder ein neues Buch von Ines Thorn rauskommt. Und als treue Leserin finde ich, dass sie immer wieder noch eine Schippe drauflegen kann. Mit „Der Horizont der Freiheit“ hat sie sich erneut und ziemlich heftig in mein Herz geschrieben. Was für ein tolles Buch. Was für ein erfrischend anderer Erzählstil. Charmant, mit einem Augenzwinkern, liebevoll auf die Figuren blickend und klug das Zeitgeschehen reflektierend. Und wieder hat sie eine Frauenfigur ins Leben geschrieben, die ich so schnell nicht vergessen werde. Oder eigentlich sind es ja gleich zwei. Zum einen ist da die Druckersgattin Wilhelmine Pfaff, frisch verwitwet. Zum anderen Henriette Zobel, ihre beste Freundin. Eine Vorkämpferin für die Gleichberechtigung der Frau. Beide mutig und klug. Und dann gibt es noch den netten Nachbarn, den jüdischen Verleger Joseph Rütten, eigentlich ein Hagestolz, der aber schon lange in stürmischer Zuneigung zu Wilhelmine entbrannt ist und der ihr aus einer finanziellen Notlage helfen möchte.

Die Geschichte hat so einige Ebenen. Die der zarten Liebe, die der selbstbewussten Frauen, die ihren Weg in die Selbstbestimmung suchen, die der rebellischen aufklärerischen Autoren, die mutige Verleger und Drucker für ihre Werke brauchen, die der Emanzipation, die Schritt für Schritt voranschreitet.
Ich bin eingetaucht in die Geschichte, wurde berührt von den Charakteren und war fasziniert von den politischen Entwicklungen und historischen Fakten.

Mein Monatshighlight und ein dickes Lob an Ines Thorn. Sie hat mir mit ihrem Buch einige wunderschöne Lesestunden beschwert. Ich lege das Buch jedem wärmstens ans Herzen.

Veröffentlicht am 23.04.2019

unterhaltsames Kopfkino

Großes Sommertheater
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Ich schätze die Krimis von Frank Goldammer sehr und war gespannt auf "Das große Sommertheater". Es ist eine kleine feine Mischung zwischen Komödie und Tragödie. Der Erzählstil passt sich der Geschichte ...

Ich schätze die Krimis von Frank Goldammer sehr und war gespannt auf "Das große Sommertheater". Es ist eine kleine feine Mischung zwischen Komödie und Tragödie. Der Erzählstil passt sich der Geschichte an. Sehr oft heiter aber auch sarkastisch und bitterböse wird hier das verzwickte Konstrukt der Familie des Patriarchen Joseph aufgedröselt. Der alte Herr sieht seinen nahen Tod kommen und möchte noch einmal seine Söhne sehen. Diese reisen mit ganzer Familie an, obwohl sie sonst eigentlich so gar nichts mit dem Vater und den Brüdern am Hut haben. Neid und Missgunst, aber auch alte, lange verdrängte Streitigkeiten machen dieses Familientreffen zu einer lauten und für alle Beteiligten aufwühlenden Angelegenheit.

Mir gefiel vor allem der Ton der Geschichte und die Charaktere der Darsteller, die allesamt ambivalent beschrieben waren und im Leser widersprüchliche Gefühle freisetzten. Erst nach und nach erkennt man die Verletzungen unter all dem Lack und der Patriarch Joseph ist daran nicht unschuldig.

"Das große Sommertheater" schreit für mich nach einer Verfilmung. In meinem Kopf lief es als Film schon mal sehr gut. Unterhaltsam mit einer Spur Tiefgang. Das Buch hat mir die Wartezeit auf den nächsten Goldammer-Krimi ein bisschen verkürzt.

Veröffentlicht am 13.04.2019

schöne Liebesgeschichte

Zeilen ans Meer
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Lena aus München arbeitet eine kurze Zeit in Australien und schmeißt bei ihrem Abschied eine Flaschenpost ins Meer. Diese findet der Australier Sam Jahre später und schreibt der Deutschen eine Postkarte. ...

Lena aus München arbeitet eine kurze Zeit in Australien und schmeißt bei ihrem Abschied eine Flaschenpost ins Meer. Diese findet der Australier Sam Jahre später und schreibt der Deutschen eine Postkarte. Daraus entwickelt sich schnell ein sehr intensiver Briefwechsel. Die Ehrlichkeit der Beiden führt zu Gefühlen, die beide so nicht geplant hatten.

Ein reinrassiger Briefroman also, den Sarah Fischer da geschrieben hat. Es ist spannend zu sehen, wie zwei Menschen sich nur durch das geschriebene Wort kennen- und lieben lernen. In den Briefen und Mails erzählt Lena aus Bayern, dem Surfbrettbauer Sam aus Australien von ihrem Leben mit ihrer Tochter, vom Eisbach in München, auf dem auch gesurft wird, von ihren Wünschen und Träumen, von ihrer Begeisterung für die Zeit in Australien. Und Sam tut Gleiches und kommt nach einem schweren Schicksalsschlag aus seinem jahrelangen Schneckenhaus und lässt die Frau vom anderen Ende der Welt in sein Herz. Natürlich gibt es jede Menge Probleme. Alle typisch für eine Fernbeziehung.

Die Autorin schafft es, dass man die Action fast nicht vermisst, die in dieser Form der Erzählung natürlich schwer abzubilden ist. Große und kleine Dramen, Liebe, Sehnsucht, Unsicherheit, Missverständnisse. Das volle Programm, wie in jeder anderen guten Liebesgeschichte. Gerade die Gefühle werden sehr schön beschrieben und man fiebert mit den beiden mit. Kann so eine Liebe klappen? Können sie einen Weg finden, eine wirkliche Beziehung zu führen? Wird einer von beiden irgendwann den Schritt wagen, zu einem ersten Treffen, und später zu mehr?

Eine schöne, zu Herzen gehende Liebesgeschichte, glaubhaft erzählt. Am Ende war es mir etwas schnell mit dem Schluss aber da einiges ein bisschen offen bleibt, kann man sich als Leser die Geschichte ja noch weiterträumen.

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