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Veröffentlicht am 25.06.2018

Gut recherchierter und spannender historischer Roman

Das Mätressenspiel
1

Klappentext:
Hannover, 1682: Die junge Helena von Minnigerode ist verzweifelt. Mit dem Tod ihres Bruders verlieren sie und ihre Mutter ihre gesamte Existenzgrundlage: Das Gut der Familie und sämtliche ...

Klappentext:
Hannover, 1682: Die junge Helena von Minnigerode ist verzweifelt. Mit dem Tod ihres Bruders verlieren sie und ihre Mutter ihre gesamte Existenzgrundlage: Das Gut der Familie und sämtliche Privilegien gehen an ihren Onkel Roderick über. Helena bleibt nichts anderes übrig, als um die Aufnahme als Hofdame zu ersuchen. Nie hätte sie damit gerechnet, dass ausgerechnet sie in das skrupellose Intrigenspiel zwischen Herzogin Sophie und Clara von Platen, der mächtigen Mätresse des Herzogs, geraten könnte.

Die Handlung:
Als ihr Bruder stirbt, verliert Helena das letzte direkte männliche Familienmitglied und ihr Onkel möchte das Gut der Mutter übernehmen. Für damalige Verhältnisse keine Besonderheit, aber Helena und ihre Mutter sträuben sich gegen den Gedanken, alles zu verlieren und nicht mehr selbst über ihr Gut und ihre Leben entscheiden zu können. Daher entschließt sich Helena, an den Hof nach Hannover zu gehen, um dort einen passenden Ehemann zu finden, um das Gut zu retten und somit ihrer Mutter und ihren zwei kleinen Schwestern ein gutes Leben bieten zu können.
Am Hof gerät Helena jedoch zwischen die Fronten der Herzogin und der Mätresse des Herzogs, sodass ihre Vorstellungen von Moral, Familie und Zukunft stark auf die Probe gestellt wird. Sie kann niemandem mehr trauen, und der einzige Verbündete ist der Gärtner Floriano, mit dem sie aufgrund der Standesunterschiede jedoch nicht gesehen werden darf.

Der Sprachstil passt hervorragend zu einem historischen Roman und bedient sich einiger alten Ausdrucksweisen und Anreden. Dadurch wirkt der Text authentisch, aber nicht schwerfällig.
Die Geschichte nimmt immer mehr an Tempo zu; der Beginn ist noch etwas langsam, da die Personen eingeführt werden und Hintergründe erzählt werden, aber dann nimmt sie immer mehr Fahrt auf, und endet fast schon ein wenig zu abrupt. Die Erzählung ist auch gespickt mit historischen Schilderungen über die Entstehung der Herrenhauser Gärten, die die Kulisse zu den Geschehnissen bilden. Besonders faszinierend finde ich die Art und Weise, wie echte historische Figuren in die Erzählung eingeflochten werden, und man könnte wirklich glauben, dass es so geschehen ist.
Helena ist die Hauptprotagonistin dieses Buchs, mit der ich sofort mitfühlen konnte.
Sie ist eine liebenswerte, verantwortungsbewusste junge Frau, die ihre Pflicht vor die eigenen Wünsche stellt, und wirkt sehr sympathisch. Dies ist vor allem in den Szenen mit ihren jüngeren Schwestern gut herausgearbeitet und auch bei ihrer Reaktion auf den Feuerwerks-Unfall erkennt man, welche Prioritäten sie in ihrem Leben gerne setzt. Auch das Jagderlebnis ist für mich eine sehr offenbarende Szene, wie Helena eigentlich über das Leben am Hof denkt.
Die Personen sind sehr liebevoll und mit passendem Tiefgang dargestellt; man weiß nie von Anfang an wer zu welcher Seite gehört. Dadurch wird man immer wieder überrascht, aber sobald die Allianzen einmal offenbart sind, handeln die Personen stringent zu ihren Charakteren passend.
Da es viele Personen am Hof gibt, ist es am Anfang nicht so einfach, den Überblick zu behalten. Dafür gibt es am Ende des Buchs ein Personenglossar, das sehr hilfreich ist. Trotzdem ist jede einzelne Person so gut dargestellt, dass man sie schnell wiedererkennt und zuordnen kann.

Fazit:
Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, bis ich es zu Ende gelesen hatte. Ich habe mit Helena mitgefühlt, mit ihr gelacht und geweint und gelitten, und mich oft gefragt, wie ich wohl in ihrer Situation gehandelt hätte.
Der Anfang ist ein bisschen schwerfällig, aber wer die Ausdauer hat, wird mit einer tollen, kurzweiligen Geschichte belohnt.

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