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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.11.2017

Lebensgeschichte

Was man von hier aus sehen kann
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Sophie hatte mir „Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky zur FBM geschenkt und nachdem ich es jetzt gelesen habe, wollte ich es unbedingt noch rezensieren. Danke für das tolle Geschenk! Das ...

Sophie hatte mir „Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky zur FBM geschenkt und nachdem ich es jetzt gelesen habe, wollte ich es unbedingt noch rezensieren. Danke für das tolle Geschenk! Das Buch ist am 14.11. diesen Jahres im DuMont-Verlag erschienen und aktuell beim Lovelybooks-Leserpreis nominiert.

Selma, eine alte Westerwälderin, kann den Tod voraussehen. Immer, wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Unklar ist allerdings, wen es treffen wird. Davon, was die Bewohner in den folgenden Stunden fürchten, was sie blindlings wagen, gestehen oder verschwinden lassen, erzählt Mariana Leky in ihrem Roman.
›Was man von hier aus sehen kann‹ ist das Porträt eines Dorfes, in dem alles auf wundersame Weise zusammenhängt. Aber es ist vor allem ein Buch über die Liebe unter schwierigen Vorzeichen, Liebe, die scheinbar immer die ungünstigsten Bedingungen wählt. Für Luise zum Beispiel, Selmas Enkelin, gilt es viele tausend Kilometer zu überbrücken. Denn der Mann, den sie liebt, ist zum Buddhismus konvertiert und lebt in einem Kloster in Japan...

Da Sophie mir das Buch als eines ihrer Jahreshighlights geschenkt hat, war mir eigentlich sofort klar, dass es mir zu hundert Prozent gefallen würde. Noch dazu ist es aktuell zum Leserpreis auf Lovelybooks nominiert – meiner Meinung nach völlig zu recht.
Wenn ich über das Thema des Romans nachdenke, dann fällt es mir wahnsinnig schwer, dieses zu kategorisieren oder sogar in eine Schublade zu stecken. Aus meiner Sicht lässt sich gar nicht richtig beschreiben, worum es in diesem Buch alles geht. Es ist eine Vielfalt an Themen enthalten, für jeden Leser etwas, und das macht das Buch so einzigartig und besonders. Beispielsweise lässt der Klappentext einen vermuten, man habe es mit einer Fantasygeschichte aufgrund der Träume zu tun oder mit der Liebesgeschichte von Selmas Enkelin Luise, aber nein – vielmehr würde ich das Buch als eine „Lebensgeschichte“ beschreiben, eine wahnsinnig berührende Lebensgeschichte des Dorfes und speziell von Luises Familie. So wird beispielsweise das erste Drittel des Buchs aus der Sicht von Luises zehnjährigem Ich erzählt, wohingegen sie im weiteren Buch bereits erwachsen ist. Meiner Meinung nach ist es dadurch unglaublich authentisch geworden und spannend, den Charakteren auf ihrem Lebensweg über viele Jahre hinweg zu folgen.
Unter anderem sind es die Charaktere, die dieses Buch so besonders machen. Mariana Leky hat keine einzige Figur erfunden, die sich durch Klischees oder Schubladendenken beschreiben ließen. Jeder einzelne Charakter hat seine Ecken und Kanten, seine Macken und komischen Eigenarten, wirkt dadurch sehr lebensnah und „detailgetreu“ - kurzum wie echte Menschen. An mancher Stelle kommt es hierbei zu einer solchen Situationskomik unter den Charakteren, die einerseits einfach lustig ist und mich als Leser schlichtweg dazu gezwungen hat, jeden einzelnen Dorfbewohner auf seine eigene Art in mein Herz zu schließen.
Das erste Drittel des Buchs wird wie gesagt aus der Sicht von der zehnjährigen Luise erzählt. Dabei schwanken die Szenen zwischen einer herrlichen kindlichen Naivität und einer erschreckenden Ernsthaftigkeit. Unter diesem Gleichgewicht steht insgesamt das ganze Buch: Lustige Momente wechseln sich ab mit rührenden, Trauer hervorrufenden Szenen. Genau diese Mischung lässt den Leser alle Gefühlsregungen erleben, die meiner Meinung nach zu einem guten Buch dazugehören.
Des Weiteren muss ich den Schreibstil von Mariana Leky ganz besonders hervorheben. Abgesehen davon, dass er sich sehr flüssig lesen lässt, passt der Schreibstil durch die kindliche, dann mal völlig ernsthafte, schrullige, dann mal völlig nüchterne Wortwahl perfekt zu den dargestellten Charakteren. Auch hier herrscht eine solche Vielfalt, dass sich der Schreibstil gar nicht richtig einordnen lässt. Fakt ist, dass ich als Leserin am liebsten jeden zweiten Satz im Buch markiert hätte, weil er mir so gefallen hat.
Alles in allem haben mir diese teilweise etwas skurrile, aber tiefgründige Lebensgeschichte und die kauzigen, liebenswürdigen Charaktere zu hundert Prozent zugesagt und ich kann gar nicht anders, als jedem einzelnen dieses Buch ans Herz zu legen.
Danke, Sophie, für das tolle Geschenk! Es findet einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal.

Veröffentlicht am 02.11.2017

Keine besondere Liebesgeschichte

Die Rückkehr der Wale
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Nach einer Woche Lesezeit habe ich „Die Rückkehr der Wale“ von Isabel Morland nun auch endlich mal beendet. Der Roman erscheint heute im Knaur-Verlag und ich durfte ihn netterweise schon früher lesen; ...

Nach einer Woche Lesezeit habe ich „Die Rückkehr der Wale“ von Isabel Morland nun auch endlich mal beendet. Der Roman erscheint heute im Knaur-Verlag und ich durfte ihn netterweise schon früher lesen; danke an dieser Stelle an das Vorablesen-Team!

Einst hat Kayla ihren Mann geliebt. Doch immer öfter geraten die beiden in Streit, und Dalziel wird so wütend, dass sie Angst vor ihm hat. Da taucht ein Fremder auf der kleinen, abgeschiedenen Hebriden-Insel auf, über den bald allerhand Gerüchte in Umlauf sind. Auch Kayla ist nach der ersten Begegnung mit Brannan sofort fasziniert von diesem Mann, der ein Geheimnis zu hüten scheint. Ihre eigenen, immer stärker werdenden Gefühle für ihn, aber auch das Gerede der Inselbewohner treiben Kayla mehr und mehr in einen inneren Zwiespalt, aus dem es kaum einen Ausweg zu geben scheint …

Ich habe mich so unfassbar darüber gefreut, dieses Buch gewonnen zu haben – nicht nur, weil das Cover wunderschön ist, sondern auch weil ich mir nach der Leseprobe auf Vorablesen sehr viel von der Geschichte erhofft habe. Was in dem Klappentext nicht wirklich angesprochen wird, ist, dass es anfangs auch so aussieht, als würde die Liebesgeschichte durch Sagen und Mythen noch an Fantasyelementen dazugewinnen. Meiner Meinung nach hätte dies die Handlung wirklich perfekt gemacht, da sich die Geschichte so von allen anderen abgesetzt hätte. Leider wurden meine Hoffnungen nicht erfüllt, diese Fantasyandeutungen bleiben lediglich Andeutungen. Insofern hebt sich diese Liebesgeschichte leider nicht sehr stark von anderen 0815-Geschichten ab, die ich bereits gelesen habe.
Der Einstieg in die Geschichte, aber auch das Lesen mehrerer Kapitel am Stück fiel mir persönlich sehr schwer. Dies liegt vermutlich an den ausladenden Landschaftsbeschreibungen, die teilweise mehr als eine Seite am Stück füllen. Dass die Liebesgeschichte vor dem grandiosen Hintergrund einer wilden Hebriden-Insel stattfindet, finde ich eigentlich total schön und als romantisches Setting gut geeignet. Die Naturbeschreibungen schweifen in „Die Rückkehr der Wale“ allerdings so sehr aus, dass ich mich gar nicht so gut auf die eigentliche Handlung konzentrieren konnte. Aus meiner Sicht hätte man die beeindruckenden Naturbeschreibungen auch geschickter einbauen, immer mal hier und mal da einen Satz dazu schreiben können, um den Lesefluss nicht allzu sehr zu stören.
Dies führt direkt zu meinem nächsten kleinen Kritikpunkt auf der Liste: Leider war mir die Geschichte insgesamt etwas zu langatmig. Dafür, dass alles in allem gar nicht so viel in diesem Buch passiert, umfasst es ziemlich viele Seiten. Ich hätte mir also entweder mehr Handlung oder weniger Seiten gewünscht – so wird meiner Meinung nach leider alles nur etwas unnötig in die Länge gezogen.
Kayla, die Protagonistin, war mir zu Anfang unfassbar sympathisch. Sie leidet unter ihrer Ehe, versucht sich mit der Situation erfolglos zu arrangieren – eine Hintergrundgeschichte, bei der sofort Mitgefühl aufkommt. Allerdings hat mir die Protagonistin im Laufe der Geschichte immer wieder Anlass dazu gegeben, diese Sympathie wieder aufzuheben. Ich kann ihr Handeln in Bezug auf ihren Umgang mit ihrer Liebe zu Brannan und ihrer Ehe mit Dalziel im Zwiespalt weder komplett nachvollziehen noch billigen. Dem Leser wird dadurch auch vermittelt, dass es okay ist, andere Menschen so zu hintergehen und dass man letzten Endes sogar damit durchkommt. Meiner Meinung nach sind das schlichtweg keine Werte, die vermittelt werden sollten. Noch dazu kommt, dass mir die sich aufbauende Liebe zwischen Brannan und Kayla viel zu schnell ging. Ich konnte kaum gucken, da war direkt die Rede von wahrer Liebe, obwohl die beiden keine zwei ernsthaften Gespräche miteinander geführt hatten.
Bei allen anderen Charakteren ging es mir genauso wie mit Kayla: Einige Eigenschaften habe ich sofort total ins Herz geschlossen, andere Handlungen, Gedanken oder Eigenschaften haben mich daran gehindert, vollkommene Sympathie zu spüren.
Der Schreibstil der Autorin hat mir – bis auf die ausschweifenden Landschaftsbeschreibungen – sehr gut gefallen. Er war angenehm zu lesen. Das Buch ließ sich nicht innerhalb von wenigen Stunden herunterlesen, was aber an der bedeutungsvollen Wortwahl lag.
Zusammengefasst hat mich Kaylas Zwiespalt zwischen der Ehe, die gerettet werden müsste, und der neuen, fremden Liebe sehr fasziniert. Leider haben mir aber einige Punkte gefehlt, die der Liebesgeschichte zu einem wirklich besonderen Leseerlebnis verholfen hätten.

Veröffentlicht am 21.10.2017

Hochemotional

Der Sommer, als Chad ging und Daisy kam
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Gestern angefangen, heute beendet: „Der Sommer, als Chad ging und Daisy kam“ von Jennifer Gooch Hummer. Das Buch ist 2014 im Carlsen-Verlag erschienen.

Aprons Leben ist in Aufruhr: Sie versucht über den ...

Gestern angefangen, heute beendet: „Der Sommer, als Chad ging und Daisy kam“ von Jennifer Gooch Hummer. Das Buch ist 2014 im Carlsen-Verlag erschienen.

Aprons Leben ist in Aufruhr: Sie versucht über den Tod ihrer Mutter hinwegzukommen, die neue Partnerin ihres Vaters zieht bei ihnen ein und ihre beste Freundin hat sie abserviert. Apron droht ein einsamer Sommer. Aber dann nimmt sie einen Ferienjob in Mike und Chads Blumenladen an. Die zwei stehen ihr freundschaftlich zur Seite – und das in Zeiten, in denen sich sonst niemand um sie kümmert. Ihr Blumenladen wird für Apron zu einem zweiten Zuhause. Doch bald wird ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt…

„Wenn du dieses Jahr nur ein Jugendbuch liest, sollte es dieses sein.“ So heißt es in der Beschreibung zu diesem Roman. So drastisch würde ich es nicht ausdrücken, immerhin habe ich noch einige weitere Jugendbücher gelesen, die ich noch fantastischer fand. Nichtsdestotrotz hat sich dieses Buch innerhalb der letzten zwei Tage einen großen Platz in meinem Herzen erkämpft, wo es auch bleiben wird.
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir wunderbar leicht. Es wird aus Aprons Sicht erzählt, eine Protagonistin, die gerade mal in die siebte Klasse geht. Meiner Meinung nach haben besonders Kinder oder noch jüngere Jugendliche so eine erfrischend ehrliche Art, dass es einfach Spaß macht, die Welt aus ihrer Sicht zu entdecken. So war es auch diesmal. Ich habe in Apron einen unfassbar herzensguten, lieben, ehrlichen Charakter gefunden. Wäre ich auch wieder so jung wie sie und wäre sie nicht erfunden, wären wir hoffentlich Freundinnen geworden.
Aber nicht nur Apron, sondern alle anderen Charaktere in diesem Buch haben etwas ganz Einzigartiges an sich, sei es nun positiv oder negativ. Mit Mike und Chad als gleichgeschlechtliches Paar wird auch ein Thema konkretisiert, was immer noch in vielen Teilen der Welt als Tabu gilt. Nicht hier. Auf wunderbar kindliche Art und Weise lernt Apron, was es mit der Liebe von Mike und Chad auf sich hat und dass auch ihre Liebe völlig okay ist. Zusammen bilden sie ein Dreierpack, das voller Humor, aber auch Ernsthaftigkeit ist. Mich hat es erschreckt, wie vielseitig dieses Buch sein konnte, mal unglaublich witzig, dann so traurig, dass es mir schon fast bizarr vorkam.
Neben Homosexualität wird noch ein weiteres Tabuthema angeschnitten. Hierbei merkt man allerdings als Leser recht schnell, dass die Geschichte wahrscheinlich weiter in der Vergangenheit spielt, als ich zunächst dachte. Leider werden dadurch auch veraltete Ansichten in Bezug auf dieses Thema sehr deutlich, was ich schade finde, da ich dachte, dass wenigstens dieses Vorurteil endlich mal aus der Welt geschafft wäre. Wovon ich schreibe, könnt ihr dann beim Lesen selbst herausfinden.
Neben den unfassbar tollen Charakteren hat mich auch der Schreibstil von J. G. Hummer begeistert. Zuvor habe ich meines Wissens noch nie ein Buch von ihr gelesen, weshalb ich natürlich nicht wusste, was mit diesem Jugendbuch auf mich zukommt. Wie bereits angedeutet, wird die Geschichte auf eine noch eher kindliche, aber entwaffnend ehrliche Art erzählt. Dies spiegelt sich auch durch die einfache, aber auf den Punkt gebrachte Wortwahl wider. Völlig absurde Metaphern zeigen die junge, frische Seite von Apron; schockierend ernste Beschreibungen, wie sie viel zu schnell erwachsen werden musste. Noch dazu ließ sich der Schreibstil der Autorin sehr flüssig, schnell und leicht lesen, sodass man sich komplett auf den Inhalt konzentrieren konnte.
Der einzige Kritikpunkt, der mir zu diesem Roman einfällt, ist die Titelwahl. Meiner Meinung nach lässt diese leider, leider viel zu schnell durchblicken, wie sich die Geschichte entwickeln wird. In gewisser Weise verrät also schon der Titel, wie das Ende dieses Buchs sein wird.
Alles in allem handelt es sich bei „Der Sommer, als Chad ging und Daisy kam“ um ein bewegendes Buch rund um die Themen Freundschaft, Liebe, Abschied nehmen und Erwachsen werden. Ich kann dieses hoch emotionale Buch wirklich jedem Leser weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 20.10.2017

Bericht, Krimi & Klassiker

Geheimnis in Rot
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Heute am Morgen habe ich den Kriminalroman „Geheimnis in Rot“ von Mavis Doriel Hay beendet. Dieses Buch ist am 14.10. im Klett-Cotta-Verlag erschienen und ich habe es glücklicherweise auf Vorablesen gewonnen. ...

Heute am Morgen habe ich den Kriminalroman „Geheimnis in Rot“ von Mavis Doriel Hay beendet. Dieses Buch ist am 14.10. im Klett-Cotta-Verlag erschienen und ich habe es glücklicherweise auf Vorablesen gewonnen. An dieser Stelle danke an das Vorablesen-Team!

Tante Mildred hat es schon immer geahnt: Die Verwandtschaft an Weihnachten zu versammeln ist keine gute Idee. Als der Familienpatriarch mit einer Kugel im Kopf gefunden wird, entbrennt an der festlichen Tafel ein Streit um sein Erbe. Dieser neuentdeckte Klassiker von Mavis Doriel Hay ist ein Muss für alle Krimifans und perfekt geeignet, von den eigenen Familiendramen an Weihnachten abzulenken. Das traditionelle Familienfest im Hause Melbury beginnt wenig beschaulich, als Sir Osmond von einem als Weihnachtsmann verkleideten Gast ermordet aufgefunden wird. Die Trauer der anwesenden Verwandtschaft hält sich jedoch in Grenzen, da Sir Osmond ein beträchtliches Erbe hinterlässt. Jedes der eingeladenen Familienmitglieder zieht seinen Nutzen aus dem Tod des Patriarchen – nur der Weihnachtsmann, der genug Gelegenheiten hatte, den alten Herrn ins Jenseits zu befördern, besitzt kein Motiv. Inmitten von Missgunst, Verdächtigungen und Abscheu stellt sich schließlich heraus: Es kann nicht nur einen verkleideten Weihnachtsmann gegeben haben.

Das erste, was mir bei diesem Buch aufgefallen ist, ist das unfassbar niedliche Aussehen und das sehr schön weihnachtlich angehauchte Cover. Doch da das Aussehen im Vergleich zum Inhalt nicht ausschlaggebend für mich ist, bin ich leider nicht ganz so begeistert, wie meine Coverbeschreibung vermuten lässt.
Die Geschichte startet zu Beginn mit einer Art Vorstellungsrunde, wobei dem Leser lang und ausführlich die verschiedensten Figuren des Romans vorgestellt werden. Mir persönlich viel der Einstieg in dieses Buch gerade deshalb sehr schwer, denn so viele Namen kann sich kein Mensch auf einmal merken. Generell hatte ich das gesamte Buch über Probleme damit, mir zu merken, wer welche Person war, da diese mal mit Vor-, mal mit Nachnamen oder sogar nur mit Kürzel betitelt wurden. Hier hätte ich mir definitiv einen leichteren Einstieg für den Leser gewünscht.
Insgesamt würde ich sagen, dass es sich bei „Geheimnis in Rot“ um eine interessante, zwar neue, aber auch gewöhnungsbedürftige Mischung aus Bericht, Kriminalroman und Klassiker handelt.
Der Stil eines Berichts kommt dadurch zustande, dass durchweg sehr auf Fakten und nicht auf viele Gefühle geachtet wird und der Großteil der Geschichte aus der Sicht von Colonel Halstocks Berichten erzählt wird – ein Inspektor, der bei seinen Ermittlungen natürlich nicht auf die Gefühle der Betroffenen oder mutmaßlichen Täter achtet. Aber ebendiese Gefühle haben mir sehr gefehlt, da ich durch diese trockene, kurze Berichtart keine Nähe zu den Charakteren aufbauen konnte. So war ich zwar neugierig darauf, wer die Tat begangen hatte, aber ich habe nicht gebangt und gezittert um meine Lieblingscharaktere, gehofft, dass der Täter schnell gefunden wird, und so weiter und so fort.
Dass „Geheimnis in Rot“ ein Kriminalroman ist, steht außer Frage. Jedoch würde ich sagen, dass dieser Kriminalroman auf jeden Fall etwas von einem Klassiker beinhaltet. Die Geschichte spielt vermutlich irgendwann im 20. Jahrhundert – dementsprechend sind Sprache, Verhalten, Vorgehen der Polizei etc. auf diese Zeit angepasst. Der Stil eines Klassikers, der sich mit den Krimielementen vermischt, ist meiner Meinung nach sehr lesenswert, da die eigentlich nicht wirklich besondere Geschichte sich so von den abertausenden Krimis dieser Welt absetzt.
Ebenfalls mit dieser interessanten Mischung zusammenhängend ist, dass es sich – aus meiner Sicht glücklicherweise – nicht um einen blutigen Krimi handelt. Passend zu der gehobenen Schicht aus diesem Buch, die den Mord am liebsten verdrängen würde, wird hier der Fokus auch nicht auf die Tat an sich gelegt. Vielmehr wird Wert darauf gelegt, wie es mit den Ermittlungsarbeiten vorangeht und wie Schritt für Schritt der Fall gelöst wird. Mir hat dies prinzipiell sehr gut gefallen, da man als Leser selbst eng an den Ermittlungen „beteiligt“ sein konnte. Der Kriminalroman ist daher eher für Leser geeignet, die sich schnell gruseln und eher gemütliche Krimis suchen, die man an einem langen Winterabend mit einer warmen Tasse Tee lesen kann.
Gestört hat mich inhaltlich, dass die Ermittlungen die ganze Zeit auf der Stelle treten, da die Charaktere sowieso lügen, wichtige Details verschweigen oder generell nicht an der Aufklärung des Mordes interessiert zu sein scheinen. Wie soll der Leser so miträtseln können?
Zum Schreibstil lässt sich sagen, dass die Wortwahl natürlich in Anlehnung der damaligen Zeit entsprechend gestelzt und gehoben ist. Meiner Meinung nach ist „Geheimnis in Rot“ noch dazu sehr langatmig geschrieben, weshalb ich nur sehr stockend und langsam vorangekommen bin.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Auflösung der Tat zwar unvorhersehbar ist, da dies im Laufe des Romans immer sehr undurchsichtig bleibt. Jedoch ist es so, dass das Ende mich trotzdem nicht schockieren oder emotional aufwühlen konnte, - wie oben erwähnt - aufgrund der fehlenden Emotionalität und Nähe zu den Charakteren.
Alles in allem halte ich „Geheimnis in Rot“ für einen mittelmäßigen Kriminalroman. Viele, viele Aspekte haben mich an diesem Buch begeistert, viele andere eben auch nicht. Insgesamt hätte ich für eine richtig fesselnde Geschichte noch mehr von dem Roman erwartet.
An dieser Stelle noch einmal vielen lieben Dank an das Vorablesen-Team für das tolle Leseexemplar!

Veröffentlicht am 17.10.2017

Besondere Thematik

Deine Worte in meinem Herzen
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Letzte Woche habe ich endlich das eBook beendet, das ich bei der Autorin Nina Schiffer gewonnen habe: „Deine Worte in meinem Herzen“, dieses Jahr erschienen im Forever-Verlag. An dieser Stelle erst einmal ...

Letzte Woche habe ich endlich das eBook beendet, das ich bei der Autorin Nina Schiffer gewonnen habe: „Deine Worte in meinem Herzen“, dieses Jahr erschienen im Forever-Verlag. An dieser Stelle erst einmal vielen Dank für das gewonnene Buch!

Seitdem ihr Bruder nach ihrem Autounfall im Koma liegt, spricht die 16-jährige Ella nicht mehr mit Fremden. Selbst bei der Polizei, die auf der Suche nach dem Unfallverursacher ist, bringt sie kein Wort über die Lippen. Doch da lernt sie im Krankenhaus Leonard kennen, dessen Mutter an Krebs erkrankt ist. Vom ersten Moment an ist sie fasziniert von dem Jungen, der sein Schicksal so leicht zu schultern scheint. Immer wieder kreuzen sich ihre Wege, und als es Leonards Mutter immer schlechter geht, wird Ella eins klar: Sie muss endlich wieder sprechen. Denn nur so kann sie Leonards Herz erreichen…

Da ich mich sehr über den Gewinn des eBooks gefreut habe und die Jungautorin mit einer Rezension unterstützen möchte, folgt nun meine Meinung zu diesem Buch.
Zunächst einmal muss ich sagen, dass mich das Thema des Romans sehr gefesselt hat. In dem Buch geht es – wie dem Klappentext bereits entnommen werden kann – um Ella, deren Bruder seit einem Autounfall im Koma liegt, weshalb sie an Mutismus leidet. Ich persönlich habe zumindest noch nie ein Buch gelesen, in dem es um Mutismus ging, und vor dem Lesen hatte ich auch keine Ahnung, dass so eine Krankheit wirklich existiert. Aus diesem Grund bin ich natürlich sehr froh, dass die Autorin dieses Buch geschrieben hat, um auf die Krankheit aufmerksam zu machen und auch zu zeigen, wie schnell man über andere Menschen urteilt, obwohl man nicht das Recht dazu hat. Noch dazu handelt es sich bei der Idee der Geschichte um eine mir bisher nicht Bekannte, weshalb ich erst einmal sehr positiv von dem Buch überrascht wurde.
Gegen Anfang wird der Leser sofort in die Handlung hineingeworfen. Einerseits mag das gut sein, da dies keine lange Einleitung benötigt, um ins Geschehen hineinzufinden. Andererseits ging mir alles beim Lesen etwas zu schnell: Kaum hatte ich ein, zwei Seiten gelesen, da lag ihr Bruder bereits im Koma, ohne dass ich eine persönliche Bindung zu ihm aufbauen und um ihn trauern konnte. So ging es mir des Öfteren, nicht nur am Anfang. Meiner Meinung nach schreitet die Geschichte an mancher Stelle etwas schnell voran, besonders auch die aufkeimenden Gefühle zwischen Ella und Leonard. An dieser Stelle hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin mir als Leserin noch mehr Zeit gelassen hätte, auch um die gewisse Tiefe zu entwickeln, die mir manchmal noch gefehlt hat. Selbst das Ende kam so plötzlich und unerwartet daher, dass ich erst gar nicht realisieren konnte, dass die Geschichte bereits vorbei war und mir das Ende dadurch irgendwie unwirklich vorkam.
Der Schreibstil von „Deine Worte in meinem Herzen“ lässt sich wirklich super leicht und locker herunterlesen, man kommt als Leser schnell voran und gerät zum Glück nie ins Stocken. Generell handelt es sich um einen sehr beschreibenden Schreibstil mit einfacher Wortwahl, sodass man schnell in einen Lesefluss gerät. Es ist klar, dass im Buch sehr viel beschrieben wird, da die Protagonistin Ella schließlich nicht spricht und so viel Platz mit ihren Gedankengängen gefüllt werden muss. Mein Fall ist dies allerdings nicht immer.
Zusammenhängend mit der einfachen Wortwahl hatte ich zeitweise auch das Gefühl, mit Ella eine etwas naive Protagonistin vor mir zu haben, die Vorstellungen vom Leben hat, die ich nicht immer teile. Vermutlich ähnele ich da eher ihrer pessimistischen Mutter. Nichtsdestotrotz ist mir Ella sehr sympathisch gewesen, ihre Gefühle und Gedanken haben mich immer mitgenommen und ich konnte mich hervorragend trotz dieser unvorstellbar schwierigen Situation in sie hineinversetzen. Die weiteren Charaktere sind aus meiner Sicht ebenfalls sehr gelungen, haben ihre Ecken und Kanten und Last auf den Schultern abbekommen.
Bemerkenswert ist an dieser Stelle noch, dass in „Deine Worte in meinem Herzen“ viele kleine Lektionen fürs Leben versteckt sind. Kleine sowie große Lebensweisheiten werden durch dieses Buch vermittelt und trotz des jungen Alters der Autorin spürt man eine gewisse Weisheit hinter den Worten.
Insgesamt konnte mich der Roman „Deine Worte in meinem Herzen“ aufgrund der besonderen Thematik mitreißen trotz kleiner Kritikpunkte. Ich freue mich darauf, in Zukunft hoffentlich mehr von Nina Schiffer zu lesen. Zuletzt noch einmal vielen lieben Dank für das Leseexemplar, das ich gewonnen habe!