Profilbild von giannadanarosa

giannadanarosa

Lesejury Star
offline

giannadanarosa ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit giannadanarosa über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.01.2023

Fränkie mit Äh?

Frankie
0

Frank ist vierzehn Jahre alt und teilt sich mit seiner alleinerziehenden Mutter eine kleine Wohnung in Wien. Zwischen Mutter und Sohn besteht eine enge Bindung, richtige Freunde hat er nicht. Als ein Großvater ...

Frank ist vierzehn Jahre alt und teilt sich mit seiner alleinerziehenden Mutter eine kleine Wohnung in Wien. Zwischen Mutter und Sohn besteht eine enge Bindung, richtige Freunde hat er nicht. Als ein Großvater nach achtzehn Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird, gerät Franks geordnetes und behütetes Leben plötzlich aus dem Gleichgewicht - und er auf die schiefe Bahn.

Meine Meinung:
Frankie von Michael Kohlmeier hat mich einerseits UMGEHAUEN. Das schreibe ich in Großbuchstaben, weil es wirklich selten vorkommt, dass ein Plottwist mich so kalt erwischt. Zwei Polttwists waren es um genau zu sein. Und keinen davon hätte ich auch nur ansatzweise vorausahnen können. Also Holla die Waldfee. Eigentlich müsste man allein dafür fünf Sterne geben.
Das Problem ist aber Folgendes: Am Ende sind mir zu viele Fragen offen geblieben und zu wenig, von dem was geschehen ist, hat wirklich Sinn gemacht. Auf Details kann ich an dieser Stelle nicht eingehen, weil das zu viel spoilern würde. Franks Figur ist trotz der geringen Seitenzahl sehr komplex gezeichnet. Aber gleichzeitig wirkt er irgendwie unrund auf mich. Einerseits ist er ein überbehüteter Junge, der geprägt ist von einem Mutter-Sohn-Verhältnis, das mir zumindest in Ansätzen fragwürdig erscheint, und seine Gedanken lesen sich vor allem in der ersten Hälfte der Geschichte eher wie die eines Elfjährigen als wie die eines Vierzehnjährigen. Andererseits wirkt er vor allem in der zweiten Hälfte des Buchs seltsam abgeklärt und gefühlsgedämpft.
Absolut positiv hervorzuheben ist, wie der Autor es schafft, auf so wenigen Seiten so komplexe Beziehungsstrukturen zu erzählen. Frank und die Mutter. Frank und der Vater. Frank und der Großvater. Der Großvater und die Mutter. Das alles hat mir unwahrscheinlich viel zu denken gegeben.
Je weiter man in der Geschichte voranschreitet, desto rasanter liest sie sich. Das Ende war furios, aber ich habe es nicht recht verstanden. Ich will damit nicht sagen, dass ich Franks Handlungen für unrealistisch halte, das tue ich nicht. Es geht mir nur darum, dass ich nicht recht verstanden habe, was ihn antreibt.
Es gibt eine bestimmte Passage innerhalb der Geschichte, einen Monolog des Großvaters, in dem er darüber spricht, dass es gar keine Begründung braucht, warum Menschen etwas tun, und dass es manchmal auch gar keine Begründung gibt. Vielleicht ist das ein Ausblick darauf, dass man als Lesender am Ende auch keine finale Begründung bekommt, warum Frank tut, was er tut, und wieso er die emotionalen Kapazitäten dazu hat.
Ich war nur aber leider schon immer eines dieser nervigen Kinder, die in Endlosschleife "Warum?" gefragt haben.

Fazit:
Wenn auch nicht ganz rund und manchmal unbefriedigend, ist "Frankie" von Michael Kohlmeier allemal ein lesenswertes Buch. Ein kurzes, knackiges "Snackbuch", wie man so schön sagt. Es bietet eine Menge Stoff, zum Nachdenken und Diskutieren. Wer nach einem ausgewachsenen Plottwist sucht, ist hier richtig. Die authentische Wien-Atmosphäre ist außerdem toll (I love Österreich).

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.01.2023

Verstehen

Rote Sirenen
0

Victoria Belims Heimatland ist die Ukraine, deren Schicksal als Staat im vergangenen Jahr das zentrale Thema der Weltpolitik darstellte und wohl auch in den kommenden Jahren den Lauf der Geschichte maßgeblich ...

Victoria Belims Heimatland ist die Ukraine, deren Schicksal als Staat im vergangenen Jahr das zentrale Thema der Weltpolitik darstellte und wohl auch in den kommenden Jahren den Lauf der Geschichte maßgeblich prägen wird.
Noch vor dem Krieg kehrt Victoria, die im Ausland lebt und arbeitet, in die Ukraine zurück, um den Verbleib ihres Urgroßonkels zu klären und die Vergangenheit ihrer Familie endlich aufzuarbeiten. Aus den Informationen, die sie im Rahmen ihrer Suche zusammenträgt, setzt sich Stück für Stück nicht nur das Porträt einer Familie, sondern vor allem das Porträt eines Landes zusammen, das trotz all der politischen Unruhen doch so viel Kultur und Leben zu bieten hat.

"Rote Sirenen" ist kein Roman, sondern viel mehr die autobiographische Erzählung einer starken Frau, die als Autorin mit feinfühligen und wohlgewählten Worten ein vielschichtiges Bild ihres Heimatlandes zeichnet.
Als eingefleischte Romanleserin habe ich mir mit dem berichtenden Stil nicht immer leicht getan. Das ändert aber nichts an der Relevanz und der Intelligenz dieses Buchs, das sich stets um Ausgewogenheit und Mehrdimensionalität bemüht. Das Buch ist sehr umfassend und detailliert recherchiert worden. Ich habe viel über die ukrainische und europäische Geschichte gelernt und mit Hilfe von "Rote Sirenen" ein besseres Verständnis für den Krieg in der Ukraine und seine Hintergründe entwickeln können. Ich kann sagen, dass ich das Land und seine Kultur nun aus anderen Augen betrachte. Auch Berichte in den Nachrichten nehme ich anders wahr. Es fühlt sich im Nachhinein ein bisschen so an, als ob ich die ganze Zeit über jemanden gesprochen hätte, den ich gar nicht wirklich kannte. Neben Politik und Kultur besteht aber gleichzeitig auch verschiedene Spannungsbilder innerhalb Victorias Familie, die dafür sorgen, dass man als Leser*in den persönlichen Bezug nicht verliert. Ich denke, dass viele Aspekte aus der Familiengeschichte der Autorin bezeichnend sind für andere Familien aus der Ukraine.
"Rote Sirenen" regt westeuropäische Lesende zum Nachdenken an, ohne den Zeigefinger zu erheben. Vor allem aber schafft das Buch Empathie und Verständnis. Es wärmt und schärft gleichermaßen den Blick auf die Menschen und die Geschichten, die sie prägt.
Besonders haben mir das Vor- und Nachwort gefallen. Das Manuskript zu Rote Sirenen ist größten Teils bereits vor dem Krieg entstanden und Victoria nimmt hier eine Einordnung der zuletzt geschehenen Ereignisse vor und führt ihr Publikum so von der Vergangenheit bis in die jüngste Gegenwart.

Fazit:
"Rote Sirenen" ist kluges, warmes, lehrreiches und hochrelevantes Buch. An der ein oder anderen Stelle hätte ich mir gewünscht, dass der Stil etwas weniger berichtend wäre, gleichzeitig verstehe ich aber, dass man das nur schwer umgehen kann, wenn man umfassend so komplizierte historische Entwicklungen aufarbeiten möchte. Am Ende geht es dem Buch darum Verständnis und Nähe zu schaffen, das gelingt ihm mehr als gut.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.01.2023

Sad Girl Literature auf Deutsch

Liebewesen
0

Es ist schwierig schwierige Rezensionen über schwierige Bücher zu schreiben.
Hier kommt mein Versuch.

Inhalt:
Lio lernt Max über Tinder kennen und er wird zum ersten Mann in ihrem Leben, mit dem sie ...

Es ist schwierig schwierige Rezensionen über schwierige Bücher zu schreiben.
Hier kommt mein Versuch.

Inhalt:
Lio lernt Max über Tinder kennen und er wird zum ersten Mann in ihrem Leben, mit dem sie körperliche Nähe zulassen kann. Traumatische Erfahrungen in ihrer Kindheit und Jugend haben sie geprägt und beeinflussen ihre mentale Gesundheit bis in die Gegenwart. Auch Max hat mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen. Nach zwei Jahren Beziehung wird Lio unerwartet schwanger. Sie ist sich sicher, dass sie das Kind nicht bekommen möchte.

Meine Meinung:
Wir befinden uns im Post-Sally-Rooney-Zeitalter. (Es tut mir leid, dass ich diesen Namen schon wieder nutze.) Aber Rooney hat es irgendwie geschafft im englischen Sprachraum den Grundstein für ein neues Genre zu legen. In den Weiten von Bookstagram wird die Form von Literatur, auf die ich mich hier beziehe, als "Sad Girl Literature" oder auch "Hot Girl Literature" bezeichnet. "Basically"geht es um junge Frauen in ihren Zwanzigern, die mit ihrer mentalen Gesundheit ringen, oft eine problematische Vergangenheiten hatten, und natürlich geht es um die Liebe in einer modernen Welt. Es ist alles ein bisschen Großstadt, alles ein bisschen Hipster, alles ein bisschen traurig, manches auch ein bisschen provokant. Ich bin ein großer Fan.
Als ich das Cover von "Liebewesen" zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich "Das ist ja Sad Girl Literature aus Deutschland, das muss ich lesen!"
Jetzt, wo ich es gelesen habe, kann ich sagen: Ich bin sehr froh darum!
In einer kurzen und gleichzeitig einprägsamen Geschichte erzählt Caroline Schmitt vom Schicksal einer jungen Frau, eines Mannes und ihrer Beziehung. Dass die Protagonistin im Laufe der Geschichte schwanger wird und diese Schwangerschaft nicht austragen will, ist nur ein Aspekt der Handlung. Für mich geht es viel mehr um zwei Menschen, die noch jung sind, aber auch nicht mehr so jung, dass sie nicht richtig erwachsen wären, die zusammengefunden haben und versuchen zusammenzubleiben, trotz allem. Sehr relevant für die Entstehung und das Fortbestehen ihrer Beziehung ist die Provinzkindheit der Protagonistin, die von einem traumatisierenden Mutter-Tochter-Verhältnis überschattet wird. In mehreren Kapiteln wird die Haupthandlung unterbrochen und rückblendenartig aus dieser Kindheit erzählt. Das ist nicht leicht auszuhalten, wird aber besser, weil die Autorin es schafft, Lios Geschichte so humorvoll, bissig, fast ein wenig ironisch zu schildern. Dieser Schreibstil ist für mich das Größte an "Liebewesen". Die einzelnen Kapitel sind kurz und sprechen für sich. Viele davon lesen sich "Auf die Zwölf", wie dreiseitige Faustschläge. Das finde ich einerseits super, andererseits führen die einhergehenden Zeitsprünge dazu, dass ich als Leserin manchmal das Gefühl habe, irgendetwas verpasst zu haben. Das Buch hat seine eigenen Sternstunden. Bestimmte Szenen und Dialoge, die auch nach dem Lesen bei mir geblieben sind, weil sie so einprägsam sind. Es gibt aber auch Momente, in denen mir die Handlung und (Neben-)Charaktere etwas klischeebeladen und wächsern vorkommen. Vor allem bei Max hat mir noch eine weitere Ebene seiner Person gefehlt.
Die Bearbeitung des Themas "Abtreibung", wie sie von Caroline Schmitt in "Liebewesen" vorgenommen wird, finde ich mutig und konsequent. Ich könnte mir vorstellen, dass sich Leser*innen dadurch provoziert fühlen werden - in verschiedene Richtungen. Mir jedenfalls hat es besonders gut gefallen. Ich glaube, dass gerade Perspektiven wie Lios erzählt werden sollten, weil und obwohl sie schmerzhaft sind und das ist hier facettenreich gelungen.

Fazit:
4,5 Sterne für "Liebewesen" im Gesamten, 5 Sterne für den Mut und 5 Sterne für das Cover. Wenn das so ist, dann bitte mehr Sad Girl Literature aus Deutschland, gerne auch mit Herbert Grönemeyer Insidern.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.12.2022

Liebe in all ihren Facetten

Fang jetzt bloß nicht an zu lieben
0

Das ist das achte Buch, das Mhairi McFarlane geschrieben hat und das achte, das ich gelesen habe. Manche davon sogar auf englisch und deutsch. "Vielleicht mag ich dich morgen" ist bis heute meine liebste ...

Das ist das achte Buch, das Mhairi McFarlane geschrieben hat und das achte, das ich gelesen habe. Manche davon sogar auf englisch und deutsch. "Vielleicht mag ich dich morgen" ist bis heute meine liebste RomCom aller Zeiten, deswegen möchte ich insofern vorab eine Warnung aussprechen, dass meine Rezensionen zu ihren Büchern immer irgendwie biased sein werden.

In "Fang jetzt bloß nicht an zu lieben" geht es vordergründig um Harriet, eine Hochzeitsfotografin, die ihre eigene Verlobung nur wenige Stunden, nachdem sie ja gesagt hat, wieder löst, und dann in einer Zwangs-WG mit einem ehemaligen Kunden landet, der seinerseits seine Braut vor dem Traualtar stehengelassen hat.
In Wirklichkeit geht es aber über weite Strecken des Romans nicht um die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Harriet und Cal, sondern um die Beziehung, die Harriet gerade erst beendet hat und um eine weitere Beziehung, die schon viele Jahre zurückliegt und ihr Leben bis dato prägt.
Ich kenne es aus Mhairis anderen Liebesromanen, dass die Backstory der Protagonistinnen immer auch sehr viel Raum einnimmt und dass trotz des allgegenwärtigen britischen Humors immer auch schwierige Themen und Traumata bearbeitet werden. Tatsächlich ist "Fang jetzt bloß nicht an zu lieben" das Buch, in dem dies am intensivsten und weitreichendsten passiert. So sehr, dass die eigentliche Liebesgeschichte eher zur Nebenhandlung wird. Das finde ich an sich nicht schlimm, man sollte es nur wissen. Cal ist in der ersten Hälfte des Romans eine relativ unscheinbare Nebenfigur.
Das Buch spricht wichtige Themen an und setzt sich mit verschiedenen Formen und Farben von toxischen Beziehungen auseinander. Es geht um Frauensolidarität und bestimmte Klischees und Wahrnehmungen werden hinterfragt. "Fang jetzt bloß nicht an zu lieben" ist in diesem Sinne kein einfacher Liebesroman, sondern eine Geschichte, die einen echten Mehrwert bietet.
Trotz alledem muss ich gestehen, dass ich nicht so emotional involviert gewesen bin, wie in manch anderen von Mhairis Romanen. In Harriets Schicksal definitiv ja, aber in die Sache zwischen ihr und Cal nicht ganz so, wie ich es gerne gehabt hätte.

Fazit:
Ich könnte nie ein Buch dieser Autorin schlecht bewerten. Sie halten in Sprache und Humor alle ihr eigenes Niveau. Nur in Vergleich untereinander halte ich manche höher als andere. Ich finde "Fang jetzt bloß nicht an zu lieben" irrsinnig wichtig. Es ist es Buch, das ins Jahr 2022 gehört.

(Kritikpunkt zum Schluss: Dieses deutsche Cover! Lieber Knaur-Verlag, so sehr ich es auch schätze, dass ihr diese wunderbaren Bücher schon so viele Jahre verlegt! Warum musste es denn dieses Jahr rosa werden? Und warum haben die Leute auf dem Umschlag rein gar nichts mit der Beschreibung von Harriet und Cal (beide blond!) zu tun? Das habt ihr doch in früheren Jahren auch hingekriegt.)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.11.2022

Light Academia

Dark Ivy – Wenn ich falle
1

Vor Beginn dieser Rezension ein Warnhinweis: Ich bin schon eine Weile keine regelmäßige Leserin von New Adult Romanen mehr. Ich habe es vor ca. zwei bis drei Jahren mal eine Weile mit dem Genre versucht ...

Vor Beginn dieser Rezension ein Warnhinweis: Ich bin schon eine Weile keine regelmäßige Leserin von New Adult Romanen mehr. Ich habe es vor ca. zwei bis drei Jahren mal eine Weile mit dem Genre versucht und mich dann abgewandt. Trotzdem sehe ich prinzipiell viel Potenzial in diesen Geschichten. Gleichermaßen hege ich eine große Schwäche für das Dark Academia Thema und daher wollte ich "Dark Ivy" sehr gerne eine Chance geben.

Potenzial ist ein gutes Stichwort. "Dark Ivy" hat eine Menge Potenzial. Der Schreibstil der Autorin ist solide und sehr angenehm zu lesen. Das ist die erste Zutat zum Erfolg. Außerdem klingt die Handlung in ihrer Zusammenfassung wirklich nach Dark Academia: Geheime Machenschaften an einer Eliteuniversität. Außenseiterin mit dunklem Geheimnis. Das ist ein doppelter Check!
Das Problem ist: Es liest sich nicht so! Es liest sich wie ein gewöhnlicher New Adult Roman mit ein paar Dark Academia Accessoires. Also Tapeten und Stifteköcher. Mir kommt es vor, als hätte man einfach eine klassische New Adult Geschichte hergenommen und sie künstlich an das Thema angepasst. Außerdem werden für meinen Geschmack, wie so oft, Äußerlichkeiten ein bisschen zu sehr betont. Auf den ersten 150 Seiten steht mindestens dreimal, was für eine Jeans die Protagonistin heute wieder trägt. (Das hat mich vor allem auch gestört, weil der Style, der da immer wieder betont wurde, irgendwie gar nicht zu der Ästhetik gepasst hat, die das Buch eigentlich haben sollte. Sehr subjektiv, ich weiß.)
Was ich noch ein bisschen schade finde: Dark Ivy klingt (so wie viele andere dieser Bücher auch) sehr deutsch. Man hört der Geschichte eben an, dass sie eine deutschsprachige Autorin und keine Amerikanerin geschrieben hat.
Auch das College wirkt sehr modern, wobei allgemein wenig Atmosphäre erzeugt wird. Der Text ist sehr handlungszentriert. Dass die Gebäude auf der Insel Efeu bewachsen sind, wird mal in einem Nebensatz erwähnt. Mit der Stimmung und Mystik der großen amerikanischen Dark Academia Klassiker hat das wenig zu tun.
Nichtsdestotrotz halte ich "Dark Ivy" für ein Grunde genommen gutes Buch, wenn man das Genre mag. Die Protagonistin ist liebenswert, man kann mit ihr mitfühlen. William ist ebenfalls ein Sympathieträger. Ich finde die Idee, dass er ein prominentes Feuermahl hat sehr spannend. Zwischen den beiden wird kein unnötiges Drama herbei geschrieben. Natürlich gibt es trotzdem viel Drama und die ein oder andere schwierige Backstory. Aber genau das wünscht man sich von einem solchen Buch doch!
Außerdem gefällt mir die englischsprachige Buchseitenpoesie, die immer wieder in den Text eingestreut ist. Ich habe so etwas bisher noch nie gesehen! Wirklich sehr kreativ!
Die Geschichte hat definitiv Drive. Man möchte wissen, was da los ist und wie es weitergeht. Auch wenn das eher an den zwischenmenschlichen Beziehungen und weniger an einem großen mystischen Rätsel hängt.

Fazit:
Ich bin offensichtlich doch nicht die Zielgruppen-Leserin, die Autorin und Verlag mit Dark Ivy erreichen wollen. Objektiv betrachtet bin ich überzeugt davon, dass ganz viele dieser Leser*innen das Buch lieben werden. Es ist einfach eine sehr modernisierte, auf junge Menschen im Jahr 2022 zugeschnittene Version der Bücher, die typischerweise im Zusammenhang mit Dark Acaedmia genannt werden. Vielleicht kann man es als Light Academia bezeichnen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere