Sei gerecht und nachsichtig!
Die HenkerinIn Esslingen im Jahre 1325 macht sich die gutbetuchte Kaufmannsfamilie Wilhelmis auf den Weg zu einer Hochzeitsfeier. Alles verläuft gut und als sie dann wieder auf dem Heimweg sind, werden sie in einem ...
In Esslingen im Jahre 1325 macht sich die gutbetuchte Kaufmannsfamilie Wilhelmis auf den Weg zu einer Hochzeitsfeier. Alles verläuft gut und als sie dann wieder auf dem Heimweg sind, werden sie in einem Hinterhalt von Ottmar de Bruce und seinen Mannen brutal überfallen. Die ganze Familie wird ausgerottet, nein nicht ganz, Melisande die 13jährige Tochter, kann entkommen. Dies gelingt nur, weil der Henker Raimund sich ein Herz fasst und das junge Mädchen vor einer Dummheit bewahrt, denn Melisande wollte sich gerade de Bruce stellen. Raimund ist ein gutmütiger Mensch, was man bei seiner Statur und seinem Beruf sicher nicht erwarten würde. Außerdem ist er ein außerordentlich guter Heiler und so versteckt er Melisande in seiner Hütte und bringt ihr sein Handwerk von der Pieke auf bei. Melisande aber darf sich nicht blicken lassen, hat de Bruce doch zig Mannen auf ihre Verfolgung gehetzt. So wird kurzerhand aus der Kaufmannstochter Melisande der stumme Neffe Melchior des Henkers. Melchior, der ja die Statur einer jungen Frau hat, überrascht durch Geschick und Kraft und so merkt Niemand, wer sich wahrhaftig unter der Maske verbürgt. Melisande hat ihrer Mutter Beata das Wort gegeben, Rache auszuüben, und diese brodelt ständig unter ihrer Maskierung.
Wendel ist der Sohn des Karchers aus Reutlingen und auch er begegnet Ottmar de Bruce und macht Geschäfte mit ihm. Irgendetwas hat Wendel aber gegenüber de Bruce angerichtet, denn auch Wendel wird von de Bruce gejagt und wird als Mörder in den Kerker geworfen. Dort begegnet er Melchior. Was nun passiert lest selbst, denn mehr verrate ich jetzt nicht.
Fazit:
Sabine Martin hat hier einen historischen Roman geschrieben, der es wirklich in sich hat. Sie baut einen Spannungsbogen auf, der von Anfang bis Ende gehalten wird. Die Recherchen zu den historischen Begebenheiten wurden prima ausgearbeitet und ich hatte jederzeit das Gefühl mich im Jahre 1330 aufzuhalten. Die Charaktere, allen voran Melisande, sind präzise, liebevoll und mit viel Gefühl gezeichnet. Hier hatte ich oftmals das Gefühl, mittendrin zu sein. Melisande, die ja mit ihrer feuerroten Haarpracht sicher auffallen musste, konnte sich trotzdem in andere Personen verwandeln, ohne dass es den Anderen auffiel. Allein die Beschreibung ihrer Henkersarbeit war es Wert, das Buch ohne Luft zu holen zu lesen. Sicher wurden hier brutale und blutige Szenen beschrieben, aber leider ist der Beruf eines Henkers ja auch kein Zuckerschlecken.
Raimund, der stattliche Henker, war hier eindeutig mein Lieblingsprotagonist. Wie er einerseits durch seine Kraft strotzte und andererseits so viel Mitgefühl und Geschick im Umgang mit der kindlichen Melisande an den Tag legte, dass ich mit ihm mitfühlen, leiden und lachen konnte.
Ottmar de Bruce war natürlich, schon allein durch die wirklich überzeugende Beschreibung seines miesen Charakters, auch tatsächlich der Widerling das ganze Buch über.
Alles im Allen ein wirklich tolles Buch, was ich absolut empfehlen kann.
Hinter dem Namen Sabine Martin verbürgt sich ein Autorenpaar, was hier wirklich prächtig zusammengearbeitet hat.
5 fette Sterne kommen von mir. Aber Vorsicht, einmal angefangen, kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen.