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Veröffentlicht am 26.07.2022

Und doch ist alles anders als es scheint

Als das Böse kam
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Die Ich-Erzählerin Juno ist 16 Jahre und lebt mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder Boy vollkommen isoliert auf einer Insel mitten in einem See. Einmal wöchentlich bekommen sie Post durch Onkel Ole ...

Die Ich-Erzählerin Juno ist 16 Jahre und lebt mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder Boy vollkommen isoliert auf einer Insel mitten in einem See. Einmal wöchentlich bekommen sie Post durch Onkel Ole und einmal im Monat - bei Vollmond - fährt der Vater aufs Festland, um Lebensmittel zu kaufen. Die Familie ist aus Südland geflüchtet, weil der Vater in Rimini vor Gericht eine Aussage gemacht hat und daraufhin die Familie untertauchen mußte, aus Angst vor der Rache der Beschuldigten. So hat es der Vater Juno erklärt. Im Keller hat er ein Versteck gebaut, in das die Familie bei Probealarmen flüchten muß. Ansonsten unterrichtet die Mutter die Kids und stellt sog. Trosttabletten her. Das Leben der Kinder wird vor allem von Verboten bestimmt. Mittlerweile sind sie aber in einem Alter, in dem man Fragen stellt und auch schon mal rebelliert. Deshalb planen sie jetzt einen heimlichen Ausflug mit dem Boot, allerdings durften sie nie schwimmen lernen. Und jetzt steigt die Spannung spürbar – wie geht’s wohl weiter? Und was war mit ihrer Schwester Ruth? Über sie wird nicht gesprochen, die Geschwister kommen nur täglich an deren Grabstein vorbei.



Der Autor kommt aus dem Jugendbereich, dies ist sein erstes Buch für Erwachsene. Mir hat dieser Thriller sehr gut gefallen, er ist auf jeden Fall packend geschrieben, man will immer weiter lesen, um zu erfahren wie es ausgeht. Die Figuren, die Insel und die Atmosphäre fand ich lebendig und gut dargestellt. Bei den Kindern war es oft erstaunlich, was sie trotz der Abgeschiedenheit für Gedanken und Wissen hatten. Hier denke ich vor allem an die Drohne, Handys und den Umgang damit. Aber auch die Vorgehensweise von Juno mit ihrem zuckenden Finger muß man verdauen. Die Mutter hingegen könnte man sehr gut als Furie bezeichnen. Den unerwarteten Twist, den der Autor im letzten Teil eingebracht hat, fand ich sehr gut.

Ich fühlte mich bestens unterhalten und empfehle es gerne weiter!

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Veröffentlicht am 26.07.2022

Auch der 6. Fall spannend bis zum Ende

Inspektor Takeda und das schleichende Gift
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In ihrem 6. Fall müssen Inspektor Ken Takeda und seine Kollegin Kriminalhauptkommissarin Claudia Harms sich mit dem Mord an dem Promi-Rechtsanwalt Klaus-Peter Haffner beschäftigen. Er wurde in seiner Kanzlei ...

In ihrem 6. Fall müssen Inspektor Ken Takeda und seine Kollegin Kriminalhauptkommissarin Claudia Harms sich mit dem Mord an dem Promi-Rechtsanwalt Klaus-Peter Haffner beschäftigen. Er wurde in seiner Kanzlei erschossen. Haffner war 56 Jahre, in zweiter Ehe mit der Architektin Linn Olsen verheiratet und hatte mit ihr eine 7jährige Tochter. Aus erster Ehe hatte er ebenfalls eine Tochter Tanja, die gelegentlich in seiner Kanzlei aushilft. Durch seine Tätigkeit hatte er einige Feinde und auch im privaten Bereich waren nicht alle gut auf ihn zu sprechen.

Sein letzter Fall war die Verteidigung von Jost Weber. Der Schauspieler war wegen Vergewaltigung an einer Kollegin, Yvonne Rheydt, angezeigt worden. Sie hatte zuletzt ihre Anzeige zurückgezogen, nun wurde sie ebenfalls erschossen aufgefunden. Auf den ersten Blick sieht es nach Suizid aus.

Takeda und Harms ermitteln getrennt und können so effizient allen Hinweisen nachgehen. Einer davon führt auch in die Vergangenheit. 1983 wurde eine Mitschülerin von Haffner getötet und aufgrund seiner Zeugenaussage wurde der Täter, Peter Folkerts, zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. 1998 nach einem Wiederaufnahmeverfahren kam er frei. Allerdings läßt dieser Cold Case den pensionierten Kriminalhauptkommissar Hinnerk Mattusek keine Ruhe und er observiert Folkerts beinahe täglich.

Darüber hinaus gibt es etliche Spuren, die die beiden Ermittler verfolgen und die alle viel versprechend klingen. Langsam wird es spürbar - sie nähern sich der Wahrheit und dann begibt sich Claudia Harms persönlich in größte Gefahr und man muß um ihr Leben bangen.


Ich bin seit dem ersten Band ein Fan dieser Reihe. Der Autor hat mit diesem Duo eine besondere Situation geschaffen. Takeda als Austauschbeamter aus Tokio verblüfft immer wieder mit seinen Gedanken und Vergleichen. Mittlerweile ist er sehr gut integriert, spielt nach wie vor sehr gerne auf seinem Saxophon und fühlt sich zu Claudia auch privat sehr hingezogen, was zwischendurch den Ermittlungen einen persönlichen Touch gibt und die Story auflockert. Dieses Duo arbeitet harmonisch zusammen und sie setzen sich auch - mit einem Augenzwinkern - gegenüber ihrem Vorgesetzten durch. Der vorliegende Fall war wirklich nicht einfach zu lösen, denn der Cold Case mußte berücksichtigt werden, ebenso die früheren Mitschüler, die prominenten Mandanten und das persönliche Umfeld. Das alles hat der Autor wieder spannend geschrieben und auch die Atmosphäre so geschildert, daß man als Leser eine genaue Vorstellung vor der jeweiligen Situation hatte. Man merkt, daß ein Krimi auch ohne großes Blutvergießen fesseln kann. Die Charakterisierung des Duos, sowie u.a. die Beschreibung der Teezeremonie hat er sehr gut herausgearbeitet und es war eine Freude mit ihnen den Fall zu lösen. Das Ende läßt auf weitere Bände hoffen.

Von mir bekommt auch dieser Fall eine unbedingte Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 02.07.2022

Eintauchen in eine fremde Welt

Die Hennakünstlerin
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Schauplatz Jaipur 1955
Die 30jährige Lakshmi Shastri konnte aus ihrer gewalttätigen Ehe fliehen und verdient ihren Lebensunterhalt als Hennakünstlerin. Sie ist mittlerweile in angesehenen Kreisen unterwegs ...

Schauplatz Jaipur 1955
Die 30jährige Lakshmi Shastri konnte aus ihrer gewalttätigen Ehe fliehen und verdient ihren Lebensunterhalt als Hennakünstlerin. Sie ist mittlerweile in angesehenen Kreisen unterwegs und hat durch Plaudereien während ihrer Tätigkeit wichtige Details zum Leben ihrer Kundinnen erfahren und ihr Vertrauen gewonnen. Dadurch bekommt sie die Möglichkeit, Eheverbindungen anzubahnen, für die sie stattlich belohnt wird. Außerdem hilft sie bei diversen Beschwerden mit Kräutern und Mittelchen aus, deshalb zählen auch Männer zu ihren Kunden. Eines Tages holt sie die Vergangenheit ein, denn es erscheint ihr Ex-Mann und er bringt ihre kleine Schwester Rhada mit. Von deren Existenz wußte sie bis dato nichts, denn sie wurde geboren, nachdem Lakshmi geflohen war. Das Waisenkind Rhada war als Pechmädchen bekannt, ist unscheinbar und kommt vom Lande. Jetzt lernt sie die völlig andere Stadtwelt kennen, Lakshmi nimmt sie als kleine Helferin mit zu ihren Kundinnen, sie darf in eine privilegierte Schule gehen und lernt auch die Liebe kennen. Für Lakshmi galt und gilt ihr ganzes Bestreben, der Armut zu entfliehen und ein eigenes Haus ganz nach ihren Vorstellungen bauen zu lassen.


Zuerst einmal – das Cover und die Kurzbeschreibung machten mich neugierig. Der Debütroman der Autorin ließ mit eintauchen in die Welt der Alleinstehenden Lakshmi. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit den vielen indischen Namen/Figuren kam ich in einen angenehmen Lesefluß. Ich hatte mich entschlossen, nicht jedes einzelne Wort nachzuschlagen, sondern aus dem Kontext auf das Wort zu schließen. Henna und die Bemalungen kannte ich bisher nur am Rande und dachte zuerst an Haare färben und an die kunstvolle Art, Handrücken zu verschönern. Die Beschreibungen zu diesem Thema fand ich äußerst interessant. Da ich schon einige Bücher über Frauen in Indien gelesen habe, war mir vieles bekannt, was ihr Leben, die Ehe, der Glaube, Rituale und der Druck etc. prägt. Hier ist besonders die Zeit wichtig, in der dieser Roman angelegt ist – kurz nach dem Abzug der Engländer. Die Atmosphäre und die Figuren waren lebendig und bildhaft beschrieben. Lakshmi war mit Sicherheit keine einfache Persönlichkeit, das konnte man den Ausführungen zu ihrer Ehe entnehmen, war aber lernwillig, talentiert, wißbegierig und hat daher einiges an Wissen von ihrer Schwiegermutter angenommen. Rhadas Ankunft und vor allem ihre Entwicklung konnte man gut verfolgen, aber des Öfteren wollte ich sie wachrütteln. Meine eindeutige Lieblingsfigur aber war Malik, der stets treu an der Seite von Lakshmi zu finden war. Vermißt habe ich eine Tiefe bei der Charakterisierung der einzelnen Figuren.

Ich empfehle den Roman Leserinnen, die sich für das Thema Frauen in Indien interessieren und sich nicht an den zahlreichen indischen Wörtern anfangs stören bzw. sich dadurch aufhalten lassen.

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Veröffentlicht am 27.06.2022

Die Schlange hat viele Köpfe

Todesbrandung
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Die Rostocker Journalistin Jana Kühn berichtete vor allem über organisierte Kriminalität. Nun ist sie verschwunden und wird später tot aufgefunden, neben ihr liegen Tabletten und somit muß von einem Suizid ...

Die Rostocker Journalistin Jana Kühn berichtete vor allem über organisierte Kriminalität. Nun ist sie verschwunden und wird später tot aufgefunden, neben ihr liegen Tabletten und somit muß von einem Suizid ausgegangen werden. Nur Emma Klar, die sie sehr gut kannte, kann dies nicht akzeptieren und forscht nach, denn Jana war eine Kämpferin und sie beide hatten einige Gemeinsamkeiten – eine davon ist, daß sie vor längerer Zeit massiv überfallen wurden.

Bei ihren Nachforschungen stößt sie auf etliche Vorkommnisse in der Vergangenheit und sie begibt sich selbst in äußerst gefährliche Situationen. Allerdings erhält sie immer wieder Unterstützung von ihrem Freund Christoph mit seiner Security-Firma, Jörg Padorn, einem Journalisten, IT-ler und ein gemeinsamer Freund. Außerdem von Moritz Tambach, dem Leiter der Kriminalinspektion Rostock, ihrer Chefin beim BKA Berlin und auch der Staatsanwältin. Alle ihre Alleingänge werden zwar zuerst nicht gut geheißen, aber Emma kann sich eines gewissen Schutzschirms sicher sein.

Es gibt langwierige und schwierige Ermittlungen und das Ende läßt auf weitere Bände schließen!

Ich habe schon einige Bücher der Autorin gelesen und auch Emma Klar war mit bekannt. Dieser Fall ist spannend geschrieben ohne Frage, flüssig zu lesen und jetzt kommt das Aber – er war mir zu konstruiert. Außerdem finde ich die Figur Emma nicht besonders sympathisch, siehe oben. Als Privatdetektivin und freie Mitarbeiterin des BKA schwirrt sie zwischen allen Fronten umher und keiner ist ihr richtig böse, wenn sie wieder alleine ermittelt. Das ist der Grund, weshalb ich noch nicht weiß, ob ich die Reihe weiter verfolgen werde.

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Veröffentlicht am 21.06.2022

Ein toller Abschluß der Trilogie

Der Himmel über Amerika – Leahs Traum
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Jacobstown 1917
Der 18jährigen Leah steht die Zeit des „Rumspringa“ bevor. Das ist die Zeit bevor sich junge Leute bei den Amisch auf eigenen Wunsch hin taufen lassen. Leah ergreift begeistert die Chance, ...

Jacobstown 1917
Der 18jährigen Leah steht die Zeit des „Rumspringa“ bevor. Das ist die Zeit bevor sich junge Leute bei den Amisch auf eigenen Wunsch hin taufen lassen. Leah ergreift begeistert die Chance, während dieser Zeit in die Stadt zu ihrer Tante Rachel zu ziehen. Dort lebt auch ihre „englische“ Freundin Grace, die mit ihrer Mutter eine Pension betreibt und durch sie und die ausgeliehenen Zeitschriften erfährt Leah auch einiges über das Leben außerhalb der Amisch-Kultur. Gleich bei ihrer Ankunft bemerkt sie Unterschiede, indem selbst Tante Rachel nicht völlig nach den strengen Amsih-Vorgaben gekleidet ist. Das stellt für Leah schon eine spürbare Befreiung zu den strengen Vorschriften auf dem Lande dar. Ihre Tante besitzt einen Laden, in dem sowohl Amisch als auch die Bewohner des Städtchens, die sog. Engländer, einkaufen, dadurch kommt Leah vermehrt in Kontakt zu ihnen. Leah selbst ist willensstark, neugierig, wißbegierig und auch mutig. Als ihre Freundin sie animiert, gemeinsam in ein Cafe mit Tanz zu gehen, stimmt sie zu. Um aber nicht sofort aufzufallen, muß sie dafür auch ihr Äußeres verändern. Mit Grace geht sie zum ersten Mal anders als sonst gekleidet in ein Cafe. Sie trifft in der Stadt auf sehr viele für sie vollkommen neue Sachen, so sieht sie zum ersten Mal eine Straßenbahn, ein Kino, ein Kaufhaus mit Rolltreppe, eine Bücherei, aber auch Bettler. Die jungen Damen lernen im Cafe die Geschwister Bellamy kennen und bei Richard schlägt ihr Herz höher. Durch ihn kommt sie nun in völlig andere gesellschaftliche Kreise und lernt die Gegensätze kennen. Sie muß nun selbst abwägen, ob sie diesen Verlockungen nachgibt oder ob sie nach ihrer Zeit in der Stadt mit ihren erlebten Erfahrungen wieder zu ihrer Amisch-Gemeinde auf dem Land zurückkehrt.


Ich habe die Vorgängerbände schon begeistert gelesen und dieses vorliegende Buch steht in keinster Weise nach. Es war für mich ein Wohlfühlbuch, das ich in einem Rutsch gelesen habe. Diese tolle, berührende und gut recherchierte Geschichte ließ mich in diese völlig andere Welt abtauchen. Man durfte mit Leah eine sehr wichtige Zeit ihres Lebens mit erleben, die geprägt war von Verboten auf dem Lande und dem völlig anderen Stadtleben. Die Frage war, ob sie wieder in ihre Dorfgemeinschaft mit der gegenseitigen Hilfe und Fürsorge, aber auch den Verboten und der Rückständigkeit bzw. Abkehr der modernen Technik zurückkehrt? Es kamen aber darüber hinaus auch Themen wie der Krieg zur Sprache. Hier wurden die jungen Amisch für ihren Glauben stark benachteiligt und gedemütigt. Sie wurden als Deutsche angesehen, obwohl die eingewanderten deutschen Amisch bereits Generationen zurücklagen. Außerdem wurde auch der Ausbruch der Spanischen Grippe mit in die Geschichte einbezogen.

Von mir bekommt das Buch auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

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