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Veröffentlicht am 28.02.2020

Die Hölle auf Erden

Unter der Erde
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Der erfolgreiche Fantasy-Horror-Autor Elias Haack hat eine Einladung zum 90. Geburtstag seines Großvaters erhalten. Er hat den alten Herrn schon über 30 Jahre nicht mehr gesehen und ist deshalb verwundert, ...


Der erfolgreiche Fantasy-Horror-Autor Elias Haack hat eine Einladung zum 90. Geburtstag seines Großvaters erhalten. Er hat den alten Herrn schon über 30 Jahre nicht mehr gesehen und ist deshalb verwundert, aber er entschließt sich in die Lausitz zu fahren. Noch nicht ganz am Zielort angekommen, bemerkt er schon Probleme mit dem Handynetz und an der Ortseinfahrt fährt er unglücklicherweise über sogenannte Krähenfüße. Er selbst kann aus dem demolierten Auto aus eigener Kraft aussteigen und ins Dorf laufen. Das Haus des Großvaters findet er in dem überschaubaren Ort sofort. Außerdem bemerkt er ein ständiges Brummen, das von den herannahenden Baggern des Kohlebergbaus stammt, die 24 Stunden am Tag arbeiten und vermutlich in nicht einmal einem Jahr im Dorf ankommen werden. Zum Großvater hat er eigentlich kein Verhältnis, denn sein Vater ist vor seiner Geburt verschwunden und seine Mutter hat später Suizid begangen. Daraufhin hat ihn der Großvater in ein Heim gegeben und sich nicht mehr um ihn gekümmert. Jetzt will Elias die Gelegenheit nutzen und den Großvater in einem Gespräch um eine Erklärung für die Vergangenheit und sein Sonnenblumen-Tattoo bitten. Leider kommt es nicht mehr dazu, denn der Großvater verstirbt in der Nacht nach der Geburtstagsfeier. Nun hat Elias neue Probleme, sein Auto muß repariert werden und er scheint der einzige Verwandte gewesen zu sein, also muß er die Beerdigung organisieren und sich um sein Erbe kümmern. Soweit so gut, dann beginnt das Kennenlernen der Dorfbewohner. Und die sind eine Ansammlung von skurrilen Figuren. Allesamt sonderlich, aber miteinander eng verbunden, sie wollen ausharren bis die Bagger kommen und besitzen alle Furcht einflößende, namenlose Hunde. Was ist hier eigentlich los? Und was steckt hinter den angeblichen Geschäften des Großvaters? Weshalb gibt es hier ein großes Autohaus, wenn keine Kunden vorhanden sind? Die Autowerkstatt hat einen Maschinenpark, den keiner braucht, weshalb? Der Priester scheint zu trinken und predigt in der leeren Kirche. Nichts scheint hier normal. Und dann kommen unerklärlicher weise die Ersatzteile für sein Auto nicht, so daß er in dem Dorf quasi gefangen ist.

Darüber hinaus gibt es noch weitere Stränge aus seiner und des Großvaters Vergangenheit sowie einen aktuellen Strang über Personen, die Elias beobachten und sich mit Walkie-Talkies darüber austauschen.


Ich kenne den Autor vor allem aus der ZORN-Reihe und mir hat sein Schreibstil sehr gut gefallen. Der Schreibstil des vorliegenden Thrillers hat mir anfangs zugesagt und war fesselnd, aber im Laufe der Handlung ließ die Begeisterung dann Schritt für Schritt nach. Die Figur des Elias fand ich gut beschrieben, ich konnte ihn und die Schauplätze bildlich vor mir sehen. Seine Handlungen waren teilweise nachvollziehbar, aber ich hätte ihm schon etwas mehr Argwohn gewünscht. Mit den seltsamen Dorfbewohnern hat der Autor seine Leser an der Nase herumgeführt, sie immer wieder auf neue falsche Fährten gelockt, und einen abstrusen Schauplatz für den Showdown gewählt. Ab einem gewissen Punkt wurde die Story für mich zu konstruiert, verwirrend und unglaubwürdig. Manches wirkte tatsächlich wie die Hölle auf Erden. Ich werde aber gerne wieder einen Band der ZORN-Reihe lesen.

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Veröffentlicht am 23.02.2020

Spannender Auftakt einer neuen Reihe

Feuerland
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Der Prolog beginnt mit einem Überfall auf ein exklusives Juweliergeschäft in Stockholm, bei dem auf den ersten Blick kein Schaden entstand. Kurz darauf werden unerklärlicher weise zwei Banker entführt ...

Der Prolog beginnt mit einem Überfall auf ein exklusives Juweliergeschäft in Stockholm, bei dem auf den ersten Blick kein Schaden entstand. Kurz darauf werden unerklärlicher weise zwei Banker entführt und gegen hohe Lösegeldforderungen freigelassen und auf den ersten Blick scheint kein Zusammenhang zu bestehen.

Dann kommt die Protagonistin, Kriminalkommissarin Vanessa Frank, 42 Jahre ins Spiel. Sie ist lebt in Scheidung und ist derzeit vom Dienst bei der Sonderheit Nova suspendiert, weil sie mit Alkohol am Steuer von Kollegen angehalten wurde. Um ihren guten Willen zu zeigen, erklärt sie sich zu einer Therapie bereit. Außerdem engagiert sie sich für Flüchtlingsmädchen und lernt ihnen Grundzüge zur Selbstverteidigung. Auch dies vor allem, um der Langeweile zu entrinnen. Als ein Mädchen spurlos verschwindet, muß sie sich einmischen und der Sache auf den Grund gehen. Im Laufe der Handlung bekommt sie als engen Verbündeten Nicolas Paredes, der früher bei einer Spezialeinheit der schwedischen Streitkräfte war, dadurch eine ausgezeichnete Ausbildung genossen hat, aber unehrenhaft entlassen wurde und jetzt als Tellerwäscher arbeitet. Seine ganz besondere Sorge gilt seiner autistischen Schwester.

Ein weiterer Strang führt nach Feuerland und hier in die deutsche Siedlung Colonia Rhein mit seinen 150 Einwohnern. Carlos Schillinger ist hier der große Anführer und die Bewohner sind ihm auf Gedeih und Verderben ausgeliefert. Ferner sind die Politik und Polizei durchwegs korrupt und tanzen nach seiner Pfeife. Jetzt wartet Schillinger auf die letzte Lebendladung von philippinischen Kindern, die in ein Versteck gebracht werden, um dort auf ihr weiteres Schicksal zu warten. Um künftig für Nachschub zu sorgen, bekommt die Legion in Schweden den Auftrag, Flüchtlingskinder, die ohne Familie nach Schweden gekommen sind, zu rekrutieren. Die Clinica Bavaria, die vor allem wegen ihrer Organbank und Stammzellenforschung bei wohlhabenden Asiaten sehr bekannt ist, wartet dringend auf Organe.

Die Stränge, die anfangs noch lose Fäden waren, werden am Ende zu einem Ganzen verwoben und restlos aufgeklärt. Für mich blieben keine Fragen offen.


Es war mein erstes Buch des Autors und ich empfand es als eine absolut rasante, spannende Story ohne irgendwelche Hänger bzw. Längen. Die Themen Organhandel und kriminelle Organisationen sind an und für sich schon brisant, aber speziell der Organhandel hätte für mich noch gerne näher beleuchtet werden können. Die Kapitel wurden oft mit einem Cliffhanger beendet, so daß ich unbedingt weiter lesen mußte. Vanessa und Nicolas waren grundsätzlich sehr unterschiedliche Charaktere, aber zusammen ein unerschrockenes Team, dem keine Gefahr zu groß war, um an ihr Ziel zu kommen. Es wurde aus diversen Perspektiven geschrieben, so daß es zu keiner Zeit langweilig wurde. Der Schreibstil ließ sich angenehm lesen, manches war für mich etwas überspitzt bzw. übertrieben, was der Action geschuldet war aber dafür ist es ein Thriller und nichts für schwache Nerven. Ich werde den Autor auf jeden Fall im Auge behalten.

Ich fühlte mich gut unterhalten und für das Buch gibt es von mir eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 05.02.2020

Die Wälder - geheimnisvoll, düster und gruselig

Die Wälder
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Nina erfährt vom Tod ihres Kindheitsfreundes Tim. Er wollte sie noch telefonisch erreichen und als ihm dies nicht gelang, hat er ihr eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen. Er hat das letzte Puzzleteil ...

Nina erfährt vom Tod ihres Kindheitsfreundes Tim. Er wollte sie noch telefonisch erreichen und als ihm dies nicht gelang, hat er ihr eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen. Er hat das letzte Puzzleteil gefunden. Nina weiß was damit gemeint ist, er hat eine Spur von seiner verschwundenen Schwester Gloria gefunden. Sie verschwand vor vielen Jahren spurlos, aber Tim war davon überzeugt, daß sie im Wald gefangen gehalten wird. Als nun ein anderen Freund – David – Kontakt aufnimmt, stellen sie fest, daß auch er diesen Hinweis von Tim bekommen hat und sie beschließen, wenn auch zuerst zögerlich, den Auftrag Tims, auszuführen.

In einem zweiten Strang, der sich ganz klar durch ein anderes Schriftbild unterscheidet, erfährt man von einer Kinderclique auf dem Dorf - ihre Erlebnissen und Mutproben. Am Ende jedoch eine Nacht, die sie traumatisiert und die Kindheit beendet.

Wenn man endlich versteht, wie die beiden Stränge zusammenhängen wird mit einem Mal so manches klarer und man begibt sich gemeinsam mit den beiden auf die Suche nach dem letzten Puzzleteil im Wald und damit nach Gloria.

Diese Suche von Nina und David nach Gloria und der Rachefeldzug im Wald waren mir persönlich zu konstruiert und unrealistisch. Der Weg zur Auflösung wartet nochmals mit einer überraschenden Wendung auf und das Ende des Ganzen gefiel mir hingegen gut, so daß keine Fragen offen blieben.


Ich habe alle Bücher der Autorin gelesen,deshalb wollte ich auch sofort ihren neuen Thriller lesen. Sehr schön fand ich, daß wir es mit einem Einzelband zu tun haben, endlich einmal keine Krimireihe! Die Autorin schreibt spannend, rasant und die Cliffhanger sorgen dafür, daß man als Leser das Buch kaum aus der Hand legen kann. Obwohl, nach jedem Kapitel hätte es dieses Cliffhangers nicht bedurft. Sympathisch fand ich die Figuren nicht, besonders detailliert war ihre Charakterisierung auch nicht, die Atmosphäre des Waldes hingegen war für mich sehr gut geschildert.

Mit diesem Thriller fühlte ich mich gut unterhalten, habe ihn gerne gelesen, mein Lieblingsbuch der Autorin ist es allerdings nicht.

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Veröffentlicht am 04.02.2020

Spannender Cold Case

Wisting und der fensterlose Raum
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Beim Tod des 69jährigen pensionierten Politikers Bernhard Clausen werden in einem fensterlosen Raum des Wochenendhauses ein Pappkarton mit Fremdwährungen im Wert von ca. 5 Mio. Euro/Dollar, d.h. 80 Mio. ...

Beim Tod des 69jährigen pensionierten Politikers Bernhard Clausen werden in einem fensterlosen Raum des Wochenendhauses ein Pappkarton mit Fremdwährungen im Wert von ca. 5 Mio. Euro/Dollar, d.h. 80 Mio. Kronen gefunden. Clausen war Witwer und sein Sohn starb bei einem Unfall, er hinterließ eine schwangere Freundin.

Bei der genauen Untersuchung der Geldscheine stellt sich heraus, daß das Geld vermutlich aus dem sog. Flugzeugraub im Jahr 2003 stammt. Damals verschwand das Geld spurlos.

William Wisting ermittelt verdeckt und erhält bei seiner Arbeit Unterstützung von seiner Tochter Line, die ihm vor allem bei der Recherche zur Person von Bernhard Clausen hilft . Sie erfährt im großen und ganzen nur positives über ihn, Ausnahme war u.a. 2003, hier hatte er eine schwierige Phase und nach dem Tod seiner Frau hat er sich verändert. Außerdem steht Wisting sein Kollege Adrian Stiller zur Seite. Es ergeben sich viele Fragen, aber die wichtigste ist natürlich, wie kommt der angesehene Politiker zu dem Geld aus dem Flugzeugraub, hatte sein Sohn tatsächlich einen Unfall und was ist mit dem verschwundenen Simon Meier?




Es war mein erstes Buch des Autors. Der Schreibstil ließ sich flüssig lesen. Die Story ist vielschichtiger als zuerst vermutet, sie war eher ruhig und unblutig. Es wird solide Ermittlungsarbeit geschildert und das Ganze nimmt erst langsam Fahrt auf. Am Ende scheint vor allem Line dem Täter zu nahe zu kommen, denn sie gerät ernsthaft in Gefahr. Das Team, ihre Handlungen und auch die Schauplätze hatte ich bildhaft vor Augen. Da der Autor früher selbst als Polizeihauptkommissar tätig war, sind die Ermittlungen und die Polizeiarbeit authentisch, nachvollziehbar und realistisch beschrieben. Wisting verbeißt sich in den Fall, trotzdem würde ich ihn nicht als besten Ermittler Norwegens bezeichnen. Alles in allem war es ein Fall, nein es wurden mehrere daraus, bei denen man miträtseln konnte und auch wieder überraschende Wendungen erlebte, um neue Überlegungen anzustellen. Fazit: Ich fühlte mich mit Band 2 gut unterhalten und hatte einige schöne Lesestunden.

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Veröffentlicht am 02.02.2020

Ein brisantes Thema und ein spannender Krimi

Die Toten von Marnow
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Es handelt sich um den Beginn einer neuen Krimireihe, in denen die Kommissare der Frank Elling und Lona Mendt der Kripo Rostock ermitteln.

In ihrem ersten gemeinsamen Fall müssen sie den Mord an Alexander ...

Es handelt sich um den Beginn einer neuen Krimireihe, in denen die Kommissare der Frank Elling und Lona Mendt der Kripo Rostock ermitteln.

In ihrem ersten gemeinsamen Fall müssen sie den Mord an Alexander Beck aufklären. Er war arbeitslos, 47 Jahre, wohnte in einem Plattenbau. Ihm wurde die Kehle durchgeschnitten und es gab Anzeichen für eine Folterung. Anschließend wurde er im Badezimmer aufgehängt. Auf seinem PC werden verdächtige Bilder gefunden, dadurch scheint die Richtung, in die ermittelt wird, klar. Eine Spur führt sie nach Marnow, denn hier war sein Handy vor kurzem für 2 Tage eingeloggt, im Gegensatz zu den Vorjahren, in denen er immer für längere Zeit auf dem Campingplatz Urlaub machte. Dann kommt es zum nächsten Leichenfund. Einem alten, gut situierten Herrn wird in einem Seniorenheim ebenfalls die Kehle aufgeschnitten. Die Hinweise auf Marnow verdichten sich und es stellt sich die Frage, wo liegt die Gemeinsamkeit der beiden Opfer? Es werden falsche Fährten gelegt, aber dann müssen Elling und Mendt erkennen, daß sie es mit hochrangigen, einflußreichen Gegnern zu tun haben.

Frank Elling, Familienmensch, der pünktlichst Feierabend macht, liebt seine Frau Susanne und Tochter Mareike, baut gerade den größten Pool in seiner Straße und lebt damit über seine Verhältnisse. Seine demente Mutter wohnt in einem Seniorenheim und hier muß er jeden Monat einen Zusatzbeitrag aufbringen.

Kollegin Lona Mendt, kürzlich aus Hannover nach Rostock versetzt, sehr zurückhaltend, fährt mit ihrem Motorrad zu den Einsätzen, lebt in einem Wohnmobil und kämpft mit unbekannten Dämonen aus der Vergangenheit.

Gemeinsamkeit der beiden – ihr Baugefühl trügt sie selten. Allerdings arbeiten sie nicht immer moralisch einwandfrei, sie setzen sich auch über Gesetze hinweg und vor allem Elling handelt teilweise für einen Polizisten recht fragwürdig.



Ich habe schon etliche Bücher des Autors – auch als Gil Ribeiro – gelesen und sein Schreibstil ist stets flüssig und spannend. Seine Idee, dieses brisante deutsch-deutsche Thema zu einem Krimi zu verarbeiten, fand ich sehr gut. Wie in allen seinen Büchern beschreibt er die Atmosphäre (hier des heißen Sommers 2003) und die Schauplätze anschaulich und bildhaft, man sieht alles vor sich. Die Ermittler wurden detailliert charakterisiert, so daß man als Leser eine präzise Vorstellung von ihrer privaten Situation und auch ihrem geschäftlichen Miteinander bekam. Schlußendlich finden sie zu einem homogenen Team zusammen, das sich absolut vertrauen kann. Der Showdown am Ende wirkte für mich etwas überzogen, der Epilog war dann ein runder Abschluß.

Ein Krimi, der mir wegen des Themas bestimmt noch länger im Gedächtnis bleiben wird und der zu Diskussionen anregt. Von mir bekommt er eine Leseempfehlung!

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