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Veröffentlicht am 02.03.2022

Fortsetzung der Sylt-Saga vor historischer Kulisse

Das Dünencafe
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Nach dem Ende des ersten Weltkrieges hat Moiken alle Hände voll zu tun, um die Strandvilla wieder herzurichten. Auch das Dünencafe im Strandpavillon ist während des Krieges von Soldaten besetzt und beschädigt ...

Nach dem Ende des ersten Weltkrieges hat Moiken alle Hände voll zu tun, um die Strandvilla wieder herzurichten. Auch das Dünencafe im Strandpavillon ist während des Krieges von Soldaten besetzt und beschädigt worden, doch Moiken ist nicht bereit, ihren Traum aufzugeben und setzt alles daran, das Cafe ebenfalls eröffnen zu können. Da kommt ihr die Nachricht, dass die Insel durch einen Damm mit dem Festland verbunden werden soll, gerade recht, denn sie erhofft sich davon mehr zahlende Urlaubsgäste. Leiter des Dammbauprojekts wird der charismatische Ingenieur Adam von Baudissin, der Moiken seinerzeit als allererster Gast des Strandcafes in guter Erinnerung geblieben ist.

"Das Dünencafe" von Sina Beerwald ist der zweite Teil der historischen Sylt-Saga und spielt während der Jahre nach Beendigung des ersten Weltkrieges. Dabei zeigt die Autorin anschaulich, dass die "goldenen" Zwanzigerjahre nicht für Jeden so glänzend waren, wie sie oft in Filmen und Büchern dargestellt werden. Ihre Protagonistin Moiken hat nicht nur mit dem Mangel an Urlaubern und der Inflation zu kämpfen, als Frau, die alleine ein Hotel führt, wird ihr Handeln oft angezweifelt, denn die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau liegt noch weit in der Zukunft. Wie schon im ersten Band bin ich mit Moiken nicht so richtig warm geworden, ihre kühle Art und die daraus folgenden Entscheidungen konnte ich oft nicht nachvollziehen.

Den Schreibstil kann ich nur als fesselnd bezeichnen, Sina Beerwald verknüpft gekonnt historische Fakten mit dem Leben ihrer fiktiven Figuren, die alle sehr anschaulich beschrieben sind. Da ich viele der Personen schon aus dem Vorgängerroman kannte, habe ich es genossen, sie wieder zu besuchen und ein wenig länger an ihrem Lebensweg teilhaben zu können. Auch der Hintergrund war für meinen Geschmack wunderbar bildlich dargestellt, so dass ich das Leseerlebnis wie einen kleinen Urlaub auf Sylt empfunden habe. Das Ende wartet mir einem überraschenden Cliffhanger auf, der meine Spannung auf den abschließenden dritten Band der Reihe noch einmal gesteigert hat. Für den ausgiebig recherchierten historischen Roman spreche ich gern eine Leseempfehlung aus.

Fazit: Auch der zweite Teil der Sylt-Saga hat mich durch den fesselnden Schreibstil und die eingearbeiteten historischen Fakten überzeugt. Mit der Protagonistin, die ich als typisch kühles Nordlicht empfinde, werde ich wohl nicht mehr so ganz warm werden, was dem Lesevergnügen meiner Meinung nach aber keinen Abbruch getan hat. Den wunderbar zu lesenden Mittelteil der Trilogie empfehle ich gern weiter.

Veröffentlicht am 25.02.2022

Herrlich amüsante Geschichte über Ehe, Familie und Wechseljahresbeschwerden

Einatmen, ausrasten
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Eliza Finch ist fünfzig Jahre alt und kämpft sich durch den alltäglichen Wahnsinn einer eingeschliffenen Ehe, launischen Teenagern und Wechseljahresbeschwerden. Obwohl sie ihren Mann Paddy immer noch liebt, ...

Eliza Finch ist fünfzig Jahre alt und kämpft sich durch den alltäglichen Wahnsinn einer eingeschliffenen Ehe, launischen Teenagern und Wechseljahresbeschwerden. Obwohl sie ihren Mann Paddy immer noch liebt, läuft die Beziehung zur Zeit eher mäßig, auch beruflich fühlt sie sich eher auf dem Abstellgleis. Ihr Alltag wird von den Bedürfnissen der Kinder, Hitzewallungen und einigen Wutanfällen dominiert, als Eliza das alles zu viel wird, bricht sie aus und begibt sich auf einen irrwitzigen Bootstrip.

"Einatmen, ausrasten" von Georgie Hall ist eine herrlich witzige Geschichte über die Tücken, die das Leben während der Wechseljahre mit sich bringt. Selten habe ich mich so über ein Buch amüsiert, wobei ich mir anfangs nicht sicher war, ob ich über Elizas Leben lachen oder weinen sollte - da ich selbst nur wenige Monate jünger bin als die Protagonistin, kommen mir einige der beschriebenen Szenen auf beinahe tragische Weise bekannt vor. Eliza ist eine Figur, die mir sofort sympathisch war, die Art und Weise, wie sie durch ihren hektischen Alltag stürzt und dabei mit Hitzewallungen, Selbstzweifeln und den emotionalen Begleiterscheinungen der Wechseljahre kämpft, hat mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht.

Den Schreibstil habe ich als sehr eingängig und humorvoll empfunden, die augenzwinkernde Erzählweise der Autorin hat mich von der ersten bis zur letzten Seite mit genommen. Elizas chaotisches Leben hat sich für mich authentisch angefühlt und ich habe die kleinen Siege mit ihr gefeiert und die Niederlagen bedauert. Sie und auch die Figuren in ihrem Umfeld fand ich lebensecht beschrieben, so das sie vor meinem geistigen Auge gut sehen konnte und tief in der Handlung versunken war. Für dieses wunderbar amüsante Leseerlebnis spreche ich gern eine Empfehlung aus.

Fazit. In herrlich humorvoller Schreibweise und mit einem Augenzwinkern lässt Georgie Hall ihre Protagonistin durch ihr chaotisches Leben stürzen. Dabei beschreibt sie den alltäglichen Wahnsinn zwischen Eheproblemen, launischen Teenagern und Wechseljahresbeschwerden so amüsant, dass ich für das Buch eine unbedingte Leseempfehlung ausspreche.

Veröffentlicht am 24.02.2022

Keine typische Liebesgeschichte, dennoch lesenswert

Jeder Tag für dich
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Seit sieben Jahren steht Mary jeden Tag nach der Arbeit am Bahnhof des Londoner Stadtteils Ealing und hält ein Schild in den Händen, auf das sie "Komm nach Hause Jim" geschrieben hat. Als die Reporterin ...

Seit sieben Jahren steht Mary jeden Tag nach der Arbeit am Bahnhof des Londoner Stadtteils Ealing und hält ein Schild in den Händen, auf das sie "Komm nach Hause Jim" geschrieben hat. Als die Reporterin Alice auf Mary aufmerksam wird, erhofft sie sich eine spannende Geschichte für die Reportage, die ihren Job bei der kleinen Lokalzeitung retten könnte. Und so freundet sie sich mit der einsamen Frau an und beginnt nach Jim und den Ursachen für sein plötzliches Verschwinden zu suchen. Doch ist Mary bereit, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen?

"Jeder Tag für dich" von Abbie Greaves ist eine Geschichte, die durchaus romantische Elemente mit bringt, dennoch würde ich das Buch nicht als typischen Liebesroman bezeichnen. Den Sticker auf dem Cover, mit dem der Verlag für "Die unvergesslichste Liebesgeschichte des Jahres" wirbt, habe ich schlichtweg als irreführend empfunden. Sicher stellt Marys Liebe zu Jim den roten Faden dar, der die Figuren durch die Handlung begleitet, doch die Themen Einsamkeit, Depression und Trauer sehe ich als ebenso bedeutend für den Verlauf der Geschichte an.

Mary war eine Protagonistin, die ich zwar sympathisch fand, der ich aber emotional nicht wirklich nahe kommen konnte. So wie sie ihre Mitmenschen auf Distanz hält, bleibt sie auch zum Leser des Buches auf Abstand, ich konnte ihren Kummer zwar verstehen, aber nicht sonderlich intensiv mit fühlen. Der Roman spielt in zwei Zeitebenen, sowohl in Marys Gegenwart als auch während der früheren Jahre, die sie mir Jim verbracht hat. Dadurch setzte sich das Bild der Beziehung für mich erst nach und nach in langsamen Teilstücken zusammen. Auch durch Marys Augen betrachtet schien mir Jim zunächst kein sonderlich liebenswerter Mensch zu sein, in den Jahren ihrer Beziehung fehlte mir seine Sicht der Dinge, um mich ein wenig in ihn hinein versetzen zu können. Erst ziemlich spät im Handlungsverlauf zeigten sich die Probleme, die sein Verhalten für mich verständlich gemacht haben.

Dennoch mochte ich das Buch kaum aus der Hand legen, die Spannung hielt sich meiner Meinung nach durchweg auf einem hohen Niveau. Einige Abschnitte waren aus der Perspektive der jungen Reporterin Alice dargestellt, von allen Figuren war sie diejenige, der ich emotional am Nächsten gekommen bin. Zu allen anderen Personen konnte ich keinen echten Zugang finden, sie blieben auf eine für mich typisch britische Weise distanziert. Insgesamt hatte ich ein durchaus fesselndes Leseerlebnis, das ich gern weiter empfehle - nur sollte man sich nicht auf eine idyllische Romanze einstellen, ich denke, die Richtung, in der das Buch beworben wird, weckt komplett falsche Erwartungen.

Fazit: Der Roman ist ganz anders, als ich es von der Werbung als "unvergesslichste Liebesgeschichte des Jahres" erwartet hätte - dennoch habe ich das Buch als lesenswert empfunden und spreche gern eine Empfehlung dafür aus.

Veröffentlicht am 24.02.2022

Spannende Geschichte in eindrucksvollen Bildern dargestellt

Harleen
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Die Graphic Novel beschreibt, wie sich die Entwicklung der ehrgeizigen Dr. Harleen Quinzel zu Harley Quinn, der Gespielin des Jokers vollzieht. Aus Harleens eigener Perspektive stellt Stjepan Sejic ihre ...

Die Graphic Novel beschreibt, wie sich die Entwicklung der ehrgeizigen Dr. Harleen Quinzel zu Harley Quinn, der Gespielin des Jokers vollzieht. Aus Harleens eigener Perspektive stellt Stjepan Sejic ihre Vergangenheit dar, ihr berufliches Engagement, sie glaubt, psychopathische Straftäter mit neuen Behandlungsmethoden heilen zu können. Doch schon bevor sie ihre Arbeit im Arkham Asylum antritt, trifft sie auf den Joker, gerade als die Alpträume wieder nachlassen muss sie sich beruflich mit ihm auseinander setzen. Er gehört nun zu ihren Patienten und beherrscht Harleens Gedanken am Tag und ihre Träume in der Nacht.

"Harleen" von Stjepan Sejic ist der erste von drei Bänden, die von DC Black Label im Großformat heraus gegeben werden und die eigenständige Geschichte einer der Figuren aus dem Batman-Universum erzählen. Dabei haben mich besonders die eindrucksvollen Bilder auf Harleens Geschichte aufmerksam gemacht, die durch sie Seitengröße wunderbar zur Geltung kommen. Der feste Einband verstärkt den hochwertigen Eindruck des Buches um die rätselhafte Harley Quinn.

Zunächst steht allerdings nicht ihr "böses Ich" im Vordergrund, am Anfang zeigt sich Harleen als verletzliche junge Frau, in die ich mich gut hinein fühlen konnte. Da sie selbst erzählt, wie sich ihre Entwicklung vollzogen hat, sieht der Leser hinter ihrem unschuldigen Wesen bereits ab und zu Harley Quinn hervor blitzen, was die Spannung für mich nicht verringert hat. In dieser Zeit trifft sie auf einige andere Charaktere, z.B. Harvey Dent, der sich später zum Bösewicht Two Face entwickeln wird. Insgesamt habe ich mich von der Novel prächtig unterhalten gefühlt und freue mich schon auf die beiden Fortsetzungsbände.

Fazit: Die Vorgeschichte von Harley Quinn wird in eindrucksvollen Bildern, die durch das große Format besonders zur Geltung kommen, dargestellt. Mich hat die Graphic Novel gefesselt und fasziniert, so dass ich sie gern weiter empfehle.

Veröffentlicht am 23.02.2022

Spannender Fall mit komplexer Ermittlerfigur

So kalt der See
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Auf einem Schrottplatz wird ein Toter gefunden, der in einer skurrilen Installation an einem Turm aus Autos aufgehängt wurde. Noch während sie zum Mordschauplatz unterwegs ist, sieht Cora Merlin, dass ...

Auf einem Schrottplatz wird ein Toter gefunden, der in einer skurrilen Installation an einem Turm aus Autos aufgehängt wurde. Noch während sie zum Mordschauplatz unterwegs ist, sieht Cora Merlin, dass die Fahrerin des Autos neben ihr stumm um Hilfe ruft und nimmt die Verfolgung auf. Kurz darauf erlebt sie, wie ein Mann in seinem Haus erschossen wird und die verängstigte Fahrerin flüstert ihr zu, dass der Täter ihr Kind in seiner Gewalt hat - die Suche nach dem Mädchen und weitere grauenvolle Taten hetzten Cora durch das Lindauer Umfeld, so dass sie erst spät bemerkt, wie sich ihr Kollege Christian Fischl vom Team absondert.

"So kalt der See" von Tina Schlegel ist der zweite, äußerst spannende Fall um die Kommissarin Cora Merlin und ihr Team. Die Ermittlerin kenne und mag ich schon aus ihrem ersten Fall "Gewittersee", doch auch ohne diese Vorkenntnisse kann man diesen Kriminalroman gut verfolgen, es gibt nur wenige kurze Rückblenden, die zum Verständnis des aktuellen Geschehens keine Rolle spielen.

Mit der Protagonistin Cora Merlin hat die Autorin eine komplexe Figur erschaffen, in deren Gedankenwelt sie uns Leser häufig Einblick gewährt. Durch ihre Synästhesie nimmt Cora äußere Eindrücke oft sehr differenziert wahr und erkennt manche Zusammenhänge, die ihre Kollegen nicht sehen. Dabei haben mir ihre vielschichtigen Gedankengänge viel Konzentration abgefordert, was das Lesevergnügen meiner Meinung nach nicht geschmälert hat, ganz im Gegenteil. Doch auch ihre Kollegen sind umfassend genug vorgestellt, dass ich sie alle als realistische Personen empfunden habe und mit ihnen mit fiebern konnte.

Den Schreibstil kann ich nur als äußerst fesselnd bezeichnen, der Spannungsbogen hat sich meiner Meinung nach straff durch die gesamte Handlung gezogen, ich mochte das Buch zwischendurch kaum aus der Hand legen. Als ganz besonderes Stilmittel habe ich empfunden, dass Tina Schlegel am Anfang eines neuen Absatzes oft unklar gelassen hat, an wessen Perspektive sie den Leser gerade teil haben lässt, erst nach ein oder zwei Seiten war für mich ersichtlich, welche Figur aktuell im Vordergrund steht. Auch die Spurensuche ist sehr vielschichtig und komplex dargestellt, zusammen mit Cora hat sich mir der Fall erst Schritt für Schritt entschlüsselt. Für diesen äußerst spannenden Regionalkrimi spreche ich gern eine Leseempfehlung aus.

Fazit: Cora Merlins zweiter Fall besticht durch einen äußerst komplexen Handlungsfaden, gemeinsam mit der Kommissarin bin ich vielen verschiedenen Spuren gefolgt, deren Zusammenhang sich mir erst kurz vor dem Ende erschlossen hat. Dieses Leseerlebnis hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt, so dass ich den Kriminalroman gern weiter empfehle.