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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.07.2021

Packend und authentisch geschrieben

Im Westen ist Amerika
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Im Jahr 1792 wird das Leben in Paderborn durch Armut und scheinheilige Frömmigkeit bestimmt. Der siebzehnjährige Johannes Bargfeld ist auf Wilderei angewiesen, um nicht zu verhungern, als er eines Tages ...

Im Jahr 1792 wird das Leben in Paderborn durch Armut und scheinheilige Frömmigkeit bestimmt. Der siebzehnjährige Johannes Bargfeld ist auf Wilderei angewiesen, um nicht zu verhungern, als er eines Tages dabei erwischt wird und in Notwehr den Sohn des Oberforstmeisters erschießt, beginnt eine regelrechte Hetzjagd auf den jungen Mann. Seine Flucht führt ihn zunächst nach Amsterdam und schließlich nach Amerika - doch auch dort liegen Glück und Leid dicht beieinander und Johannes ahnt nicht, dass ihm ein Verfolger seit Paderborn immer noch auf der Spur ist.

"Im Westen ist Amerika" ist das Belletristik-Debüt von Dirk Möller, das mich bis zur letzten Seite hin gefesselt hat. Schonungslos direkt beschreibt der Autor das düstere Leben, zu dem arme Menschen wie Johannes und seine Familie gezwungen waren, dabei hatte ich stets das Gefühl, mitten in der Handlung versunken zu sein, anstatt die Ereignisse "nur" mit Abstand zu beobachten. Emotional bin ich an Johannes´ Seite durch Paderborns Gassen, Gräben und Wälder gehetzt, auch später in Amsterdam war der Schmutz und Gestank für mich beim Lesen äußerst greifbar dargestellt, dadurch hatte ich den Eindruck, nur so durch die Seiten zu gleiten.

Dem Buch ist anzumerken, dass der Autor die historischen Fakten gründlich recherchiert hat, ich habe seine Schilderungen als sehr authentisch empfunden, die düstere Grundstimmung der Geschichte passt meiner Meinung nach gut zum alltäglichen Leben in jener Zeit. Lediglich der Abschnitt nach Johannes´ Ankunft in Amerika hat sich leicht in die Länge gezogen, aber kurz darauf hatte mich die Spannung wieder fest im Griff und ich mochte das Buch bis zur letzten Seite kaum aus der Hand legen. Einer meiner ersten Gedanken nach Beendigung dieses Leseerlebnisses war: "Wann erscheint die Fortsetzung?", dennoch ist die Handlung in sich abgeschlossen und kann so auch als Einzelband stehen bleiben. Für den fesselnden historischen Roman spreche ich gern eine Leseempfehlung aus.

Fazit: Nach wenigen Sätzen war ich schon tief in die Geschichte eingetaucht, die Spannung hat mich beinahe durchgängig gefesselt, so dass ich das Buch trotz der recht düsteren Grundstimmung mit Begeisterung weiter empfehle.

Veröffentlicht am 06.07.2021

Auch der zweite Fall um KHK Toni Sanftleben hat mich gefesselt und begeistert

Kalte Havel
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Am Havelufer wird die Leiche eines jungen Mannes aufgefunden, einer seiner Freunde, mit dem das Mordopfer in der Nacht unterwegs war, wird vermisst. Dessen Mutter, die Staatsanwältin Caren Winter, überredet ...

Am Havelufer wird die Leiche eines jungen Mannes aufgefunden, einer seiner Freunde, mit dem das Mordopfer in der Nacht unterwegs war, wird vermisst. Dessen Mutter, die Staatsanwältin Caren Winter, überredet Toni Sanftleben, in den aktiven Dienst zurück zu kehren, um die Suche nach ihrem Sohn zu leiten. Neben den Ermittlungen halten den Kommissar auch seine privaten Probleme auf Trab, zwar lebt seine lange verschollene Frau Sofie inzwischen bei ihm auf dem Hausboot, doch zwischen den Eheleuten hat sich eine Distanz aufgebaut, die Toni trotz aller Bemühungen nicht überwinden kann.

"Kalte Havel" von Tim Pieper ist der zweite Fall um den sympathischen KHK Toni Sanftleben, der mich, wie schon sein voriger Band auf ganzer Linie begeistert hat. Tim Piepers Schreibstil kenne und mag ich schon aus zwei anderen Regionalkrimis (ich bin mit Tonis fünftem Fall in die Reihe eingestiegen und lese nun die Vorgänger in chronologischer Folge). Daher hat der Ermittler schon einen Stammplatz in meinem Herzen und ich genieße es, mehr über sein privates Leben zu erfahren. Meiner Meinung nach gibt das dem Charakter Tiefe, so dass Toni für mich keine flache Papierfigur ist, sondern sich real und lebendig anfühlt, ich hoffe, bange und leide beim Lesen mit ihm mit.

Auch seine Ermittlungen sind spannend geschildert, immer wieder gibt es kleine Rückblicke, die das Geschehen aus der Sicht des Opfers und einige Male sogar aus dem Blickwinkel des Täters beleuchten. Dabei bin ich willig allen Spuren gefolgt, die der Autor für seine Leser ausgelegt hat, dennoch war ich von der Auflösung des Falles sehr überrascht. Auch in diesem Roman wird der Hintergrund im idyllischen Havelgebiet umfassend und bildlich beschrieben, im Rahmen der Handlung habe ich unter Anderem die Beelitzer Heilstätten erkundet und einiges über die regionale Geschichte erfahren. Damit hat Tim Pieper die für mich perfekte Mischung aus spannender Krimihandlung, Einblick in das persönliche Leben des Ermittlers und Beschreibung der Umgebung geschaffen, so dass ich dieses wunderbare Leseerlebnis gern weiter empfehle.

Fazit: Spätestens mir diesem Buch steigt Tim Pieper in die Ränge meiner liebsten Krimiautoren auf, seine Fälle sind spannend und Toni Sanftleben ist ein Ermittler, den ich mittlerweile sehr mag. Auch die Havelregion, in der die Geschichte spielt, ist einladend geschildert, so dass ich immer mehr Lust bekomme, mir die Schauplätze einmal selbst anzusehen. Für den fesselnden Regionalkrimi spreche ich mit Freude eine Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 05.07.2021

Konnte mich nicht so ganz packen

Liebe auch an Regentagen
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Nach vierundzwanzig Ehejahren, in denen Lauren sich schon oft von ihrem boshaften Ehemann trennen wollte, zieht sie endlich in ein eigenes Zuhause. Doch Brad, der egozentrische Chirurg, will nicht auf ...

Nach vierundzwanzig Ehejahren, in denen Lauren sich schon oft von ihrem boshaften Ehemann trennen wollte, zieht sie endlich in ein eigenes Zuhause. Doch Brad, der egozentrische Chirurg, will nicht auf seine Ehefrau verzichten, die ihm im privaten Bereich immer den Rücken frei gehalten hat und auch Laurens älteste Tochter wirft ihr vor, die "heile" Familie kaputt zu machen. Als Lauren in einem Kirchgarten Beau kennen lernt und ihn später in ihrem neuen Wohnviertel wieder trifft, werden sie zunächst Freunde. Erst Monate später entwickeln sich zarte Gefühle, doch weder Beaus Exfrau noch Brad wollen das Ende ihrer Ehen akzeptieren....

"Liebe auch an Regentagen" ist das erste Buch, das ich von Robin Carr gelesen habe und leider konnte es mich nicht wirklich überzeugen. Obwohl mich das Buch von Klappentext her sehr gereizt hatte, fiel es mir schwer, emotionale Nähe zu den Figuren her zu stellen. Gerade Lauren, die doch im Mittelpunkt der Geschichte steht, blieb für mich flach und farblos, Beau hingegen wirkte beinahe zu gut um wahr zu sein. Auch die Handlung habe ich als seicht dahin plätschernd empfunden - sehr schade, wo doch die Thematik so viel Potential geboten hat. Der Schreibstil war nicht direkt als langweilig zu bezeichnen, so dass ich mich hätte durch das Buch kämpfen müssen, doch gefesselt hat es mich letztendlich auch nicht.

Beide Protagonisten haben schwierige Expartner, die das Ende der jeweiligen Ehe nicht akzeptieren können und es kommt zu allerlei Krisen und problematischen Szenen, auch die inzwischen erwachsenen Kinder, die die jahrelangen Ehedramen mit erleben mussten, reagieren sehr verschieden auf die Trennung ihrer Eltern. Und doch schien es mir, als ob sich nach jeder neuen Krise das jeweilige Problem recht schnell und beinahe wie von selbst wieder aufgelöst hat, für meinen Geschmack wurde hier zu wenig Gefühl transportiert. So reicht es in meiner Bewertung nur für drei Sterne, was ich ungefähr als "Kann man lesen, muss man aber nicht" übersetze.

Fazit: Das Thema physische und psychische Gewalt in der Ehe wird in diesem Buch zwar angesprochen, doch leider entfaltet die Geschichte ihr Potential nicht so recht, die Handlung plätschert eher oberflächlich dahin.

Veröffentlicht am 01.07.2021

Kann man lesen, muss man aber nicht

Nudel im Wind
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Gregor ist eigentlich eine gute Partie, dennoch klappt es nicht mit den Frauen - was wohl auch mit seinen gewollt albernen Anmachsprüchen zu tun hat. Als er im Supermarkt versucht, die hübsche Visagistin ...

Gregor ist eigentlich eine gute Partie, dennoch klappt es nicht mit den Frauen - was wohl auch mit seinen gewollt albernen Anmachsprüchen zu tun hat. Als er im Supermarkt versucht, die hübsche Visagistin Lisa anzusprechen, eilt ihr Privatdetektiv und Hobbyboxer Justus zu Hilfe. Doch schon kure Zeit später sind die drei ein gutes Team und arbeiten zusammen an einer Abnehm-Show, für die Lisa Gregors Idee an einen Fernsehsender vermarktet hat. Dabei läuft natürlich nicht alles nach Plan und es ergeben sich einige recht skurrile Wendungen.

"Nudel im Wind" ist das erste Buch, das ich von Jürgen von der Lippe gelesen habe und leider war es nicht dazu angetan, mein Interesse an weiteren Werken des Autors zu wecken. Trotz dem es nur knapp 260 Seiten umfasst, dauerte es gefühlte Ewigkeiten, bis ich mich durch die etwas zähe Handlung gekämpft hatte und mit jeder Seite habe ich mich mehr gefragt, warum ich es eigentlich jemals lesen wollte. Dabei enthält die Geschichte tatsächlich genau das, was der Klappentext verspricht, doch obwohl ich die Fernsehauftritte des Autors durchaus mag und somit schon eine gewisse Grundsympathie bei mir vorhanden war, konnte ich dem Humor des Buches absolut nichts abgewinnen.

Den Handlungsverlauf habe ich als parodistisch überspitzt empfunden (oder vielleicht geht es hinter den Kulissen der TV-Produktionen tatsächlich so zu), den Rahmen bildeten kleine Einblendungen , in denen der Autor den Schreibprozess und die Kommentare seiner Frau zu den von ihr gelesenen Abschnitten schildert, Szenen einer Ehe, doch auch hier hat mich die gewollt humorvolle Schreibweise nicht erreichen können. Zugegeben, ein- oder zweimal haben meine Mundwinkel beim Lesen gezuckt, doch dem erwarteten Feuerwerk an Witz hat das eben nicht entsprochen.

Auch die nebenher aufgelisteten Zutaten für allerlei kulinarische Genüsse, in denen die Figuren schwelgen, fand ich wenig ansprechend. Wobei ich mir vorstellen kann, dass das Hörbuch, das Jürgen von der Lippe selbst liest, sein Publikum eher erreicht, wenn er seine ganz eigene Sprechweise wirken lässt. In Papierform gelesen empfand ich die Geschichte eher flach und der Humor konnte mich nicht überzeugen.

Fazit: Ein Buch das man lesen kann, aber nicht muss. Es gab durchaus Stellen an denen ich wissen wollte, wie es weiter geht, aber schlussendlich habe ich mir gefragt, ob die Zeit, die ich zum Lesen verwendet habe, nicht doch verschwendet war.

Veröffentlicht am 30.06.2021

Spannend und fantasievoll, ich bin begeistert

Dark Blue Rising (Bd. 1)
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Solange Tabby zurückdenken kann, ist sie mit ihrer Mutter Cate unterwegs, die Regeln sind immer die selben: Sag niemals deinen Namen, schließe keine Freundschaften, verrate nicht, wo wir wohnen. Als das ...

Solange Tabby zurückdenken kann, ist sie mit ihrer Mutter Cate unterwegs, die Regeln sind immer die selben: Sag niemals deinen Namen, schließe keine Freundschaften, verrate nicht, wo wir wohnen. Als das Mädchen nach einem Unfall ins Krankenhaus gebracht wird, beginnt eine neue Flucht, die mit Cates Verhaftung endet. Erst jetzt erfährt Tabby, dass Cate einst ihr Kindermädchen war, das sie aus dem Haus ihrer wirklichen Eltern entführt hatte. Nach der langen Zeit ist es schwierig für Tabby, sich in der neuen Umgebung bei ihren Eltern, an die sie keine Erinnerungen hat, einzugewöhnen - doch das ist bei weitem nicht ihr einziges Problem......

"Dark Blue Rising" ist das erste Buch, das ich von Teri Terry gelesen habe und es wird mit Sicherheit nicht das letzte bleiben. Nicht nur weil es der Auftakt einer Reihe ist und ich aufgrund vieler unbeantworteter Fragen kaum den Erscheinungstermin des Folgebandes erwarten kann, sondern auch weil mich der Schreibstil der Autorin vollständig begeistern konnte. Die Geschichte lässt sich einfach lesen und ich habe sie als so spannend empfunden, dass ich das Buch zwischendurch kaum aus der Hand legen mochte.

Tabby war mir schnell sympathisch, mit ihren sechzehn Jahren sehnt sie sich nach Freunden, die sie wegen des unsteten Lebens an Cates Seite nie haben konnte. Die Protagonistin und auch alle anderen Figuren waren für meinen Geschmack umfassend genug beschrieben, so dass ich sie mir alle gut vorstellen konnte. Dass Tabby zunächst etwas naiv und unbedarft wirkt, habe ich weniger ihrem Alter als der bisherigen Lebenserfahrungen zugeschrieben. Cate hat sie sehr umweltbewusst erzogen, z.B. sind sie Beide Veganer und fahren ein Elektroauto, aber sie hatte kaum Kontakt mit moderner Kommunikationstechnik, die für die meisten Jugendlichen heutzutage selbstverständlich ist.

Die Geschichte ist in viele kurze Kapitel unterteilt, was für mich das Gefühl nur so durch das Buch zu fliegen noch verstärkt hat. Dabei gibt es immer wieder kleinere Cliffhanger, die mich animiert haben, sofort weiter zu lesen. Es hat mir auch Spaß gemacht, zusammen mit Tabby Informationen zu sammeln und dabei mit zu raten, was es damit auf sich hat. Zum Ende hin sind viele Fragen offen geblieben, deren Beantwortung ich mir im Folgeband erhoffe, dennoch hat mich dieser Roman prächtig unterhalten und ich freue mich schon darauf, mehr aus der Feder der Autorin zu lesen. Von mir gibt es für diesen fantasievollen Reihenauftakt eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Fazit: Für mich hat dieser erste Band einen wunderbaren Beginn der fantastischen Buchreihe dargestellt. Trotz dem am Ende viele Fragen offen geblieben sind, habe ich mich ganz wunderbar unterhalten gefühlt und kann die Fortsetzung kaum erwarten.